Kapitel 15
D
as letzte Mal, als John Murray die Breaks in dieses Lagerhaus gelotst hatte, hatte er noch das Gefühl alles zu kontrollieren. Detroit war schließlich seine Stadt und wer auch immer das reiche Arschloch hinter den verspiegelten Glasfenstern gewesen sein mag, er musste lernen, wo sein Platz war, wie das für reiche Arschlöcher dringend nötig war.
Aber die Dinge hatten sich geändert. Er fühlte diese Kontrolle nicht mehr. Die letzten Monate hatten gut begonnen. Es gab nichts, verglichen mit dieser starken Artillerie, was einen Überfall auf Pfandhäuser und Schnapsläden noch einfacher machen könnte. Er hatte Lemar verloren, was ihm zugegebenermaßen mehr wehgetan hatte als erwartet, aber die Dinge waren ansonsten gut gelaufen oder besser gesagt – so dachte er – gut genug. Aber als sie die Bank ausrauben wollten... Es war ein Wunder, dass er es überhaupt durch diese Scheißshow geschafft hatte, um die Geschichte zu erzählen.
Die meisten seiner Gang hatten das nicht.
Das war ein weiterer Grund, weshalb er die Kontrolle nicht mehr fühlen konnte, obwohl es sich um dasselbe Lagerhaus handelte, das zuvor schon für das Treffen mit seinem bewaffneten Wohltäter ausgewählt worden war. Die Breaks waren nicht mehr die einzige Gang, die bei diesem Treffen anwesend war.
Er stand vor einer 1971er Corvette mit braunen Ledersitzen, Kupferlackierung und verchromten Blenden. Dahinter stand ein Ford Truck von 1965 in blau-weiß mit einem nagelneuen Motor. Er hatte den Truck mitgebracht und gehofft, das Lager mit neuen Vorräten füllen zu können. Aber als er die anderen anwesenden Gangs sah, fragte er sich, ob es überhaupt genug für alle geben konnte.
Das war wirklich Schwachsinn. Die Breaks hatten zu viele Männer verloren – zu viele Freunde – die versucht hatten, sich diesem mysteriösen Finanzier zu beweisen und so wurden sie belohnt?
»Wo zum Teufel ist dein Mann, Murray?« Das war Lee, der Anführer der Dead Reds. Er hatte chinesische Einwanderer um sich geschart, die Pech gehabt hatten und jetzt meist mit Glücksspiel arbeiteten, meinte Murray sich zu erinnern. Er fuhr einen primitiven kleinen Honda, der mehr aus Plastik bestand als aus Metall.
»Er wird kommen«, murmelte er.
»Das sollte er auch besser«, sagte ein Möchtegern-Ganove namens Marcus. »Du hast uns den gleichen Lagerbestand versprochen, den du bekommen hast.«
»Einen Scheiß habe ich euch versprochen! Ich sagte, ich hätte ein Treffen mit dem Kerl und er wollte euch unbedingt dabei haben. Wir haben keine weiteren Vereinbarungen.«
Murray hasste den Mann. Er war mit beschissenen Tätowierungen überdeckt, die man auf seiner dunklen Haut kaum erkennen konnte und gehörte zu den Knights, einer Gruppe von Crack-Dealern und Pillenverkäufern. Schlimmer noch, das Arschgesicht fuhr ein gottverdammtes Schiff, einen Chrysler aus den achtziger Jahren, der tiefergelegt war mit Subwoofern, die er wohl versäumt hatte abzustellen. Das Ding war weniger ein Auto als vielmehr eine verdammte, fahrbare Disco – gottverdammt peinlich für ein amerikanisches Fahrzeug.
Es hatte ihn ohne Ende verärgert als der Typ, der ihm die Waffen verkauft hatte, ihm befahl – ausgerechnet John Murray befahl – die Drogenhändler zu kontaktieren. Murray wollte sich nicht auf deren Niveau begeben, aber er brauchte auch mehr Feuerkraft, also hatte er diese verdammte Entscheidung getroffen.
Ein paar andere Bandenchefs waren auch noch anwesend, aber er kannte ihre Namen nicht. Sie waren alle nur Amateure.
»Wird er jetzt endlich auftauchen oder was?«
Murray blickte Lee finster an und kehrte zu seiner Corvette zurück. Er hatte etwas im Kofferraum für diese verdammten Angeber. Vielleicht war das eine Art Test – eine Art »wer zuletzt steht, gewinnt«. Er schaute seine Jungs an und wollte ihnen gerade das Zeichen geben, als ein Geräusch vom anderen Ende des Lagers die Aufmerksamkeit aller auf sich zog.
Ein Tor wurde aufgeschoben, der schwarze Van fuhr herein und hielt an.
Der Mann, der die Tür zum Lagerhaus geöffnet hatte, stieg in den Wagen und dieser fuhr weiter. Der Wagen wurde so in Position gebracht, dass die Beifahrerseite in Richtung der versammelten Kriminellen zeigte, dann hielt er in der Mitte des Halbkreises der Bandenführer und ihrer engsten Vertrauten an.
Murray musste zugeben, dass der Typ hinter dem Glas tatsächlich Eier hatte. Das Fahren des Vans mitten in die Gruppe glich einem Sprung ins Haifischbecken.
Genau wie zuletzt stiegen zwei Männer in schwarzen Anzügen, Krawatten und Sonnenbrillen aus und stellten sich auf beide Seiten der Beifahrertür.
Und wieder wollte Murray diese beiden Arschlöcher umlegen. Sie trugen keine Schutzkleidung. Sie war offensichtlich unter ihren verdammten Maßanzügen nicht unterzubringen.
»Seid ihr hier, um uns dieses Mal ein paar wirklich anständige Waffen zu überlassen?« lachte er.
Das Beifahrerfenster öffnete einen Spalt und eine Zigarrenrauchwolke strömte heraus.
»Ich glaube mich zu erinnern, dass ich dir schon ein ganzes Waffenlager ausgehändigt habe, Murray von den Breaks.«
»Ja und wir haben sie genau so eingesetzt, wie du verdammt noch mal gesagt hast. Wir haben uns immer größere Ziele ausgesucht und was hat uns das gebracht?« Er schaute sich im Kreise der Kriminellen um und dann zurück zum Van, wobei er jeden mit seinem Blick davor warnte, auch nur ein Wort zu sagen. »Verdammtes Kopfweh, das war es. Wir haben eine Bank überfallen – eine richtige Bank – und das gottverdammte SWAT-Team ist mit gepanzerten Fahrzeugen, Maschinengewehren und Scharfschützen aufgetaucht. Wir brauchen besseres Werkzeug, um die Chancen auszugleichen.«
»Schwachsinn«, warf Marcus ein. »Du hattest deine Chance. Es ist Zeit, zu schauen, ob der Rest von uns das Zeug dazu hat. Deshalb sind wir doch hier oder nicht? Um die Breaks auseinanderzunehmen?«
»So sprichst du nicht mit mir, Markus von den Knights«, sagte der Mann aus dem Fahrzeug heraus.
»Markus von den Knights? Was zum Teufel glaubst du, was das hier ist? Die Tafelrunde am Hofe König Arthurs?«, schnaubte er die Mitglieder seiner Gang an und alle lachten. Doch niemand sonst gab einen Laut von sich und die Stille schluckte bald die Versuche der Knights, die Situation ins Lächerliche zu ziehen.
Das Fenster des Vans fuhr hoch.
Der Kriminelle lachte wieder, obwohl es jetzt eher gezwungen klang. »Verdammte Pussy.«
Einer der Männer in schwarzen Anzügen öffnete die Beifahrertür. Heraus trat der größte Mann, den Murray je gesehen hatte.
Er war so groß wie ein Profi-Basketballer und seine Schultern sahen aus, als könnten sie das Dach einer Scheune tragen. Seine Haut war gebräunt und sein schwarzes Haar war zu einem strengen Pferdeschwanz zusammengebunden, der irgendwie im Widerspruch zu seinem schwarzen Spitzbart zu stehen schien. Er trug einen schwarzen Anzug mit einem roten Seidenhemd darunter, eine Krawatte im gleichen Rotton und schwarze Handschuhe, an jedem Finger mit einem roten Streifen. Der Anführer der Breaks hätte den Mann als eine Riesenpuderquaste beschreiben wollen, wenn er nicht so ausgesehen hätte, als könne er jeden im Lagerhaus in zwei Hälften reißen. In seinen riesigen Händen sah die Zigarre wie eine Zigarette aus.
»Kommt her, Marcus von den Knights und Murray von den Breaks.«
Murray warf einen Blick auf Marcus, der ebenso zu zweifeln schien wie er selbst.
»Jetzt«, sagte der Mann und strich gelangweilt über seine Zigarre.
Murray trat vor und der andere Bandenchef tat eine Sekunde später dasselbe.
»Jetzt kniet euch hin.«
»Für wen zum Teufel hältst du dich?« Marcus stand streitlustig vor dem Goliath.
»Für deinen Lehnsherren«, antwortete er und trat Marcus mit einem glänzenden schwarzen Schuh in die Brust, hart genug, um ihn auf den Arsch zu zwingen.
Murray musste es nicht zweimal gesagt bekommen. Er kniete nieder.
»Jetzt komm her und knie dich hin, Marcus von den Knights. Auch andere hier haben Fehler begangen, doch ich bin einer, der an Vergebung glaubt.«
»Sicher tust du das, verdammt noch mal«, murmelte der Anführer der Knights, aber er trat vor den Mann, der ihn mit einem einzigen Tritt umgeworfen hatte und kniete vor ihm nieder. Der Fremde streckte eine Hand aus. Er trug einen goldenen Ring mit einem massiven Rubin. Marcus runzelte die Stirn, aber er verstand die Botschaft und küsste den Ring.
»Euer... äh, Ehrwürdiger«, stammelte Murray, unfähig die Stille zu ertragen. »Ich weiß, wir haben Sie enttäuscht, aber bitte geben Sie uns noch eine Chance. Wenn wir bessere Waffen haben als die Polizei, können wir uns in dieser Stadt alles nehmen, was wir wollen.«
»Hör auf zu reden«, sagte der Mann. »Du darfst mich... wie sagt man heute?« Er drehte sich zu einem der Männer um, die noch vor dem Wagen standen.
»Mister«.
»Ihr dürft mich Mister Black nennen.«
Murray nickte. »Ja, Mister Black.«
»Ich bin nicht zufrieden mit dir, denn ich mag keine Versager und du hast mich enttäuscht. Es wäre vielleicht am klügsten und einfachsten, wenn meine Männer dich einfach töten würden und fertig.«
Die beiden Männer öffneten den Wagen und nahmen jeweils ein Sturmgewehr heraus. Jedes Gangmitglied im Lager wich sichtbar zurück. Diese Waffen waren vom Militär, ein paar Stufen besser als das, was sie den Breaks vorher gegeben hatten.
»Wir haben nichts falsch gemacht«, sagte Lee. »Lasst uns euch dienen.« Murrays Unterkiefer fiel fast zu Boden als Lee sich näherte und vor Mister Black niederkniete. Lee hatte keinen Befehl dazu erhalten. Die beiden anderen Bandenchefs folgten ihm wenige Augenblicke später. Auch sie näherten sich und knieten nieder.
»Ich akzeptiere eure Unterstützung, aber versteht auch, dass die, die mir dienen, bereit sein müssen, mir wirklich zu dienen.
«
Murray konnte den Wind hören und eine Wolke bewegte sich, um die Sonne, die durch die Fenster des heruntergekommenen Lagerhauses schien, zu verdecken. Ein Donnerschlag dröhnte und der Schatten wand sich um Mister Black. Zwei riesige schwarze Flügel entfalteten sich an seinem Rücken, ein Schattenschweif peitschte in der Dunkelheit und sein Gesicht – sein Gesicht war zu schrecklich, es anzusehen. Es bestand aus Stacheln, Zähnen und Hörnern und er hatte schreckliche, rote Augen, die aussahen, als ob sie hungrig wären.
Murray versuchte, nicht daran zu denken, dass er selbst nur ein Mann aus Fleisch und Blut war und das Wesen vor ihm so viel mehr zu sein schien.
Im nächsten Moment verschwand die Wolke, Sonnenlicht flutete das Lagerhaus und die Illusion war verschwunden. Mister Black stand wieder vor ihnen, mehr als zwei Meter an Muskeln und Körperkontrolle, aber zumindest ein Mensch oder zumindest eine menschliche Form. Murray hatte sich schon gefragt, ob der Mann ein Drache wäre. Nun war er sich sicher.
»Täuscht euch nicht – wenn ihr von dieser Stadt verschlungen werdet, würde niemand auch nur einen von euch vermissen. Aber ich finde, das wäre eine Verschwendung von Ressourcen. Trotz deines Scheiterns glaube ich, dass du der Beste für den Job bist, schließlich hast du Zwietracht und Angst gesät. Diejenigen, die auf den verborgenen Thronen sitzen und die diese Stadt kontrollieren, mögen diese Art Störungen nicht, die ihr verursacht habt. Sogar durch euren Misserfolg wurden sie dazu gebracht, aus ihren Löchern zu kriechen und herumzuflattern. Außerdem benutzt man immer das Werkzeug, das man hat und nicht das, von dem man sich wünscht, es zu haben. Stimmt es, Murray von den Breaks?«
»Ja, Mister Black.« Als der Drache nichts sagte, beeilte er sich, weiterzusprechen. »Und mit besseren Werkzeugen kann ich jeden in diesem Lagerhaus dazu bringen, diese Stadt von all den Schweinen und dem korrupten Stadtrat zu übernehmen.« Deshalb waren die anderen Gangs wohl auch da, oder? Damit er sie in das große Spiel einführen konnte.
»Maße dir nicht an meine Befehle zu kennen, du infantiles Murmeltier.« Er hatte nicht geschrien oder seine Stimme erhoben und doch hallten die Worte in der Lagerhalle wider.
Murray blieben die Worte im Halse stecken.
»Warum sollte ich dir zutrauen mein General zu sein, wenn du mit dem was ich dir gegeben habe, nicht einmal eine Bank ausrauben kannst? Warum sollte man einen Hund füttern, der sein Abendessen nicht fangen kann?«
Als der Mann sprach, fuhr ein Schrecken in Murrays Bauch und breitete sich in seiner Brust aus. Nach wenigen Augenblicken zitterte sein ganzer Körper vor Angst und er war nicht der Einzige. Der Geruch von heißer Pisse stieg ihm in die Nase und er wusste, dass er nicht der Einzige war, der fühlte was hier geschah. Er hatte gehört, dass Drachen dies tun konnten – dass sie einen Menschen auf eine bestimmte Art und Weise fühlen lassen konnten – aber ein Gerücht zu hören war eine Sache, es am eigenen Leib zu erfahren war eine ganz andere.
Auch wenn das Monster sie nicht gefressen hatte, so wollte er diesen Schrecken doch nie wieder erfahren.
»Bitte, Sir!« Er warf sich vor dem mächtigen Wesen, das unerbittlich vor ihm stand, auf die Knie. »Wir lassen uns nicht mehr von der Polizei überrumpeln. Wir hatten noch nie mit einem SWAT-Team zu tun. Das nächste Mal werden wir bereit sein.«
»Er hatte seine Chance, Mister Black. Bitte, lasst die Knights Euch dienen.« Auch Marcus legte seine Stirn auf den Betonboden der Lagerhalle.
»Die Dead Reds werden Ihnen mit den Werkzeugen, die Sie den Breaks gegeben haben, große Ehre erweisen.« Auch Lee hatte seinen Kopf auf den Boden gelegt.
Die Anführer der anderen beiden Banden folgten dem Beispiel, murmelten leere Versprechungen und versuchten, Murray die Schuld für das Versagen zuzuschieben.
»Bitte, Sir, bitte«, flehte der Breaks-Anführer. »Sie sind zu uns gekommen, weil wir die organisierteste Gang in Detroit sind. Lassen Sie mich uns alle gegen die Korruption in dieser Stadt führen. Lassen Sie mich die Motor City für Sie in Brand stecken.« Er hatte ehrlich gesagt keine Ahnung, woher diese Worte kamen, aber in dem Moment als er sie sagte, glaubte er sie tatsächlich. In diesem Moment gab es nichts, was er mehr wollte, als diesem Mann zu gefallen, auch wenn das bedeutete, seine Heimatstadt bis auf den Grund niederzubrennen.
»Erhebe dich, Murray von den Breaks, und nimm meinen Segen.«
Murray stand langsam auf. Mister Black trat auf ihn zu und griff ihm mit einer seiner massiven, behandschuhten Hände an die Wange.
»Ja, Sir. Danke, Sir.«
»Du wirst mein General sein.« Sein Chef – oder vielleicht eher sein Besitzer – zog den Handschuh aus, um die spitz geschliffenen Fingernägel zu enthüllen. Wieder griff er in das Gesicht des Bandenchefs, aber dieses Mal kratzte sein Daumen eine blutige Linie auf dessen Wange.
»Vielen Dank, Sir. Vielen Dank«, stammelte Murray und erschrak beim Anblick seines eigenen Blutes an der riesigen Hand, als Mister Black wieder dorthin zurücktrat, wo er zuvor gestanden hatte. Einer der beiden Anzugträger reichte ihm ein Taschentuch und er wischte das Blut weg.
»Versteht, dass dies das letzte Mal sein wird, dass ich Versagen belohne, denn wenn ihr keinen Erfolg habt, wird es kein nächstes Mal geben. Es wird kein Flehen und keine Vergebung geben. Ihr werdet ausbluten und ihr werdet verbrannt werden.« Mister Black erhob seine Stimme. »Erhebe dich, Marcus von den Knights und nimm meinen Segen.«
Marcus stand auf und der Mann kratzte mit einem Fingernagel eine Linie auf seine Stirn. Der Anführer der Knights dankte ihm für die Wunde.
»Erhebe dich, Lee von den Dead Reds. Erhebe dich, Hektor von den Eskeletos Muertes. Erhebe dich, Jane von den Stray Cats.« Die Bandenchefs fügten sich und er markierte hintereinander jedem die Stirn. »Ich glaube an jeden von euch. Mit Murray an eurer Spitze könnt ihr sicher die kaputten Schienen, auf denen diese Stadt läuft, erneuern. Und wenn es ihm an Führungskraft fehlt, kann mir sicher einer von euch Vieren die Mühe ersparen, diesen nutzlosen Hund einschläfern zu lassen.«
Murray schluckte hart, als die vier Anführer der anderen Gangs in der Stadt nickten. Trotz der Angst, die sie sicher alle fühlten, trugen sie das Lächeln des Verrats auf ihren Gesichtern. Sie waren wirklich nichts mehr als Tiere.
»Jetzt kommt,seht die Gaben, die ich euch bringe.«
Die beiden Schergen öffneten den Wagen. Das letzte Mal, als Murray das Innere des Fahrzeugs gesehen hatte, war darin das größte Waffenlager, das er je zu Gesicht bekommen hatte. Diese Schatzkammer heute jedoch reichte aus, ein ganzes Land zu übernehmen.
Es gab bessere Schutzkleidung mit passenden Helmen, Sturmgewehre in Militärqualität, zwei schwere Maschinengewehre, von denen er dachte, sie würden verdammt fantastisch aussehen, wenn sie auf einem seiner Autos montiert wären und – das Beste von allem – einen Raketenwerfer.
Er sah seinen Wohltäter an wie ein Kind am Weihnachtsmorgen. Sie konnten nicht scheitern, nicht wenn sie zusammen arbeiten würden. Mit diesem Arsenal müssten sie nicht bei der Polizei aufhören, diesen Schoßhunden der Politiker. Sie könnten das gesamte verdammte Establishment zerstören und den Menschen, die diese Stadt führten, endlich die Ungerechtigkeit vor Augen führen.
Mister Black lächelte, hob den Raketenwerfer von seiner Halterung und legte ihn in seine Hände. »Du wirst teilen müssen, Murray von den Breaks und du musst vorsichtig sein. Diese Stadt ist eine Feuerwerkfabrik und ich habe dir das Streichholz gegeben.« Trotz seiner Worte schien er über die Auswirkungen dieser Aussage überhaupt nicht besorgt zu sein. Tatsächlich sah er sogar noch begeisterter aus, als sein neuer General sich fühlte.
Einige Minuten lang sagte der Mann nichts und rauchte nur seine Zigarre, während die Gangs die Waffen entluden. Am Ende bekam Murray eines der schweren Maschinengewehre auf eines seiner Autos montiert, sowie den Raketenwerfer. Schließlich war er in seine Hände gelegt worden und er wollte ihn nicht verlieren. Er hatte sich bereit erklärt, das andere schwere Maschinengewehr zu teilen und die Sturmgewehre auf alle anderen zu verteilen.
Aber waren das überhaupt noch andere Gangs? Man hatte ihm das Kommando übertragen und das bedeutete, dass jeder dort zu ihm gehörte... solange er nicht versagte.
»Geht jetzt, ihr alle. Ich werde zu euch zurückkehren, wenn die Krankheit, die diese Stadt seit Jahrzehnten erstickt, ausgebrannt ist. Du wirst das Lauffeuer sein, das das Land vor dem Regen reinigt.« Mister Blacks rote Augen glänzten.
Murray nickte. Er konnte die Vision in den roten Augen sehen und sie war wunderschön. Die Stadt würde bald im Chaos versinken. Die Gangs würden an jeder Ecke Verwüstungen anrichten, bis die Machthaber das Fundament ihrer Türme aus Stahl und Beton erzittern spüren würden. Zusammen würden die fünf Gangs eine Faust bilden, die die Fenster dieser Stadt zertrümmern würde. Sie würden jedes Geschäft in Brand stecken. Schließlich konnten in der Motor City nur die Korrupten gedeihen. Diejenigen, die erfolgreich waren, hatten das nur erreicht, indem sie von Menschen wie ihm einfach nahmen.
Und dann, wenn alles kaputt und verbrannt wäre, käme Mister Black.
Und er – sein treuer General – würde dort sein.