1 · Sigrun Arenz ·
Deadline

Der Auftrag kommt Ende November, ein grauer, regennasser Abend. Dass die Nachbarn den Garten bereits mit einem Rentierschlitten, aufblasbarem Santa Claus und kaltweißen Energiespar-Weihnachtslämpchen dekoriert haben, kann über den trüben Charakter dieses Donnerstags nicht hinwegtäuschen.

Sie nimmt den Anruf entgegen.

»Wir hätten einen kleinen Auftrag für dich.« Die Stimme klingt freundlich, als ob das eine gute Nachricht wäre. Ist es aber nicht. Sie weiß, was jetzt folgt, muss gar nicht zuhören, sondern denkt bereits über ihre Antwort nach.

»Das kommt eigentlich gerade ein bisschen ungelegen«, erwidert sie ohne rechte Überzeugung. »Ich habe ziemlich viel um die Ohren zurzeit.«

Die Stimme – sie alle nennen sie immer nur »Die Stimme«, vielleicht, weil sie das Sprachrohr des Chefs ist, der sich mit diesen Details nur selten abgibt – zögert nicht einmal. »Na klar, geht uns allen so«, meint sie verständnisvoll. »Aber du weißt ja, wie es läuft in unserer Branche. Wenn man zu lange aus dem Geschäft ist, ist man plötzlich weg vom Fenster … Das geht ganz schnell.«

Keine Spur von Drohung in der professionellen Stimme; das ist auch nicht nötig.

Sie seufzt. »Was springt für mich dabei raus?«, fragt sie, schon halb überredet. Sie kann es sich nicht leisten abzulehnen, und die anderen wissen das.

»Die üblichen Konditionen für diese Art Arbeit.«

»Na gut«, willigt sie ein, fügt, in dem Versuch, der Sache eine heitere Note abzugewinnen, hinzu: »So ein kleiner Auftragsmord sollte sich doch irgendwo einschieben lassen. Bis wann habe ich Zeit?«

»23. Dezember«, antwortet die Stimme, und dann: »Schön, dass du wieder mit an Bord bist.«

 

Erster Advent. Sie hat sich den Park als Operationsbasis ausgesucht. Er geht dort jeden Morgen joggen, noch bevor die anderen unter den Bäumen auftauchen, die Sporthungrigen, die Hundespaziergänger, lange vor den Müttern mit ihren Kindern. Fünfzehn Minuten sind das Zeitfenster für die Tat, ein bisschen riskant natürlich, man weiß nie, ob nicht irgendetwas Unerwartetes passiert, immer ein bisschen gewagt im Freien, aber der Ort hat seine Vorzüge. Da gibt es den Teich, der sich im Sommer unter einem Teppich von Seerosenblättern verbirgt, Heimstatt von unzähligen kleinen Fröschen, die kreuz und quer abtauchen, wenn man sich ihnen nähert. Tief ist er nicht, aber ein Mensch kann in dem Wasser schon verschwinden, für kurze Zeit zumindest, und mehr braucht sie nicht.

Der Schwabacher Stadtpark ist einer der schönsten Orte, die es gibt, eine Wiese, locker mit hohen, schön gewachsenen Bäumen bestanden, eine Mischung aus Garten und Wald, licht, freundlich, und doch durch die Bäume und Büsche geschützt, irgendwie privat. Im Frühjahr säumt ein Meer von Tulpen die Ränder der kleinen Fußpfade, die den Park kreuz und quer durchziehen. Hinter dem Teich der weiße Pavillon, um sein Ufer herum Bänke und Liegen und sogar zwei hölzerne Krokodile, die wahrscheinlich auf der Lauer liegen, um die Froschpopulation zu dezimieren.

Jetzt sind die Äste der Linden und Buchen kahl, die Stämme ragen streng und schwarz über dem winterkurzen Gras in den noch fast ganz dunklen Himmel. Die Bänke sind verlassen, und auf die steinernen Schultern des Engels auf dem Kriegerdenkmal tropft ein schwerer Regen, der jeden Moment zu Schnee werden will und es nicht ganz schafft. Es ist ein schöner und einsamer Ort in der Stunde der Wintermorgendämmerung.

Ihre Hand schließt sich um den Griff der Pistole; Schalldämpfer, Handschuhe, alles überprüft, und sie weiß überhaupt, wie schwer es für die Polizei sein wird, die Kugel zur Tatwaffe und die Waffe selbst zu ihrer Besitzerin zurückzuverfolgen, denn auf so etwas verstehen sie sich in ihrem Geschäft. Schnee, der halb Regen ist, landet auf den Marmorflügeln des Engels und tropft von dort in ihren Kragen, und sie begeht den Fehler aufzublicken, einen Moment lang nur, in das stille steinerne Gesicht, das sich über die Hand mit dem Lorbeerkranz beugt.

Ihre Finger in den Handschuhen verkrampfen sich plötzlich um den Griff des Mordwerkzeugs. Was hat sie sich nur gedacht? Sie liebt diesen Park, und sie wird ihn nie wieder betreten können, ohne daran zu denken, was der steinerne Engel in der Dämmerung gesehen hat. Nie wieder wird sie am Teich sitzen und den springenden Fröschen zuschauen können, ohne sich zu erinnern, was sie selbst in diesem Wasser versenkt hat …

Es ist unmöglich. Ihr Opfer kommt, alleine, wie immer vor allen anderen Nutzern des Parks, beginnt seine Runde am Pavillon, aber sie kann ihn nicht umbringen. Nicht jetzt. Nicht hier in ihrem Park. Sie wird eine andere Gelegenheit finden.

 

Zweiter Advent. Es läuft nicht gut. Sie hat die Woche damit zugebracht, ihr Opfer auszuspähen, seine Gewohnheiten kennenzulernen, seine Schwächen zu finden, zu planen, wann und wie sie zuschlagen soll. Die Pistole hat sie bis auf Weiteres ad acta gelegt, es wird nicht funktionieren, jedenfalls hat sie die Schwierigkeiten in diesem speziellen Fall unterschätzt, und nun weiß sie nicht, wie es weitergehen soll.

Sie ist ihm in sicherem Abstand auf dem Weg von und zu seiner Arbeit gefolgt. Bei einem Adventskonzert hat sie ihn mit seiner Frau gesehen. Der Ehering an seinem Finger war ein kleiner Schock. Sie hat nicht damit gerechnet, dass er verheiratet sein würde. Die beiden haben nebeneinander gesessen, ohne sich zu berühren. In der Pause haben sie gemeinsam Sekt getrunken, über einen Scherz gelacht und am Ende der Veranstaltung über irgendetwas gestritten, das mit dem Auto zu tun hatte; vielleicht hat er es zu weit entfernt geparkt oder sich geweigert, es für sie vor den Konzertsaal zu fahren, etwas in der Art.

Sie kann nicht umhin, sich die Frau auf der Beerdigung vorzustellen, schwarz gekleidet, verheult. Ob sein Tod ihr Leben zerstören wird? Ob sie von der anderen Frau weiß, mit der sie selbst, seine heimliche Verfolgerin, ihn neulich gesehen hat: die üppige, sinnliche Blondine, der man anmerkt, dass sie Geheimnisse hat, Geheimnisse, die nicht unschuldig sind? Aber Geheimnisse hat er auch, ihr Opfer, der Verfolgte. Ob seine Frau eine Ahnung hat? Wahrscheinlich nicht, und, geben wir es ruhig zu, es macht keinen Unterschied. Der Mann ist eine lebende Leiche. Er hat noch bis Weihnachten, maximal, dann geht das Licht aus, und er wird nichts mehr von seinen eigenen Geheimnissen wissen, und es wird ihm egal sein, ob das Geschenk für seine Schwiegermutter ein Erfolg ist oder wieder nicht. Weihnachten ist die Linie, die er nicht überschreiten wird, eine Deadline im wahrsten Sinne des Wortes, sie muss nur endlich in Aktion treten und ihn aus der Welt schaffen. Deadline, eine Todeslinie. Vielleicht sollte sie in Erwägung ziehen, mit einer Garotte zu arbeiten. Unschön, gewiss, aber leise und ökonomisch, und die Zeit wird langsam knapp.

 

Dritter Advent. Nürnberger Christkindlesmarkt. Sie ist ihm durchs Gedränge gefolgt, durch die nach Glühwein und Bratwürstchen riechende Luft, hat etliche Taschendiebe bei der Arbeit beobachtet und einen ihrer Kollegen unauffällig an der Weihnachtskrippe warten sehen. Sie will gar nicht wissen, was er dort vorhat, aber ein simpler Handtaschenraub wird das sicher nicht. »Stille Nacht«, dröhnt es durch die Budenstadt, obwohl es gerade weder still noch Nacht ist. Sie folgt ihrem Opfer in einigem Abstand; sie weiß, wo er sein Auto abgestellt hat, und könnte dort auf ihn warten, aber etwas treibt sie dazu, ihn immer weiter zu beschatten.

»Have yourself a merry little Christmas«, singt es jetzt aus dem Lautsprecher, und sie zieht die Brauen so finster zusammen, dass ein kleines, bratwurstbewehrtes Kind vor ihr anfängt zu weinen. Sie mag dieses Lied nicht, aber das ist nicht der einzige Grund für ihre schlechte Laune. Wie kann man zu Weihnachten jemanden umbringen? Zum Fest der Liebe, zu den Tönen von »Stille Nacht«? Okay, vielleicht ihren Freund, der seine Weihnachtsgeschenke immer erst am letzten Tag einkauft, aber den ganzen Advent hindurch darüber jammert. Oder den Nachbarn, der die ganze Straße mit seinen furchtbaren Dekorationen taghell erleuchtet. Aber einen Fremden, der ihr persönlich nichts getan hat? Geld und der Respekt der Kollegen in der Branche sind das eine, aber während das weinende Kind beginnt, nach seiner Mutter zu schreien, stellt sie sich auf einmal die Frage, ob es das alles wert ist. Am anderen Ende der Budenstraße kämpft sich ihr Opfer gerade durch eine letzte Barrikade aus Glühweintrinkern. Sie lässt ihn laufen. Ihn in seinem Auto zu ermorden wäre ohnehin mit Komplikationen befrachtet gewesen. Sie lässt zu, dass sie ihn aus den Augen verliert, doch dann beißt sie sich verärgert auf die Lippen.

Wieder eine Chance verpasst.

 

Vierter Advent. Langsam steigt sie die alte, hölzerne Treppe hinauf, an deren Ende eine Tür einladend offen steht. Stimmengewirr schlägt ihr zusammen mit dem Geruch von Zimt, Nelken und warmem Wein entgegen, und bei ihrem Eintritt wird sie mit freundlichen Worten und einem Glas Wein begrüßt, das sie hinunterstürzt, ehe sie sich unter die Leute mischt.

Etliche ihrer »Kollegen« sind bereits anwesend; manche kennt sie seit Jahren, andere hat sie noch nie gesehen. Bei einigen weiß sie genau, wie viele Menschenleben sie bereits auf dem Gewissen haben. Manche machen ein großes Geheimnis daraus, manche haben andere Aufgaben in der »Firma«. Unschuldig ist keiner der Anwesenden, am wenigsten der Boss, der einmal im Jahr seine Mitarbeiter und Geschäftspartner zur Weihnachtsfeier einlädt; aber das Essen und der Wein sind legendär, und schon alleine dafür lohnt es sich, die manchmal bizarren Gespräche in Kauf zu nehmen, die entstehen, wenn sich zwanzig oder dreißig Leute ihrer Branche über ihre Arbeit unterhalten. Heute wandert sie mit ihrem Weinglas von einer Gruppe zur nächsten, und die Unterhaltungen nehmen eine philosophische Wendung.

»Moralische Skrupel?«, überlegt einer, als sie von ihrem Ausflug auf den Weihnachtsmarkt erzählt. Er blickt versonnen in seine Glühweintasse. »Einmal habe ich ein Opfer zu intensiv beschattet. Ich hätte ihren Lebenslauf besser schreiben können als sie selbst. Da hat es mir dann doch leidgetan. Dafür habe ich sie dann im Kanal ertränkt.«

Ein anderer Kollege schüttelt den Kopf. »Unsinn«, widerspricht er. »Diese Leute dürfen einem nicht mehr bedeuten als Schachfiguren. Ich denke da überhaupt nicht drüber nach. Anschlag, zielen, abdrücken, fertig. Wenn ich mir bei jedem Auftrag graue Haare wachsen ließe, sähe ich alt aus.« Er lächelt selbstgefällig. »Und ich hätte nicht den Erfolg mit dem, was ich tue.«

»Na, dafür hast du auch überhaupt keinen Stil«, grinst ein anderer. Die beiden sind Rivalen, auch wenn sie sich ansonsten gut leiden können. »Baller, baller, weg damit! Wo bleibt da die Kunst? Das ist doch total unelegant. Ich finde, man muss sich da schon ein bisschen einfühlen in die Leute. Was bewegt sie? Wer sind sie? Wie ticken sie? Und dann, wenn man das alles hat, dann findet man genau die richtige Art und Weise, sie zu beseitigen. Mit Stil und Würde.«

»Würde?« Eine Kollegin lacht rau auf. »Wir sind Auftragskiller, Schatz. Meinst du, deine Opfer wissen es zu schätzen, dass du sie stilvoll um die Ecke bringst?«

Sie lässt die Gruppe hinter sich, driftet weiter. Dass sie betrunken ist, merkt sie erst, als sie schon viel zu viel geredet hat, mit dem rundlichen Typen, dessen Namen sie sich nicht merken kann; sie weiß nur, dass er eine ganz eigene Methode hat, seine Opfer zu beseitigen.

»Du willst nicht mehr?«, fragt er stirnrunzelnd. »Du meinst, gar nicht mehr? Aussteigen? Lass das mal lieber nicht die Geschäftsleitung hören, du weißt, dass das nicht gut ankommt. Vor allem dann nicht, wenn man einen Auftrag schon angenommen hat.«

Sie stimmt kichernd zu, doch dann erblickt sie den Boss in der Menge und überlegt es sich anders. »Doch!«, ruft sie viel zu laut; der Wein ist schuld daran, ihre Stimme redet, was sie will. »Genau das werde ich ihm jetzt sagen.« Und sie steuert auf den Boss zu, der mit einem freundlichen Lächeln an der Tür seines Büros steht.

»Du bist betrunken«, grinst er, als sie versucht, ihm zu vermitteln, dass sie aussteigen will. Die Tatsache scheint ihn zu belustigen. Im Nachhinein ist sie dankbar, dass er ihr nur noch mehr Wein und kein Gehör geschenkt hat, denn sie will sich gar nicht ausmalen, was mit ihr passiert wäre, wenn er sie ernst genommen hätte. Wahrscheinlich hätte man sie mit Gewichten an Händen und Füßen in dem Topf mit dem weißen Glühwein ertränkt. Der Boss kennt da überhaupt keinen Spaß.

Erst mitten in der Nacht wird ihr klar, dass sie ein echtes Problem hat. Zwei vielmehr. Moralische Skrupel, die sie sich nicht leisten kann. Und kaum mehr Zeit übrig für ihren Auftrag.

 

22. Dezember. Zeit, den Tatsachen ins Gesicht zu sehen. Oder vielmehr ihrem Boss. Sie hat kein Testament gemacht, bevor sie aufgebrochen ist, aber auch nur deshalb, weil sie nicht viel zu vererben hat. Sie sitzt ihm gegenüber auf dem etwas niedrigeren Besucherstuhl, während es sich der Chef auf dem höheren, imposanten Sessel bequem macht. »Was kann ich für dich tun?«, fragt er mit angenehmem Lächeln, während er mit seinem gravierten Kugelschreiber spielt. Er sieht eher aus wie ein Mann, der sich der guten Lebensart verschrieben hat als wie das Oberhaupt einer Organisation, auf deren Konto jedes Jahr Hunderte von Verbrechen gehen, aber das ist wahrscheinlich das Geheimnis seines Erfolges.

Auf dem Tisch steht ein riesiger Weihnachtsmann, bestimmt einen halben Meter groß. Das Geschenk eines befreundeten Schokoladenherstellers. Weil sie dem Boss nicht in die Augen sehen will, während sie etwas von moralischen Skrupeln und Zeitmangel für die Erledigung ihres Auftrags erzählt, starrt sie den Weihnachtsmann an, die weiße, braune und schwarze Schokolade und die rot gefärbten Knöpfe seiner Jacke.

»So«, meint er schließlich, als sie geendet hat. »Verstehe.« Er blickt ihr ins Gesicht, dann hinunter auf die polierte Tischplatte und fragt bedrohlich ruhig: »Weißt du, warum wir in unserem Metier von einer Deadline sprechen?« Sehr langsam steht er auf, den Kugelschreiber noch immer in der Hand. »Weil unsere … Klienten tot sind, wenn die Deadline erreicht ist. Immer. Das garantieren wir unseren Kunden. Und du sagst, du kannst morgen nicht liefern?« Ein furchteinflößendes Lächeln erscheint auf seinem Gesicht, doch sie nimmt ihren Mut zusammen und nickt.

»So«, meint er trocken. »So.« Dann stößt er mit dem Kugelschreiber zu, einmal, zweimal, dreimal, mitten ins Herz, und der Brustkorb bricht mit einem leisen, aber hörbaren Knacken.

Er setzt sich wieder. »Das«, erklärt der Chef des Verlages ruhig, »passiert mit Autoren, die ihre Deadline nicht einhalten.« Er nimmt sich ein großes Stück von dem zertrümmerten Schokoweihnachtsmann und schiebt es sich genüsslich in den Mund, ehe er weiterredet. »Morgen um vier Uhr will ich deine Geschichte auf meinem Schreibtisch sehen. Fertig geschrieben und revidiert. Und erzähl mir nichts von moralischen Skrupeln: Es handelt sich um eine Kriminalgeschichte, und ich will eine Leiche sehen. Ist das klar? Du hast …« Er wirft einen Blick auf seine teure silberne Uhr, »noch siebenundzwanzig Stunden Zeit. Nimm dir ein Stück von dem Schokomann, er ist wirklich gut.« Mit diesen Worten verlässt der Verleger den Raum.

 

Vierundzwanzig Stunden später rollt sie die zehn frisch ausgedruckten Blätter zusammen, bindet einen Lamettafaden darum und greift nach dem Weihnachtsgeschenk. Es ist der 23. Dezember kurz vor Geschäftsschluss, folglich viel zu spät, um noch einen Weihnachtsmann kaufen zu können, aber sie hat im Supermarktregal den ersten goldenen Schokoladenosterhasen entdeckt und findet, er gibt dem Ganzen einen ironischen Touch.

 

»Geschafft?«, fragt ihr Freund, der auf seine Weihnachtseinkäufe verzichtet hat, um ihr in den letzten verzweifelten vierundzwanzig Stunden nonstop Tee an ihren Schreibtisch zu bringen, und jedes Mal angeschnauzt worden ist, wenn er ein Geräusch verursacht hat.

Sie blickt ihn kühl an. »Ja, natürlich. Überhaupt kein Ding.« Sie mag es nicht, wenn er an ihr zweifelt.

Er zieht die Brauen hoch. »Wirklich? Alle zehn Seiten? Und eine Leiche gibt es auch?« Sie hat ihm von dem Gespräch mit dem Verleger erzählt. »Wer wird denn umgebracht?«

Sie schlüpft in ihre Stiefel und den Mantel; sie wird es sich nicht nehmen lassen, die Geschichte persönlich vorbeizubringen.

»Ein Schokoladenweihnachtsmann«, antwortet sie.

Er lässt sich das durch den Kopf gehen. »Und die Tatwaffe?«

Sie grinst ihn an, die Übermüdung von vorhin ist der Selbstgefälligkeit gewichen. »Ein Kugelschreiber. Was könnte passender sein für eine Krimiautorin?«