Ein paar Minuten später sah sich Albert seinen demolierten Wagen an. Die Heckscheibe war zu zwei Drittel zerplatzt, und das letzte Drittel hing zersprungen und eingefallen noch gerade so im Rahmen. Das Sicherheitsglas war bis in die Fußräume der hinteren Sitzplätze geflogen und glitzerte wie kleine Eiskristalle. Emine kam außer Atem mit gezogener Dienstwaffe zurück, die sie in ihr Holster am Gürtel steckte.
»Grüner Ford, Kennzeichen konnte ich nicht mehr sehen«, meinte sie und stellte sich zu Albert, der an seinem Wagen lehnte und einen faustgroßen Stein in der Hand abwog, der ihnen gerade von einem Mann mit dunklem Hoodie und aufgesetzter Kapuze durch die Scheibe geschmissen worden war. Albert hatte ihn nach dem Wurf noch im Rückspiegel davonlaufen sehen.
Um den Stein herum war ein Zettel gewickelt, den Albert bereits entfaltet hatte. Er las ihn vor. »Jupiter ist tot, euretwegen. Solltet ihr seinen Mörder nicht bald finden, werdet ihr ihm im Jenseits Gesellschaft leisten. Keine Unterschrift.«
»Nett«, sagte Emine.
Einige Kolleginnen und Kollegen, die den Knall und das nachfolgende Splittern der Scheibe gehört hatten, trafen nun bei ihnen ein. Albert berichtete ihnen, was passiert war und dass der Übeltäter schon über alle Berge war. Eine junge Kollegin, die für den Fuhrpark der Polizei zuständig war, bot Albert an, sein Auto in die nahe gelegene Werkstatt zu fahren. Weil sein Privatfahrzeug im Dienst beschädigt wurde, war der Schaden versichert. Er nahm dankend an.
»Zeigst du die Sache an?«, fragte Emine.
»Um damit die Zeit unserer Kolleginnen und Kollegen zu verschwenden? Wir haben genug um die Ohren. Es ist nur eine beschissene Scheibe. Die Drohung ist ein Witz.«
»So witzig finde ich das nicht. Ich meine, da steht, dass die uns umbringen wollen.«
»Teenies, die zu viel Zeit und einen Freund verloren haben. Ich habe keine Angst vor der Sorte Mensch, wie Justus einer war.«
»Wie du meinst.«
»Komm, gehen wir etwas essen. Es war ein langer Tag.«
Emine und Albert aßen in einer kleinen Pizzeria in der Innenstadt. Sie hatten einen Dienstwagen genommen, weil das Auto von Albert bis morgen in der Werkstatt sein würde. Das Essen war gut, fettig und reich an Energie, auch wenn es sicher nicht Alberts Arterien guttat. Er hatte sich für eine kleine Pizza mit Brokkoli, Zwiebeln und scharfer Soße entschieden, während Emine eine kleine Margherita wählte, diese in wenigen Minuten aufgegessen hatte, um sich anschließend noch einen Döner ohne Zwiebeln und Soße zu genehmigen.
»Zwei Dinge«, meinte Albert. »Wie kann in so einem kleinen Körper so viel Nahrung verschwinden, und wie kann man nur Zwiebeln abbestellen? Das wäre so, als würde ich mir ein Fußballspiel ansehen, das ohne Ball ausgetragen wird.«
»Keine Ahnung, ich konnte schon immer viel essen, und keine Ahnung, ich mochte Zwiebeln noch nie. Sie sind scharf, verursachen Mundgeruch und lassen die Augen tränen.«
Albert entgegnete ihren Ausführungen mit einem resignierenden Kopfschütteln und widmete sich wieder seiner Pizza.
An einem anderen Ort saß Aaron auf einem Stuhl und versuchte vergeblich, sich von seinen Fesseln zu befreien.