Eines der schönsten Komplimente, die wir Ärzte für unsere Arbeit bekommen können, ist, wenn erfolgreich behandelte Patienten uns enge Freunde schicken. Bei der Torwart-Legende Toni Schuhmacher war es auch so.
Eine Patientin von mir, die ich zuvor an der Schulter operiert hatte, ist eine gute Freundin der Ehefrau des berühmten Fußballspielers. Sie traf Jasmin und Toni Schuhmacher regelmäßig auf dem Golfplatz – bis der ehemalige Nationaltorhüter, Europameister und zweifache Vizeweltmeister überlegte, wegen seiner Arthrosebeschwerden den Schläger dauerhaft beiseitezulegen.
Wegen Knieschmerzen hatten diverse Ärzte dem charismatischen Kölner bereits vor Jahren zur Prothese geraten. Dazu kamen massive Arthrosebeschwerden in Schulter, Füßen und an beiden Händen. Alles keine guten Voraussetzungen, um weiter mit Freunden und Freude mehrere Stunden über den Golfplatz zu gehen.
Obwohl Toni Schumacher durch seine Kontakte im Profisport Zugang zu den renommiertesten Gelenkspezialisten dieses Landes hatte, unterschied er sich mit seinem Wunsch, keine Prothese zu wollen, in keiner Weise von vielen normalen Arthrose-Patienten: Er fiel aus dem üblichen Behandlungsschema.
Nachdem ein weiterer Spezialist in Frankfurt die Perspektive auf ein künstliches Gelenk noch einmal erhärtet hatte, folgte er dem Rat der Freundin und stellte sich – in Ultima Ratio – im März 2022 bei mir in Bonn vor.
Das erste, was ich brauchte, waren aktuelle Röntgenbilder der verschiedenen Gelenke, insbesondere der Knie. Und die bestätigten mir, was Toni Schumacher in seinem Buch Anpfiff bereits aufgeschrieben hatte.
Freundlich ausgedrückt ist der Mann, der das EM-Finale 1980 mit gebrochener Hand gespielt hat und Schmerzen als Bestandteil seine Profivertrages verstand, für jeden Orthopäden eine besondere Herausforderung.
Seit der Pubertät Rückenbeschwerden wegen Spondylolisthesis, also Wirbelgleiten. Rechtes Knie sechsmal operiert; der Meniskus geglättet, nachdem er sich mit 19 Jahren bereits das hintere Kreuzband gerissen hatte.
Das linke Knie zweimal operiert; ebenfalls am Meniskus. Dazu 15 Knochenbrüche, darunter diverse Daumen- und Fingerbrüche an der linken und rechten Hand. 34
Nach Jahrzehnten mit hochdosierten Schmerzmitteln setzte der 68-jährige Schumacher inzwischen auf Verzicht, zum Beispiel beim Jogging. Und auf autogenes Training. „Wenn ich eines Tages wach werde und keine Schmerzen mehr habe, dann weiß ich, dass ich tot bin“, scherzte mein neuer Patient.
„Vielleicht gibt es noch eine weitere Möglichkeit“, anwortete ich ihm darauf. „Ich will nicht zu viel versprechen. Sie wurden von den Besten des Landes behandelt, in der Zeit als Profi und auch danach.
Trotzdem könnte ich mir vorstellen, dass ein neues, sogenanntes orthobiologisches Verfahren Ihre Beschwerden in Schulter und Sprunggelenk erheblich reduzieren könnte. Und den drohenden Gelenkersatz beim Knie vielleicht nicht dauerhaft verhindern, so doch zeitlich nach hinten schieben könnte.
Ich spreche von einer orthobiologischen Behandlung mit körpereigenen Stammzellen.“
Ich kann Dir nicht den Schlüsseltag nennen, an dem ich auf das neue Verfahren aufmerksam wurde. Es muss Anfang 2016 gewesen sein, als mich meine ausländischen Patienten – vor allem aus den arabischen Ländern, wo deutsche Ärzte einen sehr guten Ruf haben – auf die Möglichkeit einer Knorpel-Erneuerung mit Hilfe von Stammzellen ansprachen.
2015 hatte ich mit einer anderen, orthobiologischen Arthrose-Therapie begonnen – der Injektion von plättchenreichem Blutplasma, einem Verfahren, auf das ich im nächsten Abschnitt eingehen werde. Zusammen mit der Hyaluronsäure, um die es im übernächsten Kapitel gehen wird, war damals das speziell aufbereitete Eigenblutprodukt mein Hauptinstrument, um Arthrose mittleren Schweregrads zu lindern.
Der besondere Mehrwert des Verfahrens: Ich konnte regenerativ, also gelenkschützend, tätig sein – im Gegensatz zu Kortison. Das vertreibt zwar die Schmerzen, schädigt auf lange Sicht jedoch den Knorpel.
Um auch bei größeren Defekten und komplizierteren Verläufen helfen zu können, recherchierte ich routinemäßig seit Jahren in der englischsprachigen Literatur. Dort begnete mir der Begriff Stammzelle kurze Zeit später erneut.
Interessanterweise ging es in der Fachveröffentlichung nicht – wie in Deutschland üblich – um Zellen aus dem Knochenmark. Sondern um winzige biologische Bausteine aus dem Fettgewebe.
Mich triggerte, das beschriebene Ursprungsgebiet der besonderen Zellen, die sich asymmetrisch in eine undifferenzierte Stammzelle und in eine, der Umgebung angepasste, spezialisierte Zelle teilt.
Fettgewebe – zum Beispiel am Bauch – ist nicht nur einfacher zu erreichen als das Knochenmark. Da die meisten Menschen mehr als genug davon haben, könnte es auch mehr und bessere Stammzellen zur Verfügung stellen – für mich eine absolute Gewinnerindikation.
Dank meiner Erfahrungen mit aufbereitetem Eigenblut fand ich bald ein zugelassenes Entnahme- und Aufbereitungssystem für die Stammzellen. Auf Anfrage konnte ich meine ersten Patienten – überwiegend aus der finanzkräftigen, arabischen Welt und aus Russland – behandeln.
Der erste Teil ähnelt der Fettabsaugung in der plastischen Chirurgie: Dazu wird – analog zur Liposuction – das Spenderareal per Tumeszenzlösung aufgedehnt, gelockert und gleichzeitig örtlich betäubt. Das erleichtert die Entnahme des Gewebes, reduziert Blutungen und verhindert anschließend Schmerzen.
Im Gegensatz zur kosmetischen Medizin, die das Fett bei Patienten gleich literweise absaugt, sind für mich viel kleinere Mengen ausreichend. Pro zu behandelndem Gelenk brauche ich maximal 30 Milliliter Ausgangsmaterial.
Anfangs habe ich alle Patienten zusätzlich in Sedierung behandelt. Ich war mir unsicher, ob die lokale Betäubung am Bauch ausreicht. Bis ich Mitte 2018 – bestätigt durch knapp 100 erfolgreiche Behandlungen – den ersten deutschen Patienten behandelte.
Der mehrfach wegen seiner Wurstwaren ausgezeichnete Metzgermeister litt unter Arthrose in beiden Knien. Seit Jahren behandelte ich ihn mit plättchenreichem Plasma aus der aufbereiteten Eigenblutspende, der sogenannten ACP-Therapie.
Die Abstände von zu Beginn zwölf Monate verkürzten sich inzwischen immer mehr. Ende 2017 wurde ein Kniegelenk von meinem Praxis-Kollegen durch eine moderne Prothese ersetzt.
Mit der anderen Seite wollte Herr Esser noch warten. Das Problem: Nach einem Gelenkersatz belasten Patienten häufig das gegenüberliegende Gelenk erst einmal stärker, was den Abnutzungseffekt beschleunigt.
Zudem kann die begrenzte Belastbarkeit des verbliebenen Gelenks die Rehamaßnahmen für das neue Gelenk behindern. Schließlich muss bei paarig angeordneten Gelenken bei vielen Übungen auch die andere Seite mitarbeiten.
Um einerseits das nicht operierte Knie zu stabilisieren und den Genesungsprozess des neuen Gelenks zu fördern, schlug ich das neue Stammzellverfahren vor. Der Mann war sofort einverstanden, hatte allerdings eine Bitte: Auf die Sedierung während des Eingriffs wollte er verzichten.
So behandelte ich meinen ersten Patienten ausschließlich in örtlicher Betäubung. Er hat es völlig tiefenentspannt über sich ergehen lassen. Während ich operierte, gab mir der Metzgermeister ausgezeichnete Tipps für das nächste Barbecue.
Seitdem führe ich die Stammzelltherapie generell ambulant und ohne Narkose durch. Nach 20 Minuten Einwirkzeit der Tumeszenzlösung sauge ich durch millimeterkleine Einstiche das Fett in die Spezialspritzen ein – pro Doppelkammersystem jeweils 15 Milliliter.
Anschließend kommen die Spritzen in eine Zentrifuge. Dort wird das Fettgewebe im ersten Schritt von der Betäubungslösung getrennt – ähnlich Orangen, die vor dem Saftpressen von Blättern, kleinen Stengeln und Schmutz auf der Schale befreit werden.
Anschließend wird das Fettgewebe mechanisch gepresst. Doch im Gegensatz zum Orangensaft wird bei mir der Saft, das Öl, beim zweiten Zentrifugieren verworfen. Stattdessen behalte ich die Schalen, eine Art körpereigener Zelltrester, zurück.
Wir Ärzte nennen das die Stroma-vaskuläre Fraktion (SVF): Dieser feste Teil (Fraktion) aus Bindegewebsgerüst (Stroma) und Gefäßen (vaskulär) ist eine Mixtur aus regenerativ wirksamen Zellen und immunmodulierend wirksamen Botenstoffen.
Einen kleinen, aber feinen Teil bilden Stammzellen, die an den Zellwänden der Gefäße sitzen. In Zusammenarbeit mit der Universität Bielefeld untersuche ich den Bio-Trester gerade genauer. Nicht nur meine, sondern auch andere klinische Studien 35 belegen: Wie Maggi einer Suppe allgemein Geschmack verleiht, so wirkt SVF im Gelenk gleich mehrfach.
Da ist einmal ein abschwellender, schmerzlindernder, antientzündlicher Effekt. Darüber hinaus normalisieren die Stammzelltherapie aus dem Fettgewebe den Stoffwechsel des Gelenks.
Verletzungen an Bändern oder Menisken heilen schneller und besser. Knochenödeme bilden sich zurück.
Wo möglich entnehme ich gern ein bisschen mehr Fettgewebe. Mehrere aktuelle Studien belegen in Bezug auf die regenerativen Zellen: Viel hilft viel.
Bislang hatte auch noch niemand von den Patienten etwas dagegen – ganz im Gegenteil. Die meisten fordern mich von sich aus dazu auf, mehr Fett zu entnehmen. Limitierender Faktor ist die Aufnahmekapazität des Zielgelenks.
Ins Knie kann ich etwa zehn Milliliter SVF und ACP injizieren. Bei Hüfte, Spunggelenk oder Schulter verwende ich mit fünf bis sechs Millilitern etwas weniger. An den Facettengelenken der Wirbelsäule ist bei ein bis eineinhalb Millilitern das Limit erreicht.
Ein großer Vorteil des Verfahrens ist, dass ich in einer Sitzung bis zu vier Gelenke behandeln kann – schließlich tritt der Verschleiß mehrheitlich auch mehr als nur in einem Gelenk auf. Laut Robert-Koch-Institut sind bei Frauen im Durchschnitt 3,9 und bei Männern 3,6 Gelenke betroffen. 36
Außerdem ist eine Ruhigstellung nicht notwendig. Einzige Ausnahme sind Menschen mit X- oder O-Beinen.
Aufgrund der besonderen Anatomie kann es bei diesen Patienten sinnvoll sein, die ersten sechs Wochen eine entlastende Schiene 37 zu tragen. Das begradigt die Gelenkachse und entlastet den geschädigten Knorpel.
Ansonsten gibt es keine Einschränkungen. Die Patienten kommen und gehen ohne Hilfsmittel, können sich danach ans Steuer ihres Autos oder ins Flugzeug setzen.
Die Wirkung der SVF-Stammzellen, die ich als Anschubhilfe stets in Kombination mit plättchenreichem Plasma (ACP) gebe, setzt nach zwei Wochen bis zwei Monaten ein – so die relativ breite Streuung, die sich aus der Nachbefragung meiner inzwischen über 600 Patienten ergibt.
Was ich vorab auch immer sage: Im Ergebnis ist das Verfahren signifikant etwas schlechter und weniger lindernd als eine Prothese. Während das künstliche Gelenk auf einer Schmerzskala von 1 bis 10 im Durchschnitt eine 1,8 erreicht, liegt die Stammzelltherapie im Mittel bei 2,5.
Es verbleiben demnach leichte Beschwerden. Aber niemand der Behandelten würde sich deshalb mit einem künstlichen Gelenk versorgen lassen.
Was ich meinen Patienten auch immer sage: Die Stammzellen reparieren keinen Knorpel.
Der Genesungsprozess erfolgt über die Hemmung der Entzündung, die abschwellende Wirkung, das bessere Abheilen von Schäden an Band- und Stützgewebe. Katabole – also abbauende Vorgänge – im Gelenk werden verlangsamt oder gestoppt.
Bei Herrn Esser, dem ersten Patienten, den ich nur in lokaler Anästhesie behandelt habe, habe ich das per Kernspin regelmäßig dokumentiert: Direkt vor der Behandlung zeigte das MRT einen ausgedehnten Knorpeldefekt mit einem großen hellen Fleck im Knochen. Das war das sogenannte Knochenmarködem. Nach einem halben Jahr hatte er keinen neuen Knorpel, aber das Knochenmarködem war deutlich kleiner gworden.
Nach einem Jahr war der Knorpeldefekt immer noch unverändert. Aber das Knochenmarködem war fast weg. Und nach zwei Jahren (und nur einer Stammzellbehandlung) war das Ödem komplett verschwunden. Dafür berichtete der Patient von einer anhaltenden Beschwerdefreiheit und Belastbarkeit.
Für Herrn Esser war dank der orthobiologischen Behandlung das Thema zweiter Gelenkersatz neun volle Jahre vom Tisch – ganz ähnlich wie jetzt bei Toni Schumacher. Inzwischen interessiert er sich wieder für die zweite Prothese.
Das tut dem Verfahren keinen Abbruch. Im Gegenteil. In der Knie-Endoprothetik entsprechen neun Jahre – meist mit wenig Schmerzen und hoher Lebensqualität – der halben Standzeit des Gelenkersatzes von knapp 20 Jahren bis zum ersten Wechsel.
Auch Toni Schumacher ist hochzufrieden. „Ich habe meine Arthrose mit Hyaluronsäure behandeln lassen, Schmerzmittel genommen und operative Eingriffe durchführen lassen“, berichtet er später dem Bonner Generalanzeiger. „Doch wirklich langfristig geholfen hat nichts – bis zur Stammzelltherapie. Bereits nach der ersten Sitzung sind meine Beschwerden erheblich besser geworden.“
Damit der Selbstheilungsprozess möglichst lange anhält, gibt es nach zwölf Monaten noch eine Booster-Spritze mit ACP. Die kann bei Bedarf auch früher verabreicht werden, wenn der Genesungseffekt noch nicht richtig in Gang gekommen ist.
Trotzdem wird aus dem vorgeschädigten Gelenk nicht auf einmal ein neues Gelenk – im Gegensatz zur Prothese. Ohne einen stabilisierenden Lebensstil ist das Bioscharnier weiter in Gefahr, in den Schmerzzustand zurückzufallen.
Um den Therapieeffekt zu stabilisieren, müssen die Patienten aktiv werden. Toni Schumacher kann zwar nicht mehr joggen, dafür trainiert er regelmäßig im Kraftraum und hält sich mit Gartenarbeit fit.
Ehefrau Jasmin achtet zudem besonders auf die Ernährung, also viel Vitamin E, Omega-3-Fettsäuren sowie Antioxidantien und möglichst wenig Arachidonsäure, gesättige Fettsäuren und freie Radikale. Dazu erfährst Du später noch mehr.
Kurz zusammengefasst – was ich meinen Freunden, meiner Familie und Dir rate:
„Früher war alles viel besser“ – ein oft ausgeprochener Satz von Menschen meiner Generation. Nun kann man viele Vergleich des Hier und Heute mit der Vergangenheit ziehen, und sicher findet sich auch der ein oder andere Vorteil des täglichen Lebens im Präteritum. Mit absoluter Sicherheit wird aber keiner meiner ehemaligen Weggefährten die medizinische Betreuung der heutigen Profifußballer gegen die der 70er und 80er Jahre eintauschen wollen.
Mein Name ist Uli Stielike, und ich war Profi von 1973 bis 1988 bei Borussia Mönchengladbach, Real Madrid und Xamax Neuchatel. Ich musste meine Karriere, ein Jahr Fürher als vertraglich festgelegt, auf Grund einer starken Arthrose im rechten Kniegelenk beenden. So wie mir erging es etlichen anderen Jungs, die wegen Sprunggelenksverletzungen, Knieproblemen, Hüftschäden oder anderen Sportart-typischen Beschwerden ihren Beruf nicht weiter ausüben konnten. Gesteckte Ziele blieben abrupt auf der Strecke, Träume zerplatzten wie Seifenblasen. Die Sportmedizin steckte zu unserer Zeit noch in den Kinderschuhen, viele Dinge waren noch nicht erforscht und somit nicht zugänglich. So wie die Stammzellentherapie, der ich mich im Januar 2022 bei Markus Klingenberg an der Beta Klinik in Bonn, unterzog.
Wer 35 Jahre mit einer starken Arthrose lebt, passt seinen Lebensstil den Umständen an. Ich wurde z.B. ständig gefragt, ob ich Schmerzen hätte, weil ich schon beim normalen Gehen unbewusst eine gewisse Schutzhaltung einnahm. Mir selbst war Treppen runtersteigen eine Qual, weil ich immer erst das Gewicht auf meinem linken Bein haben musste, um dann das geschädigte rechte nachzuziehen. Gegen den Ball zu treten, war in den letzten Jahren ein Ding der Unmöglichkeit.
Ich hatte mich für eine Stammzellentherapie entschlossen, weil ich mich für einen großen Eingriff, sprich Prothese, noch nicht durchringen konnte und eine Alternative dazu suchte. Am 24. Januar2022 war es dann soweit. Gegen 10 Uhr ein MRT des Kniegelenks, dann die Entnahme der Fettzellen, ihre Aufbereitung, die Vermischung mit dem eigenen Plasma, letztlich die Infiltration der Substanz ins angegriffene Gelenk und gegen 14 Uhr saß ich wieder im Auto.
Abends begann mein Knie jedoch zu reagieren, schwoll an, und ich konnte mich danach drei Tage nur an Krücken durchs Haus bewegen. Ab dem vierten Tag verschwanden jedoch nach und nach die Zweifel, ob die Aktion Sinn machen würde. Ich konnte die Krücken zur Seite legen und spürte fortan eine ständige Besserung.
Ich hatte nie den Gedanken, nach der Behandlung wie „neu“ durch die Gegend zu springen, dazu bin ich zu sehr Realist. Aber ich wollte eine verbesserte Lebensqualität, die mir erlaubt, Treppen wie jeder andere herabzusteigen, was ich heute kann, und ich habe gerade dieser Tage mit meinen Enkeln ein bisschen am Strand gekickt.
„Sich des Atems bewusst zu werden, ist eine Möglichkeit,
im gegenwärtigen Augenblick anzukommen“
Thich Nhat Hanh
Ohne Essen können wir Wochen, ohne Flüssigkeit Tage, ohne Sauerstoff bestenfalls Minuten überleben. Die meisten Atemzüge machen wir unbewusst – rund 20.000 Mal pro Tag atmen wir ein- und wieder aus. Insgesamt rund 10.000 Liter frische Luft täglich. 38
In vielen Situationen atmen wir leider zu flach und zu schnell. Das kann zu muskulären Verspannungen und einem erhöhten Stresslevel führen.
Wusstest Du, dass wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass uns schon ein einziger tiefer Atemzug deutlich entspannen kann?
Deine sechste Challenge besteht aus einer einfachen Atemübung. Atme einmal durch die Nase langsam so tief ein, wie es geht. Anschließend atmest Du ruckartig noch ein wenig mehr ein. Möglichst in den Bauch.
Danach atmest Du langsam und entspannt durch den Mund wieder aus. Benutze Deine Lippen als natürliche Bremse des Atemstroms.
Wiederhole die Übung fünf Mal. Fühlst Du Dich besser, führe sie fort, eigne sie Dir an, mache sie zu Deiner Gewohnheit. Am besten für immer. Warum?
Gesunde Menschen, die langsamer atmen, können darüber Schmerzstärke und unangenehme Empfindungen kontrollieren 39 – das hilft Dir, Schmerzmittel bei Arthrose einzusparen.
Durch tiefe Atmung werden das vegetative Nervensystem Richtung Entspannung gesteuert und der Muskeltonus gesenkt – weniger Muskelspannung entlastet die Gelenke.