Kapitel 9
A ls Kristen wieder zu sich kam, wollte sie zuerst instinktiv gegen das protestieren, was ihre Chefin ihr antat, aber Captain Hansen blieb hartnäckig. »Du hast Quetschungen und zwei Rippen an drei Stellen gebrochen. Du bist beurlaubt, bis du ohne zu husten Luft holen kannst und darüber wird nicht diskutiert.«
»Aber Captain...«, versuchte die junge Polizistin zu widersprechen, was sie nur wieder zum Husten brachte. Die Luft aus den Lungen herausgequetscht zu bekommen und gebrochene Rippen war anscheinend nicht sonderlich förderlich für die eigenen Debattierfähigkeiten.
»Das ist genau der Punkt. Du hast dich gut geschlagen. Ich werde nicht riskieren, dich zu verlieren, weil du nicht bei vollen Kräften bist.«
»Meine Ausbildung...«
»Kann warten. Nimm dir ein paar Tage Zeit. Ruf mich an, wenn du in der Lage bist, ein Gespräch zu führen. Es ist dann zwar noch immer zu früh um wiederzukommen, aber wenigstens weiß ich, dass du dann in ein paar Tagen wieder fit bist.«
Kristen atmete tief ein, um weiter zu protestieren, aber es schmerzte, also hielt sie lieber den Mund.
Captain Hansen nickte Kristen zu, zeigte auf ihre Kleidung, die gefaltet auf einem Stuhl im Krankenzimmer lag, rief ein Taxi für sie und ging.
Ärgerlich zog sich Kristen an. Sie dachte nicht, dass sie so schwer verletzt sei, außer dass sie nicht wirklich sprechen konnte, bis sie ihre Verletzungen tatsächlich sah. Die gesamte linke Seite ihres Brustkorbs – vom Schlüsselbein abwärts über die Brust, vom Brustbein bis zur Achselhöhle – war ein einziger Bluterguss und schillerte in verschiedenen Farben.
Kristen berührte die Stelle, um – welche Überraschung – zu spüren, dass es höllisch weh tat. Sie entschied sich klugerweise, den Befehlen ihrer Vorgesetzten zu gehorchen und zumindest so lange nicht zu telefonieren bis die Prellung weitgehend verheilt war. So wie sie ihren Körper kannte, würde das ohnehin nicht lange dauern. Das hoffte sie zumindest. Schließlich war sie noch nie angeschossen worden.
Sie verließ das Krankenhaus und fand das wartende Taxi. Der Fahrer hatte ihre Adresse bereits, aber anstatt sich nach Hause fahren zu lassen, sagte sie dem Taxifahrer, er solle sie zum Haus ihrer Eltern bringen.
Die Fahrt dauerte etwa dreißig Minuten von dem Krankenhaus, das dem Pfandhaus in Eastpointe am nächsten lag, bis zu dem Ort an dem ihre Familie in Dearborn lebte.
Sie gab dem Fahrer ein gutes Trinkgeld – sowohl für die Fahrt als auch dafür, dass er sie nicht mit irgendwelchen Gesprächsversuchen belästigt hatte, nachdem sie auf dem Rücksitz halb ohnmächtig zusammengesunken war – und betrat den Garten ihrer Eltern.
In ihren Augen war das Haus, in dem sie aufgewachsen war, ein typisches Vorstadthaus in Michigan und sie hatte kein Problem damit.
Eine große Kiefer dominierte den gepflegten Vorgarten. Eine kleine Hecke aus grünem Bergbuchsbaum kämpfte mit dem Flieder um die Vorherrschaft unter dem vorderen Fenster. Die Buchsbäume waren die Lieblingspflanzen ihres Vaters und der Flieder die ihrer Mutter. Sie hatte die langjährige Konkurrenz der beiden immer irgendwie süß gefunden, aber jetzt fand sie es verrückt, dass man jahrelang über die Vorzüge verschiedener Gestaltungsmöglichkeiten im eigenen Garten streiten konnte, wo an anderer Stelle Menschen auf Personen schossen und Regale voller Kettensägen auf diejenigen herunterpolterten, die versuchten, sie zu aufzuhalten.
Kristen klingelte zweimal in schneller Folge, dann noch einmal nach einem Moment – das geheime Klingelzeichen der Familie. Sie trat auf die geschützte Veranda, zog ihre Schuhe aus und fand ihren Vater, der von der Couch aus die Tigers im Fernsehen ansah.
»Krissy, Süße! Bist du etwa gekommen, um deinen alten Herrn zu verhaften? Lass hören, wie du die Miranda-Rechte aufsagst.«
»Ich glaube, da steh ich drüber«, keuchte sie. Es war schon weniger schmerzhaft zu reden, aber immer noch nicht ganz einfach. Meistens schmerzte es jetzt nur noch, tief durchzuatmen.
»Tatsächlich? Hast du dir ein bisschen Freizeit oder so verdient? Warum holst du uns nicht ein paar Bierchen und verwöhnst deinen alten Herrn nach deiner ersten Woche bei der Polizei?«
Sie fischte ein paar Biere aus dem Kühlschrank und kalte Gläser aus dem Tiefkühler. Obwohl ihr Vater jahrelang in der Strafverfolgung gearbeitet hatte, konnte er es nicht lassen, in Bars Gläser zu klauen. »Was ist mit dem Spiel?«
»Scheiß Tigers«. Im zweiten Durchgang lagen sie sechs – sechs verfluchte Runs lang – vorn, jetzt sind wir beim neunten und sie liegen drei zurück.«
»Sie könnten es immer noch schaffen.« Kristen schenkte das Bier ein. Sie goss zu schnell ein, der Schaum lief über und gefror an der Außenseite des eiskalten Glases sofort. Als kleines Mädchen hatte sie diese Wirkung immer als magisch empfunden. Sie leckte über die Außenseite – wem sollte sie was vormachen? Gefrorener Bierschaum war immer noch magisch – und reichte den Becher ihrem Vater.
»Es ist mir scheißegal, ob sie es schaffen. Das hätte ein leichter Sieg werden sollen, aber wegen ihres schlampigen Spiels wurden sie überrannt. Geschieht ihnen recht. Danke übrigens«, beendete ihr Vater sarkastisch und bedachte den Zungenabdruck auf dem Becher mit einer entsprechenden Grimasse, griff aber nicht nach dem anderen Glas. Seine Kinder hatten immer an seinen gefrorenen Gläsern gelutscht seit sie alt genug waren, sie für ihn aus der Tiefkühltruhe zu holen.
Kristen saß auf der Couch neben ihm. Er schaltete den Fernseher auf stumm aber nicht aus und drehte sich – wie für ihn üblich – nicht einmal zu ihr um.
»Wie geht’s Mom?«, fragte sie.
»Es geht ihr gut, sie fragt sich wahrscheinlich, was das neueste SWAT-Mitglied mitten am Tag bei ihren Eltern macht.«
Sie schluckte. »Okay, ich nehme an, Captain Hansen hat euch nicht angerufen.«
Ihr Vater rülpste. »Um uns was zu sagen?«
Vorsichtig stellte sie ihr Bier weg. »Dad... ich wurde angeschossen.«
Frank Hall ließ sein Glas fallen und es zerbarst lautstark in der plötzlich eingetretenen Stille.
»Verdammt noch mal, Krissy! Wann? Warum zum Teufel wurden wir nicht benachrichtigt?«
»Es ist erst heute passiert.« Kristen machte sich auf die Suche nach einem Lappen. »Ein paar Arschlöcher wollten ein Pfandhaus ausrauben.«
»Jesus! Und jetzt bist du hier?« Er schien abgelenkt und blickte von ihr auf das verschüttete Bier, als ob er nicht wüsste, worauf er sich konzentrieren sollte. Kristen erkannte, dass sie bei ihrem Dad einen Herzinfarkt hätte auslösen können. Sie ignorierte einen Moment lang das verschüttete Getränk und das zerbrochene Glas und setzte sich wieder.
»Ja. Es hat meine Kevlarweste getroffen, also geht es mir gut. Dad, atme bitte ein paar Mal tief durch und beruhige dich.«
Er nickte. »Ja, mach ich. Holst du mir ein Aspirin, ja?«
Sie stand schnell auf und holte ein Aspirin mit einem Glas Wasser. Er schluckte die Pille, spülte sie runter und lehnte sich auf die Couch zurück. Sie wischte das Bier und die Scherben auf und setzte sich wieder an die Seite ihres Vaters.
»Nun... was ist passiert?«, fragte er. »Und erzähl langsam, um Himmels willen.«
»Das Wichtigste ist, dass es mir gut geht. Okay? Ich habe ziemlich schlimme Prellungen, aber in ein paar Tagen sollte es wieder gut sein.« Sie zog ihr Shirt runter, um ihm den massiven Bluterguss an ihrem Schlüsselbein zu zeigen.
»Wo wurdest du getroffen? In die Brust oder so? Krissy, du bist wunderschön, aber das will ich nicht sehen. Zeig es deiner Mutter.«
»Nein, Dad, ich wurde hier angeschossen«, zeigte Kristen auf die Stelle unterhalb ihres Schlüsselbeins, nur um festzustellen, dass der Bluterguss dort, wo er nur eine Stunde zuvor gewesen war bereits kleiner wurde.
»Ich schätze, ich verstehe, warum du nicht ausflippst«, sagte ihr Vater zögernd.
»Aber... das ist unmöglich. Ich... es war genau hier. Ich habe auch zwei gebrochene Rippen.« Sie griff an ihre Rippen. Sie taten immer noch weh, aber sie bemerkte, dass sie nicht mehr kurzatmig war.
»Es sieht nicht so aus, als hätte man auf dich geschossen, Krissy. Sieht aus, als wärst du einer Kugel ausgewichen. Vielleicht ist das ein Zeichen oder so was, wie deine Mutter immer sagt.«
»Ein Zeichen für was?«
»Dass du um eine andere Stelle bitten solltest. Du bist erst seit einer Woche beim SWAT und schon angeschossen worden. Da ist jemandem offensichtlich ein Fehler unterlaufen.«
»Dad, ich habe heute meinem Partner das Leben gerettet.«
»Oh, du willst mir sagen, er hatte keine Weste an und du schon? «
»Nein, natürlich hatte auch er eine Weste an, aber wenn ich nicht gehandelt hätte...«
»Kristen, wärst du eine Sekunde schneller oder langsamer gewesen, wärst du jetzt tot.«
»Ich weiß nicht, warum du dich aufregst. Ich trete in deine Fußstapfen und versuche nur, ein guter Polizist wie mein Vater zu sein.«
Etwas glitt über Franks Gesicht, als sie das sagte. Eine ganze Reihe von Dingen wirklich – Zweifel, Schuld, Scham und schließlich die Auflösung, als sein Blick ihr Gesicht wieder fand.
»Kristen...« Er schaute weg, holte tief Luft und zwang sich, sie wieder anzusehen. »Ich bin nicht dein Vater, jedenfalls nicht biologisch.«
Einen Moment lang fühlte sie überhaupt nichts. Das war genau wie damals, als Brian ihr erzählt hatte, dass sie von Kobolden bei ihnen zu Hause zurückgelassen wurde – es war ein Witz, offensichtlich – aber der Ausdruck ihres Vaters sah nicht nach Witz aus. Außerdem waren Witze nicht gerade Frank Halls Ding.
»Mom... hatte eine Affäre?«
Er schnaubte. »Glaubst du ernsthaft, sie würde eine Scheibe trockenes Brot akzeptieren, wenn sie den Schweinebraten zu Hause essen könnte?« Er rieb sich genüsslich den Bauch.
»Dad, behauptest du ernsthaft, dass ich adoptiert bin?« Sie stand mit ihrem Bier auf und ging auf und ab.
»Ja. Na ja, irgendwie schon. Sieh mal. Du solltest dich dafür wahrscheinlich setzen. Ich will nicht noch ein Bierglas klauen müssen. Es ist leichter, sich mit nur einem rauszuschleichen.«
Sie knallte das Glas auf den Tisch und schrie mit den Händen auf den Hüften auf ihn ein. »Was zum Teufel ist hier los? Willst du mir sagen, ich gehöre nicht zur Familie?«
Frank lächelte und sie bereute es sofort, das gesagt zu haben. Das war dasselbe Lächeln, das sie gesehen hatte, als sie schwimmen gelernt oder ihr erstes Tor geschossen hatte und als sie zum Abschlussball gegangen war. Was auch immer Frank Hall sagen wollte, in einem Punkt war sie sich sicher, er war immer noch ihr Vater.
»Nein«, sagte er und das sanfte Lächeln, das sie so gut kannte, blieb auf seinem Gesicht. »Wenn ich mir einer Sache ganz sicher bin, dann, dass ihr alle drei, deine Mutter, dein Bruder und auch du, meine Familie seid.«
»Was erzählst du mir dann? Wo komme ich her?«
»Ich weiß es ehrlich nicht, Kristen.«
»Du weißt nicht, wie ein Baby zufällig in dein Leben geraten ist?«
»Nein, ich weiß genau wie wir dich bekommen haben, aber ich weiß nicht, ob wir tatsächlich eine Familie sind. Meine Schwester Christina hat dich zu uns gebracht. Du warst noch soooo klein, also kannst du erst ein paar Tage alt gewesen sein.«
Kristen konnte nicht sprechen. Tatsächlich konnte sie sich trotz ihres Dranges nach Geschwindigkeit nur am Tisch festhalten und versuchen, stehen zu bleiben.
»Sie fragte, ob wir dich beschützen können.« Frank lachte schwach und schüttelte den Kopf, als er sie ansah. »Deine Mom hat ja gesagt bevor ich überhaupt begreifen konnte, was los ist.
»Also... also bin ich deine Nichte, nicht deine Tochter?«
Ihr Dad – Frank? Onkel Frank? In ihrem Kopf drehte sich alles. »Ich habe Christina gefragt, wann sie schwanger geworden ist. Wir standen uns nicht so nahe, sahen uns nur in den Ferien und haben manchmal telefoniert. Aber trotzdem denke ich, sie hätte es mir gesagt, wenn sie schwanger gewesen wäre, weißt du?«
»Was hat sie gesagt?«
»Sie hat mir nicht geantwortet und nur gesagt, wir sollen dich beschützen. Als sie sah, wie Marty dich nahm und dabei liebevoll lächelte, ging sie sofort weg.«
»Du hast sie nie angerufen?«
Frank schüttelte den Kopf und schnaubte – seine Reaktion – weil er nicht weinen wollte. »Sie starb in derselben Nacht bei einem Autounfall. Irgendein Arschloch hat sie von der Straße gedrängt – zumindest sahen die Beweise für mich, einen verdammt erfahrenen Polizisten, so aus. Im offiziellen Bericht hieß es, es sei ein Unfall gewesen. Es war Scheiße, das war es. «
»Hast du nachgeforscht?«
»Ich hätte es tun können. Ich wollte Bescheid wissen, aber Marty hat es mir ausgeredet.«
»Warum hätte sie das tun sollen?«
»Weil sie dich liebt, Krissy. Sie liebte dich von dem Moment an, als sie deinen kahlen kleinen Kopf mit dem komischen roten Haarbüschel gesehen hatte. Ich war bereit, die Hölle für Christina loszutreten. Sie hatte Angst, Krissy, verdammt viel Angst. Keine Ahnung vor was, aber ich wollte es herausfinden, doch deine Mutter wollte es nicht. Sie sagte, wir sollten dich im Gedenken an sie Kristen nennen und alles vergessen.«
»Aber... aber wie konntest du nur? Du wusstest nicht einmal, ob sie meine richtige Mutter war.«
»Marty ist deine richtige Mutter«, sagte er flehend, als wollte er nicht zulassen, dass sein Herz bricht. »Das war sie, seit sie dich zum ersten Mal gesehen hat.«
»Du meinst, sie ist meine richtige Mutter, obwohl sie mich mein ganzes Leben lang belogen hat?«, rastete Kristen aus.
»Wir beide haben das getan, Krissy. Wir mussten es tun. Deine Tante Christina... sie war so klug, wie du es bist. Sie hat studiert, um Evolutionsbiologin oder so etwas zu werden – ich habe nie wirklich auch nur die Hälfte der Scheiße verstanden, über die sie gesprochen hat. Sie arbeitete an einem der wenigen Orte, die nicht geschlossen wurden, als Detroit seinen Tiefpunkt erreicht hatte. Gerüchten zufolge wurde das Ganze finanziert von...« Er schaute sich um, als ob in seinem eigenen Haus vielleicht jemand lauschen würde, eher er mit leiser Stimme fortfuhr. »Von Drachen.«
Endlich setzte sich Kristen. Ihr Vater war nicht mehr ihr Vater und ihre Mutter war nicht ihre Mutter? Kristen war die Nichte oder... oder... irgendwas. Sie wusste nicht, was sie denken sollte.
»Jetzt siehst du, warum ich so nervös war wegen der ganzen Polizeiakademie und deiner Zuteilung zum SWAT«, sagte Frank. »Ich glaube, dass deine Mutter – also meine Schwester Christina – aus irgendeinem Grund versucht hat, dich vor den Drachen zu beschützen. Vielleicht haben sie dich wiedergefunden und... ich weiß nicht, sie machen etwas mit meiner kleinen Krissy, das mir nicht gefällt. Ich denke, dass du nach dem, was jetzt passiert ist, die Möglichkeit hast da rauszukommen. Dein Captain wird das verstehen. Nicht jeder verkraftet es, angeschossen zu werden.«
»Ja, aber ich kann es«, schrie sie zornig. Sie wollte zwar nicht die Beherrschung verlieren, aber sie konnte nicht mehr anders. »Du sagst mir, dass du das mein ganzes Leben lang vor der Welt verborgen hast. Du lässt sie den Mord an deiner eigenen Schwester vertuschen und denkst, ich solle einfach die Kurve kratzen?«
»Ich kann nicht zulassen, dass du verletzt wirst, Krissy.«
»Ich bin eine erwachsene Frau und nicht einmal deine Tochter. Du hast nicht mehr zu entscheiden, was ich tun kann und was nicht.«
»Aber Kristen, du bist unsere Tochter. Das warst du von dem Moment an, als wir dich aufgenommen haben.«
»Warum hast du dann gelogen?«
»Wir hatten nicht das Gefühl, eine andere Wahl zu haben. Wir taten es, um dich zu beschützen.«
»Nun, ich habe nicht das Gefühl, dass ich die Wahl habe, ob ich beim SWAT bleibe oder nicht.«
»Das ist überhaupt nicht dasselbe«, konterte er und sein Gesicht lief rot an.
»Hör auf, mich kontrollieren zu wollen.« Sie wollte schon hinausschreien, dass er nicht ihr richtiger Vater sei, tat es aber nicht. Stattdessen brach sie in Tränen aus und ging zur Tür.
»Krissy, gottverdammt, Kristen!« Ihr Dad – Frank, sein Name war Frank – rief ihr nach. »Kristen, komm zurück. Bitte.«
Kristen ignorierte seine Bitte. Stattdessen schnappte sie sich die Schlüssel zu seinem Auto – das Problem der Vorstädte war, dass Kneipen selten zu Fuß erreichbar waren – und verschwand.
Als sie in der Kneipe ankam, war das Baseballspiel, das Frank angesehen hatte, bereits vorbei. Normalerweise wäre die Sportkneipe voll, aber da die Tigers verloren hatten, war sie leer. Das kam Kristen gerade recht.
Sie zog einen Hocker heraus, ließ ihre Ellbogen auf das lackierte Holz vor ihr fallen und bestellte einen Whiskey und ein Labatt’s Blue zum Nachspülen.
Der Barkeeper stellte die Getränke vor sie hin und brummte »Zum Wohl.«
Sie nickte zum Dank, stürzte den Whiskey hinunter und kippte die Hälfte ihres Bieres hinterher. Ugh. Ich hätte etwas Besseres bestellen sollen. Selbst mit dem Bier zum Nachspülen war der Whiskey nicht gerade toll. Sie bestellte etwas anderes. Ihr Barkeeper grunzte »gute Wahl« und servierte ihr den neuen Drink.
»Das ist eine Frau, die weiß was sie trinkt«, sagte einer der Gäste in ihrer Nähe und deutete auf den Whiskey.
»Ja, nun, Flüssigkeitszufuhr ist enorm wichtig für den Körper. Es ist eigentlich verdammt erstaunlich, dass Frauen genauso gut trinken können wie Männer, wenn man darüber nachdenkt.«
Ihr Gegenüber wusste offensichtlich nicht, was er mit ihrer Aussage machen sollte, also lächelte er ein wenig nervös. Sie studierte ihn offen und versuchte zu entscheiden, ob sie ihm sagen sollte, dass er sich selbst ficken könne.
Der Fremde war auf eine rätselhafte Art irgendwie gut aussehend mit kurzen, fast weißen, gegelten Haaren. Er hatte scharfe Augen und das, was sie später als ein schelmisches Lächeln beschreiben würde. Überraschenderweise trug er einen blauen Seersucker-Anzug, zwar mit Weste, aber ohne Krawatte – ein T-Shirt mit Siebdruck war unter dem Hemd versteckt – und seine Schuhe sahen aus, als wären sie kurz vor dem Betreten der Bar poliert worden.
»Darf ich mich setzen?«
Kristen wollte ihm sagen, er solle verschwinden, aber irgendetwas an ihm ließ sie glauben, er sei mehr als ein Widerling der versucht, eine betrunkene Frau aufzureißen. Das lag vermutlich an seinem Anzug. Widerlinge neigen dazu, weniger auffällige Kleidung zu tragen. Außerdem hatte sie eine Schwäche für seinen britischen Akzent, obwohl er ihn zu verbergen versuchte.
»Sicher, setz dich, aber wenn du denkst, dass du mich betrunken machen kannst… das wird auf keinen Fall passieren.«
»Ich sah dich den Whiskey runterschütten. Du hast kaum gezuckt. Ich wäre nicht überrascht, wenn du Feuer speien könntest.«
Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte. Das war offensichtlich eine Redewendung – Drachen mussten oft herhalten, wenn es um Redewendungen ging, weil sie die menschliche Kultur immerhin von Anfang an begleitet hatten – aber der Kommentar, so kurz nach dem Gespräch mit ihrem Vater, war... nun, eher unheimlich.
»Bring diesem Mann zwei Whiskey und ein Labatt’s. Auf meine Rechnung«, sagte sie.
»Nein, bitte wirklich, das ist nicht nötig.«
»Du übernimmst die nächste Runde, wenn du das überstehst.«
Er nickte höflich, setzte sich, schüttete die beiden Whiskeys hintereinander hinunter und nippte am Labatt’s Blue. Es muss eine optische Täuschung gewesen sein, aber Kristen war als könnte sie sehen, wie Rauch aus seiner Nase strömte, als er sein Bier abstellte.
»Ich bin übrigens Chadwick, Chadwick Kensington.«
»Chadwick Kensington? Du machst wohl Witze.«
»Ich fürchte nicht. Das ist heutzutage in der Tat vielleicht ein bisschen viel, gerade in diesem Land. Aber es gab eine Zeit, in der das ein so gewöhnlicher Name war wie...«
Kristen sah ihn an. Er lächelte sie mit hochgezogener Augenbraue an. Oh, richtig, puh. »Kristen Hall.« Sie hob ihr Bier an und er tat dasselbe. »Meine Freunde nennen mich Kristen.«
»Ich habe versucht, meine Freunde dazu zu bringen, mich Ken zu nennen.«
»Ken, das gefällt mir. Aber es hat nicht funktioniert?«
»Nein.« Der Mann verzog das Gesicht. »Sie bestehen auf Chadwick, obwohl es ausgesprochen ungewöhnlich ist.«
»Nun, ich nenne dich Ken, Ken.« Sie grinste und merkte, dass der Whiskey seine Wirkung entfaltete.
»Vielen Dank, Kristen. Also, was bringt dich nach dem Spiel in eine Sportkneipe?«
Sie zeigte auf die Whiskey-Wand.
»Ah.« Er nickte. »Einen nach dem anderen also. Tony, könnten Sie sich um eine weitere Runde kümmern? Diesmal auf meine Rechnung.«
»Natürlich, Mister Kensington.« Der Barkeeper holte eine Flasche Whiskey aus einem Schrank und schenkte jeweils ein Getränk in ein Kristallglas ein. Sie hatte keine Ahnung gehabt, dass es in dieser Kneipe tatsächlich Kristallgläser gab, aber wenigstens wusste sie jetzt, dass Ken schon einmal hier gewesen war. Sollte er sich als Widerling herausstellen, könnte der Barkeeper ihre Beschreibung bei der Polizei bestätigen. Sie machte eine Pause als ihr klar wurde, dass sie jetzt ja selbst die Polizei war.
Sie schlürften an ihrem Whiskey und Kristen versuchte, nicht zu zeigen, wie gut er war. Es war erstaunlich, dass die gleichen Zutaten – in diesem Fall Getreidealkohol, behandelte Fässer und Zeit – Produkte von so unterschiedlicher Qualität erzeugen konnten. Der Whiskey, den sie zuerst getrunken hatte, schmeckte nach Benzin, der nächste nach Rauch und dieser schmeckte nach feinem Tabak, Schokolade und Haselnüssen, mit einer Hitze, die den Mund austrocknete und einen Geschmack von Haferflocken geröstet mit braunem Zucker, zurückließ. Sie war froh, dass er diese Runde auf seine Rechnung hatte setzen lassen. Dieser eine Drink kostete wahrscheinlich mehr als alles, was sie in ihrem ganzen Leben insgesamt getrunken hatte.
»Also, was führt dich hierher?«, fragte sie ihn.
»Ich liebe das Gefühl in Bars, wenn die Leute weg sind. Man kann die Menschen und ihre Anwesenheit noch spüren, aber es ist nicht mehr so laut«, kicherte er.
Sie sah ein, dass sie wirklich nicht wusste, was sie von diesem Kerl halten sollte, aber sie dachte sich, dass sein Aussehen vielleicht mehr und mehr Sinn ergeben würde. Diese Art von Kerl, der über billigen Whiskey die Nase rümpfte, Seersucker-Anzüge trug und sich über laute Bars beschwerte, schien die Art von Kerl zu sein, dem ziemlich regelmäßig in den Arsch getreten wurde. In einem Punkt war sie sich jedoch sicher – sie fühlte sich nicht von ihm bedroht. Etwas an ihm war einfach... beruhigend.
»Man fühlt ihre Anwesenheit, ich verstehe.« Sie nahm noch einen Schluck von ihrem Whiskey.
»Wie meinst du das?«
»Hast du jemals gedacht, du kennst jemanden, nur um herauszufinden, dass du ihn nicht wirklich kennst und dass er dich die ganze Zeit angelogen hat?«
»Ich muss zugeben, ich kenne das Gefühl. Erzähl, geht es um Freunde oder Familie?«
Kristen machte sich darüber lustig. »Weder noch? Beides? Ich weiß es nicht mehr, ehrlich gesagt. Meine familiäre Situation wurde plötzlich... komplizierter. Okay, ich liebe meinen Dad, aber es hat sich herausgestellt, dass er nicht... Nun, sagen wir, er ist nicht der Mann, für den ich ihn gehalten habe.«
»Gute Väter sind selten. Sie sind schließlich auch nur Menschen... meistens jedenfalls.«
Sie nickte. »Da ist was dran, schätze ich. Er ist kein Monster.«
»Dann darfst du dich glücklich schätzen. Mein Vater ist – im wahrsten Sinn des Wortes – so monströs wie er nur sein kann, aber wenigstens hat er mich zu dem gemacht, was ich bin.«
Nach einem Moment des Nachdenkens schüttelte sie den Kopf. Es gefiel ihr nicht, aber was Ken sagte, traf sie sehr. Sie war, wer sie war, wegen Frank und sie mochte es, wer sie war – nun ja, meistens. Nur eines mochte sie nicht und das war wie hart ihre erste Woche beim SWAT gewesen war. Die Dinge sollten eigentlich einfach für sie sein, aber ihre letzte Woche war das definitiv nicht gewesen.
»Was machst du beruflich, Ken?«, fragte sie und hoffte, das Thema wechseln zu können. Ihr war schon jetzt klar, dass sie sich bei Frank entschuldigen musste und sie musste danach auch mit ihrer Mutter sprechen.
»Ah, Amerikaner... einfach nur plaudern geht nicht, wenn man auch über die persönliche wirtschaftliche Situation reden kann.«
»Entschuldigung. Ich wollte nicht, dass du dich angegriffen fühlst.«
Ken wiegelte ihre Entschuldigung ab. »Bitte, es ist in Ordnung. Ich bin mit den entsprechenden Mitteln aufgewachsen. Mein Vater hat vor langer Zeit einige sehr kluge Investitionen getätigt, sodass ich nie richtig arbeiten musste. Die wirklich Wohlhabenden reden generell nicht über ihren Reichtum. Wenn du möchtest, kann ich dir Geschichten über mich erzählen, wie ich mit meiner Jacht um das Horn von Afrika gesegelt bin oder über Partys mit angesehenen englischen Dramatikern.
»Ich bezweifle, dass ich wüsste, von wem du sprichst. Ich kenne keine englischen Stückeschreiber.«
»Oh, ich bin mir sicher, dass du selbst als Amerikanerin zumindest von einem oder zwei Stücken von Bill gehört hast, aber es ist okay, ich würde lieber hören, was du beruflich machst.«
»Ich bin beim SWAT.«
»SWAT?« Kristen konnte nicht sagen, ob er jetzt beeindruckt war oder um Aufklärung bat.
»Das ist die Abkürzung für ›Spezialwaffen und -taktiken‹. Du weißt schon, die Polizei in den gepanzerten Transportern mit den schweren Waffen.«
»Ja, ich habe das im Fernsehen gesehen. Ist es wirklich so, wie es aussieht? Waffenlager beschlagnahmen und Raubüberfälle verhindern?«
Sie zuckte mit den Achseln. »Ich weiß nicht so recht. Ich bin erst seit einer Woche im Team.«
»Ah.« Er klang etwas enttäuscht. »Dann also nur Papierkram?«
Sie musste unwillkürlich grinsen. »Nun, heute Morgen...«
Aus irgendeinem Grund vertraute sie ihm und erzählte ihm alles über die vergangene Arbeitswoche. Die Geschichte handelte von ihren feindseligen Teammitgliedern, ihrem Chef, den Kopfschmerz verursachenden Trainingseinheiten und dem Einfangen einer Kugel am Ende des Ganzen. Alles in einem halb betrunkenen Zustand zusammenzufassen, ließ sie erkennen, wie verrückt das alles war. Sie war erst eine Woche dort und es war schon so viel passiert. Sie hatte das Gefühl, die Polizeiakademie verschlafen zu haben und auch den größten Teil ihres bisherigen Lebens.
»Ich weiß ehrlich nicht, warum es so schwer ist«, endete sie. »Ich war schon immer eine Supersportlerin. Ich war gut in der Schule und aus welchem Grund auch immer, SWAT ist irgendwie viel härter als all das zusammen.«
Ken kicherte. Es war eine angenehme, höfliche Art von Glucksen, das aus seiner Nase kam. »Eine Sache, die ich in meiner... ähm, Position gelernt habe, ist Geduld. Vielleicht brauchst du mehr als eine Woche, um so gut zu sein wie die Leute, die seit Jahren dort sind.«
»Ja, nun, wenn man es so ausdrückt, klingt es offensichtlich. Ich schätze, ich muss weiter trainieren.«
»Manchmal ist es schwer zu sehen, was im eigenen Leben offensichtlich ist.« Er zuckte die Achseln. »Wir brauchen oft eine andere Perspektive – sozusagen die des Drachens.«
»Ja... den Blick von oben«, sagte sie und verlor sich für einen Moment, während sie in ihr Glas und den darin enthaltenen bernsteinfarbenen Schnaps starrte bevor sie ihn herunterstürzte. »Tony?« Sie hob ihr Glas zum Nachschenken.
»Ist das klug, Kristen?«, fragte ihr Begleiter.
»Ich dachte, du wolltest mich betrunken machen. Alkohol ist eine notwendige Zutat dafür.«
»Ich dachte, du hättest beschlossen, dass du weiter trainieren musst. Eine Bar ist nicht gerade der beste Ort, um seine Fähigkeiten zu verfeinern.«
»Mein Vater war 30 Jahre lang Polizist und wusste, wie man trinkt.«
Er zog die Stirn in Falten. »Ich will nichts Unpassendes sagen, aber ist das nicht der Mann, von dem du gerade gesagt hast, er hätte dich angelogen? Bist du sicher, dass du ausgerechnet seinen Ratschlag in Bezug auf Trinken befolgen willst?«
»Er ist immer noch mein Dad.«
»Aber wenn du nicht ein wichtiges Detail ausgelassen hast, war er nie beim SWAT.«
»Worauf willst du hinaus?«
»Ich? Auf gar nichts. Ich frage mich nur, ob dein Vater seine Arbeit leicht gefunden hat.«
»Natürlich fiel es ihm nicht leicht. Er war Polizist. In Detroit. Er sagte immer, wenn nur einmal am Tag auf ihn geschossen wurde, war es ein guter Tag. «
»Und doch erwartest du, innerhalb einer Woche und mit Hilfe von Whiskey beim SWAT klarzukommen – einem Niveau an Intensität, das dein eigener Vater nie erreicht hat?« Er schaute taktvoll in sein eigenes Glas Whiskey, bevor er es schnell austrank. »Denn wenn das so ist, ist das Mindeste, was ich für dich tun kann, eine weitere Runde zu bestellen.«
»Nein. Weißt du was? Du hast recht. Tony, meine Rechnung bitte und ruf’ mir ein Taxi, wenn du schon dabei bist. «
Der Barkeeper nickte.
»Weißt du was, Chadwick Kensington? Danke.«
Ken lächelte freundlich. »Wofür, bitte schön, sag es mir.«
»Dafür, dass du mich daran erinnert hast, dass ich habe, wonach ich mein ganzes Leben gesucht habe. Ich bin noch nie vor etwas zurückgeschreckt und es hat keinen Sinn, jetzt damit anzufangen. Ich bin seit einer Woche dort und habe schon eine Kugel für meinen Partner abgefangen. Das ist nicht so wild.«
»In der Tat nicht.«
»Ich gehe zu meinen Eltern, hoffe zum Teufel, dass meine Mom und mein Dad schon schlafen und ruhe mich auf der Couch aus. Morgen früh laufe ich die fast sieben Kilometer hierher, hole das Auto und werde den Kater, der sicher kommen wird, wieder los.«
»Ein bewundernswerter Plan. Ich glaube, dass ich – mit einem weit weniger anspruchsvollen Job als deinem – noch einen Whiskey trinken werde und wünsche dir viel Glück.«
Kristen nickte und verließ die Bar. Irgendwie machte seine Aussage ihre Ziele so viel klarer. Es gab Menschen auf dieser Welt, die ein leichtes Leben hatten – sie hatte Beweise dafür, denn eine solche Person hatte gerade bei ihr gesessen – aber sie wollte keiner von ihnen sein. Sie hatte ihr ganzes Leben lang hart gearbeitet, um erfolgreich zu sein und hatte nicht die Absicht aufzugeben, jetzt, wo sie endlich etwas gefunden hatte, was wirklich eine Herausforderung war.
Ihr Taxi fuhr vor, sie gab dem Mann die Adresse und kehrte zu ihren Eltern zurück. Sie fand ihren Vater schlafend auf der Couch mit einem Dutzend Bierflaschen auf dem Couchtisch davor. Es erinnerte sie daran, dass sie es besser machen konnte. Frank zuliebe musste sie es tun.
* * *
Etwa zur gleichen Zeit, als Kristen in ihrem früheren Zimmer einschlief, leerte Chadwick Kensington seinen Whiskey, gab dem Barkeeper ein gutes Trinkgeld, weil er nach all den Jahrzehnten weiter dafür sorgte, immer eine Flasche parat zu haben und verließ die Bar.
Die Nacht war kühl und absolut perfekt, mit klarem Himmel und Nebelschwaden, die um die Straße zogen, obwohl es in der Nähe keine Gitterroste gab, die Dampf aus den Dampftunnels unter Detroit spuckten. Er überlegte, sich auch ein Taxi zu rufen. Auch nach all den Jahren, seit es Fahrzeuge gab, fand er es immer noch aufregend, wie eine Maus mit Rädern durch die Straßen zu rasen. Aber die Nacht war viel zu schön, um nicht in die Luft zu gehen.
Er trat in eine Gasse, schaute in den Himmel und entledigte sich seines Erscheinungsbildes. Zuerst veränderte sich sein Kopf. Seine weißen Haare formten sich zu weißen Hörnern, seine Haut vernarbte und teilte sich in blaue Schuppen. Dann verlängerten sich seine Finger, Knöchel für Knöchel und schwarze Krallen wuchsen dort, wo Nägel gewesen waren. Seine Kleidung veränderte sich gleichzeitig mit seiner Haut, zerfiel in Schuppen und dehnte sich aus, als sein Körper von der Größe eines Mannes zu etwas heranwuchs, das einen Mann mit Leichtigkeit fressen konnte. Schließlich erreichte er seine volle Größe, breitete er seine Flügel aus und sprang in den Nachthimmel.
Kurz dachte er darüber nach, am Haus des Hall-Mädchens vorbeizufliegen, um sicherzustellen, dass sie zur Vorbereitung auf einen weiteren Trainingstag tatsächlich schlief, entschied sich aber dagegen. Wenn sie einen Drachen durch die Nacht fliegen sehen würde, könnte das ihre unmittelbaren Prioritäten ändern – etwas, das er nicht wollte, besonders deshalb nicht, weil seine Manipulationen so gut gelaufen waren.
Nachdem er mit dem Mädchen gesprochen hatte, wurde ihm bewusst, dass die anderen recht hatten. Ginge es nach ihnen, würden sich Kristens Prioritäten – und auch ihr ganzes Leben – schon sehr bald ändern.