Kapitel 24
D as Team wartete auf Kristen, bis sie aus dem Lagerhaus kam. Jonesys Abwesenheit hinterließ ein riesiges Loch in ihren Reihen, wie sie sofort spüren konnte.
»Hall«, sagte Drew zur Begrüßung, seine Stimme zitterte.
»Danke, dass ihr überprüft habt, ob wir das Gebäude geräumt haben«, sagte Butters. Sie konnte sich nicht erinnern, dass sie den immer gut gelaunten Südstaatler jemals zuvor so wütend gehört hatte. Im Moment klang er sehr wütend.
Sie schluckte. Über all die Gewalt hatte sie völlig vergessen, ihn und Beanpole herauszuholen. Sie sagte sich, dass sie deshalb wieder hereingegangen war, aber war das richtig? Drinnen angekommen wollte sie nur noch Rache.
»Wir sind durch einen der anderen Ausgänge gegangen«, sagte Beanpole. »Einige Zeit bevor du jeden Mann und jede Frau auf deinem Weg zermalmt hast.«
»Ernsthaft, Red. Wir alle haben einen Feind in Ausübung unserer Pflicht eliminiert. Das bringt unsere verdammte Aufgabe mit sich, aber es gibt auch Grenzen, weißt du?«, schüttelte Hernandez den Kopf.
»Über alles, was hier passiert ist, wird es eine Untersuchung geben«, erklärte Drew und bemühte sich hörbar, seine Stimme zu normalisieren. »Was du getan hast...«
»War verdammt krass!«, mischte sich Keith ein. Er war der einzige aus dem Team, der verletzt war, außer Jonesy natürlich. Er war tot und ihr Team machte Kristen jetzt fertig?
»Das war es nicht«, konterte der Teamleiter. »Du hast ein Maß an Gewalt angewendet, das bei der Polizei normalerweise nicht zulässig ist. Du hast getötet – wir wissen nicht einmal, wie viele Menschen du getötet hast.«
»Diese Schlägertypen haben Jonesy umgebracht.« Kristen spürte, wie ihre Wut wieder hochkam. Sie ballte unwillkürlich die Fäuste und bemerkte, dass sie immer noch in ihrer Stahlhaut steckte, diese sich aber nicht zurückbildete. »Sie hatten vor, die ganze verdammte Stadt niederzubrennen. Sie haben sich nicht wie Menschen verhalten. Sie benahmen sich wie ein Rudel tollwütiger Hunde.«
Er nickte. »Ich weiß. Glaub mir, das tue ich und jeder hier weiß, dass wir noch mehr Leute verloren hätten, wenn du nicht... gekommen wärst. Aber Tatsache ist, dass wir unsere Gegner in Schach gehalten haben. Sie waren alle in dem Lagerhaus und wir hatten sie umzingelt. Du hättest nicht...«
»Eure Ärsche retten sollen?«, mischte sich Kristen ein.
Drew zuckte die Achseln. Er schien zwiegespalten, aber letztendlich auch dankbar für sein Leben. »Ich sage nur, dass du Chaos angerichtet hast, Kristen. Captain Hansen wird dich bestrafen müssen. Ein Tod – selbst der eines Kriminellen – bedeutet einen Berg Papierkram. Das hier? Nun, das werden die verdammten Rocky Mountains an Papierkram!«
»Willst du damit sagen, ich hätte es nicht tun sollen? Selbst nachdem sie Jonesy umgebracht hatten? Willst du damit sagen, ich hätte sie Butters, Keith und dich einfach töten lassen sollen, weil der Papierkram zu viel ist?«
»Scheiß drauf!«, schrie jemand, ein Beamter aus einem anderen SWAT-Team. »Diese verdammten Hunde haben Donnie getötet. Hättest du nicht... äh...« Der Mann wurde blass, als er registrierte, dass er mit einer Frau mit Stahlhaut sprach. »Das heißt... äh, danke, Ma’am. Meine Frau und meine Kinder werden es dir auch danken.«
»Es ist mir egal, ob ich in Schwierigkeiten bin. Ich habe getan, was getan werden musste. Ich habe die Leute getötet, die einen meiner Leute getötet haben.« Sie nahm ihren Helm ab. Als sie das tat, wurde ihre Haut wieder normal.
»Nicht alle haben Jonesy umgebracht«, erwiderte Butters leise.
»Sie haben es aber versucht. Jeder da drin war ausschließlich auf Mord aus. Ich habe getan, was für die Rettung dieser Stadt getan werden musste. Ich weiß nicht, ob einer von euch denen in die Augen gesehen hat, aber ich habe es getan. Da war keine Reue, bei keinem von ihnen. Alles, was sie wollten, war Blut und Tod. Ich habe diesen Konflikt auf die einzige Weise beendet, die mir möglich war.«
»Hall, das ist totaler Schwachsinn.« Drew biss die Zähne zusammen. »Du hättest dich zurückfallen lassen und wir hätten sie tagelang eingeschlossen halten können. «
»Und wie viele Leben von Polizisten hätte das gekostet?«
»Nicht so viele, wie du genommen hast.«
»Pass auf, wie du mit ihr redest, Mensch. Du bist kurz davor, sie wieder aufzuregen, was wohl keiner von uns will.«
Drew drehte sich um, um die Person zu sehen, die ihn unterbrochen hatte. Kristen erkannte sofort, dass das ein Drache in Menschengestalt war. Er strahlte eine starke Aura aus, die sich über ihrem Team ausbreitete und sie alle traten vorsichtig einen Schritt zurück. Die Aura waberte um alle herum wie Wasser um Felsen. Kristen aber fürchtete diese Drachen nicht mehr als die Schlägertypen im Gebäude.
Sie sah dem Mann in die Augen und nahm wahr, dass sie orangefarben waren und schwarze Schlitze hatten, wie die Augen einer Schlange oder eines Krokodils.
Der Drache – Stonequest, der Name war auf seiner Uniform zu lesen – stand groß und trotz ihrer Stahlhaut unbeeindruckt von ihr. »Weißt du, wer wir sind?«
Eine schnelle Begutachtung seiner drei Begleiter bestätigte, dass keiner von ihnen ein Mensch war. Wie sie das erkennen konnte, war ihr nicht klar, aber sie war sich absolut sicher, dass es sich auch bei ihnen um Drachen handelte.
»Ihr seid Drachen. Allerdings langsame.«
»Nicht nur Drachen, du Wicht, sondern Drachen-SWAT.« Eine Frau mit herrlichen stahlblauen Augen zischte das als Warnung. Ihre Augen wurden von perfekten Wangenknochen und extrem langen, platinblonden Haaren umrahmt, die in einem strengen französischen Zopf geflochten waren. Für Kristen sah sie eher wie eine Prinzessin aus, nicht wie das Mitglied eines SWAT-Teams.
»Bleib locker, Heartsbane«, sagte Stonequest. »Die hier weiß offensichtlich nicht, wie die Dinge in unserer Welt laufen.«
Heartsbane biss die Zähne zusammen, sagte aber nichts weiter.
Ihr Begleiter fuhr fort. »Wie sie sagte, wir sind das Drachen-SWAT. Offensichtlich können Menschen Drachen niemals kontrollieren, also kommen wir ins Spiel. Wir sind das Gesetz über dem Gesetz. Wenn einer von uns den Frieden bricht oder die Aufmerksamkeit unserer Führung erregt, kommt mein Team ins Spiel.«
»Also, was machst du jetzt, Feuer auf mich spucken? Falls du nicht Bescheid weißt, ich habe gerade eine Explosion überlebt, die durch einen verdammten Raketenwerfer verursacht wurde. Ich habe keine Angst vor ein paar Drachen.« Kristen trat vor und wollte sich an Stonequest vorbeischieben, immer noch in ihrer Stahlhaut. »Du willst mich? Also versuch es!« Sie verpasste ihm einen Rempler mit der Schulter und er trat einen Schritt zurück, um sie passieren zu lassen.
»Sie weiß es nicht.« Heartsbane lachte höhnisch.
Die beiden anderen Drachen lachten mit.
»Wir sind nicht hier, um dich mitzunehmen. Du hast nichts Falsches getan – zumindest nicht für einen Drachen.« Stonequests Stimme überrollte sie wie eine kühlende Welle.
Sie ging weiter und die Worte drangen immer tiefer in ihren Geist. Er hat nicht wirklich gesagt... Er kann nicht gemeint haben, dass sie... dass Kristen Hall... sie war kein Drache. Oder doch?
Kristen dachte zurück an das, was ihr Vater ihr erzählt hatte, über seine Schwester, die für die Drachen in einer Art biowissenschaftlichem Labor gearbeitet hatte. Ihre Gedanken wanderten zu ihrem Training und wie beeindruckt alle davon waren, wie schnell sie alles umsetzen konnte und sie war immer stark und schnell gewesen. Und dann war da noch die Sache mit ihrer Stahlhaut. Sie schaute auf ihre Hände, sie glänzten in den aufleuchtenden Straßenlaternen. Aber das bedeutete einfach... es bedeutete, dass sie eine Magierin oder so etwas war, nicht, dass sie ein Drache wäre.
»Drachen stehen über den normalen Einsatzregeln der Polizei«, sagte Stonequest und erhob seine Stimme. »Diese Schlägertypen haben jemanden getötet, den du als einen der deinen angesehen hast. Für einen Drachen ist das der einzige Grund, ein Menschenleben zu beenden. Ein Angriff gegen jemanden, der unter dem Schutz eines Drachen steht, ist ein direkter Affront und wird keinesfalls toleriert. Du hast nur getan, was jeder Drache in deiner Situation getan hätte.«
Kristen blieb stehen. »Aber ich bin doch kein Drache.«
Die beiden, die bisher nicht gesprochen hatten, sahen einander irritiert an. Heartsbane schnaubte und schüttelte den Kopf. Stonequest nickte nur. »Doch, das bist du. Die Stahlhaut ist ein Zeichen dafür, dass du einer bist. Das ist ungewöhnlich, sicher – und ein Hinweis darauf, dass du anders bist. Ein Stahldrache zwar, aber trotzdem ein Drache.«
»Also seid ihr doch hier um mich mitzunehmen?« Sie wandte sich um. »Versucht es. Kampflos gebe ich mich nicht geschlagen. Ich habe noch nie von Stahldrachen gehört und ich wette, du hast noch nie gegen einen gekämpft.« Ihre Gedanken überschlugen sich. Konnte das wirklich möglich sein? Konnte sie wirklich ein Drache sein? Aber wie konnte sie ihr ganzes Leben lang einer sein und es nicht einmal ahnen? Weshalb hatte sie es nicht früher bemerkt? Ein Drache hatte sie schließlich zur Akademie geschickt und sie hatten auf ihren Einsatz in einem SWAT-Team bestanden. Wie lange wurde sie schon von ihnen beobachtet?
Stonequest schüttelte den Kopf. »Wie ich schon sagte, du hast nichts falsch gemacht. Die Leute, die du getötet hast«, er deutete auf das Gebäude voll mit toten Gangmitgliedern, als wären sie nichts weiter als Nutztiere, »sind egal.«
»Natürlich sind Menschen wichtig!«, protestierte sie.
»Nicht diese«, konterte Heartsbane. »Wir haben gehört, was sie mit der Stadt machen wollten. Sie waren nichts weiter als tollwütige Bestien, die mit einem Gnadenschuss eingeschläfert werden mussten. Das hätten sie sowieso nicht alles alleine machen können. Sie müssen unter der Kontrolle von einem von uns gestanden haben. Affen wissen nicht, wie man organisiert...«
»Heartsbane!«, kürzte Stonequest ihre Tirade ab. »Hüte deine Zunge oder ich hole sie raus.«
Sie streckte ihm die Zunge raus. »Oh, um Feuers willen. Sie würde in einem Monat nachwachsen.«
»Dann hätte ich wenigstens einen Monat Ruhe.«
Heartsbane betrachtete ihren Anführer für einige Augenblicke und gab schließlich nach. Er konzentrierte sich auf Kristen.
»Glaubst du, dass ich... glaubst du, dass das alles meine Schuld ist?«, fragte sie.
Er schüttelte den Kopf. »Nein und wir sollten nicht über laufende Ermittlungen reden.« Er warf einen scharfen Blick auf Heartsbane. »Aber da sie ihren Mund nicht halten konnte, kann man wohl sagen, dass wir hier einen Drachen gespürt haben und deshalb annehmen, dass er für all das verantwortlich ist. Als wir ankamen fanden wir allerdings nur noch dich. Die Leichen, die du hinterlassen hast, überzeugen mich davon, dass diese Leute nicht unter deinem Einfluss gestanden haben.«
»Unter wessen Einfluss standen sie dann?«, fragte Kristen.
»Wir wissen es nicht.« Stonequest zuckte mit den Schultern und seine Halswirbel knackten. Er war noch größer als Drew und – wenn seine Kraft auch nur annähernd so war wie ihre – war er wahrscheinlich viel stärker als er aussah. »Wir konnten eine Störung wahrnehmen und kamen dann her. Bei unserer Ankunft war nur noch eine Aura zu spüren, und zwar deine.«
»Aber du sagtest, ich hätte nichts Falsches getan. Warum habt ihr denjenigen, der dahinter steckt, dann nicht verfolgt?«
»Deine Aura war stärker als alles andere hier. Wenn es noch einen Drachen gab – und das ist immer noch ein großes »wenn« – muss er geflohen sein und er hat deine Aura für seine Deckung benutzt.«
»Aber das erklärt immer noch nicht, warum du hier mit mir redest, anstatt den Mann zu finden, äh... Drachen, der versucht hat, die Stadt zu übernehmen.«
»Wer auch immer diese Schlange war, er hat gegen einen unerfahrenen Drachen, der noch nicht einmal seine vollen Kräfte hat, versagt. Er ist... wie ist der menschliche Ausdruck dafür? Kleinvieh?«, lächelte Heartsbane eine Spur zu süß.
»Als wir bemerkten, dass du da drin bist, gaben wir unseren Vorgesetzten Bescheid und sie befahlen uns, Kontakt mit dir aufzunehmen. Neue Drachen tauchen nicht einfach aus dem Nichts auf und außerdem wurdest du ohnehin beobachtet. Anscheinend existiert eine ziemlich hohe Wette darauf, ob du einer von uns bist oder nicht.« Stonequest grinste und machte deutlich, dass auch er gesetzt und auch auf wen er gewettet hatte.
»Ich hörte, Damos hat eine ganze Truhe spanischer Dublonen darauf gewettet, dass du ein Mensch bist«, lachte einer der beiden anderen Drachen. »Sie wird stinksauer sein.«
»Also, was wollt ihr von mir?«, fragte Kristen weiter. Sie ballte ihre Fäuste. Ok, vielleicht war sie ein Drache. Irgendwie ergab es Sinn. Vielleicht... irgendwie. Und obendrein war sie ein Stahldrache. Was anscheinend ungewöhnlich war. Das hieß, wenn diese Arschlöcher einen Kampf wollten, dann würden sie einen bekommen.
Stonequest schüttelte den Kopf und hob die Hände, die Handflächen beschwichtigend nach unten. »Wir wollen, dass du dich uns irgendwann anschließt, wenn deine Kräfte voll entfaltet sind. Wenn das passiert, wirst du dem Dragon-SWAT zugeteilt. Bis dahin bleibst du im menschlichen SWAT-Team, um weiterzulernen und deine Fähigkeiten zu verbessern«.
»Ich... du kannst die Fäden in meinem Leben nicht einfach ziehen wie bei einer Marionette an der Schnur.«
Er lächelte nachsichtig. »Kristen, wer hat dich denn überhaupt erst zum SWAT-Team geschickt?«
Dazu hatte sie nichts zu sagen und außerdem hatte er eine andere Frage in ihrem Kopf aufgeworfen.
»Was meintest du damit, dass ich meine volle Kraft bekomme?«
»Das ist, als würde man mit einem Kind reden«, protestierte Heartsbane. Aber bevor Stonequest sie zurechtweisen konnte, trat sie ein paar Schritte zurück und verwandelte sich.
Flügel bildeten sich aus ihrem Rücken, Stacheln tauchten an ihrem Rücken auf und ihr wuchs ein Schwanz. Ihre Uniform und ihr Fleisch verwandelten sich in schuppige Haut und für einen kurzen Moment stand das Abbild eines weißen Dämons vor ihnen – ein mannshohes, geflügeltes Biest mit schuppiger Haut und glühenden Augen – bis sie zu einem Drachen wurde, größer als ein Auto. Selbst in dieser Form war sie wunderschön. Ihre Schuppen waren so weiß wie Elfenbein und die Flügel auf ihrem Rücken fingen den Wind auf, der vom Fluss kam. Mit einem einzigen Flügelschlag erhob sie sich in die Luft und schwebte über ihnen.
»Es gehört mehr dazu, ein Drache zu sein, als nur schnell und stark zu sein.«
»Aber meine Stahlhaut...«
»Ist interessant«, sagte Stonequest und schnitt ihr das Wort ab. »Vielleicht sogar einzigartig. Wenn die Welt nur aus Menschen bestehen würde, könntest du sie zweifellos sogar regieren, aber wir sind Drachen, die auch schon Drachen getötet haben. In deiner menschlichen Form hättest du keine Chance gegen uns.«
»Die Kugeln sind von mir abgeprallt«, protestierte Kristen.
Er schloss die Augen. »Ich bin nicht hier um dir zu drohen, aber glaub nicht, dass du über uns stehst. Solange du in dieser Form bist, bist du schwach und kannst uns nicht herausfordern. Ich müsste nur Heartsbane befehlen, dich hochzureißen und in den Fluss zu werfen, Stahl sinkt.«
»Ich kann mich zurückverwandeln...«
»Und wir könnten andere Dinge ausprobieren. Die diversen Vulkaninseln auf der Welt sind für Wesen wie uns nicht unbedingt weit entfernt. Wir könnten dich in einem von denen absetzen. Es ist ja nicht so, dass du rausfliegen könntest.«
Kristen wurde blass.
Stonequest lächelte, obwohl es bei seinen geschlitzten orangen Augen schwer zu erkennen war, ob es ein echtes Lächeln war. »Aber wie ich schon sagte, wir sind nicht hier, um dir zu drohen, sondern um dich zu begrüßen. Vorläufig sollst du bei den Menschen bleiben und weiter wachsen. Sobald du anfängst, dein volles Potenzial auszuschöpfen, melden wir uns.«
Sie nickte nur. Es gab nichts mehr, was sie noch sagen konnte.
Er wusste das scheinbar und gab den beiden Drachen hinter ihm ein Zeichen. Sie verwandelten sich und flogen in den Himmel.
Wie betäubt sah sie zu, wie die vier in der Nacht verschwanden.
Schlagartig wurde ihr klar, dass der Rest ihres Teams den gesamten Austausch beobachtet hatte.
Einen Moment lang sagte keiner etwas. Schließlich brach Hernandez das Schweigen. »Und ich dachte, ich wäre das Miststück.«
»Sie waren gar nicht so schlimm«, fügte Keith hinzu und humpelte vom Krankenwagen zur Gruppe. »Okay, ja, sie können fliegen und Feuer speien und wahrscheinlich ein Polizeiauto anheben, aber können sie Softair spielen?«
»Ich wette, sie würden Gumbo nicht von Jambalaya unterscheiden können«, fügte Butters hinzu und war in Gedanken schon wieder bei seiner nächsten Mahlzeit.
»Kommt schon, lasst uns zurück zum Revier fahren«, sagte Drew. »Ich hörte das Arschloch sagen, dass du eine Weile bei uns Menschen festsitzt, was bedeutet, dass keiner von uns deinen Papierkram erledigen wird. Immerhin sollen sich große Kräfte manifestieren und all der Scheiß.«
»Ich glaube nicht, dass er damit gemeint hat, ich hätte Macht über den ganzen Papierkram«, protestierte sie, lachte aber. Sie merkte, dass ihre Stahlhaut wieder normal geworden war. Plötzlich war sie erschöpft.
»Warum sollte er sich sonst wünschen, dass du bei uns bleibst?«, fragte Beanpole. »Du hast eine kleine, aber extrem gut ausgerüstete Armee besiegt. Was gibt es denn besseres, als zu lernen, wie man einen Bericht richtig verfasst?«
Sie schüttelte den Kopf und lächelte über den Wahnsinn des Ganzen. Obwohl sie keine Ahnung hatte, was die Zukunft brachte, war sie froh, dass ihr Team weiterhin ein Teil davon sein würde.
* * *
Kaum hatte er die Polizistin mit Stahlhaut aufstehen sehen, hatte Mr. Black seine menschliche Gestalt und das Lagerhaus mit den Bandenmitgliedern hinter sich gelassen.
Er wurde zum schwarzen Drachen, flog auf ein anderes nahe gelegenes Lagerhaus und verwandelte sich in einem wirbelnden Zyklon aus Schatten und Rauch wieder in seine menschliche Gestalt. Als er die Treppe hinunterging, warteten seine beiden Leibwächter bereits mit einem gepanzerten Fluchtfahrzeug auf ihn. Er hatte vorausgesetzt, erfolgreich zu sein, deshalb war es ein wenig frustrierend, als einer seiner Männer eine gekühlte Flasche Champagner anbot.
»Nicht heute Nacht«, murmelte er wütend auf die Menschen. »Bringt mich hier raus.«
»Sir?« Das Gerät, das die Funkgeräte blockierte, war im Kampf gegen menschliche Koordination nützlich, aber es gab auch Nachteile, wie zum Beispiel, dass er seinen Wachen jetzt erklären musste, was geschehen war.
»Ein neuer Drache musste sich ausgerechnet in dieser Nacht offenbaren. Damit hat sie meine Pläne für diese elende Stadt zunichtegemacht. Dennoch glaube ich nicht, dass sie ihre Kräfte wirklich offenbaren wollte. Aber selbst nach all den Jahrhunderten ist Information immer noch eine wertvolle Währung.«
»Wohin, Sir?«, fragte eine der Wachen, die andere bot ihm eine Zigarre an. Der schwarze Drache überlegte, ob er dafür eine Gehaltserhöhung verdiente.
»In meine Höhle, ihre rechtschaffene Aura bereitet mir Kopfschmerzen. Außerdem... ja, das Drachen-SWAT wird bald hier sein. Ich hatte gehofft, mit ihren Meistern aus einer Machtposition heraus verhandeln zu können, aber jetzt – mit diesem Stahldrachen, der aus dem Nichts aufgetaucht ist – möchte ich mich noch nicht offenbaren. Ich nehme an, dass das Dragon-SWAT und ihre Meister versuchen werden, die Anwesenheit dieses neuen Stahldrachen, der perfekt zu mir passen würde, geheim zu halten. Schließlich werden auch die Drachen, die ich kenne, großes Interesse daran haben, von einem neuen Spieler in der Motor City zu hören...sehr großes Interesse.«