Kapitel 23
Bradley
Ich steige aus dem Hubschrauber und in den Aufzug, von dem ich mich diesmal jedoch ins Erdgeschoss bringen lasse anstatt in die Etagen der Carter Group.
Heute bin ich nicht hier, um zu arbeiten, sondern um ein kurzfristig vereinbartes Meeting mit Henry wahrzunehmen.
Ich gehe durch die Lobby des Gebäudes und trete auf die Straße hinaus. Ein Fahrer wartet dort am Bordstein auf mich, also überquere ich den Bürgersteig und steige in das Auto. Der Fahrer schließt die Tür hinter mir, geht um den Wagen herum und setzt sich hinter das Steuer.
„Wohin geht es, Mr. Carter?“, fragt er.
Ich gebe dem Fahrer die Adresse und lehne mich in meinem Sitz zurück. Als er losfährt, ziehe ich mein Telefon heraus und checke meine E-Mails. Da ich nichts außergewöhnlich Wichtiges entdecke, scanne ich auch meine SMS. Nichts erregt meine Aufmerksamkeit, also stecke ich mein Telefon zurück in die Tasche und trommele ungeduldig mit den Fingern auf meinem Oberschenkel herum.
Ich hätte das wahrscheinlich auch mit einem Telefonanruf erledigen können, aber ich dachte, ein persönliches Treffen wäre angebrachter. Soll man mich paranoid nennen, aber wenn Jessica mich umbringen lassen will, könnte sie sehr wohl Leute haben, die meine Telefone abhören und meine Computer aus der Ferne durchschnüffeln. Es ist besser, nicht zu riskieren, sie darauf aufmerksam zu machen, dass ich ihr auf die Schliche gekommen bin. Außerdem wird es für sie schwieriger, wenn ich unberechenbar bleibe und keinem festen, öffentlich einsehbaren Zeitplan folge.
Wenn sie nicht wissen, dass ich in San Francisco bin, werden sie wahrscheinlich nicht in der Lage sein, im Voraus etwas zu arrangieren. Ich habe ein Prepaid-Telefon benutzt, um Henry zu kontaktieren und ihn zu fragen, wo er heute zu einer bestimmten Zeit sein würde, und ihm gesagt, dass ich ihn dort treffen würde. Anschließend habe ich das Telefon zerstört.
Vielleicht werde ich wirklich langsam paranoid.
Aber wenigstens kann ich mich damit trösten, dass meine Paranoia nicht unbegründet ist. Ich meine, Jessica hat schon einmal versucht, mich umbringen zu lassen. Und bis der Papierkram für die Begünstigtenänderung abgeschlossen ist, werde ich keine unnötigen Risiken eingehen.
Das Auto fährt auf einen Parkplatz und der Fahrer schaltet den Motor aus.
„Wir sind da, Mr. Carter“, sagt er, während er aus dem Auto klettert.
Einen Moment später wird die Tür geöffnet, und ich trete hinaus. Der Tag ist sonnig und doch mild. Vom Golden Gate her weht wie so oft eine stramme Brise, die es viel kühler erscheinen lässt, als es tatsächlich ist.
„Danke, David“, sage ich. „Ich sollte nicht lange brauchen. Bitte bleiben Sie im Auto.“
„Ich warte hier auf Sie.“
Ich gehe über den Parkplatz und betrete die Einkaufsstraße. Es wimmelt nur so von Menschen, Einheimischen und Touristen gleichermaßen. Ich bahne mir einen Weg durch die Menge und finde Henry, der auf der Terrasse eines Cafés sitzt. Er trägt eine tief ins Gesicht gezogene Baseballkappe und eine Sonnenbrille und sitzt lässig mit einer Tasse Kaffee und einem Buch in der Hand auf seinem Stuhl. Er arbeitet offensichtlich an einem Fall und nickt mir zu, als ich mich seinem Tisch nähere.
„Tut mir leid, wenn ich deine Tarnung auffliegen lasse“, sage ich, während ich ihm gegenüber Platz nehme.
„Wenn überhaupt nützt du meiner Tarnung.“
Ich grinse ihn an. „Ja? Wie das?“
„Wenn ich hier sitze und ein Gespräch mit jemandem führe“, erklärt er, „ist es wesentlich unwahrscheinlicher, dass eine Zielperson Verdacht schöpft, als wenn ich hier mit einem Buch rumsitze, ganz allein. Wenn die Person, die ich beschatte, kein Volltrottel ist, kann es dann schnell mal brenzlig werden.“
„Und die aktuelle Zielperson?“, frage ich. „Ist sie ein Volltrottel?“
„Nein, der Typ ist klug“, sagt er. „Und verdammt arrogant. Wahrscheinlich merkt er nicht mal, dass ich hier bin, weil er zu sehr damit beschäftigt ist, Eindruck auf die Tussis zu schinden, mit denen er unterwegs ist.“
„Was ist der Fall?“, frage ich. „Wenn ich fragen darf.“
„Arbeitsunfallversicherung“, sagt er. „Er behauptete, er habe bei der Arbeit eine schwere Rückenverletzung erlitten und könne nicht arbeiten.“
„Und?“, frage ich.
„Blaue Jacke mit schwarzer Wollmütze, auf fünf Uhr. Er ist der Typ mit den zwei Blondinen“, sagt er. „Sei subtil, aber sieh ihn dir an und sag mir, wie schlimm der Rücken dieses Clowns sein kann.“
Ich lehne mich in meinem Sitz zurück, werfe einen unauffälligen Blick über die Schulter und sehe den Typen, von dem Henry spricht. Er steht an einem Tisch vor einem Paar vollbusiger Blondinen und macht eine Tanzeinlage. Er tanzt ziemlich gut und bewegt sich wie ein Mann, der weit davon entfernt ist, unter Rückenschmerzen zu leiden, soweit ich das beurteilen kann. Ich persönlich habe zumindest noch nie jemanden mit lähmenden Rückenschmerzen gesehen, der so frei und unbeschwert die Hüften kreisen lassen kann wie dieser Kerl.
„Ja, ich würde sagen, du hast einen ziemlich klaren Fall“, lache ich und schüttle den Kopf. „Hast du eine Kamera dabei?“
Henry zeigt auf einen dekorativen Pin an seinem Hut. „High Definition“, bemerkt er lässig.
„Du hast die coolsten Spielsachen.“
„Allerdings.“
Ich höre, wie die Blondinen vor Vergnügen quietschen und werfe noch einen kurzen Blick zurück, um zu sehen, wie der Kerl, den Henry beschattet, tatsächlich einen Flickflack hinlegt. Ich schüttle nur fassungslos den Kopf.
„Was für ein Idiot“, sage ich. „Wenn man schon versucht, seine Firma zu bescheißen, dann sollte man wenigstens schlau dabei sein.“
„Wenn diese Idioten schlau wären“, sagt Henry schmunzelnd, „dann wäre ich arbeitslos.“
„Gutes Argument.“
Er nimmt einen Schluck von seinem Kaffee und gluckst. „Also, wo brennt‘s?“, fragt er. „Ich meine, ich nehme an, dass es sich um einen Notfall handeln muss, wenn es dich dazu bringt, dein Bay-Area-Refugium und die reizende Miss Sullivan zu verlassen.“
Ich starre ihn einen Moment lang mit offenem Mund an, während ich das sacken lasse. Ich weiß, dass ich Leas Nachnamen ihm gegenüber nie erwähnt habe, was mich ins Grübeln bringt.
„Ich bin sehr gut in dem, was ich tue“, sagt Henry mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht, als ob das genug der Erklärung wäre.
„Woher um alles in der Welt kennst du ihren Nachnamen?“
„Der war nicht schwer herauszufinden“, antwortet er. „Weißt du, wie viele Buchladenbesitzerinnen mit Namen Lea in Hilton Bay leben?“
Ich kichere und reibe mir die Bartstoppeln an meinem Kinn. „Eine, schätze ich.“
„Bingo“, sagt er.
„Du hast sie also überprüft, ja?“
„Nichts allzu Tiefgreifendes oder Invasives“, antwortet er. „Ich wollte nur ein paar Informationen. Ich wollte sichergehen, dass es nichts an ihr gibt, was bei mir die Alarmglocken schrillen lässt. Nach all dem, was Jessica dir angetan hat -“
„Ja, ich hätte dich damals gebrauchen können“, kichere ich.
„Da hast du Recht.“
„Und?“, frage ich neugierig. „Hat eine Alarmglocke geschrillt?“
Er schüttelt den Kopf. „Eigentlich nicht“, sagt er. „Soweit ich das beurteilen kann, hat sie eine weiße Weste. Nach dem, was ich in Erfahrung bringen konnte, scheint sie ein nettes Mädchen zu sein. Ich denke, du hast mit ihr eine gute Wahl getroffen.“
Ich lache. „Ich weiß es zu schätzen, dass du dich um mich kümmerst“, sage ich. „Aber ich weiß nicht, wohin die Dinge zwischen uns führen werden. Oder, um ehrlich zu sein, ob sie überhaupt irgendwohin führen werden.“
„Von ihrer Seite oder von deiner?“
Ich zucke mit den Schultern. „Von beiden Seiten, denke ich“, sage ich. „Ich weiß nicht, ob wir beide gerade in der richtigen Lebenslage sind, um jemand anderen glücklich zu machen. Wir sollten wohl beide momentan nicht einmal an eine Beziehung denken. Wir sind beide ziemlich vorbelastet. Oder zumindest bin ich es.“
Henry sieht mich mit festem Blick an. „Es ist kaum zu übersehen, wie deine Augen aufleuchten, wenn ihr Name fällt“, sagt er. „Ich persönlich denke, es ist einen Versuch wert. Du wärst vielleicht überrascht, wie schnell eine anständige Frau in deinem Leben den Schaden ungeschehen machen kann, den jemand anderes verursacht hat. Wie sie dir dabei helfen kann, zu heilen.“
Ich nicke. Logisch gesehen leuchtet mir sein Gedankengang ein und ich weiß, dass er Recht hat. Aber ich weiß nicht, ob ich emotional schon so weit bin. Wie ich Lea gegenüber bereits gesagt habe, würde ich mir die Tür gerne offenhalten. Ich weiß nur nicht, wann ich bereit sein werde, sie wieder zu durchschreiten.
„Wie auch immer“, sagt Henry. „Ich versuche nicht, dich zu irgendetwas zu drängen oder so. Natürlich musst du selbst entscheiden, ob du dafür bereit bist. Ich wollte dich nur wissen lassen, dass du dir bei Lea wahrscheinlich keine Sorgen machen musst. Soweit ich das beurteilen kann, scheint sie genau das zu sein, was sie vorgibt zu sein.“
„Danke, Henry“, sage ich. „Ich weiß das zu schätzen.“
„Keine Ursache“, antwortet er. „Also, weswegen wolltest du mich sehen?“
„Nun, ich denke, wir haben unseren Punkt A gefunden“, sage ich. Er wölbt eine Augenbraue.
„Ach ja?“
„Ich denke schon“, sage ich. „Der Entwickler, der in Hilton Bay die Führung übernommen hat, ist niemand anderes als -“
„Nathan Bennett“, beendet Henry meinen Satz.
Ich kichere. „Erstaunlich. Bist du ein Hellseher?“
„Nö“, sagt er. „Nur sehr gut in meinem Job, wie gesagt.“
„Überprüfst du ihn wegen irgendetwas?“
„In gewisser Weise“, sagt er. „In Anbetracht seiner Geschichte gibt es einige Leute, die sich Sorgen über plötzlich kollabierende Gebäude machen. Ich wurde gebeten, ein paar Dinge an dieser Front zu untersuchen.“
Ich nicke. „Das ist eine sehr berechtigte Sorge.“
„Also, ich bin dabei, Indizien zu sammeln“, sagt er. „Wie kommst du darauf, dass er Punkt A ist?“
„Er war in dieser Nacht im Grady‘s “, erzähle ich. „Ich weiß nicht, warum mir das nicht früher eingefallen ist. Aber er war in dieser Nacht auch dort. Ich habe mit ihm gesprochen, kurz bevor Jessica auftauchte.“
Henry rückt seine Baseballkappe zurecht und atmet tief durch. „Interessant. Ziemlich verdächtiger Zufall, würde ich sagen. ”
„Ich könnte mir in den Arsch beißen, dass ich nicht schon vorher darüber nachgedacht habe, aber ja“, sage ich. „Es scheint ein ziemlich unwahrscheinlicher Zufall zu sein.“
„Unwahrscheinlich genug, um einen stutzig zu machen“, stimmt er mir zu. „Also, Bennett findet dich oder folgt dir in die Bar - Punkt A. Er ruft Jessica an - Punkt B. Jessica ruft Flynn an - Punkt C.“
„Und der Kreis schließt sich.“
„So scheint es“, sagt er. „Aber sag mir, nur um des Teufels Advokat zu spielen, warum sollte Bennett an deinem Tod interessiert sein?“
„Abgesehen von der Tatsache, dass ich ihm kontinuierlich den Rang ablaufe und er meine Schlampe ist? Geschäftlich gesehen, meine ich?“, frage ich herausfordernd. „Die Carter Group stellt seine Firma an allen Fronten in den Schatten.“
„Aber, was hat er davon?“, fragt Henry. „Ich meine, sagen wir mal, Jessica schafft es, dich auszuschalten. Es ist ja nicht so, dass er davon profitieren würde. Einer deiner Brüder wird dein Territorium übernehmen, und die Carter Group macht einfach unbeirrt weiter.“
„Oh, vielen Dank“, sage ich und kichere. „Mir war nicht klar, dass ich so entbehrlich bin.“
Henry lacht. „Du weißt, was ich meine.“
„Das tue ich“, sage ich. „Und du hast nicht ganz Unrecht damit. Einer meiner Brüder würde einspringen und er würde keinen Quadratzentimeter Boden gegenüber der Carter Group gewinnen. Also, ich weiß nicht so recht, was er sich davon erhofft. Ich sehe nicht, wie er davon profitiert.“
„Es sei denn...“
Henry verstummt, während er in die Ferne blickt, und ich kann es in seinem Kopf geradezu rattern hören. Plötzlich schießt mir blitzartig ein Gedanke durch den Kopf wie ein grell blinkendes Warnlicht. Etwas, das ich schon früher hätte sehen müssen - und auch Henry scheint dieses Licht aufzugehen.
„Es sei denn, Jessica hat einen Deal mit Nathan gemacht, um meine Firma zu übernehmen und sie dann an ihn zu verkaufen“, sage ich.
„Das war mein Gedanke“, sagt er. „Wenn dir etwas passiert, erbt Jessica trotzdem alles. Stimmt‘s?”
„Ja, bis der ganze Papierkram mit den Anwälten geklärt ist“, sage ich. „Ich meine, ich bin mir sicher, dass es eine gerichtliche Auseinandersetzung zwischen ihr und meinen Brüdern geben würde, aber letztendlich - ja, sie würde wahrscheinlich gewinnen. Sie würde alles bekommen.“
„Wenn sie alles bekommt“, sagt er, „dann hätte sie ein gutes Motiv, mit einem zwielichtigen Charakter wie diesem Nathan zusammenzuarbeiten. Und Nathan, der nicht länger deine Schlampe sein will, hat genug Motive, darauf einzugehen.“
Ich lehne mich in meinem Sitz zurück und atme lange aus. „Ein Milliarden-Dollar-Motiv. Dieser Dreckskerl.“
Wir sitzen einen Moment lang schweigend da und lassen den Gedanken sacken. Ich versuche, die Angelegenheit aus allen möglichen Blickwinkeln zu betrachten und zu entscheiden, ob ich voreilige Schlüsse ziehe oder ob es tatsächlich plausibel ist. Jessica ist nicht die Hellste und ich bezweifle, dass sie raffiniert genug ist, sich einen solchen Plan alleine auszudenken. Was bedeutet, dass sie wohl eine zwielichtige Gestalt wie diesen Nathan braucht, um so etwas Niederträchtiges auszuhecken und in die Wege zu leiten.
Das heißt also, ja - der Gedanke ist definitiv plausibel.
„Es ist irgendwie ein beinahe eleganter Plan, wenn man darüber nachdenkt“, lacht Henry.
Ich werfe ihm einen langen Blick zu. „Elegant?“
Er zuckt mit den Schultern. „Ich will damit nur sagen, dass sie vielleicht nicht so dumm sind, wie ich dachte.“
So sehr ich es auch hasse, es zuzugeben, Henry hat damit nicht Unrecht. Es ist eigentlich sogar ein ausgesprochen kluger Plan. Natürlich traue ich Jessica und ihrem gewalttätigen Lustknaben eine solche Idee nicht zu. Ich weiß, dass der Drahtzieher hinter einem so hinterhältigen Plan Nathan gewesen sein muss. Ein so durch und durch boshaftes Projekt kann nur auf seinem Mist gewachsen sein.
Jessica und Flynn haben ihre Rollen zu spielen, zweifellos, aber sie sind nur Marionetten und Nathan ist der Strippenzieher hinter den Kulissen. Ich weiß es einfach. Ich kann es in meinen verdammten Knochen spüren.
„Als erstes müssen wir beweisen, dass es eine Verbindung zwischen Jessica, Flynn und Nathan gibt“, sagt Henry. „Wir müssen all diese Punkte miteinander verbinden, um etwas Greifbares und Konkretes in der Hand zu haben.“
„Kannst du das für mich überprüfen?“
Henry nickt. „Wird gemacht“, sagt er. „Das ist zumindest interessanter, als solche Idioten zu verfolgen.“
Ich drehe mich um und sehe, dass der Typ, den Henry beschattet, mittlerweile zu Handständen übergegangen ist und dafür von den Frauen weiterhin kichernd beklatscht wird. Wieder schüttle ich nur ungläubig den Kopf und wende mich dann wieder Henry zu.
„Ich weiß das zu schätzen“, sage ich.
Er nickt bedächtig und ein unergründlicher Ausdruck geht über sein Gesicht. „Darf ich dir einen kleinen Rat geben?“
„Sicher.“
„Es ist bald Valentinstag, weißt du“, sagt er. „Während ich mein Ding durchziehe, solltest du dir vielleicht eine Kleinigkeit für eine bestimmte Buchladenbesitzerin überlegen. Man weiß nie, was passiert, wenn man so tut, als würde man einfach nur miteinander ausgehen und ein bisschen Spaß haben. Wer weiß? Vielleicht hat man am Ende ganz nebenbei auch welchen.“
Ich lache und schenke ihm ein strahlendes Lächeln. An meiner Meinung in Bezug auf eine Beziehung hat sich nichts geändert. Obwohl ich die Möglichkeit nicht ausschließen will, fürchte ich, dass ein Date mit ihr ausgerechnet am Valentinstag eine Botschaft senden würde, die ich nicht im Sinn habe.
„Ich bin mir nicht sicher, ob das eine gute Idee wäre“, sage ich.
Er zuckt mit den Schultern. „Nur ein Denkanstoß“, antwortet er. „Wie ich bereits sagte, ist Lea nach dem, was ich erfahren habe, eine gute Frau. Die Art von Frau, die ein Mann wie du in seinem Leben gebrauchen könnte. Nur ein kleiner Ratschlag zur Güte. Du kannst ja mal darüber nachdenken. ”
„Danke, Henry. Das werde ich.“
Er nickt und steht auf. „Nun, ich sollte dann mal los“, sagt er. „Ich muss noch einen anderen Idioten mit einem Rückenproblem aufspüren und vor die Kamera bekommen. Mein Tracker sagt, er ist im Fitnessstudio. Warum sind diese Leute nur so sorglos?“
Ich schüttle den Kopf und lache. „Wie du schon gesagt hast - wenn sie es nicht wären, wärst du arbeitslos.“
Henry klopft mir lachend auf die Schulter und macht sich auf den Weg. Eine Menge Gedanken schießen mir durch den Kopf. Ein Teil von mir möchte Nathan zur Rede stellen - und ihm dann die Seele aus dem Leib prügeln. Ich weiß aber, dass das dumm und impulsiv von mir wäre.
Ich muss klug handeln und geduldig sein. So sehr es mich auch wurmt, ich muss warten, bis Henry den ganzen Schmutz ausgegraben hat und mir dann einen Plan einfallen lassen. Erst wenn ich einen Plan habe, kann ich handeln.
Bis dahin habe ich nichts als müßige Zeit an der Hand. Und mehr Wut und Zorn im Bauch als ein griechischer Gott.