Epilog

 

Ein Jahr später

„Papi, Papi, Papi, dahinten ist das Kinderschminken. Komm schon!“

Felix greift nach meiner Hand und versucht, mich mit aller Kraft, die er besitzt, in die gewünschte Richtung zu ziehen. Ich muss lachen, da er es natürlich nicht schafft.

„Felix, mach doch mal langsam“, erwidere ich, schnappe ihn mir und hebe ihn auf meinen Arm. Verdammt, wann ist er nur so groß geworden? „Ich dachte eigentlich, wir gehen erst Noah begrüßen.“

„Aber den sehen wir doch sowieso gleich! Bitte, Papa. Biiiiiiiitte.“

„Also schön.“ Ich stelle ihn auf dem Boden ab und wuschle ihm über das Haar. „Aber danach gehen wir zu ihm, okay? Er wartet ja schon auf uns.“

„Okay!“, gibt Felix fröhlich zurück, als Noahs Mutter sich neben mir zu Wort meldet.

„Ach was, das kommt ja gar nicht infrage.“ Ich drehe den Kopf zur Seite, als sie sich zu uns stellt. „Wir können doch mit Felix zum Kinderschminken gehen und du gehst in der Zwischenzeit zu Noah. Wie klingt das?“

Ich lächle und lege den Kopf schief, während ich meinen Sohn fragend ansehe. „Was meinst du? Ist das okay für dich?“

Felix nickt zustimmend. „Klar! Können wir Naomi mitnehmen?“

„Wenn das nicht zu anstrengend ist?“ Meine Frage richtet sich an Tabea, die anschließend den Kopf schüttelt.

„Ach was, das geht schon. Und Kathi kommt doch auch gleich, oder?“

Ich nicke zustimmend. „Ja, sie sollte gleich kommen. Wenn ich sie sehe, schicke ich sie direkt zu euch.“

„Sehr gut.“

Ich gebe Felix die Leine und streiche ihm noch einmal über das Haar. „Pass mir gut auf sie auf, ja?“

„Das mache ich doch immer!“

Ja, da hat er recht. Mittlerweile geht er sogar kleine Runden mit ihr allein. Es passt einfach perfekt zwischen den beiden.

„Ich weiß. Und sie passt genauso gut auf dich auf!“

„Genau!“

Ich lächle und wende mich anschließend an Tabea. „Treffen wir uns dann gleich am großen Karussell? So in einer halben Stunde?“

„Ja, das sollte passen. Wenn nicht, dann telefonieren wir vorher.“

„In Ordnung, dann bis gleich.“

„Ja, bis gleich.“

Sie wenden sich von mir ab und ich schaue ihnen lächelnd hinterher, bis sie fast nicht mehr zu sehen sind.

Es ist ein schönes Gefühl, zu wissen, dass Noahs Eltern Felix mögen und dass sich alle so gut verstehen. Dabei hat gerade Tabea lange gebraucht, um zu verstehen, dass ich ihrem Sohn nichts Böses will und nicht so bin wie der Idiot, mit dem er vorher zusammen war. Aber es ist ihr hoch anzurechnen, dass sie ihn beschützen möchte. Nicht jede Mutter sorgt sich so sehr um ihr Kind, wie sie es macht.

„Meine Güte, was für ein Chaos.“

Ich drehe mich um, als ich hinter mir Kathis Stimme vernehme und muss schmunzeln, als sie vollkommen außer Puste vor mir zum Stehen kommt.

„Viel Verkehr?“

Sie nickt. „Katastrophal. Das nächste Mal nehme ich das Rad!“

„Du?“ Ich muss lachen. „Wo du so sportlich bist.“

„Ach du.“ Sie schlägt mir gespielt beleidigt vor die Brust. „Wo sind denn die anderen?“

„Schon vorgegangen, da Felix nicht warten konnte. Sie sind beim Kinderschminken. Ich habe gesagt, ich schicke dich dahin, wenn du kommst.“

„Sehr gut. Und du? Einmal zu Noah?“

Ich nicke zustimmend. „Genau. Und vielleicht lasse ich ihn dieses Mal auch stehen und zerstöre nicht die Gläser auf seinem Tablett.“

Kathi lacht auf. „Das wäre ihm zu wünschen.“ Dann lächelt sie. „Gut, dann gehe ich mal zu den anderen und du besuchst deinen Schatz. Wir sehen uns dann gleich, ja?“

„Na klar, aber lass dir nicht auch einen Tiger verpassen. Die Mädels sind schnell dabei.“

Sie lacht erneut, bevor sie den Kopf schüttelt. „Höchstens einen Panda. Mal sehen, was sie für eine Auswahl haben.“

Meine Mundwinkel verziehen sich zu einem schiefen Grinsen. Diese verrückte Nudel.

 

Der Weg zu Noah ist nicht weit, dennoch muss ich mich durch einige Menschenansammlungen drängen, mit denen ich nicht gerechnet habe. So voll kam es mir vorhin gar nicht vor. Allerdings stehen bei den Speisen und Getränken ja immer mehr Leute als auf dem Rest eines Festes.

Angekommen bei den Getränken schaue ich mich suchend nach Noah um, kann ihn aber zunächst nicht entdecken. Es dauert ein paar Minuten, bis ich ihn mit seinem leeren Tablett am Getränkewagen stehen sehe.

Mit einem Lächeln auf den Lippen gehe ich auf ihn zu und tippe ihm von hinten auf die Schulter.

Erschrocken dreht er sich mit großen Augen zu mir um.

„Meine Güte. Musst du mich so erschrecken?“, sagt er lachend, woraufhin ich den Kopf schief lege.

„Seit wann bist du denn so schreckhaft?“

„Nur wenn ich konzentriert bin.“ Er grinst, dann schlingt er seine Arme um meinen Hals und küsst mich. „Aber ich bin ja schon froh, dass du mich nicht über den Haufen gerannt hast.“

„So?“ Ich lege meine Arme um seinen Körper. „Hätte ich das nicht getan, würden wir uns jetzt gar nicht kennen.“

„Das heißt ja aber nicht, dass du es wieder tun musst.“ Er schmunzelt, dann sieht er kurz hinter mich. „Wo ist denn mein kleiner Schatz? Hat der große ihn gar nicht mitgebracht?“

Für diese Frage muss ich ihn einfach küssen, denn es ist immer wieder ein unbeschreibliches Gefühl, zu wissen, dass die beiden sich so gut verstehen. Denn auch wenn Felix anfangs noch Angst hatte, dass sich irgendetwas zum Negativen verändern würde, so hat er Noah verdammt schnell in sein Herz geschlossen. Die beiden sind ein Herz und eine Seele. Und es gibt für mich nichts Schöneres, als genau das zu wissen.

„Er ist schon mal mit deinen Eltern und Kathi zum Kinderschminken. Du weißt ja, Geduld ist nicht seine Stärke.“

„Von wem er das nur hat?“ Noah grinst, bevor er seine Hand in meinen Nacken legt und leicht über meine Haut streichelt. „Weißt du, worauf ich mich freue?“

„Nein?“

Natürlich weiß ich es, aber ich möchte es dennoch gern hören.

„Darauf, dass morgen endlich meine restlichen Sachen zu dir kommen. Dann bin ich offiziell endlich deins.“

„Das bist du doch auch jetzt schon“, erwidere ich, denn genauso ist es.

Noah verbringt jede freie Minute bei uns. Dass er jetzt offiziell bei uns einzieht, ändert im Grunde nichts.

„Ich weiß, trotzdem freue ich mich darauf.“

„Das geht mir nicht anders. Glaube mir.“

Er lächelt und legt seine Lippen auf meine, als wir aus der Entfernung jemanden meckern hören. Noah schmunzelt, dann löst er sich von mir.

„Ich glaube, ich muss mal wieder an die Arbeit, bevor es Ärger mit Thorsten gibt.“ Er dreht sich um, doch Thorsten grinst nur. „Wir sehen uns später, ja? Ich schätze, heute wird es nicht ganz so spät.“

„Egal wie spät, ich werde warten.“ Ein letzter Kuss, dann gebe ich ihn frei. „Ich liebe dich.“

„Ich liebe dich auch.“

Für immer.

 

 

Ende