EINE VERHÄNGNISVOLLE FLASCHE SRIRACHA
LANSBERG AN DER WUPPER, 16. OKTOBER
HAUS DER MÜHLFORDS
Am Samstag treffe ich vormittags mit dem Zug in Lansberg ein und mache mich mit meinem Rollkoffer über das Kopfsteinpflaster auf den Weg nach Hause. Schließlich habe ich einen Umzug zu organisieren. Holy Shit. Ich ziehe wirklich aus! Weg. Adieu. Auf diesen Moment habe ich gewartet, seit mir als Kind bewusst wurde, dass man nicht für immer mit seiner Mutter zusammenwohnen muss. Es sei denn, man ist Herr Schmitt. Aber mir war schon früh im Leben klar, dass ich kein Herr Schmitt sein werde.
Mein Wegzug bedeutet natürlich nicht, dass ich Lansberg dauerhaft den Rücken zukehre. Schon allein wegen Anouk werde ich noch oft zu Besuch kommen. Auch zu hohen Feier- und Geburtstagen werde ich wohl oder übel bei meiner Mum einfallen müssen. Dennoch ergreift mich auf dem Fußmarsch vom Bahnhof zu unserem Bungalow das Gefühl einer merkwürdigen Endgültigkeit, durch das mich selbst die banalsten Orte, an denen ich vorbeilaufe, plötzlich sentimental werden lassen. Da wäre etwa die Abbiegung zum Sängerheim, in dem unser Abiball stattgefunden hat. Oder das einzig annehmbare Café der Stadt. Das schlechte Chinarestaurant an der Hauptstraße, das aus unerfindlichen Gründen Zur goldenen Krone heißt. Nie wieder werde ich dort einen ersten Kuss haben. Wobei mich das eigentlich nicht rührselig machen sollte. Denn dass Laurenz und ich letztes Jahr am 11.11. ausgerechnet dort unseren Speichel austauschen mussten, war eher ein schlechtes Omen für den ganzen restlichen Verlauf unserer Beziehung.
Während ich den Trolley weiter in Richtung meines Elternhauses ziehe, stolpere ich über die Erinnerungen an diesen Abend, die ich längst für abgehakt gehalten hatte. Laurenz war als Bademeister im Baywatch-Stil verkleidet gewesen, weil man das eben so macht, wenn man ein bescheuerter Achtzehnjähriger mit gutem Body ist. Ich verkörperte Ruth Bader Ginsburg, was niemand erkannte, obwohl sie gerade verstorben und ihr Gesicht mitsamt des ikonischen Kragens all over Instagram war.
Es war etwa sechs, was bedeutet, dass die ganze Stadt schon ziemlich blau war – immerhin beginnen die Partys am 11.11. traditionell um elf Uhr elf am Vormittag –, und wir hatten uns beide gerade gebratene Nudeln und Krabbenchips geholt. Unsere Cliquen hatten sich zerstreut, Anna war mit einem Typen aus dem Jahrgang über uns durchgebrannt, Anouk war schon lange nach Hause gegangen, um den abgestürzten Kaya sicher ins Bett zu bringen. Laurenz’ Kumpels standen in der Schlange vor der Goldenen Krone an und hatten ihrerseits irgendwelche Eroberungen am Start. Er selbst wartete vor dem Restaurant, mit nichts bekleidet als einem Bademantel über seinen roten Shorts, und verleibte sich so gierig gebratene Nudeln ein, als hätte er zwei Wochen gehungert, um seinen Bauch auf dieses Kostüm vorzubereiten. Laurenz versuchte, mit Stäbchen zu essen, und benahm sich dabei so unbeholfen, dass ich ihn einfach ansprechen musste. Na gut, dass er ziemlich heiß aussah und ich mächtig einen im Tee hatte, trug wohl auch dazu bei.
Wenn eine Frau wie ich einen Typen wie Laurenz anspricht, gibt es fast immer nur zwei Optionen: Entweder der Kerl steckt dich binnen Sekunden in die Kategorie Lustige dicke Freundin, weil er es nicht einmal in Erwägung zieht, dass du andere Absichten haben könntest. Oder er muss lautstark dafür sorgen, dass alle im Umkreis von vier Kilometern mitbekommen, wie anmaßend er deine Avancen findet.
Laurenz tat nichts von beidem. Zumindest nicht an diesem Abend. Da ließ er sich von mir zeigen, wie man Stäbchen benutzt, nur um wenige Minuten später seinen Mund auf meinen zu pressen. Das wiederum gefiel dem Stäbchen in seiner Hose so gut, dass er meine Nummer wollte. Tja. Und dann folgten sechs Wochen, in denen ich mich der Illusion hingab, eine Beziehung mit einem Klischeesahneschnittchen wäre eine gute Idee. Spoiler: War es nicht.
Ich schließe die Haustür betont laut hinter mir und meinen Koffer absichtlich unbeholfen durch den Flur, bleibe an Türkanten hängen und poltere über die seitlich aufgereihten Schuhe. Meine Mutter und alle eventuell noch anwesenden Geliebten sollen hören, dass sie ab sofort nicht mehr allein sind. Ich bin so froh, wenn ich ab nächster Woche keine Vorkehrungen dieser Art mehr treffen muss! Wobei … da gibt es ja immer noch Jonas’ Ex-Freundin und die Tinder-Bekanntschaften. Na ja. Mit denen bin ich wenigstens nicht ersten Grades verwandt.
Jetzt habe ich aber erst mal andere Sorgen. Ich muss schnellstmöglich einen Umzug organisieren. Und einen Trip zum schwedischen Möbelhaus meines Vertrauens. Außerdem sollte ich einen dezidierten Finanzplan aufstellen, der meine neuen Lebensumstände mit einkalkuliert. Ich kann es einfach nicht glauben. Vor einer Woche hatte ich keinen Job und keine Wohnung und jetzt habe ich eine aussichtsreiche Stelle bei einer weltweit führenden Wirtschaftskanzlei und ein bezahlbares Zimmer in der schönsten WG Kölns. Witzigerweise beinhaltete die Vision von meinem zukünftigen Leben weder eine Wohngemeinschaft noch einen Job im Office Management, den ich – laut der jüngsten E-Mail von Sarina Panzer – schon am Dienstag antreten kann. Beides fühlt sich dennoch erstaunlich gut an. Nicht so, als hätte ich einen Um- oder gar Irrweg eingeschlagen, sondern lediglich eine neue Abzweigung ausprobiert, die sich als Glücksgriff erwiesen hat.
Chill, Polly, weist mich eine Stimme an, du hast bisher original null Stunden bei G&G gearbeitet und mit Jonas lediglich ein paar Tage zur Probe zusammengelebt. Das alles kann noch ganz schön in die Hose gehen.
Wieso sind innere Stimmen eigentlich immer so furchtbar destruktiv? Vielleicht sollte ich meine aktuelle feuern und stattdessen einen lebensbejahenden Motivationscoach anstellen.
Am liebsten würde ich mich direkt in meinem Zimmer verkriechen, um die ersten Sachen zusammenzupacken, doch aus dem Schlafzimmer meiner Mutter dringen rhythmische Quietschgeräusche. Das beständige Ächzen wechselt sich mit stoßartigem Ausatmen ab und ich weiß sofort, was Sache ist. Es ist die Kakofonie dieses Hauses, der Soundtrack meiner Mutter, das Geräusch, das ich in meinem Kopf widerhallen höre, wann immer ich an sie denke. Im Vorbeigehen bemerke ich, dass die Schlafzimmertür offen steht. Der auf und ab wippende Kopf meiner Mutter ist auf den Fernseher gerichtet, der gleich neben der Tür auf einer alten Kommode steht. Auf der Mattscheibe flimmert Das perfekte Dinner. Solange ich mich erinnern kann, ist Mama süchtig nach diesem TV-Format, hat es aber noch nie geschafft, sich unter der Woche die Erstausstrahlung anzusehen. Sie nimmt die Show auf und zieht sich jeden Samstagvormittag fünf Folgen am Stück rein, während sie ihrer anderen großen Leidenschaft nachgeht. Was irgendwie pervers ist. Wer will schon anderen Leuten beim Essen zusehen, während man selbst gerade auf dem Crosstrainer zugange ist?
»Apolonia!«, hechelt Mama und winkt mich zu sich ins Schlafzimmer. Dem Schweißfilm auf ihrem Dekolleté und dem Geruch nach Fußballumkleide nach zu urteilen, strampelt sie bereits eine ganze Weile auf dem in die Jahre gekommenen Teil.
»Hi«, grüße ich sie. Ich merke, wie Nervosität in mir aufsteigt. Gleich werde ich es ihr sagen: Mama, ich ziehe aus. Seit Jahren warte ich auf diesen Moment, doch jetzt überfordert er mich. Ich bin selten bis nie überfordert. Wenn du dir all deine Ziele bereits gesteckt hast, weißt du schließlich, was dich erwartet. Und wenn du eines davon erreichst, bleibt nur noch Raum für Jubel und Anerkennung. Nicht aber für Zweifel. Was also macht mein Kopf hier?
»Wollen … wir gleich … zusammen … essen?« Alle zwei bis drei Silben wird Mama von dem nervtötenden Quietschen des Crosstrainers oder ihrem eigenen Keuchen unterbrochen.
»Ähm …« Ich bin verleitet, einen Joke darüber zu machen, dass es sich bei dem Essen lieber nicht um eine Pampelmuse handeln sollte, doch in Anbetracht der Neuigkeiten entscheide ich mich für einen friedvolleren Ansatz. »Können wir gern machen. Ich wollte eh was mit dir besprechen.«
Ohne den leisesten Hauch von Neugier erkennen zu lassen, reckt Mama den Daumen nach oben und blickt dann wieder zum Fernseher. Ich verstehe den Wink mit dem Zaunpfahl und lasse sie allein weiter ihre Ellipsen drehen.
Eine Stunde später – ich habe derweil darüber gebrütet, ob ich meine Aufzeichnungen aus der Abivorbereitung getrost zurücklassen kann – macht meine Mutter auf ihre typische Weise meine Zimmertür auf: Sie klopft auf das Holz des äußeren Rahmens und kommt, ohne auch nur eine Millisekunde abzuwarten, herein.
»Ich wäre dann so weit.« Mama hat ihr Workout beendet, geduscht und ein Loungewear-Set aus cremefarbenem Rippenstrick angezogen. Sie sieht ein bisschen aus wie eine eins siebzig große Tennissocke. Ihr drängelnder Unterton gibt mir das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben. Vielleicht dachte sie, ich würde in der Zwischenzeit einen Lunch vorbereiten. Was ich nicht getan habe, weil ihr das Ergebnis sowieso nicht recht gewesen wäre.
Ohne ein Wort zu sagen, rapple ich mich aus meinem Zettelchaos auf und werde dabei kritisch von Mama gemustert. Kommentar darüber, dass ich eleganter aufstehen könnte, wenn ich fitter wäre in drei … zwei …
»Hier sieht es aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen!«
Dankbar darüber, dass das Gespräch – ähnlich wie mein Leben – eine andere Abzweigung genommen hat, schiebe ich die Aktenordner mit Kurvendiskussionen und Gedichtanalysen beiseite und bahne mir einen Weg zur Tür.
»Das erkläre ich dir gleich.«
»Ich bin gespannt.« Mama geht voraus in die Küche.
Kurz vor der Türschwelle verheddere ich mich mit der Socke in dem verbogenen Draht eines Collegeblocks und stolpere mit einem lauten RUMMMS einen Schritt nach vorn.
Meine Mutter dreht sich im Wohnungsflur um und sagt mit einer Mischung aus Amüsiertheit und Tadel: »Mit ein wenig Fitness könntest du dein Gleichgewicht besser halten, meinst du nicht?«
Kurz überlege ich, ihr einfach nicht mitzuteilen, dass sie ab Montag in einem Singlehaushalt wohnt. Sie würde aufwachen, sich auf dem Foltergerät in ihrem Schlafzimmer abrackern und danach mutterseelenallein am Frühstückstisch sitzen. Dann kann sie von mir aus dem Kühlschrank erzählen, dass er ein rundum besseres Wesen wäre, wenn er nur ein kleines bisschen mehr Diät halten würde.
Zwei Minuten später finde ich mich jedoch mit ihr in der Küche wieder und sehe dabei zu, wie sie ein Omelett ausschließlich aus Eiweiß zubereitet. Ich finde es unerhört, dass irgendwo Hennen auf winzig kleinem Raum gehalten werden, nur damit jemand, der gerade eine Kochshow geschaut hat, acht Dotter in den Hausmüll werfen kann.
»Wieso schmeißt du das ganze Eigelb weg?«, frage ich.
»Achtzig Prozent der Kalorien stecken im Eigelb.« Sie teilt das Omelett mit einem Pfannenwender auf zwei Teller auf.
»Na ja, aber halt auch achtzig Prozent des Geschmacks.«
Mama ignoriert meinen Kommentar, stellt einen der Teller vor mir ab und begutachtet ihn schließlich, als würde etwas Entscheidendes fehlen. Eigelb zum Beispiel. Sie tippt sich an die Stirn, wirbelt zum Vorratsschrank herum und holt eine Packung Maiswaffeln heraus. Sie zählt für jede von uns zwei ab und legt sie zufrieden neben die bleiche Eierspeise.
»Oh mein Gott, zwei? Nicht, dass wir uns überfressen.«
Mama setzt einen Oberlehrerinnenblick auf. »Das Eiweiß ist sehr sättigend, da braucht man nicht mehr, du wirst sehen. Außerdem …« Ich ziehe die Augenbrauen hoch. Da bin ich ja mal gespannt. »Außerdem fängt für dich jetzt ein neuer Lebensabschnitt an. New life, new me.« Es ist ziemlich ulkig, wenn meine Ma englische Floskeln wie Muffin Top oder New life, new me aufgreift – auch wenn ich sicher bin, dass es New year, new me heißt –, weil sie dabei mit ihrem heftigen deutschen Akzent immer klingt wie ein Ober-Alman.
»Gut, dass du es sagst …« Betont beiläufig schiebe ich meinen Stuhl zurück und gehe zum Kühlschrank, aus dem ich eine große Plastikflasche mit feuerroter Sriracha hole. »Es ändert sich wirklich eine Menge. Ich habe diese Woche einen Job gefunden.« Nachdem ich mich wieder gesetzt habe, lasse ich die Flasche mit dem Kopf nach unten über mein karges Mahl kreisen, bis sich ein Spinnennetz aus köstlicher Schärfe über das Ei zieht.
»Was machst du denn da?« Mama starrt mich entgeistert an.
»Bei meinem Job? Also es nennt sich Office Management und …«
»Ich meinte das?!« Mama zeigt auf die Würze.
»Sriracha«, erkläre ich sachlich.
»Aber dieses Zeug besteht nur aus Zucker. Man denkt, es ist scharf und deswegen kalorienarm, aber in Wahrheit …« Sie greift über den Tisch und hält die Rückseite der Flasche mit ausgestrecktem Arm vor sich, wo sie den Aufdruck aus halb gesenkten Lidern zu lesen versucht. »… in Wahrheit kommen auf hundert Milliliter ganze fünfundzwanzig Gramm Zucker.«
»Okay, Mutter. Erstens: Du brauchst ’ne Lesebrille. Ernsthaft, bald wird dein Arm zu kurz, um das Kleingedruckte entziffern zu können. Und zweitens: Ich hatte nicht vor, mir einhundert Milliliter Sriracha auf die Eier zu donnern. Wobei das wahrscheinlich der einzige Weg wäre, sie genießbar zu machen.«
Ups. Der letzte Satz war ein Fehler. Ich sehe es sofort in ihren Augen. Denn wenn es in der Beziehung zwischen Mama und mir ein absolutes No-Go gibt, dann ist es Kritik an ihren ernsthaften Bemühungen, mir ein geregeltes Leben zu bieten. Ich darf nichts gegen das Haus sagen, weil sie sechzig Stunden und mehr die Woche dafür ackert, es halten zu können. Und wenn sie es bei diesem Workload einmal schafft, etwas für uns beide zu kochen, habe ich meine Klappe zu halten und es zu essen.
In einem letzten Versuch, die Diskussion zu entschärfen – haha, wie passend –, pikse ich ein Stück Ei auf und schiebe es mir in den Mund. Doch Mama hat bereits ihr Besteck neben den Teller gelegt, um mir zu demonstrieren, wie sehr ich sie verletzt habe.
»Ich will nur dein Bestes, Polly.« Puh, ein Euro für jedes Mal, das sie mir in wohlwollender Absicht etwas Fragwürdiges an den Kopf geworfen hat, und ich könnte Jonas seine Wohnung abkaufen.
»Schön«, entgegne ich gezwungen ruhig. »Dann sieh doch einfach mal ein, dass das, was du für dich selbst als das Beste erachtest, für mich nicht das Richtige ist.«
»Ich weiß doch, wie es ist, als Frau in einer Männerdomäne zu arbeiten. Da wird man einfach nicht ernst genommen, wenn man sich gehen lässt.« Sie gestikuliert mit der flachen Hand in Richtung des rot besprenkelten Eis, als wäre dieses Scheißomelett repräsentativ für alles, was ich in meinem Leben bisher falsch gemacht habe.
»Was genau meinst du jetzt mit Männerdomäne? Buchhaltung oder Sextoys?«
»So redest du nicht mit mir!« Mama hat den Zeigefinger erhoben. »Du schaust immer bloß auf meine Arbeit herab. Dabei tue ich das alles für dich!«
»Meinetwegen musst du bestimmt keine Dildos verkaufen, Mama!« Die Lautstärke meiner Stimme ist parallel zu ihrer gestiegen. Wir haben uns schon oft gestritten. Unzählige Male, es gehört zu einer normalen Woche im Hause Mühlford dazu. Doch etwas an dieser Diskussion ist anders. Wo sonst für gewöhnlich ein schwacher Brand schwelt, brennt heute die Zündschnur einer ganzen Wagenladung Dynamit ab.
»Na schön!« Sie springt vom Stuhl auf und kracht dabei gegen die Tischplatte, sodass die verhängnisvolle Pulle Flying-Goose-Sriracha umkippt und wie beim Flaschendrehen auf mich deutet. »Wenn du so über mein hart verdientes Geld denkst, dann brauchst du es ja wohl auch nicht, wenn du irgendwann ausziehst!«
Ich springe ebenfalls auf und schreie zurück: »Liebend gern! Denn weißt du, was? Ich bin ab Montag weg hier.«
»Was heißt das, du bist weg?«
»Das heißt, dass ich eine Wohnung gefunden habe und sie mit dem Geld, das ich bei meinem Job verdiene, bezahlen werde. Dann kannst du dir deine Dildokohle in die eigene Tasche stecken und ich muss mir nie wieder anhören, dass ich ein undankbares, fettes Kind bin, das die falschen Blazer trägt oder zu viel bescheuerte Sriracha-Sauce benutzt!« Bei den letzten Worten greife ich wutentbrannt nach der roten Plastikflasche, reiße sie an mich und poltere aus der Küche. Mein Stuhl donnert hinter mir zu Boden und die Türen krachen, so fest werfe ich sie zu, erst die zur Küche, dann die meines Zimmers.
Dort feuere ich die Sriracha mit aller Kraft in den Koffer, den ich gerade erst wieder zu packen begonnen hatte. Ich werde sie mitnehmen. Ich werde dieser Flasche Chilisoße in der Ecke meines neuen Zimmers einen fucking Schrein bauen und zweimal täglich dafür beten, dass ich nie, nie, nie wieder mit dieser Frau unter einem Dach leben muss.