Tom riss an den Zügeln und Storm stolperte zur Seite. Der Blitz schlug zischend im Boden ein. Silver heulte und suchte hinter einem Felsen Deckung. Kochend heißes Wasser schoss hoch und spritzte Tom ins Gesicht und auf die Hände.
Unbeeindruckt zielte er mit der Schwertspitze ins Herz des Wirbelsturms. Er spürte Elennas Hände fest um seine Hüfte geschlungen. „Eines Tages werde ich dich vernichten!“, schrie er gegen das Brüllen des Sturms.
Malvels Gesicht verzog sich vor Zorn. Er feuerte noch mehr zischende Blitzspeere ab. Tom und Elenna hielten sich eisern auf Storms Rücken, der im rutschigen Schlamm hierhin und dorthin auswich, um nicht getroffen zu werden.
Wutschnaubend schleuderte Malvel Blitz um Blitz, bis der Boden um sie herum blubberte und kochte wie ein Kessel heißes Wasser.
„Ich muss Malvel ablenken“, dachte Tom. „Storm kann den Blitzen nicht mehr lange ausweichen.“
Er packte Schwert und Schild fester, sprang aus dem Sattel und rannte zum Hügel.
„Tom, was hast du vor?“, rief Elenna.
„Ein Ablenkungsmanöver!“, rief Tom zurück.
Malvels Blitze verfolgten ihn. Einschlag um Einschlag folgte seinen Schritten und sie kamen dabei immer näher. Tom drehte sich um und hob seinen Schild. Gerade noch rechtzeitig! Ein Blitz prallte vom Holz ab und haute Tom beinahe um. Elektrizität kribbelte kurz durch seinen Körper und seine Haare stellten sich auf.
Elenna war ebenfalls von Storms Rücken gestiegen. Sie feuerte einen Pfeil nach dem anderen in den Tornado ab. Aber der Wind war zu stark und die Pfeile flogen davon, bevor sie ihr Ziel trafen. Silver sprang neben ihr knurrend und kieferschnappend auf und ab, als wolle er seine Zähne in Malvels Körper bohren.
„Wie kann man einen Wirbelsturm bekämpfen?“, überlegte Tom verzweifelt.
Ein gezackter Blitz raste zur Erde und brannte ein tiefes Loch in den Boden. Tom taumelte zur Seite, aber seine Muskeln wurden allmählich schwächer. Er duckte sich unter seinem erhobenen Schild. Der nächste Blitz prallte von dem Schild ab und wurde zurück in den Tornado geschleudert. Malvel zuckte zusammen, als der Blitz an ihm vorbeizischte.
„Ich werde dich besiegen!“, schrie Tom. „Ich kann es mit dir aufnehmen, Malvel. Und das werde ich auch immer tun.“
Der Zauberer brüllte zornig. Er wedelte mit dem Stab des Hexenmeisters und der Tornado wurde noch dunkler und wirbelte noch schneller im Kreis. Was hatte der böse Magier nun vor?
Der peitschende Schwanz des Tornados erhob sich in die Luft wie der Stachel eines monströsen Insekts. Dann sauste er herab und schlug neben Toms Füßen ein. Steine und Erde flogen explosionsartig in die Luft.
Tom hob den Schild. Steine hämmerten dagegen.
Ein zweites Mal peitschte der Schwanz des Tornados über die Erde und höhlte eine tiefe Mulde mit steilen Wänden aus. Wenn Tom in solch einen Krater fiel, konnte er nicht mehr entkommen.
„Zurück!“, rief Tom seinen Freunden zu. „Geht zurück zum Wald!“ Er wandte sich um und bemerkte eine Gestalt, die nicht weit von Storm entfernt hinter einen Felsen huschte, aber er hatte keine Zeit, der Sache nachzugehen.
„Wir kommen!“, rief Elenna. „Geh du vor! Wir sind direkt hinter dir!“
Tom lief im Zickzack auf die Bäume zu. Er warf kurz einen Blick über die Schulter. Der Tornado wirbelte noch heftiger herum und füllte den ganzen Himmel aus. Er heulte wie Tausende Dämonen. Malvels Augen glühten vor Hass. Der Schwanz des Tornados peitschte durch die regennasse Luft und krachte donnernd neben Toms Füßen in den Hang.
Durch den Einschlag wurde die Erde gelockert. Ein Erdrutsch löste sich oberhalb von Tom und glitt auf ihn zu. Er taumelte und kämpfte um sein Gleichgewicht. Doch Storm geriet zu nah an den Rand der Mulde. Er fand keinen Halt für seine Hufe. Der Boden gab unter ihnen nach und Tom und sein Hengst stürzten über den Rand.