KAPITEL 1 Grundlagen der Frauenheilkunde und Geburtshilfe
1.1 Geschichtlicher Abriss der Frauenheilkunde und Geburtshilfe in China
1.2 Anatomie der Fortpflanzungsorgane der Frau
1.5 Auslöser und Mechanismen von Störungen
1.6 Diagnose- und Behandlungsprinzipien
1.7 Gynäkologische Beurteilung
1.7.1 Die vier diagnostischen Verfahren
1.7.7 Vorausgegangene und gegenwärtige Schwangerschaftsanamnese
1.7.8 Untersuchungsergebnisse oder Screenings
Die Gebiete der Frauenheilkunde und Geburtshilfe erfuhren im Laufe der Geschichte der chinesischen Medizin fortwährend bedeutende Weiterentwicklungen. Die frühesten bekannten Aufzeichnungen stammen aus der Shang-Dynastie (1600–1100 v.u.Z.); ausgegrabene Knochen und Schildkrötenpanzer, die auf diese Zeit zu datieren sind, weisen Inschriften mit Bezug zu geburtshilflichen Problemen auf. Der klassische enzyklopädische Text Klassiker der Berge und Meere (山海经), der vermutlich im 5. Jh. v.u.Z. in der Zeit der Streitenden Reiche entstand, enthielt detaillierte Eintragungen zu medizinischen Substanzen, die bei diversen Erkrankungen eingesetzt wurden, und zudem beschrieb er auch die Behandlung von Infertilität durch Arzneimittel.
Die „Unbefangenen Fragen“ im „Inneren Klassiker des Gelben Fürsten“ haben eine solide Grundlage für die Entwicklung der Gynäkologie in der chinesischen Medizin geschaffen, indem sie die weibliche Anatomie und Physiologie beschrieben und die Theorie aufstellten, dass das Qi des Fk Niere (shen), das „Himmelswasser“ (tiangui), die Breite Trossstraße (chongmai) und die Aufnehmende Leitbahn (renmai) die Grundlage einer gesunden Fortpflanzung der Frau bilden. Neben der bekannten Darstellung der siebenjährigen Abschnitte bei Entwicklung und Abnahme der Fortpflanzungsfähigkeit der Frau in diesem Werk finden sich in weiteren Büchern zahlreiche Hinweise zur weiblichen Anatomie und Physiologie, zur Diagnose und zu Behandlungsstrategien bei Frauenleiden, so etwa im Angelpunkt der Struktivkraft (灵枢) und im Klassiker der schwierigen Probleme (难经), um nur zwei der frühen Klassiker zu nennen.
In der Folgezeit entwickelten sich rudimentäre gynäkologische Konzepte, die in den Wichtigen Besonderheiten aus der goldenen Schatulle (金匮要略) von Zhang Zhongjing und im Pulsklassiker (脉经) von Wang Shuhe zu finden sind; beide wurden im 3. Jh. n.u.Z. veröffentlicht. Die von Sun Simiao im 7. Jh. n.u.Z. verfassten Wichtigen Rezepturen, die tausend Goldstücke wert sind (千金要方) leisteten weitere Beiträge zur chinesischen Frauenheilkunde und Geburtshilfe.
Der früheste erhaltene Text speziell zur Geburtshilfe, Erprobte und wirksame Kostbarkeiten zur Geburtshilfe (经效产宝), auch als Kostbarkeiten zur Geburtshilfe (产宝) bekannt, wurde von Zan Yinzhuan (昝殷撰) zu Beginn der Tang-Zeit verfasst (852–856 n.u.Z.). 1237 wurde das von Chen Ziming (陈自明) verfasste Große Kompendium der wirksamen Rezepturen für Frauen (妇人良方大全) veröffentlicht. Es verkörpert die Seele der Gynäkologie in der chinesischen Medizin und wird heutzutage als fundamentaler Klassiker und historischer Meilenstein betrachtet. Liu Yuansu, Zhu Zhenheng (Zhu Danxi), Li Gao (Li Dongyuan) und Zhang Zihe, die alle im 13. und 14. Jh. lebten, sind nur einige der vielen Gelehrten, die in den nachfolgenden Jahrhunderten über die Behandlung von gynäkologischen und geburtshilflichen Störungen schrieben; darunter findet sich auch Ye Gui (叶桂) mit seinem Werk Frauenheilkunde (女科), das er im 18. Jh. verfasste. Viele in der Gynäkologie besonders wirksame Rezepturen, die wir heutzutage einsetzen, wurden von diesen und späteren Autoren entwickelt; Beispiele finden sich in den 1624 veröffentlichten Gesammelten Schriften des Zhang Jingyue (景岳全书) von Zhang Jiebin, auch bekannt als Zhang Jingyue (张景岳), und in der 1827 von Fu Qingzhu (傅青主) verfassten Frauenheilkunde des Herrn Fu Qingzhu (傅青主女科). Der früheste Text, der für gynäkologischen Unterricht eingesetzt wurde, war der 1742 verfasste Goldene Spiegel der Medizin (医宗金鉴). Die Geschichte der chinesischen Frauenheilkunde ist, was ihre Anschauungen und Entwicklungen betrifft, reichhaltig und wunderbar. Bei jeder klassischen Rezeptur, die in diesem modernen Text genannt wird, wird der Quellentext mit der Entstehungszeit angegeben, um dadurch die Leser an die wertvollen Beiträge zu erinnern, die im Laufe der chinesischen Geschichte von vielen Personen geleistet wurden.
Die Klassiker bezeichneten den Neben-Funktionskreis Uterus (zigong) bzw. den Unterleib als Nüzibao (女子胞) bzw. als „Geburtszentrum der Frau“ und sprachen des Weiteren von den Baomai (Leitbahnen des Neben-Fk Uterus, 胞脉) bzw. „Unterleib-Leitbahnen“ und den Baoluo (Netzleitbahnen des Neben-Fk Uterus, 胞络) bzw. „Unterleib-Netzleitbahnen“. Laut diesen Klassikern gehört das Nüzibao zum unteren Wärmebereich (xiajiao) und befindet sich hinter dem Funktionskreis Blase (pangguang) und vor dem Fk Dickdarm (dachang). Die Vorstellung des Nüzibao als „Unterleib“ oder „Geburtszentrum“ schließt zweifellos die Eileiter und Eierstöcke mit ein. Die Leitbahnen des Neben-Fk Uterus (baomai) werden als die Bahn betrachtet, die das Xue des Fk Herz (xin) zum Neben-Fk Uterus (zigong) befördern und so den Neben-Fk Uterus (zigong) mit dem Fk Herz (xin), dem Herrscher über das Xue, und mit dem mit diesem untrennbar verbundenen Fk Herzbeutel (xinbao) verbinden. Die Netzleitbahnen des Neben-Fk Uterus (baoluo) stellen die Netzleitbahnen des Neben-Fk Uterus (zigong) selbst dar, die ihn nähren und eine Verbindung zum Fk Niere (shen) als Passage für das Struktivpotential (jing) des Fk Niere (shen) bieten. Einige Theorien nehmen an, dass die Leitbahnen des Neben-Fk Uterus (baomai) und die Netzleitbahnen des Neben-Fk Uterus (baoluo) die Breite Trossstraße (chongmai) oder ein Teil davon sein könnten.
Der Innere Klassiker des Gelben Fürsten stuft das Nüzibao als einen Neben-Funktionskreis (qiheng zhi fu) ein, und der Geordnete Klassiker (类经) bestätigt, dass das Nüzibao tatsächlich der Neben-Fk Uterus (zigong) bzw. der Zigong (子宫) ist, was sich wörtlich mit „Palast des Kindes“ übersetzen lässt: 女子之胞,子宫是也,亦以出纳精气而成胎孕者为奇. Diesen Satz kann man folgendermaßen übersetzen: „Das Geburtszentrum der Frau ist tatsächlich der Unterleib, der Struktivpotential (jing) und Qi empfängt und außergewöhnlich ist, weil er der Ort der Schwangerschaft ist.“ Die Vagina kennt man als Yindao (阴道) bzw. „Weg des Yin“. Der Scheideneingang wird als Zimen (子门) bezeichnet, was „Tor des Kindes“ bedeutet, oder auch als Yinmen (阴门) und Yinhu (阴户); beide Ausdrücke haben die Bedeutung „Tor des Yin“.
So genannte „Neben dem Kissen aufzubewahrende Bücher“ (枕边书) aus der Han-Zeit, z. B. das Sunüjing (素女经, übersetzt Klassiker der reinen Frau oder auch Das einfache Mädchen), spielen auf den Inneren Klassiker des Gelben Fürsten an und verwenden poetische Ausdrücke für die äußeren Geschlechtsorgane und für diverse sexuelle Praktiken. Es handelte sich dabei um Handbücher zur Sexualität, die während der „Tätigkeit im Schlafzimmer“ (房事) zum Nachschlagen am Kissen angelehnt werden konnten. Später wurden sie unter dem kommunistischen Regime verboten. Zu den zahlreichen verwendeten Ausdrücken gehören „Jade-Stängel“ (Penis), „Kostbare Perle“ (Klitoris), „Goldenes Tal“ oder „Jade-Streifen“ (Vulva), „Jade-Tor“ (Scheideneingang) und „Tiefes Tal“ (Vagina). Mit „Wolken und Regen“ (云雨) wird der Geschlechtsverkehr beschrieben, wobei sich „Wolken“ auf die Klimax der Frau und „Regen“ auf die Ejakulation des Mannes beziehen.
Die Vulva bzw. das Pudendum sind Sammelbezeichnungen für die äußeren Geschlechtsorgane der Frau (Anhang, Abb. 1). Die am weitesten außen gelegene Struktur bilden der Mons pubis, ein Polster aus Fett und Fasergewebe oberhalb des Schambeins, an dem bei Erreichen der Pubertät Schamhaare wachsen, und die Labia majora, ein Paar mit Schamhaaren bewachsene Hautfalten aus Fettgewebe, die sich nach unten vom Mons bis zum Perineum ausdehnen und Schweiß- und Talgdrüsen enthalten. Sie entsprechen dem Hoden des Mannes. Die Labia minora liegen innerhalb der Labia majora, sie treffen am Perineum zusammen und bilden die Fourchette bzw. die hintere Begrenzung des Introitus bzw. Scheideneingangs. Sie sind frei von Haaren, kleiner und empfindlicher, sie enthalten weniger Schweißdrüsen, mehr Talgdrüsen, sie sind stark von Gefäßen durchzogen und enthalten zahlreiche Nervenendigungen. Die Klitoris ist eine kleine, zylindrische Struktur aus Schwellkörpergewebe homolog zum Penis des Mannes. Die Labia minora vereinigen sich und bilden eine haubenartige Struktur über der Klitoris, das Präputium. Das vorstehende Ende der Klitoris wird als Glans bezeichnet. Das Vestibulum ist der Bereich unterhalb der Klitoris, der von den Labien umgeben ist und die Öffnungen der Harnröhre und der Vagina beherbergt, wobei sich die Harnröhrenöffnung vorne befindet.
Seitlich der Harnröhrenöffnung befinden sich die Skene-Drüsen bzw. die Paraurethraldrüsen, die zwischen der Harnröhrenwand und abgesondertem Schleim eingebettet sind. Zu beiden Seiten der Vaginalöffnung befinden sich Bartholini-Drüsen oder Große Vorhofdrüsen, die bei sexueller Erregung eine geringe Menge Schleim rund um die Vaginalöffnung ausscheiden, zusätzlich zu dem von der Zervix produzierten Schleim. Der Introitus ist teilweise von einer Membran bedeckt, dem Hymen. Das Perineum ist der rautenförmige Bereich, der die äußeren Geschlechtsorgane umfasst und seitlich von den Sitzbeinhöckern, hinten vom Steißbein und vorne von der Scheimbeinfuge begrenzt wird. Der perineale Körper, das Corpus perinealis bzw. das Centrum tendineum perinei ist eine dreieckige Struktur bestehend aus Muskelschichten innerhalb des Perineums, nach hinten begrenzt vom Anus, nach vorne von der Fourchette.
Die Vagina (Anhang, Abb. 2 – Abb. 4) bietet einen Durchlass zwischen dem Uterus und der Außenseite des Körpers für Geschlechtsverkehr und Geburt. Ihre Vorderwand ist 8–10 cm lang, die Hinterwand 12–14 cm. Die Fornices (anterior, posterior und lateral) stellen den taschenähnlichen Raum zwischen der Zervix und der Vaginalwand dar, der durch den Descensus der Zervix in das Dach des Scheidenkanals gebildet wird. Die tiefste Fornix ist die hintere; zurückzuführen ist dies auf die Anteflexion des Uterus. Die Vagina grenzt nach vorne an der Harnblase und nach hinten am Douglas-Raum, am Rektum und am Analkanal an. Ein Tonusverlust aufgrund Schädigung des faszialen Stützgewebes, die die Vagina von diesen Strukturen trennt, oder eine Verletzung der Vaginalwand selbst kann zu Blasenprolaps, Mastdarmprolaps oder Scheidenprolaps führen (Anhang, Abb. 7). Sie sind, ebenso wie Harn- (häufiger) oder Stuhlinkontinenz (seltener), häufig Folge von schwierigen Entbindungen oder Mehrlingsgeburten.
Der voll entwickelte Uterus ist 7–8 cm lang, 4–5 cm breit und 2–3 cm dick, wobei die Länge der inneren Höhle 5–6 cm beträgt. Die obere Kuppe wird als Fundus bezeichnet; davon gehen die Cornua bzw. Gebärmutterhörner seitlich ab. Der große kegelförmige Teil ist der Körper bzw. Corpus. Der Gebärmutteristhmus, etwa 1 cm lang und im unteren Bereich des Uterus gelegen, ist ein enger Abschnitt, der zur Zervix reicht, die die Öffnung oder den Hals des Uterus darstellt. Sie ist 2–3 cm lang, und der Durchmesser des inneren Zervikalkanals liegt unter 3 mm. Am Isthmus uteri bzw. inneren Muttermund geht die Zervix in den Uterus über, am Ostium uteri bzw. äußeren Muttermund in die Vagina bzw. in den Geburtskanal. Der Corpus uteri ist bei Frauen mit einer oder mehreren Geburten leicht vergrößert, und er atrophiert, wenn die Hormonproduktion zurückgeht (z. B. in der Menopause). Die normale Lage des Uterus ist die Anteversio, er ist also über der Harnblase nach vorne geneigt, und häufig liegt auch eine Anteflexio an seinem Übergang zur Zervix vor. Die Zervix ragt nach hinten und tritt in die Vorderwand der Vagina mit einem Winkel von fast 90 Grad ein.
Der Eileiter bzw. Tuba uterina, auch Ovidukt genannt, ist mit einem mit Flimmerhärchen versehenen Epithel ausgekleidet, das den Transport der Eizelle ermöglicht. Die Tuba uterina erstreckt sich seitlich des Cornus und ist etwa 8–12 cm lang. Den Bereich innerhalb des Cornu bezeichnet man als interstitiellen Teil, der Isthmus ist der enge, dickwandige Abschnitt (≈ 3 cm lang), der aus dem Uterus austritt. Der breitere, distale Teil der Tube (≈ 6 cm lang), Ampulla genannt, erstreckt sich zur Seite und geht in das Infundibulum über, von dem fransenartige Ausbuchtungen der mukösen Auskleidung abgehen, die als Fimbriae bezeichnet werden. Jeweils eine dieser Fransen an jeder Seite berührt ein Ovar und ist mit ihm verwachsen. Die Fransen legen sich in der Zeit des Eisprungs um die Ovarien und ermöglichen so den Transport der Eizelle in die Tuba uterina.
Die Ovarien bzw. Eierstöcke befinden sich zu beiden Seiten des Uterus und sind mit dem hinteren Teil der breiten Ligamente über das Mesovarium verbunden, das mit dem Hilus verbunden ist, wo die Blutgefäße ein- und austreten. Die Ovarien sind mandelförmig und etwa 4 × 3 × 1 cm groß. An der gelblich weißen, unregelmäßigen Oberfläche entwickeln sich zu unterschiedlichen Zeiten des Menstruationszyklus Graaf-Follikel, eine Atresie durchlaufende Follikel sowie aktive oder regressive Corpora lutea. Die äußere Rinde besteht aus einem speziellen Bindegewebe, das als Theka bezeichnet wird und das die primordialen und sich entwickelnden Follikel enthält. Diese speichern die primären Oozyten (≈ 2 Millionen sind bei der Geburt vorhanden) und sind von Follikelzellen umhüllt, die sich zu androgenproduzierenden Thekazellen und zu Granulosazellen weiterentwickeln, die die Androgene in Östrogene umwandeln und Inhibin produzieren. Das innere Mark enthält lockeres Bindegewebe und Blutgefäße.
Die Ovarien bringen pro Monat eine reife Eizelle hervor und produzieren Östrogene und Progesterone, die wichtigsten Hormone des Menstruationszyklus. Die Östrogene werden in der frühen Phase des Zyklus von den wachsenden Follikeln abgesondert (Follikelphase). Danach reift nur der dominante Follikel (Graaf-Follikel) heran, schließlich platzt er und schleudert eine sekundäre Oozyte bzw. Eizelle heraus. Nach dem Eisprung werden die Reste des reifen Follikels in einem Corpus luteum eingekapselt, das Progesteron, Östrogene, Relaxin und Inhibin produziert, bis es zu einem Corpus albicans degeneriert und schließlich resorbiert wird.
Die Ligamente befestigen den Uterus, die Tubae uterinae und die Ovarien und halten sie in ihren Positionen, dabei erlauben sie aber eine gewisse Bewegung (Anhang, Abb. 4). Das Lig. latum uteri bzw. breites Gebärmutterband wird aus einer doppelten Falte des Peritoneums gebildet, zieht zur seitlichen Wand des kleinen Beckens und enthält die Tuba uterina, das Ovar, das Lig. ovarii proprium und das Lig. teres uteri, auch als rundes Mutterband bzw. Hunter-Band bezeichnet. Der hintere Teil des breiten Ligamentes, das Mesovarium, ist an die Ovarien geheftet. Das laterale Viertel des breiten Ligamentes wird als Ligamentum suspensorium bezeichnet.
Die uterosakralen Ligamente sind Verlängerungen des hinteren Peritoneums, die Muskelfasern und Fasergewebe enthalten und zu beiden Seiten des Rektums liegen und den Uterus mit dem Sakrum verbinden. Die runden Ligamente sind Bänder aus faserigem Bindegewebe innerhalb der Bänder der breiten Ligamente, die von einem Punkt direkt unterhalb der Cornua zu den Labia majora ziehen und eine von vorne stützende Wirkung haben. Sie schließen an den Ligg. ovarii propriae bzw. den Eierstockbändern an, die die Ovarien mit dem Uterus verbinden. Die Ligamente der Zervix gewähren dem Uterus weitere Stabilität. Diese befinden sich unterhalb der Peritonealligamente und verlaufen strahlenförmig von der Zervix zur Beckenwand, wobei sie in drei Richtungen stützen: nach vorne durch die pubozervikalen Ligamente, seitlich durch die Ligamenta cardinale (auch als transversal zervikale, lateral zervikale oder Mackenrodt-Bänder bezeichnet) und nach hinten und seitlich durch die uterosakralen Ligamente.
Die Mamma bzw. Brustdrüse ist eine modifizierte Schweißdrüse, die Milch absondert und nur bei der Frau zu finden ist (Anhang, Abb. 5). Jede Mamma ist über eine Schicht von dichtem Bindegewebe oder über eine Faszie tief in der Brust mit dem M. pectoralis major und dem M. serratus anterior verbunden. Stränge von fibrösem Ligamentgewebe reichen von dieser tiefer gelegenen Faszie zur oberflächlichen Faszie unterhalb der Haut, die dazu dient, die Mamma zu stützen (Stützbänder bzw. Cooper-Ligamente). Fibröse Wände aus Bindegewebe, auch Septen, entspringen ebenfalls der Muskelfaszie und teilen jede Mamma in etwa 15–20 abgetrennte Segmente bzw. Lobi, jeweils getrennt durch die fibrösen Septen und gefüllt mit Fettgewebe. Jeder Lobus enthält 10 bis 100 Lobuli, die jeweils aus traubenartigen Gruppen von Milch absondernden Drüsen bestehen, die als Alveolen oder Acini bezeichnet werden. Diese sind in Bindegewebe eingebettet und von kontraktilen spindelförmigen myoepithelialen Zellen umgeben, die die Milch zur Brustwarze leiten.
Die Milch strömt von den Alveolen in eine Reihe von sekundären Tubuli, bevor sie in die Milchgänge eintritt. Kurz bevor die Milchgänge in die Brustwarze eintreten, weiten sie sich zu Milchhöhlen aus, die unterhalb der Areola lokalisiert sind, dem pigmentierten Hautbereich rund um die Brustwarze. Die Areola enthält modifizierte Schweißdrüsen, die ihrer Oberfläche eine raue Beschaffenheit verleihen. Hier wird eine kleine Milchmenge eingelagert, bevor diese in die Milchgänge in der Brustwarze eintritt. Diese stellt die Öffnung nach außen zur Absonderung der Milch dar.
Zu den Anomalien der Mamma gehören akzessorische Brustwarzen (Polythelie) oder Mammae (Polymastie), die entlang der Milchleiste zwischen der Achselhöhle und der Leiste auftreten können. Das Fehlen der Mamma (Amastie) ist selten, eine Unterentwicklung der Mamma (Mikromastie) dagegen nicht ungewöhnlich.
Im Ming-zeitlichen Buch Wichtige Aufzeichnungen für zahlreiche Nachkommen (广嗣纪要) werden anatomische und menstruelle Anomalien durch „Die Fünf Unfruchtbaren Frauen“ (五不女) beschrieben: Luo (mit zwei möglichen Schreibweisen: 螺, mit der Bedeutung „Schneckenhaus“ und dem Hinweis auf eine kleine, deformierte Vagina, und 骡, mit der Bedeutung „Muli“, einem sterilen Nachkommen eines Pferdes und eines Esels); Wen (纹, mit der Bedeutung „Linie“ oder „Strich“ und dem Hinweis auf eine septierte oder ähnlich missgebildete Vagina); Gu (鼓, mit der Bedeutung „Trommel“ und dem Hinweis auf ein nicht-perforiertes Hymen oder eine fehlende Vagina); Jiao (角, mit der Bedeutung „Horn“ und dem Hinweis auf ein Hermaphrodit); und Mai (脉, mit der Bedeutung „Blutgefäß“ und dem Hinweis auf Menstruationsstörungen).
Chromosomendefekte und anatomische Fehlbildungen sind mit verschiedenen gynäkologischen und geburtshilflichen Problemen verbunden. Es ist unerlässlich, dass sie genau diagnostiziert oder ausgeschlossen werden, bevor eine Behandlung begonnen wird.
Intersex findet sich in etwa 2 Fällen pro 10.000 Geburten. Dieser Begriff bezeichnet eine Vermischung der Geschlechtsmerkmale der inneren und äußeren Geschlechtsorgane, manchmal mit der Folge von Problemen aufgrund des „Erziehungsgeschlechtes“. Mit weiblicher Intersexualität wird ein Individuum beschrieben, das Eierstöcke hat, aber einige männliche Merkmale aufweist; männliche Intersexualität weist auf ein Individuum mit Hoden, aber einem weiblichen Erscheinungsbild. Ein echter Hermaphrodit besitzt sowohl ovarielles als auch testikuläres Gewebe (Ovotestes) und sowohl männliche als auch weibliche Merkmale. Einige Fälle von Intersex werden erst in der Adoleszenz diagnostiziert, wenn die Entwicklung von sekundären Geschlechtsmerkmalen ausbleibt, nicht eindeutig ist oder die Menarche ausbleibt.
Der häufigste Grund für weibliche Intersexualität ist die kongenitale Nebennierenhyperplasie, zu den weiteren Gründen gehören die Einnahme von synthetischen Progestinen oder Androgenen durch die Mutter (beispielsweise durch die fortgesetzte Einnahme oraler Kontrazeptiva in der Frühgravidität) oder die Überproduktion von Androgenen durch die Mutter während der Schwangerschaft aufgrund eines Eierstock- oder Nebennierentumors. Der Androgenüberschuss führt zu einer Vermännlichung und dadurch bedingt zu Merkmalen wie eine vergrößerte Klitoris ähnlich einem kleinen Penis oder Labioskrotalfalten.
Der Begriff testikuläre Feminisierung beschreibt ein Kind, das chromosomal männlich (XY), aber phänotypisch weiblich ist. Verursacht wird dies durch eine Endorgan-Resistenz (Defekt oder Fehlen von Testosteron- und Dihydrotestosteron-Rezeptoren). Das Kind weist das äußere Erscheinungsbild einer Frau auf, obwohl Hoden zu finden sind (manchmal in der Labia majora lokalisiert), die weiblichen Geschlechtsorgane unterentwickelt sind und die Gebärmutter fehlt.
Zu den Chromosomendefekten gehören das Turner- Syndrom (45X mit der Folge einer Dysgenesie der Eierstöcke, 1 pro 2.500 Geburten) und Frauen mit dem Triplo-X-Syndrom. Es ist möglich, dass weibliche Genotypen mit drei X-Chromosomen und männliche Genotypen mit XXY-Chromosomen nie phänotypisch auffällig werden. Chromosomendefekte können zu Amenorrhö und Infertilität führen. Zu den Gonadenanomalien gehören Hermaphroditismus, Gonadenagenesie (46XX oder 46XY) und das Fehlen des Müllerschen Regressionsfaktors. Der Anti-Müller-Faktor oder Müllerian Inhibiting Substance (MIS) wird im männlichen Embryo von den Sertoli-Zellen produziert. Er bewirkt die Rückbildung der Müllerschen Gänge und verhindert so die Bildung einer Gebärmutter, von Eileitern und einer Vagina. Das Fehlen von MIS führt zur Bildung von weiblichen und männlichen Geschlechtsorganen wie z. B. Vagina, Gebärmutter und Eileitern sowie bilateralen Hoden anstelle von Eierstöcken.
Echter Hermaphroditismus tritt außerhalb des Bantu-Volkes nur sehr selten auf (Spurdle et al 1995) und steht in Verbindung mit Mosaiken, Mutationen und anomaler Chromosomenspaltung der X- und Y-Chromosome. Die Hälfte bis zu zwei Dritteln der Fälle sind 46XX-Karyotypen, einige wenige 46XY-Karyotypen und manche Mosaik-Karyotypen. Sie können entweder einen Eierstock und einen Hoden oder einen Ovotestis aufweisen. Je nach den produzierten Hormonen können die Phänotypen sehr unterschiedlich sein.
Fehlbildungen des Genitaltraktes können zu Amenorrhö, Dysmenorrhö, Infertilität, Dyspareunie, Fehlgeburt, fetaler Wachstumsretardierung oder Malpresentation führen. Zu den Fehlbildungen gehören:
In der chinesischen Medizin werden, physiologisch gesehen, unterschiedliche Entwicklungsstadien und unterschiedliche Phasen des Menstruationszyklus der Frau mit Hilfe eines relativen Gleichgewichtes von Yin, Yang, Qi, Xue und Struktivpotential (jing) beschrieben, und auf diese Weise werden auch Menarche, Beginn der Pubertät, Menstruation, Konzeption, Laktation und Menopause erklärt. Erkrankungen werden mit Hilfe der Acht Leitkriterien, der Symptomkonfigurationen der Funktionskreise und der energetischen Grundformen diagnostiziert.
Wenn keine anatomische Fehlbildung vorliegt, werden in der westlichen Medizin Physiologie und Störungen von Menstruation, Konzeption und Schwangerschaft hauptsächlich durch ein Gleichgewicht bzw. Ungleichgewicht von Hormonen, Enzymen und anderen biochemischen Substanzen erklärt. Sowohl die traditionelle chinesische als auch die westliche Medizin gehen davon aus, dass während des Menstruationszyklus bestimmte Veränderungen stattfinden. In der chineschen Medizin werden sie als Schwankungen von Yin und Yang beschrieben, in der westlichen Medizin spricht man von Hormonschwankungen, vor allem von Schwankungen des follikelstimulierenden Hormons, des luteinisierenden Hormons, von Östrogen und Progesteron (Kap. 2.2).
In den „Unbefangenen Fragen“ im „Inneren Klassiker des Gelben Fürsten“ (内经素问) heißt es, dass die Leitbahnen des Neben-Fk Uterus (baomai) zum Fk Herz (xin) gehören, ebenso zu den Netzleitbahnen des Neben-Fk Uterus (baoluo), die wiederum mit dem Fk Niere (shen) in Verbindung stehen. Der Text besagt, dass die Leitbahnen des Neben-Fk Uterus (baomai) bei Ausbleiben des „monatlichen Ereignisses“ blockiert werden. Diese frühe Erkenntnis spiegelt möglicherweise das westliche Konzept der Achse Hypothalamus-Hypophyse-Eierstöcke wider, wobei der Fk Herz (xin) und die Leitbahnen des Neben-Fk Uterus (baomai) funktionell gesehen mit dem Hypothalamus und der Hypophyse verglichen werden können, während der Fk Niere (shen) in gewisser Hinsicht mit der adrenalen Funktion und die Netzleitbahnen des Neben-Fk Uterus (baoluo) mit den Eierstöcken und den Eierstockhormonen zu vergleichen sind. Eine „mangelnde Verbindung zwischen den Fk Herz und Niere (xin shen)“ kann manchmal eine Störung der Achse Hypothalamus-Hypophyse-Eierstöcke beschreiben. Das „Himmelswasser“ (tiangui) kann gewissermaßen mit dem adrenocorticotropen Hormon (ACTH) verglichen werden, das die für die Adrenarche verantwortliche adrenale Sekretion stimuliert (Kap. 2.1).
Die Bezeichnung Östrogen hat ihren Ursprung im griechischen Wort oistro, das für die fruchtbare Zeitspanne während der Ovulation steht, und dem lateinischen Verb gestare mit der Bedeutung „tragen“. Von den sechs oder mehr Östrogenen im Plasma der Frau findet man nur drei in signifikanten Mengen. Das potenteste, Estradiol-17β (auch bekannt als β-Estradiol und als E2) wird über mehrere Schritte aus Cholesterin gebildet, während Estron (E1) und Estriol (E3) Oxidationsprodukte dieses Prozesses sind.
Es konnte gezeigt werden, dass Östrogen Osteoklasten hemmt, daher wird es häufig zur Verlangsamung von Osteoporose eingesetzt; es wird jedoch mit einer Flüssigkeitsretention in Verbindung gebracht. Östrogen unterstützt das Tumorwachstum, und östrogenhemmende Medikamente werden zur langfristigen Therapie bei Mammakarzinom eingesetzt. Östrogen erhöht zudem die Neuronenerregbarkeit und wird in einen indirekten Zusammenhang mit Epilepsie gebracht, weil es die Krampfschwelle erniedrigt (Kap. 7.11).
Der Begriff Progesteron leitet sich von seiner Funktion ab, die Schwangerschaft zu unterstützen (lateinisch pro- „unterstützen und voranbringen“, gestare „tragen“ und ster von „sterol“). Es wird vom Gelbkörper abgesondert und löst die Sekretionsphase des Endometriums aus, wobei es seinen Zerfall verhindert und die Schwangerschaft aufrechterhält, indem es eine optimale intrauterine Umgebung bietet. Geringe Mengen werden auch von der Nebennierenrinde produziert, und hohe Mengen werden in der Schwangerschaft von der Plazenta gebildet. (Normales Plazentaprogesteron liegt bei 15–20 mg, der Spiegel in der Schwangerschaft dagegen bei 300–350 mg.) Für die Bestimmung des Progesteronspiegels ist ein Speicheltest einem Bluttest vorzuziehen, denn Progesteron im Blut ist an ein Transportprotein gebunden, und teilweise wird es über die Leber ausgeschieden. Muzin im Speichel dagegen nimmt Progesteron auf und ermöglicht eine genauere Bestimmung des Hormonspiegels.
Niedrige Progesteronspiegel sollen im Zusammenhang stehen mit der Menopause (sowohl natürliche als auch chirurgische), dem prämenstruellen Syndrom, postpartaler Depression, Osteoporose, Ovarialzysten, Endometriose, dysfunktionaler oder starker Uterusblutung, Uterusfibroid, fibrös-zystischer Mastopathie und Mammakarzinom. Progesteron wird zur Behandlung von fibrös-zystischer Mastopathie, dysfunktionaler Uterusblutung und drohender Frühgeburt eingesetzt. Natürliches Progesteron stimuliert Osteoblasten bzw. die Knochenbildung (Lee et al 1999), vermindert die Erregbarkeit von Zellen und erhält die Libido. Progesteron hemmt zudem die Neuronenerregbarkeit und erhöht somit die Krampfschwelle für epileptische Anfälle; niedrige Progesteronspiegel spielen eine Rolle bei epileptischen Anfällen, die mit dem Menstruationszyklus im Zusammenhang stehen und im Allgemeinen in der Lutealphase auftreten (Kap. 7.11).
Synthetische progestogene Wirkstoffe (auch bekannt als Progestogene oder Progestine) unterscheiden sich von den natürlichen Progesteronen durch ihre chemische Struktur und physiologischen Wirkungen. Zu den Nebenwirkungen gehören Gewichtszunahme, Libidoverlust, Depression, Veränderung der Mamma, unregelmäßige Vaginalblutungen und starke Zwischenblutungen. Weitere Symptome sind Übelkeit, Schwellung der Knöchel und Füße, Abgeschlagenheit, Akne, vermehrte Gesichtsbehaarung und Schmerzempfindlichkeit der Mamma.
Die Forschung hat ein besseres Verständnis der Funktionen von Progesteron ermöglicht. Die Ergebnisse einer in drei großen Kliniken in Großbritannien über einen Zeitraum von 20 Jahren durchgeführten Studie wurden 1997 veröffentlicht (Lee et al 1999). Diese Studie untersuchte den natürlichen Progesteronspiegel von Mammakarzinompatientinnen mit Lymphknotenmetastasen 18 Jahre nach einer Mastektomie und die jeweiligen Überlebensraten. Patienten mit einem hohen Progesteronspiegel hatten eine 75%-ige Überlebensrate, diejenigen mit einem niedrigen Progesteronspiegel dagegen nur eine 30%-ige Überlebensrate. Bei einer anderen Untersuchung wurden 240.000 Fälle mit Ovarialkarzinom weiterverfolgt, und es stellte sich heraus, dass alle Verstorbenen (ca. 700 Patientinnen) mit unopponiertem Östrogen behandelt wurden (Lee et al 1999). Eine 8-jährige Studie an der Johns Hopkins University wies eine höhere Inzidenz von Ovarialkarzinomen bei Frauen nach, die mit unopponiertem Östrogen therapiert wurden. Ursache hierfür ist, dass Progesteron die Aufnahme von Östrogen durch Blockade der Rezeptoren hemmt (Berek 2002).
Lee et al. (1999) haben außerdem berichtet, dass Versuche mit Rhesusaffen am Oregon Regional Primate Research Center in Beaverton, Oregon, Unterschiede zwischen natürlichem und synthetischem Progesteron in Hinsicht auf Koronararterienverschlüsse gezeigt haben. Durch Antibiotika-Plättchen wurden Krämpfe ausgelöst, und Nitroglycerin wurde als Antidot eingesetzt. Im ersten Experiment wurde eine niedrige Dosis Östrogen verabreicht, und das Ergebnis entsprach dem der Kontroll-Gruppe ohne Behandlung. Das zweite Experiment zeigte, dass die Antibiotika-Plättchen in sechs Affen, denen ein synthetisches Progestin verabreicht wurde, schwere, nicht zu durchbrechende Angina pectoris hervorriefen, die ohne Einsatz des Antidots zum Tode geführt hätten. Im dritten Experiment fand man heraus, dass bei sechs Affen, die ein natürliches Progesteron erhalten hatten (15–20 mg/Tag), keine arteriellen Krämpfe hervorgerufen werden konnten, auch nicht durch Verabreichung von Antibiotika-Plättchen.
Laut chinesischen Medizin handelt es sich bei den Auslösern und Mechanismen von gynäkologischen Erkrankungen um krankheitsauslösende Faktoren wie z. B. Kälte (han), Feuchtigkeit (shi) und Hitze (re), um Emotionen wie z. B. Trauer (bei), Sorge (you), Zorn (nu) und Furcht (kong), um die Ernährung (Menge, Qualität, Eigenschaften der Lebensmittel, Zeit und Umstände des Essens) sowie um übermäßige körperliche Beanspruchung (wie z. B. Überarbeitung, intensive Bewegung, übertriebene sexuelle Aktivität, zahlreiche Schwangerschaften, schwierige Entbindungen und Mangel an Erholung). Vorangegangene Erkrankungen, Operationen und Arzneimitteleinnahmen können dabei jeweils eine Rolle spielen. Sexuelle und andere Aktivitäten sind während der Menstruation, wenn die Haupt- und Netzleitbahnen (jing luo) geöffnet und verletzbarer sind, von traditionellen Tabus umgeben. Zudem existiert die sehr positive traditionelle Gepflogenheit, für die Mutter im ersten Monat nach der Entbindung zu sorgen, besonders nährende Mahlzeiten anzubieten und sicherzustellen, dass sie weder Zug noch Kälte ausgesetzt wird. Die Lebensführung soll auf diese Weise das Qi, das Xue, die Säfte (jinye) und die Funktionskreise sowohl negativ als auch positiv beeinflussen können, und sie ist von Bedeutung für das Verständnis sowohl der Auslöser von Erkrankungen als auch ihrer Vorbeugung.
Es können komplexe Diskussionen zu unserer heutigen Umwelt geführt werden. Das gleichbleibende Maß an körperlicher Belastung durch Zufußgehen, körperliche Arbeit und Spielen ist durch Autofahren, Computerarbeit oder andere sitzende Tätigkeiten sowie durch Fernsehen ersetzt worden. Frisches saisonales und regionales Gemüse, angebaut auf guten Böden, wurde durch importierte, gelagerte und künstlich gereifte Nahrungsmittel ersetzt, die in mineralarmen Böden kultiviert werden. Durch intensive Landwirtschaftsmethoden wird Fleisch produziert, das reich an gesättigten Fetten ist und Antibiotika und Hormone enthält. (Das Fleisch wilder Tiere ist relativ reich an ungesättigten Fetten und arm an gesättigten Fetten.) Zudem ist Fleisch in unserer Zeit ein erschwingliches Lebensmittel geworden, das in größeren Mengen verzehrt wird als zu Zeiten, in denen wir uns unser Abendessen erjagen mussten. Unsere „germophobe“ Kultur hat zur Folge, dass wir täglich antiseptische und antibakterielle Stoffe einsetzen, damit unsere Abwehr schwächen und die Umwelt weiter schädigen, ganz zu schweigen von einer Schürung der Angst. Und schließlich enthalten Kosmetika, Shampoos und Reiniger Chemikalien, von denen einige im Verdacht stehen, karzinogen zu sein. Man kann nur spekulieren, in welchem Umfang diese moderne Umwelt zu den zahlreichen Erkrankungen der modernen Welt beiträgt, zum Beispiel zum signifikanten Anstieg der Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Autoimmunerkrankungen sowie Asthma im Kindesalter, die vor einem halben Jahrhundert entweder unbekannt oder selten waren.
Umweltfaktoren können auch die Funktionskreise und die energetischen Grundformen beeinträchtigen. Kälte (han) und Feuchtigkeit (shi) lassen das Qi und das Xue des Neben-Fk Uterus (zigong) stagnieren, während Feuchtigkeit-Hitze (shire) den Fluss von Qi and Xue behindern kann. Hitze (re) verbraucht Yin und Xue und kann dadurch Blutungen zur Folge haben. Übertriebene Emotionen beeinträchtigen die Funktionen der Funktionskreise, was wiederum zu Einstauungen oder energetischer Schwäche (xu) des Qi, Xue-Stasen oder einer Ansammlung von Glut (huo), Schleim (tan) oder Feuchtigkeit (shi) führen und auch eine Unausgewogenheit von Qi, Xue, Yin oder Yang bewirken kann. Traumen, vor allem operative Eingriffe, können den Fluss von Qi und Xue beeinträchtigen und Kälte (han) eindringen lassen. Überanstrengung und häufige Geburten können den Fk Niere (shen) schädigen. Kontrazeptiva oder Therapien auf Hormonbasis, Antibiotika, Intrauterinpessare, In-vitro-Fertilisationen, Chemotherapie und Strahlentherapie können jeweils die gynäkologische Gesundheit der Frau beeinträchtigen. Eine falsche Behandlung mit Akupunktur, Moxibustion oder Arzneimitteln kann ebenfalls eine ungünstige Wirkung haben.
In der westlichen Medizin wird ein Ungleichgewicht von Hormonen oder anderen chemischen Substanzen als Hauptfaktor für gynäkologische Erkrankungen angesehen. Interessanterweise lässt sich feststellen, dass in der chinesischen Medizin schon immer die Rolle von Emotionen bei der Entstehung von Krankheiten bekannt war, und auch die westliche Medizin hat diesen Zusammenhang bestätigt, vor allem die Wirkung von Emotionen auf die Funktionen der Hypophyse und den Zusammenhang zwischen Stress und der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinde-Achse. Das allgemeine Anpassungssyndrom wurde erstmalig vom Wiener Endokrinologen Hans Selye in den 1920-er Jahren beobachtet und 1936 von ihm genau beschrieben. In den darauffolgenden Jahrzehnten wurde die Beziehung zwischen Stress, stressbedingten Erkrankungen und Verhaltenstypen sehr viel erforscht. In den 1950-er Jahren beobachteten die Kardiologen Friedman und Rosenman (1974) einen Zusammenhang zwischen erhöhter Anspannung bei Patienten und der Inzidenz von Herzerkrankungen, wobei sie feststellten, dass sich der Zustand von aggressiven Patienten schon durch kleine Auslöser verschlechterte und ungeduldige und reizbare Patienten am meisten gefährdet waren.
In der chinesischen Medizin wird eine Diagnose nach den Acht Leitkriterien und nach den Symptomkonfigurationen von Qi, Xue, den Säften (jinye) und den Funktionskreisen gestellt. In der Praxis stoßen wir oft auf Patienten, deren Krankheitszustand unter einer westlichen Diagnose erfasst wurde; eine erfolgreiche Behandlung muss sich jedoch auf die Bestimmung der Symptomkonfigurationen und nicht auf die Bestimmung der Erkrankung stützen; obwohl auch in der chinesischen Medizin Krankheitsbezeichnungen verwendet werden, wird jede Krankheit traditionellen Mustern entsprechend unterschiedlich diagnostiziert. Die Behandlungsprinzipien richten sich einerseits nach der zugrunde liegenden Symptomkonfiguration, andererseits werden jedoch auch die Hauptsymptome direkt therapiert. Auf diese Weise werden Arzneimittel und Akupunkturpunkte ausgewählt, die das Xue kühlen oder dynamisieren, das Qi bewegen oder suppletieren, Stasen beseitigen, den Fk Niere (shen) erwärmen, das Yin nähren, Blutungen stillen, den Fk Milz (pi) kräftigen, die Breite Trossstraße (chongmai) und die Aufnehmende Leitbahn (renmai) konsolidieren, die konstellierende Kraft (shen) beruhigen und so weiter.
In der westlichen Medizin werden durch Blutanalyse, Ultraschall, Laparoskopie, Hysteroskopie und Kolposkopie der Hormonhaushalt und die Zellstruktur untersucht, um auf diese Weise das Wesen der Erkrankung zu bestimmen. Störungen werden über strukturelle und chemische Veränderungen beschrieben, und die Behandlungsstrategien richten sich direkt gegen diese Veränderungen. Gruppen von Symptomen und Zeichen, Syndrome genannt, sind gleichwohl noch ein Teil der westlich-medizinischen Diagnose. Das Polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) ist ein gutes Beispiel. Das Hauptmerkmal sind mehrere Zysten im Ovar, die Ätiologie ist allerdings unklar. PCOS wurde erstmals Ende des 19. Jahrhunderts erwähnt, 1935 nannten Stein und Leventhal Amenorrhö, Hirsutismus, Adipositas und Infertilität als die identifizierenden Merkmale (Mackay et al 1992) dieser Erkrankung. Heutzutage werden einige klinische Merkmale als konstant angesehen und mit einem Androgenüberschuss in Verbindung gebracht, nämlich Anovulation, Infertilität und Hirsutismus. Menstruationsstörungen und Adipositas treten seltener auf und stehen häufig mit einer gestörten endokrinen Funktion im Zusammenhang. Es konnte herausgefunden werden, dass Adipositas und Stress bei der Beeinträchtigung der Achse Hypothalamus-Hypophyse-Eierstöcke eine Rolle spielen. In der chinesischen Medizin kann PCOS einer Reihe von Symptomkonfigurationen zugeordnet werden, je nachdem, welche klinischen Merkmale vorliegen.
Augenschein Es ist sowohl wünschenswert als auch erfolgversprechend, die äußere Erscheinung der Patientin genau zu betrachten, um auf diese Weise energetische Überladungen (shi) und energetische Schwächen (xu) zu erkennen. Die Untersuchung der Zunge ist besonders wichtig, um die Symptomkonfiguration nach den Funktionskreisen und energetischen Grundformen zu bestimmen.
Gehör und Geruch Ebenso wie der Augenschein wird auch die akustische Wahrnehmung hilfreich sein, um den Gesundheitszustand zu erfassen. Obwohl bestimmte Gerüche wahrgenommen werden können, werden der Geruch des Ausflusses und der Menstruationsblutung in der Regel durch die Befragung erfasst.
Befragung Die Befragung ist eine wichtige Methode, um diagnostische Informationen zu erhalten. Neben den Zehn Fragen, die in den Vier Diagnostischen Verfahren verankert sind, müssen bei der Behandlung einer Frau weitere konkrete Fragen gestellt werden; diese werden weiter unten genau beschrieben.
Körperliche Untersuchung Zusätzlich zur üblichen Palpation kann es nützlich sein, das Abdomen nach Massen abzutasten, den Klopfschall einzuschätzen und eventuell die Lage des Fetus festzustellen. Die Pulstastung ist auch in der Frauenheilkunde und der Geburtshilfe von großer Bedeutung für die Bestimmung der Symptomkonfigurationen.
Im Verlauf des Menstruationszyklus können häufig Veränderungen des Pulses beobachtet werden. Besteht eine Tendenz zu einer energetischen Schwäche (xu) von Qi und Xue, so kann der Puls am Ende der ersten Woche, wenn Qi und Xue durch den Verlust von Menstruations-Xue am defizientesten sind, weicher (ruan) oder schwächer (ruo) werden. Bei einer Tendenz zu einer energetischen Überladung (shi) des Fk Leber (gan) ist der Puls in der vierten Woche, in der das Yang-Qi zunimmt, häufig verhältnismäßig stark angefüllt (shi), nachgiebig (ru) oder überflutend-schlüpfrig (hong hua).
Es wurde schon viel zum „Schwangerenpuls“ gesagt, aber nicht jede Frau hat während der Schwangerschaft einen nachgiebigen (ru) Puls. In den „Unbefangenen Fragen“ im „Inneren Klassiker des Gelben Fürsten“, Kapitel „Abhandlung zu Yin und Yang“, heißt es: “阴搏阳别, 谓之有子”. Dies lässt sich folgendermaßen übersetzen: „Wenn das Yin pocht und das Yang ungewöhnlich ist, so ist ein Kind zu finden.“ Die von Wang Bing im 8. Jahrhundert verfasste kommentierte Ausgabe der „Unbefangenen Fragen“ im „Inneren Klassiker des Gelben Fürsten“ besagt: 阴, 谓尺中也. 搏, 谓搏触于手也. 尺脉搏击与寸口殊别, 阳气挺然, 则为有妊之兆, das heißt: „Das Yin bezieht sich auf den proximalen Puls und das Pochen auf das Klopfen, das mit den Fingern gefühlt wird. Das Pochen des proximalen Pulses unterscheidet sich vom distalen Puls. Wenn das Yang-Qi stark ausgeprägt ist, ist dies ein Zeichen für eine Schwangerschaft“.
Da der proximale Puls vom Fk Niere (shen) gesteuert wird, der wiederum in Verbindung mit den Netzleitbahnen des Neben-Fk Uterus (baoluo) steht, wird verständlich, dass der Puls des Fk Niere (shen) eine energetische Überladung (shi) von Qi und Xue im Neben-Fk Uterus (zigong) und in den Netzleitbahnen des Neben-Fk Uterus (baoluo) widerspiegeln kann. In den „Unbefangenen Fragen“ im „Inneren Klassiker des Gelben Fürsten“ steht weiter: “妇人手少阴脉动甚者,妊子也”, das heißt: „Wenn sich der Puls des Kleinen Yin der Hand bei einer Frau bewegt, ist sie mit einem Kind schwanger.“ Es trägt weiter zu unserem Verständnis bei, wenn wir den starken Anstieg (über 40%) der maternalen Blutversorgung während der Schwangerschaft betrachten und dies mit der traditionellen Theorie einer Zunahme von Yin und einem nachgiebigen (ru) Puls in Zusammenhang bringen.
Man sagt auch, dass kurz vor der Entbindung Veränderungen des Pulses bei der Frau zu beobachten sind. In der in der Ming-Zeit verfassten Sammlung zu Geburt und Schwangerschaft (产孕集) schreibt Zhang Yaoxun (张耀逊): “尺脉转急,如切绳转珠者, 欲产也.” Übersetzt heißt das: „Wenn der proximale Puls rasend (ji) wird, als ob man eine Kette mit sich drehenden Perlen berühren würde, dann steht die Entbindung unmittelbar bevor.“
Aber man darf sich nicht ausschließlich auf den Puls verlassen. Es gibt bei der Diagnose einer Schwangerschaft oder einer bevorstehenden Geburt nichts Allgemeingültiges, und der wirkliche Schlüssel liegt darin, die individuellen Veränderungen, die von Woche zu Woche oder von Monat zu Monat ablaufen, zu beobachten.
Alter Es ist ohne Frage wichtig, das Alter der Patientin zu erfragen, um die Beschwerden erfassen zu können. Bei einer 30-jährigen Frau, deren Menstruation aussetzt oder die nicht schwanger wird, kann man von einer Störung ausgehen, wobei eine Infertilität oder das Aussetzen der Menstruation bei einer 50-jährigen Frau als normal anzusehen ist.
Lebensführung Die Fragen zur Lebensführung umfassen Erkundigungen zu Beruf, Bewegung, Ernährung (einschließlich Kaffee, Zigaretten, Alkohol, verschreibungspflichtige und andere Medikamente) und zu den Familienverhältnissen. Es werden also Fragen gestellt, die zur Aufdeckung von physischen und emotionalen Stressfaktoren beitragen können, die eine Krankheitsursache oder einen verschlimmernden Faktor darstellen können.
Erkundigungen zur Familienanamnese helfen, eventuell vorhandene relevante, familiär bedingte Besonderheiten oder angeborene Störungen zu erfassen.
Es müssen vorangegangene und andere gegenwärtige Störungen erfragt werden, die eventuell von direkter Bedeutung sein könnten wie etwa Allergien, Diabetes, Schilddrüsenerkrankungen, vorangegangene ernsthafte Erkrankungen, Operationen (vor allem abdominale Eingriffe) und Arzneimittelbehandlungen (z. B. Antibiotika, Kortikosteroide, orale oder parenterale Kontrazeptiva, Hormonersatztherapie oder östrogenhemmende Medikamente).
Informationen zum Alter bei der Menarche, zur Menstruation und zu vorangegangenen gynäkologischen Problemen (z. B. Candida- oder Herpes-Infektionen, Zysten, Polypen, anomale Pap-Tests, Dysmenorrhö, Dyspareunie) können für die endgültige Diagnose und Behandlung hilfreich sein.
Fragen zu früheren Schwangerschaften und Entbindungen umfassen Erkundigungen zu Konzeptionsschwierigkeiten, Fehlgeburten oder Schwangerschaftsabbrüchen, morgendlicher Übelkeit oder anderen Schwierigkeiten während Schwangerschaften wie etwa Gestationsdiabetes, Hypertonie oder Präeklampsie. Zu den Fragen zu Entbindungen gehören solche zu Schwierigkeiten mit den Wehen oder zu chirurgischen Eingriffen, zur Anzahl der Kinder, postpartalen Problemen (wie etwa postpartale Blutung, Verletzung von Fortpflanzungsorganen, Prolaps, Haarausfall, Laktationsprobleme oder postpartale Depression) und zu früheren chirurgischen Eingriffen (Mastektomie, Tubenligatur, Hysterektomie etc.). Auch die Möglichkeit einer bestehenden Schwangerschaft muss erfragt werden.
Entsprechende Berichte können eine anatomische Fehlbildung oder einen gestörten Hormonhaushalt aufzeigen.
Bei der Frage nach den aktuellen Beschwerden erwartet man Informationen zur Art des Problems, zu ersten Symptomen, zur Ursache (wenn bekannt), zu Faktoren, die eine Verschlechterung oder Verbesserung hervorrufen, sowie zu vorangegangenen Therapien, Arzneimittelgaben und Untersuchungen.
Es ist unerlässlich, sich laufende Medikationen zu notieren, sich bewusst zu werden, welche Wirkungen oder Nebenwirkungen auftreten können, und eventuell einsetzende Wechselwirkungen mit chinesischen Arzneimitteln zu bedenken.
Die Menstruation wird anhand der Dauer des Zyklus, der Dauer des Menstruationsflusses sowie der Menge, der Farbe und der Viskosität des Menstruationsblutes bewertet. Der erste Tag der Blutung kennzeichnet den ersten Tag des Zyklus, der im Allgemeinen 28 Tage dauert. Aus heutiger Sicht wird eine Spanne von 21 bis 35 Tagen als physiologisch angesehen, wobei die Blutung 3 bis 7 Tagen dauern kann. In der chinesischen Medizin ist ein Zyklus mit einer Dauer von 26–30 Tagen und eine 4- bis 6-tägige Blutung erwünscht. Die Menge des dabei verlorenen Blutes liegt im Schnitt bei 50–80 ml, wobei am ersten Tag eine leichte, am zweiten und dritten Tag eine starke und am vierten und den folgenden Tagen allmählich wieder eine leichtere Blutung besteht. Die Farbe des Blutes sollte tiefrot und die Konsistenz weder dünn- noch dickflüssig sein. Es sollte nicht geronnen sein und keine Klumpen oder einen üblen Geruch aufweisen.
Schwankungen Einige Frauen menstruieren nur alle 2 Monate, alle 3 Monate oder einmal jährlich. Zudem gibt es Frauen, die nie menstruiert haben, aber dennoch schwanger werden; diese Situation wird als „verborgene Menstruation“ bezeichnet. In der frühen Schwangerschaft kann manchmal eine sehr leichte Menstruation einsetzen, die jedoch für den Fetus keine Gefahr darstellt. Während der Perimenopause kann es gelegentlich zu Menstruationsstörungen kommen, was sich durch unregelmäßige Zyklen und unterschiedlich starke Blutungen äußert, bevor sie allmählich ganz aussetzt. Solche Unregelmäßigkeiten sollten untersucht werden, sofern jedoch kein Hinweis auf eine Anomalie vorliegt, ist dies im Allgemeinen kein Zeichen von Krankheit.
Zyklus und Blutung Es sollten Fragen zur Dauer des Zyklus sowie zur Menge, Farbe und Konsistenz des Menstruationsblutes gestellt werden.
Menge des Menstruationsblutes Um herauszufinden, ob die Blutung stark, mittelgradig oder leicht ist, ist es hilfreich zu erfragen, wie viele Tampons oder Binden benötigt werden: Wie oft müssen sie gewechselt werden, sind sie vollgesogen, oder wird bloß routinemäßig gewechselt? Bei der Frage nach der Dauer der Blutung muss geklärt werden, an welchen Tagen eine schwere, mittelgradige bzw. leichte Blutung vorliegt, nur ein Spotting stattfindet und ob die Periode endet ober einsetzt.
Menstruationsschmerzen Kurz vor oder bei Einsetzen der Blutung können ein unangenehmes Gefühl im unteren Abdomen, Schmerzen im unteren Rücken, Spannungsgefühl in der Mamma oder Reizbarkeit auftreten, die kurz nach Einsetzen der Blutung von selbst wieder verschwinden. Solche Symptome sind weit verbreitet, und in der heutigen Medizin werden sie als normal betrachtet. In der chinesischen Medizin geht man allerdings gegen solche Symptome vor.
Es ist unerlässlich zu erfragen, ob Schmerzen bestehen, und wenn dies der Fall ist, muss man die Zeit des Auftretens sowie die Art bzw. Qualität und die Lokalisation der Schmerzen herausfinden. Prämenstruelle Schmerzen und Schmerzen um den ersten Mentruationstag herum werden üblicherweise auf Einstauungen von Qi oder Xue zurückgeführt. Postmenstruelle Schmerzen und Schmerzen gegen Ende der Menstruation stehen mit einer energetischen Schwäche (xu) von Qi und Xue im Zusammenhang. Ein stechender, ortsfester Schmerz während der Menstruation beruht häufig auf Xue-Stasen. Generalisierte Schmerzen während der Menstruation sind in der Regel die Folge von Hitze (re) des Xue. Die Art des Schmerzes zeigt, ob er auf Qi-Blockaden, Xue-Stasen oder einer energetischen Schwäche (xu) von Qi und Xue beruht. Ein starker Schmerz mit einer unbestimmten, allgemeinen oder wechselnden Lokalisation wird mit Qi-Blockaden in Zusammenhang gebracht. Ein heftiger, stechender, fixer Schmerz weist auf Xue-Stasen, und ein dumpfer, starker Schmerz ist Zeichen einer energetischen Schwäche (xu). Ein krampfartiger Schmerz wird von Kälte (han) hervorgerufen. Es kann auch erfragt werden, ob der Schmerz konstant oder krampfartig ist, und die Lokalisation des Schmerzes (abdominal, perineal, sakral oder nach unten zu den Innenseiten der Oberschenkel und Beine ausstrahlend) verweist auf die betroffenen Leitbahnen und Funktionskreise.
Symptome, die zu verschiedenen Zeiten während des Zyklus auftreten, müssen ebenfalls erfragt und berücksichtigt werden. Dazu gehören Kopfschmerzen, Migräne, Übelkeit, Drehschwindel, Abgeschlagenheit, Diarrhö, Obstipation, Schlafstörungen, Depression, Traurigkeit, Reizbarkeit, Druckempfindlichkeit der Mamma, Stimmungsschwankungen und Intermenstrualschmerz. Die Diagnose sollte mit Hilfe der Symptomkonfigurationen der Funktionskreise und mit Hilfe der Leitbahnen und Netzleitbahnen gestellt werden.
Die Farbe, die Konsistenz und der Geruch von anomalem vaginalem Ausfluss sind diagnostisch relevant. Geht es um Konzeption und Fertilität, sollte auch nach der Konsistenz und der Menge des normalen Zervikalschleims gefragt werden.
Die Farbe, der Geruch, die Konsistenz und die Dauer sollten eruiert werden. Die Lochien sind 4–5 Tage nach der Entbindung tiefrot (Lochia rubra), die nächsten 6–10 Tage verblasst die Farbe zu einem klaren Rosa (Lochia serosa) und anschließend zu einer hellen strohartigen Farbe (Lochia alba). Sie sollten nicht länger als etwa 3 Wochen bestehen.
Perimenopausale Symptome, wie beispielsweise Hitzewallungen, können Jahre vor merklichen Veränderungen des Menstruationszyklus oder vor Erreichen der Menopause auftreten. Umgekehrt können bereits Jahre, bevor die Blutungen ausbleiben, die Zyklen kürzer oder unregelmäßig werden sowie Sickerblutungen und Menorrhagie auftreten. Die Frage nach dem Alter ist unerlässlich, ebenso Fragen zu kürzlichen Menstruationen. Es sollte nach der Schwangerschaftsanamnese, emotionalen Faktoren, Stress, Arbeitsüberlastung, Nachtschichten, Schlaf, Schweißen und eventuell nach der Intensität, Häufigkeit und Dauer von Hitzewallungen gefragt werden und auch danach, ob die Symptome tagsüber oder nachts zunehmen. Ebenso wichtig sind Fragen zu Appetit, Durst, Verdauung und zum Stuhlgang.