EPILOG

Elena

Ich zwinge mir das letzte Stück Steak in den Mund, denn ich bin so satt, dass ich nicht glaube, diesen Bissen noch herunterschlucken zu können, aber es ist so verdammt lecker, dass ich es tun muss. Benjamin hat keine Kosten gescheut, um unser viermonatiges Beziehungsjubiläum zu feiern, und eigentlich ist es lächerlich und süß zugleich, dass er diesen Anlass überhaupt begehen will. Er hat mich zu CUT by Wolfgang Puck gebracht und beim Anblick der Preise sind mir die Augen aus dem Kopf gefallen. Es ist schon ein wenig gewöhnungsbedürftig zu akzeptieren, dass ich mit jemandem zusammen bin, dem es nichts ausmacht, mich zu einem fünfundsechzig Dollar teuren Filet am Knochen einzuladen, während er sich ein hundertdreißig Dollar teures Porterhouse Steak gönnt.

»Hier gibt es die leckerste Schokoladentorte zum Nachtisch«, sagt er, während er mich dabei beobachtet, wie ich mit überkreuzten Unterarmen auf dem Tisch den letzten Bissen herunterschlucke.

»Ich kann nicht mehr«, sage ich, wische mir den Mund ab und lege die Serviette zurück auf meinen Schoß. »Ich werde tatsächlich explodieren, wenn ich noch irgendetwas anderes Essbares zu mir nehme, und das wäre sehr hässlich. Es würde vollkommen die Stimmung ruinieren für das, was ich mir später noch für dich ausgedacht habe.«

»Und was ist das?«, fragt er mit großem Interesse und beugt sich ein wenig nach vorn.

Ich wackele mit dem Finger vor seiner Nase herum. »Es ist eine Überraschung, aber ich verspreche dir, wenn ich mit dir fertig bin, wirst du wie ein Hund bellen.«

Benjamin rümpft die Nase. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich jetzt noch großes Interesse daran habe.«

»So laut meinen Namen schreien, dass die Nachbarn es hören?«, schlage ich stattdessen vor.

»Das klingt schon ganz anders«, antwortet er lachend und steht vom Tisch auf. »Entschuldige mich bitte einen Moment … ich bin sofort zurück.«

»Lass dir Zeit, Baby«, antworte ich. Ich sehe ihm nur kurz nach, als er sich entfernt. Er humpelt immer noch, aber er hat angefangen, seinen Stock immer weniger zu benutzen. Er hat daran gearbeitet, sein Bein im Fitnessstudio zu stärken, und hat nun nicht mehr so viele Schmerzen, wenn er es mit mehr Gewicht belastet.

Nicht dass es mir etwas ausmacht. Er ist sexy mit und ohne Stock – ob er humpelt oder nicht.

Während Benjamin nicht da ist, trinke ich kleine Schlucke von meinem Rotwein und scrolle auf meinem Telefon herum. Ich schreibe Jorie schnell eine Nachricht, um mich zu erkundigen, wie es ihr geht. Mit ihrer Schwangerschaft ist alles in Ordnung und sie sieht mit ihrem kleinen Babybäuchlein so hinreißend aus, dass ich nicht aufhören kann, süße, enge Kleider für sie zu kaufen, die meine Patentochter zur Schau stellen, die in einigen Monaten auf die Welt kommt.

»Also, wenn du heute Abend mal nicht atemberaubend aussiehst«, sagt eine männliche Stimme über den Tisch hinweg. Sie kommt mir irgendwie bekannt vor. Nachdem ich den Kopf gehoben habe, blinzele ich überrascht August Greenfield an, der mir gegenübersitzt. Seit dem Abend im Wicked Horse, an dem ich mit ihm und Cage beinahe einen Dreier hatte, habe ich ihn nicht mehr gesehen.

Selbstverständlich gehen Benjamin und ich nur noch selten ins Wicked Horse. Er hat seine Mitgliedschaft gekündigt. Wenn uns beiden nach sexueller Aufregung zumute ist, zahlt er die Eintrittsgebühr und ich nutze die Spezial-Mitgliedschaft, die Jorie mir geschenkt hat. Aber seit er mich seiner Mutter vorgestellt hat und die Dinge sich zum Besseren gewendet haben, waren wir vielleicht dreimal dort.

August sitzt dort auf Benjamins Stuhl und schenkt mir ein sündhaft attraktives Lächeln, bei dem seine beiden Grübchen zum Vorschein kommen. Ich ziehe eine Augenbraue hoch und frage mich, welches Spiel er wohl spielt.

»An dieser Stelle solltest du eigentlich sagen: ›Meine Güte, August … du siehst selbst sehr schick aus.‹« In seinen Augen glitzert es spitzbübisch.

»Du bist schon ganz in Ordnung«, sage ich grinsend und verschränke die Arme vor der Brust. »Komisch nur, dass du gewartet hast, bis Benjamin weg war, bevor du Hallo gesagt hast.«

»Na ja, mein Interesse gilt nicht Benjamin«, sagt er affektiert.

»Also dann«, antworte ich scharfzüngig, »dein Interesse sollte besser auch nicht mir gelten, weil mein Interesse ausschließlich Benjamin gilt.«

August legt beide Hände auf Höhe seines Herzens übereinander und zuckt zusammen, als hätte ihn soeben ein Pfeil dort getroffen. »Autsch, das tut weh!«

Ich schnaube. »Nein, das tut es nicht.«

»Ich dachte wirklich, wir hätten eine Verbindung, Elena«, sagt er und zieht eine Schnute.

»Dein Gesicht wird gleich eine Verbindung mit meiner Faust haben, wenn du nicht sofort von meinem Stuhl aufstehst«, sagt Benjamin, als er hinter August tritt. Aber sein Ton ist nicht ernsthaft bedrohlich. Er klingt eher wie ein lahmes Versprechen.

Grinsend nicke ich in Benjamins Richtung. »Ich würde tun, was er sagt. Er zieht andere Leute nämlich auch an den Haaren.«

August wirft den Kopf in den Nacken, lacht und erhebt sich von Benjamins Platz. Zu meiner Überraschung streckt er Benjamin die Hand entgegen, der sie zögernd nimmt.

Dann lässt er den Blick zwischen Benjamin und mir hin und her wandern, während er seine Hand schüttelt. »Eigentlich … habe ich gesehen, wie ihr beide hier zu Abend esst, und wollte nur rüberkommen und euch gratulieren. An jenem Abend im Wicked Horse ist mir klar geworden, dass Elena dauerhaft aus dem Handel gezogen wurde.«

Benjamin gibt ein tiefes Knurren von sich und August beeilt sich zu erklären: »Ich meine damit nicht den ›Fleisch‹-Handel, um es mal so zu formulieren. Ich meine in Bezug auf eine Beziehung.«

Benjamin rollt mit den Augen, öffnet den Knopf seines Jacketts und ignoriert August demonstrativ.

Ich schenke ihm ein süßes Lächeln. »Also, es war schön, dich wiederzusehen, aber –«

August hält kapitulierend die Hände hoch und lässt ein tiefes Lachen folgen. »Ich verstehe schon … ich störe.«

»Ja, das tust du«, murmelt Benjamin.

»Viel Glück euch beiden«, sagt August. Mit einem teuflischen Funkeln in den Augen raunt er mir zu: »Aber wenn du diesen Typen jemals abschießt, Elena … du weißt, wo du mich findest.«

Benjamin knurrt noch einmal. August gibt ein Schnauben von sich, bevor er sich zurückzieht. Ich nehme meine Serviette und tue so, als würde ich mir erneut den Mund abwischen, aber in Wirklichkeit unterdrücke ich ein Lachen.

»Was für ein Spaßvogel«, murmelt Benjamin, als er mich ansieht, und zieht ganz leicht einen Mundwinkel nach oben.

»Männer sind so seltsam … diese kleinen Spielchen, die ihr spielt. Die Leute denken, dass nur Frauen so etwas tun, aber Männer sind genauso schlimm.«

Ein Kellner nähert sich mit einem weißen Teller in der Hand und stellt eine kleine Schokoladentorte vor mir ab. Ich bin so voll, ich kann das verdammte Ding nicht einmal anschauen.

Ich schüttele den Kopf und blicke über den Tisch hinweg. »Ich habe dir doch gesagt, dass ich satt bin.«

Der Kellner zückt zwei Löffel, legt einen neben den Teller und reicht den anderen einem grinsenden Benjamin. »Ich glaube, ich kann genug für uns beide davon essen.«

»Tu dir keinen Zwang an«, sage ich lachend.

Wir unterhalten uns und ich trinke meinen Wein. Benjamin isst kleine Bissen der Torte und streckt jedes Mal den Arm über den Tisch aus, anstatt den Teller einfach zu sich hinzuziehen. Nach jedem zweiten Löffel erwähnt er, wie gut sie schmeckt und dass ich sie probieren sollte.

Ich schüttele bloß den Kopf und lehne jedes Mal ab.

Schließlich sieht er mich leicht genervt an. »Du machst es mir wirklich nicht einfach.«

»Was mache ich nicht einfach?«, frage ich.

»Kannst du dir den Teller zumindest einmal ansehen?«

»Hä?«, sage ich stirnrunzelnd und blicke nach unten, um nachzuschauen, wovon er spricht.

Auf dem Teller befindet sich eine fast aufgegessene Torte, lediglich ein Bissen und einige Krümel sind noch da. Was mir jedoch nicht aufgefallen war, als die Torte vor mir abgestellt wurde, war die elegante Kursivschrift aus Schokolade, die sich am Rand des weißen Porzellans befindet.

Willst du mich heiraten?

Ich fahre mit dem Kopf hoch, um Benjamin anzusehen, und mir bleibt der Mund offen stehen. Er lächelt und hält mir eine schwarze Samtschachtel vor die Nase.

Als er sie öffnet, fällt mir die Kinnlade noch weiter herunter, denn ich blicke auf einen riesigen Diamanten in Tränenform, der im Kerzenschein so wild funkelt, dass ich fast geblendet werde.

»Oh mein Gott«, murmele ich und lege mir eine Hand auf die Brust.

»Ich dachte, wir hätten uns darauf geeinigt, dass Gott keinen direkten Einfluss darauf hat, so mit unserem Leben zu spielen«, tadelt Benjamin. Er und ich haben tiefgehende Gespräche über Gott, Göttlichkeit und seinen Sinn in unserem Leben geführt. Er kommt an den meisten Sonntagen sogar mit mir in die Kirche, auch wenn er manchmal auch einfach nur faul sein und zu Hause bleiben will, was ebenfalls in Ordnung ist.

Mein Herz schwillt an, als er mich direkt darauf hinweist, dass die Wege unseres Gottes unergründlich sind, dieser Ring jedoch, der vor mir glitzert, nur mit dem Mann zu tun hat, der die Schachtel hält.

Weil er mich liebt und mich heiraten will.

Diese Erkenntnis schockiert mich. Ich meine, wir sind uns in den letzten Monaten so viel nähergekommen. Wir haben unser beider Leben permanent miteinander verknüpft, nachdem er auf halber Strecke zwischen Henderson und Las Vegas ein Haus für uns gekauft hat. Wir sind schnell zusammengezogen und teilen seitdem unsere Zukunftsträume miteinander.

Aber weil wir nie offen übers Heiraten gesprochen haben, ist das hier doch eine große Überraschung.

»Elena«, sagt er und ich reiße den Blick von dem Diamanten los, um ihn anzusehen. »Niemand beginnt ein Erwachsenenleben mit dem Gedanken, zweimal verheiratet zu sein. Aber ich habe gelernt, dass es in unserem Leben eventuell Phasen geben kann, die mehr als nur eine Art von Liebe beinhalten. Du kennst meine Gefühle für April und Cassidy. Du hast mir in den letzten Monaten geduldig zugehört, wenn ich von ihr erzählt habe. Du hast mir eine sichere Umgebung gegeben, in der mir das möglich ist, und mich immerzu dazu ermutigt, niemals zu vergessen, was ich mit ihnen hatte.«

Das stimmt. Ich habe sogar darauf bestanden, dass Benjamin die Fotos von ihnen wieder hervorholt und sie in unserem Haus aufstellt, damit er die Erinnerung an sie nie wieder verliert oder herabsetzt.

»Aber auch wenn ich sie immer wertschätzen werde, sind sie dennoch meine Vergangenheit und du bist meine Zukunft. Und es wird eine lange, wunderbare Zukunft werden, die wir zusammen haben. Eine Zukunft, in der ich hoffe, Kinder und eines Tages Enkelkinder zu bekommen. Ich möchte mit dir alt werden. Alle großen Abenteuer des Lebens mit dir teilen. Ich liebe dich mehr als irgendetwas anderes auf der Welt und ich flehe dich an, mich zum glücklichsten Mann weit und breit zu machen, indem du mir sagst, dass du mich heiraten willst.«

An diesem Punkt strömen mir die Tränen bereits unaufhaltsam die Wangen herunter und der Rotz droht mir aus der Nase zu tropfen. Ich nehme meine Serviette und wische hastig über mein feuchtes Gesicht, bevor ich ihm enthusiastisch zunicken kann.

Erleichterung macht sich auf seinem Gesicht breit und er erhebt sich von seinem Stuhl. Auch ich stehe auf und wir treffen uns neben dem Tisch. Dann befindet sich meine linke Hand in seiner und er steckt mir den Ring an den Finger. Er schimmert und ich bin fasziniert davon, wie groß er ist. So etwas habe ich noch nie zuvor gesehen.

»Ich liebe dich«, sagt Benjamin zärtlich, hebt meine Hand und küsst mich auf die Fingerknöchel.

»Oh, Benjamin … ich liebe dich auch«, erwidere ich und schlinge die Arme um ihn, damit ich ihm den größten, feuchtesten, emotionalsten Kuss der Welt geben kann. Er drückt mich fest an sich und hebt mich hoch, als unser Kuss sich vertieft.

Aus der Ferne höre ich, wie die Leute applaudieren, und mir ist überaus bewusst, dass ich in meinem gesamten Leben noch niemals so glücklich gewesen bin.

Doch das Beste ist, dass es von jetzt an nur noch besser wird.

~ Ende ~

Finden Sie heraus, welche sexy Verlockungen das Wicked Horse Vegas zu bieten hat! KLICKEN SIE HIER, um alle Bücher der Serie zu sehen.

Biografie

Author

Seit der Veröffentlichung ihres ersten modernen Liebesromans »Off Sides« im Januar 2013 hat Sawyer Bennett viele weitere Bücher herausgebracht, von denen ein Großteil auf den Bestsellerlisten der New York Times, USA Today und des Wall Street Journals zu finden war.

Als reformierte Strafverteidigerin aus North Carolina bedient Sawyer sich Erfahrungen des Alltags, um ansprechende Geschichten zu schreiben, mit denen ihre Leserinnen und Leser sich identifizieren können. Angefangen bei New Adult Literatur bis hin zu erotischen Liebesromanen schreibt Sawyer Bücher für fast jeden Geschmack.

Sawyer mag ihre Bloody Marys stark und ihre Martinis schmutzig; ihre Helden sind in der Regel eine Kombination aus beidem. Wenn Sawyer nicht gerade fiktive Liebesgeschichten zum Leben erweckt, arbeitet sie als Chauffeurin, Frisörin, Köchin, Putzfrau und persönliche Assistentin für ihre äußerst aktive Tochter und als Vollzeitbedienstete für ihre bezaubernd frechen Hunde. Sie glaubt an das Gute im Menschen und dass ein schlechter Tag mit einem Besuch im Fitnessstudio und einem Stück Kuchen gerettet werden kann – oder am besten mit beidem.

Sawyer beschäftigt sich ebenfalls mit den Bereichen allgemeine Belletristik und Frauenliteratur unter dem Pseudonym S. Bennett. Außerdem veröffentlicht sie herzige Liebesromane unter dem Namen Juliette Poe.

Besuchen Sie Sawyer im Netz!

sawyerbennett.com

twitter.com/bennettbooks

facebook.com/bennettbooks

Bücher von Sawyer Bennett

Wicked Horse Vegas – Die Serie:

Sündhafter Gefallen (Buch Eins)

Sündhaftes Begehren (Buch Zwei)

Sündhafte Eifersucht (Buch Drei)

Sündhafte Vermählung (Buch Vier)

Sündhafte Entscheidung (Buch Fünf)

Sündhafter Ritter (Buch Sechs)

Sündhafte Retterin (Buch Sieben)

Affären vor Gericht – Die Serie:

Affären vor Gericht: Die Geschichte von McKayla (Buch Eins)

Die Geständnisse eines göttlichen Anwalts: Die Geschichte von Matt (Buch Zwei)

Ergib dich mir!: Die Geschichte von Cal und Macy (Buch Drei)

The Wicked Horse – Die Serie:

Wicked Fall (Buch 1)

Wicked Lust (Buch 2)

Wicked Need (Buch 3)

Wicked Ride (Buch 4)

Wicked Bond (Buch 5)

Jameson Force Security Group – Die Serie:

Codename: Genesis (Buch 1)

Und auch die folgenden Bücher von Sawyer Bennett werden in Kürze auf Deutsch erhältlich sein:

Aus der Reihe »Wicked Horse Vegas«:

Wicked Secret (Buch Acht)

Aus der Reihe »Jameson Force Security Group«:

Code Name: Sentinel (Buch 2)

Code Name: Heist (Buch 3)

Code Name: Hacker (Buch 4)