Krumpfling-Regel Nr. „Wichtiger-als-1“ – Oma Krumpflings Schlaf ist heilig!
Diese oberste aller Kumpfling-Regeln kannte der schleimige Schorschi natürlich genau. Nachdem er herausgefunden hatte, wohin Egon gerannt war, war er selbst in die Krumpfburg zurückgelaufen. Jetzt hockte er neben der schnarchenden Sippenchefin beim alten Ofenrohr und platzte beinahe vor Ungeduld.
Damit die Zeit schneller verging, begann er ganz vorsichtig, mit seinen Krallen den Plüsch von Oma Krumpflings Pantoffeln zu kämmen. Darüber würde sie sich bestimmt freuen!
Und dann endlich, gerade als Schorschi ihrem zweiten Hausschuh einen ordentlichen Seitenscheitel frisiert hatte, klappte Oma Krumpfling mit einem Schlag ihre Glupschaugen auf.
„Was soll denn das? Hör sofort auf, an meinen Pantoffeln zu popeln, Hans-Georg!“, meckerte sie.
Schorschi stotterte eine Entschuldigung.
„Jaja, schon gut. Du kannst jetzt gehen“, erklärte Oma Krumpfling großzügig und gähnte mit aufgerissenem Maul. „Ich habe zu tun.“
In Wirklichkeit wollte sie sich noch einmal auf die rechte Seite drehen und die zweite Hälfte ihres Mittagsschläfchens erledigen. Verlegen trat Schorschi von einer Pfote auf die andere.
„Zum Warzenschweinwanst, was willst du denn noch?“, fragte Oma Krumpfling – nun schon etwas ungeduldig.
„Der Egon ist aus der Krumpfburg weggelaufen!“, platzte Schorschi heraus. „Zuerst war er in Albert Artichs Zimmer, und dann hab ich gesehen, wie er hinter ihm her zum Haus der Vogelsangs gerannt ist.“
„Was? Egon hat die Krumpfburg verlassen, ohne mich um Erlaubnis zu bitten?“, fragte Oma Krumpfling verdutzt.
So etwas Ungeheuerliches kam selten vor. Genaugenommen eigentlich gar nicht.
Schorschi nickte eifrig. „Richtig! Ganz ohne zu fragen! Frettchenfrech, gell, Oma?“ Dabei fiel ihm auf, dass er selbst ja auch ohne Oma Krumpflings Erlaubnis aus der Krumpfburg weggelaufen war. „Ich würde so was übrigens niiiieee machen“, log er schnell.
Doch Oma Krumpfling achtete schon gar nicht mehr auf ihn.
„UUUUAAHOOIIIEEEGON!“
Ihr Wutschrei gellte durch die muffige Kellerluft. Auf dem Teelöffelhockeyplatz zogen die anderen Krumpflinge die Köpfe zwischen die Schultern, und Zwurz ließ vor Schreck den Torwart los, den er gerade festgehalten hatte. Trotzdem schoss Zara die Murmel ins Tor.
„Diesen bösen Wurm hol ich zurück – so wahr ich das Oberhaupt der Krumpflinge bin!“, brüllte Oma Krumpfling.
„Wollen wir dir nicht erst noch eine Tasse leckeren Krumpftee aufbrühen?“, fragte Schorschi. „Das beruhigt die Nerven und macht immer gute Laune, gell, Oma?“
Er hoffte, dass er bei der Gelegenheit auch ein Tässchen abbekommen würde.
Doch Oma Krumpfling kreischte: „Ich bin doch nicht trödelblöd. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Aus dem Weg!“
Sie rempelte Schorschi um und trampelte ihm dabei auch noch auf den rechten Fuß. Dann sah Schorschi von ihr nur noch eine Staubwolke im Ofenrohr. Schließlich rappelte er sich auf und rannte hinter ihr her. Er wollte auf keinen Fall verpassen, wie Egon ausgeschimpft wurde.