, viele Bäume. Sie fahren hoch in einen hügeligen Stadtteil, Hidden Valley, den Oak Hill Drive rauf, dann kommt links das Haus. Sein Sohn, David, spielt Basketball in einer kurzen, geschwungenen Einfahrt, auf einen zu niedrig hängenden Korb. Mit seinen blonden Haaren, zu lang, in der Mitte gescheitelt und fedrig durchgestuft, sieht sein Sohn aus wie ein Mädchen, mit einem rosa Plastikkamm in der Gesäßtasche seiner Schlaghose, die zu eng sitzt.
»So sahen wir nie aus«, sagt er.
»Ist schon in Ordnung«, sagt Gary. »So sehen die jetzt alle aus. Ich habe auch lange Haare.«
»Ich mag es aber nicht.«
Sie biegen in die Einfahrt, und David kommt auf Jims Seite des Autos gerannt und strahlt ihn an, und Jim muss grinsen. Nichts ist damit vergleichbar, wie deine Kinder dich lieben, ganz egal, wer du bist oder was du getan hast.
»Dad!« So eine einfache Sache.
Jim öffnet seine Tür und sein Sohn umarmt ihn, dann kommt auch seine Tochter, Tracy, unglaublich süß, erst acht Jahre alt, blonde Haarsträhnen in Schmetterlingsspangen, rosa Pulli. Sie fühlt sich so weich und klein an, als er sie hochhebt.
»Ich habe ein Geschenk für dich gemacht«, sagt sie.
»Wirklich?«, sagt er. »Was denn?«
»Hallo, Jim.« Das ist Elizabeth, seine Exfrau, sie steht ein bisschen weiter hinten in der Einfahrt. Sieht glücklich und gesund aus, breites Lächeln. In den Jahren seit der Trennung sind sie gut miteinander ausgekommen, haben sich nie vor den Kindern gestritten, was gut ist.
»Na, Mensch«, sagt Jim, überwältigt. Tracy wird ein wenig schwer auf dem Arm, also setzt er sie ab.
Dann scheinen alle gleichzeitig zu reden. Er kann sich nicht konzentrieren. Elizabeth fragt, wie die Reise war, sein Sohn fragt, ob sie jagen gehen können, seine Tochter will ihm das Geschenk zeigen, Gary sagt irgendwas über die Abendplanung. Es ist alles zu viel, und er weiß nicht, was er gerade empfindet. Als wäre er begraben und würde gleichzeitig fliegen.
Also steht er in der kühlen Luft, unter zusammengeballten grauen Wolken, schwer, aber im Moment keinen Regen abwerfend, und um das Gleichgewicht zu halten, lässt er eine Hand auf dem Autodach ruhen, noch warm von der Fahrt. Er kann den Motor riechen.
Seltsam, dass seine Kinder es nicht wissen. Ihnen ist nicht klar, wie weit weg er ist. Die Erwachsenen wissen es alle. Selbst Elizabeth, mit der er noch gar nicht gesprochen hat, sieht ihn komisch an, versteht wohl etwas, aber David denkt nur ans Jagen, jetzt gleich, hier in Santa Rosa.
»Ich glaube nicht, dass man hier irgendwo jagen kann, Schatz«, sagt Elizabeth, aber David lässt nicht locker. Ist beharrlich.
»Wir nehmen nur das Luftgewehr«, sagt er. »Und gehen nur auf Wachteln.«
Dreizehn Jahre alt, so jung, dass er noch gar nicht ganz echt ist. Schwer vorzustellen, dass da drinnen ein unabhängiger Geist arbeitet. Verändert sich so schnell, dass er Jim jetzt fremd vorkommt. Wie ist aus dem David von vor drei Monaten, dem von Weihnachten, dieser David geworden? Er ist nicht mehr derselbe, und Jim war nicht da. Er hat sicher auch ein geheimes Leben. Wichst bestimmt die ganze Zeit, genau wie Jim, aber sein Gesicht sieht so unschuldig und glatt aus, dass man es sich kaum vorstellen kann. Denkt er über Mädchen nach oder die Jagd oder über Hausaufgaben, seine Freunde, seinen Vater oder was anderes? Jim hat keine Ahnung.
Jim hatte sich für sie gewünscht, dass sie ein Jahr zusammen verbringen, dass sein Sohn für das Schuljahr nach Fairbanks kommt, aber David wollte nicht. Also wird jetzt jeder Besuch so werden, etwas wird immer verändert sein und verloren und niemals stetig und für ihn erfassbar, nie vertraut.
»Können wir machen«, sagt Jim. »Warum nicht. Wir können hoch in die Hügel fahren und uns irgendwo ins Gelände schlagen und Wachteln jagen.«
»Die Gegend hier besteht nur aus Privatgrundstücken«, sagt Gary. »Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist.«
»Wir machen es einfach«, sagt Jim. »Hol dein Luftgewehr und vergiss nicht die Regenjacken und Wanderstiefel für dich und deine Schwester.«
»Cool!«, ruft David begeistert und rennt ins Haus. Tracy hüpft auf und ab, aufgeregt, aber wahrscheinlich versteht sie nicht ganz, was los ist.
»Jim«, sagt Elizabeth. »Du kannst auch nein sagen. Es klingt nach keinem guten Plan.«
»Das geht schon in Ordnung. Ist nur ein Luftgewehr. Wir werden nicht im Gefängnis landen.«
»Wir wollten am Abend zu Mary zum Essen«, sagt Gary. »Man kann heute den Vollmond sehen, falls der Himmel aufklart, wir könnten also das Spektiv rausholen. Dort, wo sie wohnt, gibt es nur wenige Lichter, die Sicht ist ziemlich klar.«
»Wann bringst du sie zurück?«
»Gegen neun?«, sagt Jim.
»Gut. Und Jim, ist bei dir alles in Ordnung? Du wirkst niedergeschlagen.«
»Ja«, sagt er, aber seine Brust fühlt sich so eng an, dass er mehr nicht herausbringt. Warum ist er nicht bei ihr geblieben, bei seiner Familie?
Es gab eine Zeit, da schien ihm das unmöglich. Jetzt fragt er sich, warum es so schwer war. Sie liebte ihn und dachte, alles sei gut, eine Art Märchenfantasie, die er zerstörte. Er hatte sein Leben zu schnell verstreichen gespürt, mit einem zweiten Kind, einem Haus in Ketchikan, dem Leben in einer kleinen Gemeinde, wo alle alles wissen, und vor allem der Leere, wenn er mit ihr beim Abendessen saß und ihr nichts zu sagen hatte. Beängstigend, wie langsam und leer und klein sich das alles anfühlte. Aber trotzdem, was er hätte haben können, wenn er geblieben wäre. Eine Familie, seine Kinder alt genug, um sich mit ihnen zu unterhalten, mit ihnen Dinge zu teilen, keine Leere mehr wahrscheinlich, ihre Leben zu ausgefüllt dafür, wenn er nur gewartet hätte.
»Was bedrückt dich, Jim?«, fragt sie.
»Ach, alles«, sagt er. »Mir tut es leid, dass wir keine Familie sind. Es tut mir leid, dass ich alles zerstört habe.«
»Das ist lange her, Jim. Du musst dir verzeihen. Du bist ein guter Mensch, ein guter Vater.«
Er bemerkt, dass Tracy seine Hände hält und seine Arme hin- und herschwingt. Er kniet sich hin und sie stürzt auf ihn mit einer Umarmung, die reine Liebe ist.
»Ich hab dich lieb, Daddy«, sagt sie wie aufs Stichwort, als wisse sie, dass genau jetzt der Zeitpunkt ist, ihn zu retten, aber die Wahrheit ist, dass sie nichts weiß und auch nichts tun kann, um ihm zu helfen. Sie ist weit weg. Sie wird nicht da sein in der Nacht, wenn er wach liegt, und seine Gedanken wären für sie unvorstellbar, monströs. Ihr Daddy so viel schlimmer als alles, was sie aus Märchen kennt.
»Ich liebe dich auch«, sagt er. »Ich liebe dich und deinen Bruder mehr als alles auf der Welt.« Aber er fragt sich, ob es stimmt. Immer wenn er geht, empfindet er einen Schmerz. Es fühlt sich jedes Mal falsch an, wenn sie sich verabschieden. Und er denkt an sie und empfindet auf abstrakte Weise, dass sie das Wichtigste sind. Aber an Rhoda denkt er öfter. Sie ist es, die er spätabends vermisst und sogar jetzt. Vielleicht ist das der letzte Besuch bei seinen Kindern, und trotzdem kann er sich nicht auf sie konzentrieren.
Er legt seine Hand auf ihren Hinterkopf. »Tracy«, sagt er. »Ich hoffe, dass du ein gutes Leben haben wirst, dass es dir nie schlecht geht, dass du dich nie verloren fühlst.« Aber ihm ist klar, was er ihr antun wird, was sie empfinden wird, wenn ihr Vater so plötzlich nicht mehr da ist. Und da David älter ist, wird er es noch stärker empfinden, vermutlich, aber wer kann das schon wissen?
»Jim«, sagt Elizabeth. »Sie ist acht.«
»Entschuldigung«, sagt er und lässt Tracy los und richtet sich wieder auf. »Ich stehe neben mir.«
Elizabeth kommt zu ihm und legt ihm die Hand auf den Rücken. »Es ist okay. Du wirst das durchstehen, was auch immer es ist. Du hast so viele Menschen um dich, die dich lieben.«
Dann ist David zurück mit seinem Luftgewehr und den Regenjacken, lächelnd. Schiefes Grinsen genau wie Jim. »Ich hab auch alle Kugeln dabei«, sagt er. »Und meine Zwille.« Er trägt eine Wrist Rocket, der Rahmen aus Aluminium, mit Röhrengummis als Bändern, um so vieles wirkungsvoller als alles, was es in Jims Kindheit gab. Kugellager aus Stahl für die Munition. »Und du musst dir mal die Armbrust angucken, die ich gebaut habe.«
Sie gehen alle zusammen durch die Garage nach hinten in den Garten. Davids Armbrust besteht aus einem Stück Holz, an das t-förmig ein zweites Stück genagelt ist. Dicke Röhrengummis mit einem Stück Leder für das Pfeilende. Jim tritt näher, um sich die Waffe genauer anzusehen, und sie ist ziemlich gut. Eine lange Gleitbahn für den Pfeil, ein dicker Nagel als Abzug.
»Raffiniert«, sagt Jim. »Dann zeig mal, wie sie schießt.«
David lächelt, sichtlich stolz. Er hat einen Pfeil mit abgerundeter Metallspitze, eigentlich fürs Bogenschießen. Als Jim ihm den schenkte, war David erst acht oder neun, und er übte mit ihm auf der Nussbaumwiese bei Jims Haus in Lakeport, wo er damals lebte. Jim sah seine Kinder damals jedes Wochenende. Er hätte wahrscheinlich nicht nach Alaska zurückziehen sollen. Vor allem erinnert er sich aber daran, wie David die Pfeile senkrecht in den Himmel schoss, um zu sehen, wie nahe sie wieder runterkommen. Jim hat ihn nie daran gehindert, weil er es lustig fand. Echtes Risiko, möglicher Tod schienen so viel weiter entfernt damals.
David legt sich die Armbrust auf die Schulter, zielt auf den Zaun und zieht ab. Der Pfeil ist zu schnell, um ihn sehen zu können. Er steckt im Zaun, hartes Geräusch des Holzes, der Flug schon Vergangenheit.
»Heilige Scheiße«, sagt Gary und lacht.
»Das war mir nicht klar«, sagt Elizabeth. »Das ist nicht gut. Ich dachte, das ist ein Spielzeug, mit dem man die Pfeile ein bisschen durch die Luft fliegen lässt.«
David blickt zu Jim, stolz, in Erwartung der Anerkennung seines Vaters. Sind unsere Wünsche und Bedürfnisse in Wahrheit immer so klar, wenn wir nur richtig sehen könnten?
»Hey hey«, sagt Jim. »Das war ja mal was. Dich hätten sie im Mittelalter gut gebrauchen können.«
»Sir Darvid von Van Amberg«, sagt David und verbeugt sich mit einer ausladenden Armbewegung. Jims großer Abschiedsgeste von vorhin so merkwürdig ähnlich. Werden wir alle von irgendwo anders gelenkt, Puppen ohne sichtbare Fäden? Wie konnte es zu diesen zwei Gesten kommen, nur heute und nie zuvor? Er kann sich nicht erinnern, dass einer von ihnen je diese Bewegung vollführt hat.
»Mein Bruder«, sagt Tracy. Stolz mit acht Jahren, und was ist das hier eigentlich? Was zur Hölle machen sie hier alle?
»Tja«, sagt Jim, und dann weiß er nicht weiter. Was jetzt?
»Willst du mal probieren?«, fragt sein Sohn, und das ist jetzt genau richtig, eine Ablenkung, etwas, das er tun kann.
»Aber sicher«, sagt Jim und nimmt die Armbrust, die relativ schwer ist, spannt den Nagel und zieht die Sehnen nach hinten, die wie Jim sind, angespannt und zurückgehalten. Das Gefühl all der potenziellen Energie. Wenn er die Armbrust hält, kann er sie physisch spüren, die Spannung. Auch die Leichtigkeit der Kraft. Er fragt sich, wie sich das physikalisch verhält. Verliert etwas unter Spannung an Gewicht?
David gibt ihm den Pfeil und Jim legt ihn ein. Gary sollte vor dem Zaun stehen, Elizabeth davor, direkt vor ihm, dann David vor ihr und davor Tracy. Jim wird die Armbrust ausrichten, einen Faden an den Nagel binden und sich dann zu ihnen stellen, ganz vorne, um als Erster den Pfeil eindringen zu spüren. So könnten sie alle miteinander verbunden werden, zusammengehalten als ein Körper, eine Familie. Um auch Tracy dabeizuhaben, muss der Pfeil niedrig ausgerichtet werden, auf Höhe seines Bauches.
Jim hebt sich die Armbrust auf die Schulter. Er mag es zu sehr, dieses Gefühl der Macht. Wenn innerlich nichts unter Kontrolle ist, erscheint der Abzug am schönsten, am vollkommensten. Die .44er Magnum braucht nur eine leichte Berührung, um ihr ganzes Pulver aus der schweren Hülse zu entladen, mit einem Rückschlag, der sich anfühlt, als würde er einem das Handgelenk brechen. Die Kugel kann einen Grizzly aus nächster Nähe stoppen, ihn nach hinten schleudern und ihm ein Loch in seine Brust reißen.
Man kann mit der Armbrust nicht gut zielen, das Lederstück hinter dem Pfeil ist zu hoch angebracht, so dass man ihn nicht sehen kann. Und ein Nagel ist nicht so befriedigend wie der Abzug einer Pistole. Jim wird bewusst, dass, sollte eines der Bänder reißen, das Gummiband ins Gesicht des Schützen schnellen und ihn vermutlich erblinden lassen würde, aber er weiß, dass das jetzt nicht passieren wird, weil er zum Leben in einer Welt ohne Ereignisse verdammt ist. Nichts wird von außen eingreifen und entscheiden, was er tun oder wer er sein soll. Die ganze Welt wartet nur.
Er zielt auf den Zaun, worauf sollte er auch sonst zielen, und er zieht den Nagel nach hinten und der Pfeil steckt wieder im Zaun. Was für ein seltsames Auslösen, das Gegenteil einer Pistole. Kein Rückschlag, im Gegenteil, man wird vom Bogen nach vorne gerissen. Keine Bestrafung, sondern die Erleichterung von einer Last.
»Kann ich mal probieren?«, fragt Gary. »Das Teil ist ja der Wahnsinn.«
»Gefällt sie dir?«, fragt David.
Jim will antworten, aber er fühlt sich verloren. Er gibt Gary die Armbrust und nickt David zu und hofft, dass das reicht. Wenn er jetzt sprechen würde, so fürchtet er, würden ihm die Gesichtszüge entgleiten und zu viel preisgeben. Also steht er da und sieht seinem Bruder beim Schießen zu, und er hätte gern eine Vorspultaste, etwas, um das alles sanft vorübergehen zu lassen, etwas, um ihn da rauszuhalten. Er will nicht mehr verantwortlich sein.
»Du hast mein Geschenk noch gar nicht gesehen«, sagt Tracy.
Er ist froh, dass er einen Grund hat, sich zu bewegen.
»Dann gucke ich es mir jetzt an«, bringt er heraus.
Sie nimmt seine Hand und zieht ihn durch die Garage ins Haus, ins Wohnzimmer mit seinem Backsteinkamin und der niedrigen Decke, eine Glasschiebetür, draußen davor Pinien.
»Schließ die Augen«, sagt sie, als er auf der Couch sitzt, und er ist dankbar, sie zu schließen. Man muss nicht reagieren, wenn man die Augen geschlossen hat. Man darf einfach einen leeren Gesichtsausdruck haben, ein Nicht-Gesicht. Es ist der einzige Moment, wo wir in der Gesellschaft anderer frei sein können. Ein Abgrund, umsäumt von verbliebenem Licht, und er gleitet an der Seite hinab, stürzt in Druckintervallen, sein Puls. Sein Herz könnte gleich hier sein oder alles könnte die Dimension von Planeten haben, Ringe des Saturn und so weiter. Unmöglich, im Innern Entfernung zu bestimmen, keine Bezugsgrößen, nur unsere eigene Wahrnehmung, irrsinnig variabel.
»Du darfst jetzt gucken«, sagt sie, und als er die Augen öffnet, sieht er eine Zeichnung von ihnen beiden, wie sie schief durch eine Welt ohne Boden gehen. Sein Körper ohne Fleisch, nur aus Strichen bestehend, und sein Gesicht einfach ein Kreis, fröhlich wie ihres. Die Hände der beiden verbunden in einem wilden Knäuel aus Bleistiftstrichen, so muss sich das anfühlen, wenn wir jemanden berühren, den wir lieben. So sähe es aus, wenn es sichtbar wäre.
»Das ist ja toll«, sagt er und meint es auch. Er hat in Bezug auf die Kunst seiner Kinder immer gelogen, aber diesmal gefällt es ihm wirklich, ein Geschenk der Depression, dass es Momente der Klarheit, der Reinheit gibt, in denen er direkter auf die Welt reagieren kann als je zuvor. »Ich finde es schön, dass es keinen Boden gibt«, sagt er. »Nur wir beide, händehaltend. Kommen von nirgendwo und gehen nirgendwo hin. Es gibt nur die Sonne und unser Gefühl, wenn wir uns an den Händen halten.«
»Ich hab dich lieb, Daddy«, sagt sie und schlingt ihre Arme um seinen Hals. Die Unschuld darin macht ihn so traurig. Er schließt die Augen und hält sie fest.
»Jim«, sagt Elizabeth.
»Du weinst ja, Dad«, sagt David. »Warum weinst du?«
»Entschuldige«, sagt Jim und lässt Tracy los, steht auf und wischt sich die Augen trocken. »Ich hab nur zu wenig geschlafen. Bin nur müde.«
Die Wahrheit ist, dass er gerade keinerlei Kontrolle über sich hat. Verschiedene Gefühle überwältigen ihn Tag und Nacht, immer ohne Warnung, ohne eine Ahnung, was als Nächstes kommt. Keine Kontrolle zu haben ist erschreckend, ganz besonders vor seinen Kindern. Er will nicht, dass sie das mitbekommen.
Elizabeth steht neben ihm, legt ihm die Hand auf den Arm. »Willst du dich ein bisschen hinlegen und ausruhen?«
»Nein. Nein. Es geht schon. Los, wir gehen Wachteln jagen. Bereit?« Er versucht, dabei irgendwie energiegeladen zu klingen. David nickt, sieht aber noch immer besorgt aus.
Jim geht in Richtung Haustür. Wenn er es nach draußen schafft, wird alles besser, die Decke zu niedrig hier drinnen und die Luft zu warm und stickig.
»Du hast dein Geschenk vergessen«, sagt Tracy, also geht er noch mal zurück, und sie gibt ihm die Zeichnung, und er trägt sie mit beiden Händen, damit ihr nichts passiert, und er schafft es durch den Eingangsbereich zur Haustür und dann nach draußen. Der Himmel immer noch schwer. Er will in ihn aufsteigen, will nicht, dass die Erde ihn zurückhält.