Lulu und Albi treffen sich

Am späten Nachmittag steckte Albi die 23. Fassung seiner in Schönschrift geschriebenen Entschuldigung an Lulu in ein Briefkuvert und beklebte dieses mit Piratenstickern, weil er keine passenderen fand. Seine Mutter war inzwischen aus dem Kaufhaus zurück und trieb ihn zur Eile an. Albi musste den Brief mit einer pinkfarbenen Schleife einem großen rosa Plüschbären an den Hals binden.

Diese Scheußlichkeit war fast so teuer gewesen wie der Lego-Doppeldecker, auf den er eigentlich gespart hatte. Mit dem Taschengeld, das er am Montag bekommen würde, hätte er sich den erträumten Bausatz schon kaufen können ...

Frau Artich drückte Albi den Bären in den Arm und schob ihn vor sich her aus dem Haus. Jeder Schritt hinüber zu den Vogelsangs war eine Qual für Albi. Es war ja so peinlich! Am liebsten hätte er eine Kehrtwendung gemacht, Egon aus seinem Keller geholt und dann in eine Rakete gesetzt und auf den Mond geschossen. Nach ein paar Metern drehte er sich zu seiner Mutter um.

„Mama, muss ich wirklich klingeln?“, fragte er kläglich. „Können wir das Entschuldigungsgeschenk nicht einfach vor die Tür setzen?“

Er sah gleich, dass da nichts zu machen war. Seine Mutter hatte die Lippen fest zu einer kleinen Kräusellinie zusammengepresst und blickte streng über ihn weg. Doch plötzlich lächelte sie breit und sagte freundlich: „Das ist ja lustig!“

Im ersten Moment hoffte Albi, dass er sie überzeugt hätte. Bis seine Mutter fortfuhr: „Wir waren gerade auf dem Weg zu Ihnen! Mein Albert möchte Luise nämlich gerne etwas geben.“

Da schaute sich Albi um und sah, mit wem sie sprach: Hinter ihm kamen Lulu, ihr Vater und Bazi direkt auf sie zu!

Lulu grinste etwas verlegen und streckte Albi eine große Tafel Schokolade hin, um die sein Halstuch geknotet war.

„Die ist für dich! Als Entschuldigung!“

Aber was sollte das denn? Fragend sah Albi von einem zum anderen.

Herr Vogelsang erklärte lächelnd: „Wir haben dir schrecklich unrecht getan! Wir wissen nun, dass du absolut unschuldig bist!“

„Rate mal, was wir in Bazis Hundekörbchen gefunden haben, als wir vom Eisessen zurückgekommen sind?“, platzte Lulu dazwischen.

Albi zuckte mit den Schultern. Nun verstand er gar nichts mehr.

„Unser Baby! Ohne Arme!“, rief Lulu fröhlich. „Und ein Bein war auch abgerissen!“

„Wie furchtbar!“, flüsterte Albis Mutter betroffen.

Herr Vogelsang lachte und zeigte auf Bazi, der jetzt neugierig an Frau Artichs Schuh schnüffelte.

„Nein, nein, im Gegenteil. Das ist ganz wunderbar! Unser kleiner Lauser hier hat sich den Teddybären aus Lulus Zimmer gemopst und zernagt. Das heißt, er war auch zuvor der Übeltäter. Und wir haben Ihren armen Sohn verdächtigt.“

Und ich den armen Egon, dachte Albi. Gleich am Montag wollte er ihm von seinem Taschengeld auf dem Markt einen großen Steinpilz zur Entschuldigung kaufen.

„Tut mir echt leid, wie ich dich genannt habe“, sagte Lulu und gab Albi die Schokolade.

„Schon in Ordnung. Der ist dann aber trotzdem für dich!“, antwortete Albi lachend und drückte Lulu das rosa Plüschmonster in den Arm.

Bazi drehte sich währenddessen zweimal im Kreis und hob das Hinterbein, um auf Frau Artichs Schuh seine Unterschrift zu pieseln. Unauffällig schob Herr Vogelsang den Dackel im letzten Moment mit dem Fuß zur Seite.

„Deswegen dulde ich keine Tiere in unserem Haus“, meinte Rosalie Artich spitz.

„Bazi glaubt halt, dass alles, was auf dem Boden liegt, ihm gehört“, versuchte Herr Vogelsang das Verhalten des Hundes zu erklären. „Er kann ja nichts dafür, wenn Lulu immer so einen Saustall hinterlässt!“

Frau Artich schaute beim Wort „Saustall“ noch etwas zitroniger. Aber als Lulu Albi fragte, ob er gleich wieder mit zu ihr kommen wollte, da sagte sie nicht Nein. Und Albi natürlich auch nicht!