„Was Du sorgfältiger anpflanzen willst, muss in Töpfen gezogen werden.“ (Cato, De agri cultura CXLLII)
Einen Garten ganz nach den Vorbildern der römischen Kaiserzeit anzulegen, ist eine reizvolle Idee, doch nur wenige Gartenenthusiasten werden wohl eine echte Kopie eines römischen Gartens anstreben. Auch wenn gerade die Hofgärten in Pompeji als Inspiration für die kleinen Gartengrundstücke in unseren Städten durchaus bedenkenswert erscheinen, werden solche Projekte wohl eher von Museen oder archäologischen Parks angestrebt. Ganz abgesehen davon, dass es gar nicht so einfach ist, einen römischen Garten detailgetreu nachzubilden. Gärten in Rom und Pompeji, in Conimbriga, Borg oder Fishbourne dürften bereits im Altertum aus klimatischen und geographischen Gründen ganz unterschiedlich ausgesehen haben. Und auch große Anlagen wie die heutigen Gärten der Getty-Villa, der Villa Borg und Fishbourne oder die Rekonstruktionen in Pompeji und Herculaneum sind lediglich Interpretationen. Sie veranschaulichen das Aussehen der römischen Gärten, folgen ihnen aber nicht bis in alle Details. Düngung, Pflege im Verlauf der Jahreszeiten oder die Pflanzen selbst sind den heutigen Bedingungen angepasst und bilden nur einen Ausschnitt aus der ungeheuren Vielfalt der römischen Gartenwelt ab.
Davon einmal abgesehen bedeutet die Anlage eines vermeintlich echten römischen Gartens zuallererst Verzicht. Verzichten müsste man auf viele beliebte und bewährte Pflanzen, die erst in späteren Jahrhunderten den Weg in unsere Gärten gefunden haben. Und wer möchte schon einen Garten ohne Tulpen, Tomaten, Kapuzinerkresse, Sonnenblumen, Geranien, Flieder oder Forsythien – Pflanzen, die ebenfalls seit langer Zeit unsere Gärten bereichern? Außerdem sind ja die allermeisten römischen Gartenpflanzen nicht winterhart. Die Sorge und Schwierigkeiten, die eine Überwinterung in unserem Klima mit sich bringt, erschwert den Umgang mit den Gewächsen der Römerzeit zusätzlich. Viel interessanter ist es daher, die Vorbilder aus der Römerzeit als kreative Anregung für die eigene gärtnerische Tätigkeit zu verstehen, so wie auch die Gärtner im Römischen Reich ihre Gärten immer wieder den eigenen Bedürfnissen anpassten und selbstverständlich neue Sorten und Arten in ihre Gärten aufnahmen, wie etwa Quitten, Platanen oder Zitronen. Gärten sind nun einmal unbeständig: Manches kommt von ganz allein hinzu, anderes will überhaupt nicht gedeihen. Neue Pflanzen verdrängen die alten. Altes wird wiederentdeckt und in neue Zusammenhänge eingebunden.
Wie lässt sich nun der eigene Garten nach römischen Vorbildern gestalten? Die Gartenbilder der römischen Antike und die rekonstruierten Gärten der Ausgrabungsstätten und Museen bieten reichlich Inspiration. Man kann in Geschichts- und Kunstbüchern blättern, die Gärten in den archäologischen Parks erforschen, durch Museen und Ausgrabungsstätten streifen und sich anregen lassen. Auf den Wandmalereien im Haus der Livia, im Haus des goldenen Armreifs und anderen Meisterwerken der antiken Malerei sind noch viele Pflanzen zu identifizieren, Farb- und Pflanzkombinationen zu entdecken. Zäune, Töpfe, Skulpturen, in Form geschnittene Hecken, Wasserbecken … längst noch nicht alles ist erforscht oder auch nur beschrieben. Mit wenig Aufwand kann man auf diese Weise ein eigenes kleines Forschungsprojekt starten. In kaum einem anderen Bereich lässt sich die römische Kultur und Lebensart so leicht nachvollziehen wie in der Gärtnerei. Mit Pflanzen aus dem Baumarkt oder dem Supermarkt kann man dann jederzeit beginnen. Später kommen vielleicht seltenere Arten, selbst gezogene Pflänzchen oder Exemplare aus Spezialgärtnereien dazu.
Wer das Glück hat, einen eigenen Garten zu besitzen, kann ein wenig Platz für eine ‚römische Ecke‘ einplanen. Es gibt zahllose Anleitungen für die Gartenkultur und Pflege; die Literaturliste am Ende des Buchs nennt einige empfehlenswerte Bücher. An ein römisches Gemüsebeet oder Wasserspiele im römischen Stil werden sich wohl nur wenige herantrauen. Auch die von den Römern so geschätzten Platanen dürften für die meist kleinen Gartengrundstücke rasch zu groß werden. Aber was spricht gegen eine Hecke aus Rosmarin, ein paar Töpfe mit in Form geschnittenem Buchs und Efeu, ein Akanthusbeet, wie Plinius es in seinem Garten hatte, oder eine kleine Kollektion von Myrte, Zitronen- und Granatapfelbäumchen? Auch mediterrane Kräuter wie Thymian, Majo ran oder Lavendel bereichern im Kübel jede Terrasse oder Dachterrasse.
In unseren Breiten ist der römische Garten in den meisten Fällen ein Topfgarten, da viele Pflanzen als Bewohner der mediterranen Welt nicht zuverlässig winterhart sind. Dennoch lassen sich einige Arten zumindest in den milderen Zonen Deutschlands auch im Garten überwintern. Feigen etwa überstehen unsere Winter meistens ganz gut. Sollte es trotzdem einmal zu kalt werden und der Baum erfrieren, so treibt er nach meinen Erfahrungen im Frühjahr meist wieder aus. Oliven, die Plinius zu seinem Leidwesen auf seinem Landgut in Tusculum nicht anbauen konnte, ertragen ebenfalls den Winter an geschützter Stelle, vielleicht mit Folie und Laub zusätzlich abgedeckt. Meine Nachbarin zumindest hat ihrem Bäumchen bereits vor mehreren Jahren einen Platz in der Nähe der Hauswand überlassen, wo er gut gedeiht.
Auch Rosmarin und Thymian kann man durchaus im Garten auspflanzen: Ob sie dem Winter draußen in jedem Fall gewachsen sind, ist jedoch Glückssache. Im Topf im Haus untergebracht, wird es ihnen andererseits schnell zu warm. Einfacher sind Granatapfelbäumchen im Topf zu betreuen, die ihr Laub im Herbst meist abwerfen. Wenn es zu kalt werden sollte – leichten Frost vertragen sie durchaus –, kann man sie in den Keller stellen. Ohne ihre Blätter sind sie nicht auf viel Tageslicht angewiesen.
Oleander, Myrten und Zitronen sind immergrün, müssen aber im Winter frostfrei und dazu kalt und hell untergebracht werden. In unseren modernen, gut gedämmten und meist kleinen Wohnungen sind solche Plätze rar. Glücklich ist, wer ein helles Treppenhaus ohne Zugluft hat oder vielleicht sogar einen Wintergarten sein Eigen nennt. Eine gute Alternative ist die Überwinterung in einer kommerziellen Gärtnerei. Im Herbst werden die Pflanzen dort in Obhut genommen und im Frühjahr wieder abgeholt. Nach meiner Erfahrung bekommt besonders den heiklen Zitronenbäumchen der Aufenthalt in der Gärtnerei unter professioneller Aufsicht sehr gut.
Doch auch, wer sich die Mühe mit den heikleren Arten gar nicht machen möchte, kann sich mit ein paar Töpfen auf der Fensterbank, auf dem Balkon oder im Garten ein wenig von der Schönheit und dem Reichtum römischer Gärten in das eigene Heim holen. Tatsächlich pflegten ja bereits die Römer Pflanzen im Topf, auch wenn es sich in vielen Fällen um Töpfe für die Anzucht und den Transport gehandelt hat, wie sie im Garten des Herkules gefunden wurden. Cato vermerkt, dass Feigen, Oliven, Myrten, Granatapfel, Quitte und andere Obstbäume in Töpfen herangezogen und bewurzelt wurden. Wenn man sie später in den Garten pflanzte, zerbrach man die Töpfe und grub die Scherben mit ein. Fast alle diese Töpfe hatten ein Loch im Boden und drei Löcher an den Seiten. Solche Töpfe wurden überall im Römischen Reich gefunden: im Garten der Villa der Livia in Rom ebenso wie in Griechenland, in Israel oder im englischen Fishbourne.
Auch in den als Ziergärten hergerichteten Peristylen der Villa der Poppaea fand man Topfscherben und Wurzelspuren. Vielleicht hatte man dort junge Obstbäume ausgepflanzt, vergleichbar den Feigen und Maulbeeren in Plinius’ Garten. Immergrüne Gewächse, Lorbeer oder Zitronen mögen ebenfalls in den Töpfen gewachsen sein, oder sogar exotische oder schwierig zu pflegende Pflanzen. In Töpfen, die man vor den Säulen gefunden hatte, befanden sich vermutlich rankende Gewächse, Weinreben oder Efeu, so wie es Cicero in seinen Briefen beschrieben hat.
Bei all den ausgegrabenen Topfscherben handelt es sich um relativ grob gearbeitete, unverzierte Gebrauchskeramik. Als Schaustücke für den Garten waren sie ebenso wenig gedacht wie die Kunststofftöpfchen, in denen wir heute unsere Pflanzen kaufen. Wollte man damals Pflanzen im Topf oder Kübel präsentieren, verwendete man optisch ansprechendere Gefäße. Wandmalereien etwa in der Villa der Poppaea, im Haus der Venus in der Muschel (vgl. Abb. S. 122) oder in der Villa des Fannius Synistor (vgl. Abb. S. 70) bilden Bäumchen in großen Kübeln oder Ziervasen ab. Die dargestellten Gefäße ähneln den Marmorkrateren, die wir bereits als Brunnenbecken kennengelernt haben. Derartige Gefäße wurden in vielen römischen Häusern gefunden. Nicht immer ist ihre Funktion gesichert. Doch offenbar wurden gar nicht so selten auch Pflanzen darin gepflegt.
Die Römer hielten Topfpflanzen überall dort, wo der Platz im Garten knapp war, wo der Boden sich für die Gewächse nicht eignete oder wo das Bedürfnis bestand, mit einer Kübelpflanze eine besondere Stelle im Garten hervorzuheben. Die Wandmalereien im Haus des Fannius Synistor und auf der Gartenmauer im Haus der Venus in der Muschel zeigen, wo überall man sich Blumenkübel in einem römischen Garten vorstellen darf: neben dem Hauseingang, entlang der Mauern, in der Nähe von Statuen, an den Brunnen und nicht zuletzt auch auf den Dächern.
Ob bepflanzte Töpfe auch im Haus aufgestellt wurden, ist hingegen nicht gesichert. Das Wandbild aus dem Haus des Fannus Synistor (vgl. Abb. S. 70) zeigt jedenfalls keine Pflanzen an den Fenstern. Tatsächlich war der Platz am Fenster, der uns heute so selbstverständlich als Aufstellungsort für Pflanzen erscheint, damals noch unbekannt, was vermutlich daran liegt, dass die Fenster der allermeisten römischen Häuser nicht besonders groß waren und die Häuser weniger durch die Fenster beleuchtet wurden, als über den Innenhof und das Atrium. Wenn also Topfpflanzen im römischen Haus wuchsen, dann vermutlich im Atrium.
Tatsächlich wurde das Impluvium, als es als Wasserspeicher ausgedient hatte, in einigen Fällen in einen dekorativen Garten umgewandelt. In der Villa der Poppaea baute man es etwa in einen Springbrunnen mit zwei konzentrischen Rundbassins um, der außen von Blumentöpfen gerahmt wurde. Im Atrium der Getty-Villa wurde das Wasserbecken zumindest eine Zeit lang ebenfalls von Topfpflanzen gerahmt. Welche Pflanzen die Innenräume der römischen Häuser möglicherweise verschönerten, wissen wir nicht. Geeignet gewesen wären Pflanzen, die mit dem dämmrigen Licht im Atrium zurechtkamen: Farne, die auf den Wandmalereien immer wieder dargestellt wurden, vielleicht oder der anspruchslose Efeu. Vielleicht hat man auch nur für die Zeit der Blüte Blumen oder Sträucher ins Haus geholt. In diesem Punkt steht die Forschung noch ganz am Anfang. Die tropischen Zimmerpflanzen allerdings, die in der Getty-Villa zeitweilig das Impluvium schmückten, waren in römischer Zeit mit Sicherheit noch unbekannt.
Für die Pflege von Topfpflanzen gibt es unzählige hervorragende Bücher, Gebrauchsanweisungen oder Blogs im Internet, weshalb an dieser Stelle nur ein paar persönliche Ratschläge genannt seien: Am einfachsten ist es, sich junge Pflanzen aus der Gärtnerei oder dem Gartenmarkt zu besorgen. Für den Anfang reichen vielleicht sogar ein paar Töpfe aus dem Supermarkt. Wer die Pflanzen stattdessen selbst aus Samen ziehen möchte, sollte dies im Frühjahr tun. Dafür ist die Fensterbank bestens geeignet, wenn man die Saat mit Folie oder Glas vor Austrocknung schützt. Spezielle Saaterde bietet den kleinen Pflänzchen einen guten Start. Sind sie etwas größer geworden, kann man sie in normale Blumenerde umpflanzen. Pflanzen reagieren sehr individuell auf die Pflegebedingungen. Deshalb ist es wichtig, die Pflanzen gut zu beobachten und zu schauen, wie sie auf Veränderungen in ihrer Umgebung reagieren. Es ist ratsam, die Töpfe nicht in Übertöpfe zu setzen, sondern in ausreichend große Untersetzer. Auf diese Weise lässt sich am besten erkennen, wann nachgegossen werden muss. Gegossen wird immer dann, wenn sich kein Wasser mehr im Untersetzer befindet und die Erde leicht angetrocknet ist.
Sind die Pflanzen gut gewachsen, kann man sie in frische Erde umtopfen. Achten Sie darauf, die Erde nicht bis an den oberen Topfrand zu füllen, sondern lassen Sie etwas Platz nach oben; das erleichtert das Gießen. Und aufgepasst: Nicht jede Blumenerde ist gleich gut geeignet. Manchmal lohnt es sich, etwas mehr Geld auszugeben, denn an der Erde liegt es meist, wenn die Pflanzen nicht recht wachsen. Auch scheinbar genügsame Pflanzen wie Kräuter wollen gedüngt werden. Bewährt haben sich für Topfpflanzen Flüssigdünger, die mit dem Gießwasser in regelmäßigen Abständen hinzugefügt werden.
Welche Töpfe Sie bevorzugen, ist eine reine Geschmacksfrage. In den römischen Gärten hat man geflochtene Körbe oder grobe Tontöpfe für die Anzucht verwendet. Es gab auch fest installierte Pflanzcontainer, etwa in der Nähe der Wasserbecken. Für die Adonisfeiern säte man einjährige Arten in halbe Amphoren oder große Keramikscherben. Für besonders schöne und seltene Gewächse oder um den Garten zusätzlich zu schmücken, wählten wohlhabende Gartenbesitzer prächtige Marmorkratere nach griechischem Vorbild. Welche Töpfe auch verwendet werden: Sie sollten ausreichend groß sein und das Wasser muss abfließen können. Sollen die Töpfe für den Winter umgesetzt werden, empfiehlt sich Kunststoff. Verkauft werden Pflanzen meist in sehr kleinen Behältern. Man sollte sie möglichst rasch in ein größeres Gefäß umsetzen.
Balkonkästen sind ebenfalls geeignet. Jedoch sollte man stets nur eine Art einsetzen oder zumindest solche mit ähnlichen Ansprüchen. Denn auch wenn Abbildungen von üppig wuchernden, dicht gedrängten Pflanzen in Zeitschriften und Büchern sehr dekorativ wirken: Solche Gemeinschaften funktionieren in der Regel nur für kurze Zeit. Größer werdende oder schneller wachsende Arten rauben den kleineren Nachbarn über kurz oder lang den Platz und das Licht. Einzeltöpfe sind daher auf jeden Fall zu empfehlen. Sie lassen sich immer wieder neu gruppieren. Bei Bedarf sind kränkelnde Pflanzen leichter zu versorgen und unansehnliche Exemplare lassen sich leichter entfernen.
Plinius’ Villenbriefe, Columellas Gartenbuch und die römischen Wandmalereien beschreiben die ganze Vielfalt der Gewächse in römischen Gärten: Mächtige Platanen und Zypressen, Obstbäume, Kohl, Efeu, Wein, Rosen oder Akanthus gehörten mit Sicherheit zu den beliebtesten römischen Gartenpflanzen. Für den heutigen Gebrauch im Topf auf der Terrasse oder für den kleinen Garten sind wohl Einjährige oder kleinere Sträucher am besten geeignet, die die ganze Saison hindurch mit hübschen oder aromatisch duftenden Blättern punkten oder auch in der Küche verwendet werden können. Gewächse, die vor allem über die Blüte bezaubern, können ja nur wenige Tage ihre ganze Schönheit zeigen. Es lohnt sich aber auf jeden Fall, eigene Erfahrungen zu machen und selbst auf die Suche nach speziellen Sorten zu gehen. Viele der römischen Gartenpflanzen von der Rose über Iris und Lavendel bis zu den Gewürzkräutern sind heute noch immer selbstverständlicher Bestandteil unserer Gärten. Andere Arten wie Currykraut oder Pferdeeppich wurden in den letzten Jahren neu entdeckt oder warten noch darauf, so der Akanthus, der ein verborgenes Leben in botanischen Gärten und einigen Bauerngärten führt.
Als uralte Kulturpflanzen sind die Gewächse der römischen Gärten zumeist pflegeleicht und verhältnismäßig einfach zu kultivieren. Verhältnismäßig einfach, denn nicht alles gedeiht überall gleich gut – das weiß jeder, der schon einmal versucht hat, Pflanzen im Topf oder im Garten zu pflegen. Manchmal liegt es am Standort, mal an der Erde, an den Begleitern, an den Pflegemaßnahmen oder gar am berühmten grünen Daumen. Es gibt so viele Faktoren, die für Gesundheit und Wachstum einer Pflanze wichtig sind. Das einzige, was bei Problemen wirklich weiterhilft ist: ausprobieren, nicht aufgeben und es immer wieder neu versuchen. Ich zum Beispiel habe Probleme, Dill und Ringelblumen überhaupt nur zum Keimen zu bringen, und behelfe mir deshalb mit vorgezogenen Pflänzchen aus der Gärtnerei. Die Beschäftigung mit den Pflanzen und mit dem Garten ist nun einmal in erster Hinsicht eine Erfahrungswissenschaft.
Im Folgenden seien nun noch einige Pflanzen für Topf und Garten empfohlen, die in den vorangegangenen Kapiteln nur gestreift werden konnten und die bis heute nicht nur echten Römern viel Freude machen.
Blaue Schwertlilie (Iris germanica)
Trotz ihres Namens kommt die Iris germanica in Deutschland nur verwildert vor, vermutlich haben die Römer sie aus ihrer ursprünglichen Heimat im Mittelmeerraum nach Mitteleuropa gebracht. Farben und Formen der Blüten können stark variieren. Aus diesem Grund benannten die antiken Autoren sie nach der Göttin des Regenbogens. Ihrer schönen Farbe und dem Duft der Blüten und Wurzeln wegen wurde die blaue Schwertlilie bereits in der Antike als Zier-, Arznei- und Duftpflanze kultiviert. Sie ist auf minoischen Wandmalereien ebenso zu finden wie auf römischen Fresken. Vielleicht kannte man damals auch bereits die weiß blühende Iris germanica florentina. Beide Sorten duften intensiv, ihre Wurzeln werden als ‚Veilchenwurz‘ bis heute für die Parfümherstellung verwendet. Heute kennen wir unzählige Sorten, die zuverlässig winterhart sind, aber nicht in jedem Fall duften. Im Garten ist die Iris einfach zu kultivieren und breitet sich über ihre dicht an der Erdoberfläche liegenden Rhizome leicht aus. Viel Sonne, ein trockener Standort und Kompostgaben im Frühjahr verhelfen der Art im Garten oder in ausreichend großen Töpfen zu wunderschönen Blüten, die den Garten jedoch nur für wenige Tage schmücken. Um die Blühfreudigkeit zu erhöhen, sollten die Horste nach einigen Jahren ausgelichtet werden.
Granatapfel (Punica granatum)
Der sommergrüne Strauch stammt ursprünglich aus Persien, wurde aber bereits im Altertum im gesamten Mittelmeergebiet heimisch. Obwohl er nicht winterhart ist, gedeiht er auch im gemäßigten Klima in tiefen, durchlässigen Böden in geschützten Lagen. Es heißt, er könne überall da angepflanzt werden, wo auch Feigen wachsen. Seine Früchte reifen bei uns nur in Gegenden mit heißen und langen Sommern. Der Granatapfelbaum wird in vielen verschiedenen Sorten angeboten und erreicht eine Höhe von bis zu 4,50 m.
Besser geeignet für die Kultur in kleinen Gärten und Kübeln sind kleinwüchsigere Varianten, die unter dem Namenszusatz nana angeboten werden. Ausreichend Sonne, genügend Wasser, regelmäßige Düngergaben verhelfen dem Zwerggranatapfelbaum zu gutem Wachstum, schönen orangefarbenen Blüten und mit ein wenig Glück zu knapp Tischtennisballgroßen Minigranatäpfeln. Im Herbst verliert der Strauch meist seine Blätter. Auch wenn er den Frost zu Winterbeginn noch verträgt, sollte er bald ins Winterquartier gebracht werden. Der robuste und wunderschöne Granatapfel ist für die Kultur im Topf auf der Terrasse unbedingt zu empfehlen.
Der Lorbeer ist wohl die Pflanze, die als erstes genannt wird, wenn es um Gewächse des Altertums geht. Lorbeer ist bis heute in Italien allgegenwärtig und war einst verschiedenen Göttern geweiht, allen voran dem Apollon. Blätter und Früchte des immergrünen Strauchs verströmen einen angenehm würzigen Geruch, und auch die kleinen gelblichen Blüten duften. Lorbeer war im Römischen Reich ein wichtiges Arzneimittel und wurde auch damals schon in der Küche verwendet. Apicius vermerkt Früchte, Blätter, Blüten und sogar Sprossen für verschiedene Rezepte. Doch wird es dem Lorbeer als echtem Mittelmeergewächs auch schnell zu kalt, sodass man ihn entweder im Garten an einem geschützten Ort pflanzt oder auf die Topfkultur ausweicht. Durchlässige Erde und ein Platz in der Sonne verhelfen ihm zu gutem Wachstum. Er verträgt Frost bis 10 Grad unter null und neigt wie alle immergrünen Gewächse dazu, im Winter viel Feuchtigkeit zu verlieren. Abgesehen davon ist Lorbeer ein bemerkenswert unkompliziertes Gewächs.
Majoran (Origanum majorana)
Majoran war im Altertum ein sehr geschätztes Würz- und Duftkraut, das Dioskurides in seiner „De materia medica“ erwähnt. Er ist nah verwandt mit dem einheimischen Dost oder Oregano (Origanum vulgare). Über die genauen Bezeichnungen von Majoran und Oregano herrscht einige Verwirrung. Beide Arten gehören der selben Gattung Origanum an. Origanum vulgare ist jedoch zum Würzen nicht so gut geeignet und duftet auch nicht so intensiv. Im Gegensatz zum rosa blühenden, großblättrigen Oregano hat Majoran ein sehr kräftiges Aroma und winzig kleine weiße Blüten. Das Kraut stammt aus dem Mittelmeerraum und verträgt nur wenig Frost. Wird er zu feucht gehalten, ist er anfällig für Bodenpilze. Er benötigt nährstoffhaltigen, durchlässigen, kalkigen und trockenen Boden. Als Topfpflanze ist er gut geeignet, zumal er kaum höher als 20 cm wird. Im Fachhandel werden unendlich viele Origanumsorten und -arten angeboten, die sich in Geschmack, Duft, Blüten und Laubfarbe voneinander unterscheiden und zumindest zum Teil den deutschen Winter besser überstehen als der von Dioskurides und Theophrastos beschriebene Majoran.
Myrte (Myrtus communis)
Mit den aromatisch duftenden Blüten und Zweigen der im Mittelmeergebiet wachsenden Myrte schmückten sich bereits die ägyptischen Frauen der Pharaonenzeit. Die Griechen verwendeten die Sträucher oder kleinen Bäume in ihren Ritualen und verewigten sie in Malerei und Dichtung. Als heilige Pflanze war sie der Aphrodite geweiht. Myrtenkränze wurden bei Hochzeiten getragen. Römische Feldherren durften myrtenbekränzt vor dem Senat erscheinen. Und aus der Pflanze wurde ein begehrtes Duftöl hergestellt. Apicius verwendet die Beeren als Gewürz, etwa für Geflügel- und Wildgerichte und für gegrilltes Fleisch. Außerdem kennt er ein Rezept für Myrtenwein. Ob die Römer die Pflanze mit über die Alpen genommen haben, bleibt jedoch ungewiss. Botaniker teilen Myrten in verschiedene Varietäten ein, die sich in der Form und Größe der Blätter unterscheiden. Alle sind dichte, immergrüne Sträucher mit kleinen dunkelgrünen Blättern, weißen, sternförmigen Blüten, die im Frühjahr erscheinen und aus denen schwarze Beeren entstehen. Die Myrte mag feuchten, durchlässigen Boden und Sonne oder leichten Schatten. Sie lässt sich in Form schneiden und ist als Topfpflanze hervorragend geeignet. In kalten Wintern sollte sie ins Haus geholt werden.
Zu den Pflanzen, die die römischen Gärten zierten, gehörte auch die Zitrone. Wenngleich die kleinen Bäumchen nicht gerade pflegeleicht sind, sind die schönen sattgrünen aromatischen Blätter, die intensiv duftenden weißen Blüten und die essbaren Früchte einen Pflegeversuch auf jeden Fall wert. Während Sorten von Citrus limon regelmäßig im Handel angeboten werden, findet man alte Kultursorten wie die Zitronatzitrone nur in Spezialgärtnereien. Unabhängig davon, welche Sorte man pflegen möchte: Alle Zitrusgewächse benötigen einen ausreichend großen Topf und durchlässige Erde. Das Gießwasser muss gut abfließen können, am besten verzichtet man auf einen Untersatz. Gegossen werden sollte mit Regenwasser, weil die Pflanzen den Dünger über hartes, kalkhaltiges Leitungswasser nicht so gut aufnehmen können. Doch Achtung: Zu nasse Erde vertragen die Pflanzen nicht, sie lässt die Wurzeln faulen. Viel Sonne, ausreichend Wasser und regelmäßige Düngergaben versprechen hingegen üppiges Laub, Blüten und Früchte, die möglichst lange am Baum bleiben sollten. Auch wenn manche Sorten leichten Frost überstehen, sollten sie besser rechtzeitig in ein kühles und helles Winterquartier umziehen.