Storm wieherte verängstigt. Der riesige Baum stürzte auf sie zu und knarzte dabei entsetzlich. Tom zog an den Zügeln. Der treue Hengst wich in dem Augenblick zur Seite aus, als der gefällte Baum zu Boden krachte. Eine Sekunde später, und sie wären zu Brei zermalmt worden.
„Das war knapp. Wir müssen vom Wald weg!“, rief Tom. Er packte die Zügel mit fester Hand und lenkte Storm auf den Hang zu, der in weitem Bogen vom hochgelegenen Wald auf die Grasebene führte. „Wir suchen besser irgendwo auf der Ebene Schutz.“
„Silver!“, rief Elenna. „Bleib dicht bei uns.“
Vorsichtig ritt Tom seinen Hengst zum Hügel. Der prasselnde Regen schlug ihnen ins Gesicht. Tom konnte kaum sehen, wo der Weg langführte. Seine Kleidung war durchnässt und er fror bis auf die Knochen.
Storms Hufe rutschten im Schlamm aus. Braune, gurgelnde Rinnsale rauschten um sie herum und verwandelten den Boden in eine rutschige Fläche, die so glatt wie Eis war. Elenna klammerte sich an Tom fest, während Storm mühsam versuchte, festen Halt zu finden.
Silver heulte erschrocken, als ein Windstoß ihn umwarf.
Trotz des tosenden Winds hörte Tom noch mehr Bäume im Wald hinter ihnen umstürzen. Ein dicker Ast flog durch die Luft. Krachend landete er vor ihnen im Schlamm und blieb zitternd stecken.
„Wir müssen noch weiter vom Wald weg!“, schrie Tom. Blinzelnd sah er geradeaus und suchte verzweifelt nach einer Stelle, wo sie geschützter sein würden. Plötzlich riss er die Augen auf. Über der Ebene begannen sich die Wolken auf einmal im Kreis zu drehen. Wie lange Finger streckten sich schwarze Wolken zum Boden und stachen in die Erde.
Die dröhnenden Windhosen peitschten über das Land und bewegten sich hin und her, als ob sie etwas suchten.
„Etwa uns?“, fragte Tom sich. Jede dieser Windhosen konnte sie hochsaugen, zum Himmel wirbeln und in Stücke reißen. Während Tom die Wirbel beobachtete, rückten sie immer enger zusammen. Sie vereinten sich zu einem riesigen Tornado.
Und dieser gigantische Tornado kam den Hügel hoch auf sie zu. Brüllend und heulend türmte er sich über ihnen auf. Weitere Bäume stürzten um. Dicke Äste wurden hochgesaugt und durch die Luft geschleudert wie kleine Zweige.
Tom war sich sicher, dass sie ebenfalls jeden Moment hochgewirbelt werden würden, doch da wurde der Tornado auf einmal langsamer und dunkler. Mitten in dem schwarzen Wirbel begann sich eine Gestalt zu formen.
„Malvel!“, schrie Tom und zog sein Schwert. „Habe ich es mir doch gedacht.“
Der böse Magier hatte ein Bild von sich in das Herz des Tornados gezaubert.
„Er trägt den Stab des Hexenmeisters!“, rief Elenna. Malvel bleckte die Zähne und hob den Stab triumphierend hoch. Der böse Zauberer richtete den Stab auf sie. Blitze zuckten durch den Tornado. Sie pulsierten wie Blut und leuchteten grellweiß auf.
Die Stimme des Zauberers dröhnte wie Donner. „Eure Mission ist sinnlos“, brüllte er. „Seht euch den Stab des Hexenmeisters ein letztes Mal an, ihr Dummköpfe! Ich werde ihn in der Ewigen Flamme verbrennen und ihr werdet alles verlieren.“
„Das lassen wir nicht zu!“, rief Tom. Seine Stimme ging im Tosen und Blitzen des Tornados beinahe unter.
Malvel lachte so sehr, dass der Boden bebte. „Euer armer Freund Aduro ist tot!“, höhnte er. „Niemand wird mich daran hindern, Avantia und alle anderen Königreiche zu beherrschen. Eure Missionen, eure Bemühungen werden alle umsonst gewesen sein!“
Tom hob sein Schwert. „Solange Blut in meinen Adern fließt, werde ich gegen dich kämpfen, Malvel“, rief er. „Ich werde nicht ruhen, bevor der Stab des Hexenmeisters wieder zurück in Avantia ist und bevor das Land Seraph von dir befreit ist!“
„Dann werde ich deine Mission jetzt beenden!“, brüllte Malvel. Donner krachte und ein tödlicher Blitzstrahl sauste direkt auf Tom und seine Freunde zu.