16

Heute haben wir früher Schulschluss. Ich eile durch den Korridor zu Peters Schließfach und werde von Mrs. Duvall aufgehalten. »Lara Jean, du gehst doch zu dem Kennenlernabend heute?«

»Ähm …« Ich habe keine Ahnung, wovon sie spricht.

Sie sieht mich missbilligend an. »Ich habe dir doch letzte Woche eine Erinnerungsmail geschrieben! Ein kleines Treffen für Schüler aus Charlottesville, die einen Studienplatz am College of William and Mary haben. Von unserer Schule werden einige dort sein, aber auch aus anderen Schulen. Das ist eine gute Gelegenheit, deine künftigen Kommilitonen schon im Vorfeld kennenzulernen.«

»Oh …« Ich hatte die Mail zwar gelesen, den Termin aber gleich wieder vergessen. »Ich würde gerne kommen, aber ich kann nicht, weil ich … äh … familiäre Verpflichtungen habe.«

Genau genommen ist das nicht mal gelogen. Peter und ich wollen zu einer Haushaltsauflösung nach Richmond. Er muss ein paar Beistelltische für den Antiquitätenladen seiner Mutter abholen, und ich will nach einem Kuchentisch für Daddys Hochzeit suchen.

Mrs. Duvall mustert mich eingehend. »Nun, es wird bestimmt noch andere Gelegenheiten geben. Aber dir ist schon bewusst, dass viele Schüler nur zu gerne mit dir tauschen würden, Lara Jean?«

»Natürlich«, versichere ich ihr, dann haste ich weiter, um Peter zu treffen.

Die Haushaltsauflösung entpuppt sich als totaler Flop, zumindest für mich. Peter holt die Beistelltische, aber ich finde nichts Passendes für eine feenhafte Gartenhochzeit. Nur eine Kommode, die ich lackieren oder mit einem Rosenmuster bekleben könnte. Leider kostet sie dreihundert Dollar, was Dad und Trina vermutlich zu teuer wäre. Trotzdem mache ich für alle Fälle ein Foto von ihr.

Anschließend gehen Peter und ich in ein Lokal namens Croaker’s Spot, von dem ich im Internet gelesen habe, und essen frittierten Fisch und buttriges Maisbrot, das vor Sirup nur so trieft.

»Richmond ist cool«, sagt er und wischt sich die Sauce vom Kinn. »Schade, dass das William and Mary nicht in Richmond ist. Dann wäre es auch näher an der UVA.«

»Williamsburg liegt nur eine halbe Stunde weiter weg«, sage ich. »Außerdem dauert es nicht mal ein ganzes Jahr, bis ich auch an die UVA komme.« Ich zähle die Monate an den Fingern ab. »Es sind eigentlich nur neun Monate. Und in den Weihnachtsferien komme ich nach Hause und in den Frühlingsferien auch.«

»Genau«, sagt er.

Als ich nach Hause komme, ist es bereits dunkel. Dad, Trina und Kitty sitzen am Küchentisch und sind fast fertig mit dem Essen.

Bei meinem Anblick steht Dad auf. »Nimm Platz, ich hole dir einen Teller.« Augenzwinkernd fügt er hinzu: »Trina hat ihr Zitronenhühnchen gemacht.«

Trinas Zitronenhühnchen ist eigentlich nur Hühnerbrust mit Zitronenmarinade und in ein wenig Öl gebraten, aber es ist ihr Spezialgericht und schmeckt richtig gut.

Ich schlüpfe auf einen Stuhl und sage: »Nein danke, ich habe schon einen ganzen Berg verdrückt.«

»Gab es bei diesem Kennenlernabend was zu essen?«, fragt Dad und setzt sich wieder. »Wie war es denn?«

»Wieso weißt du denn davon?«, frage ich und beuge mich vor, um Trinas Hündin Simone zu streicheln. Sie ist mir in die Küche gefolgt und sitzt nun zu meinen Füßen, weil sie auf ein paar Krümel hofft.

»Die Einladung kam mit der Post. Sie hängt am Kühlschrank!«

»Ach so. Ich war gar nicht dort. Ich bin mit Peter nach Richmond, um nach einem Kuchentisch für eure Hochzeit zu suchen.«

Dad mustert mich kritisch. »Du bist an einem ganz normalen Schulnachmittag nach Richmond gefahren? Wegen eines Tisches?«

O-oh. Hastig ziehe ich mein Handy heraus und zeige ihnen die Kommode. »Sie wäre nicht ganz billig, aber wir könnten die Schubladen halb aufziehen und mit Rosen füllen. Aber wenn sie euch zu teuer ist, finde ich bestimmt noch was anderes.«

Dad beugt sich vor und schaut auf das Display. »Schubladen voller Rosen? Das klingt teuer und nicht gerade umweltfreundlich.«

»Na ja, Gänseblümchen würden es auch tun, aber der Effekt wäre nicht der gleiche.« Ich schaue zu Kitty. »Ich würde auch gern über die Kleider der Brautjungfern mit euch sprechen.«

»Moment mal, ich will erst noch mal darüber reden, warum du deinen College-Kennenlernabend verpasst, um nach Richmond zu fahren«, wirft Dad ein.

»Keine Sorge, Daddy, es gibt noch jede Menge solcher Treffen, bevor im Herbst das Semester losgeht«, versichere ich ihm. »Kitty, noch mal wegen dem Brautjungfernkleid …«

Sie schaut nicht mal auf. »Trag dein Nachthemd doch selbst.«

Ich ignoriere ihre Worte. »Aber es wirkt nicht, wenn nur ich ein Kleid trage. Das Schöne ist doch, dass wir einheitlich aussehen. Alle drei im gleichen Kleid, ätherisch wie Engel. Nur dann wirkt es richtig. Mit mir allein funktioniert es nicht. Wir müssen zu dritt sein.« Ich weiß nicht, wie oft ich das Wort »ätherisch« noch wiederholen muss, damit die anderen kapieren, welche Atmosphäre die Hochzeit haben soll.

Kitty sagt: »Wenn du willst, dass wir alle gleich aussehen, kannst du ja auch einen Smoking anziehen. Mich stört das nicht.«

Ich atme tief ein, um sie nicht anzuschreien. »Gut, warten wir einfach, was Margot dazu sagt.«

»Margot ist das alles völlig schnuppe.« Kitty steht auf und stellt ihren Teller in die Spüle. Als sie mir den Rücken zuwendet, hebe ich die Hände, als wollte ich sie erwürgen. »Das hab ich gesehen«, sagt sie. Ich schwöre, das Mädchen hat sogar im Hinterkopf Augen.

»Was meinst du dazu, Trina?«, frage ich.

»Es schert mich im Geringsten, was ihr drei anhabt. Ich finde nur, dass du deine Ideen erst mit Margot und Kristen besprechen solltest. Sie haben vielleicht ihre eigenen Vorstellungen.«

Feinfühlig sage ich: »Nur zu deiner Information, es heißt ›Es schert mich nicht im Geringsten‹. Sonst würde es dich ja genau genommen doch scheren.«

Trina verdreht die Augen.

Kitty setzt sich wieder an den Tisch und fragt: »Warum spielst du dich eigentlich so auf, Lara Jean?«

Ich versetze ihr einen kleinen Stoß. Zu Trina sage ich: »Kristen ist eine erwachsene Frau und wird sicher nichts dagegen haben, sich nach dem zu richten, was wir Kinder wollen.«

Trina ist sich da offenbar nicht so sicher. »Sie zieht bestimmt nichts an, in dem ihre Arme zu sehen sind. Das heißt, sie wird ein passendes Jäckchen dazu haben wollen.«

»Äh – das geht nicht.«

Trina hält die Hände in die Höhe. »Das musst du mit Kristen ausmachen. Wie gesagt, mich schert das im Geringsten.« Sie schielt zu mir, und ich lache, genau wie Kitty.

»Können wir bitte noch mal über diesen Kennenlernabend sprechen, den du geschwänzt hast?«, fragt Dad mit gerunzelter Stirn. »Das war bestimmt eine schöne Veranstaltung.«

»Beim nächsten Mal gehe ich auf jeden Fall hin«, verspreche ich ihm, obwohl ich das keineswegs vorhabe. Es lohnt sich für mich nicht, solche Veranstaltungen zu besuchen und mich mit anderen Studenten anzufreunden, weil ich sowieso nur neun Monate an diesem College sein werde.

Nachdem ich mir eine Portion Eis genommen habe, gehe ich nach oben und schicke Margot eine Nachricht, um festzustellen, ob sie schon schläft. Sie ist noch wach, und ich rufe sie sofort an, um mir Unterstützung in der Kleiderfrage zu holen. Aber Kitty hatte recht – Margot ist das alles total egal.

»Ich mache, was ihr wollt«, sagt sie.

»Die heißeste Ecke in der Hölle ist für diejenigen reserviert, die auch in Krisenzeiten ihre Neutralität wahren wollen«, doziere ich und lecke meinen Löffel ab.

Sie lacht. »Ich dachte, die heißeste Ecke in der Hölle wäre für die Frauen, die anderen Frauen nicht helfen.«

»Tja, in der Hölle gibt es viele Räume. Ehrlich, findest du nicht, dass Kitty in einem Smoking total albern aussieht? Das ist eine Gartenhochzeit, da sollte feenhafte Atmosphäre herrschen!«

»Sie wird auch nicht alberner aussehen als du mit deinen Blumen im Haar. Lass sie doch anziehen, was sie will. Du trägst deinen Blütenkranz, und ich suche mir was Neutrales aus. Ich weiß sowieso nicht, warum ich unbedingt Brautjungfer sein muss, wo ich Ms. Rothschild doch kaum kenne. Klar, das ist nett von ihr gemeint, aber es ist so unnötig. Mir ist das alles etwas zu viel.«

Nun bereue ich es, das Thema Smoking kontra Blumenkranz überhaupt zur Sprache gebracht zu haben. Nachher kommt Margot noch auf die Idee, der Hochzeit fernzubleiben. Immerhin könnte man ihre Gefühle Trina gegenüber bestenfalls als gleichgültig bezeichnen. Hastig sage ich: »Na ja, dann lassen wir die Blütenkränze eben weg. Wir können beide ein ganz schlichtes Kleid anziehen und Kitty trägt ihren Smoking. Das würde doch gut passen.«

»Wie war der Kennenlernabend heute? Hast du ein paar coole Leute getroffen?«

»Wieso wissen eigentlich alle außer mir von dieser Veranstaltung?«

»Die Einladung hing am Kühlschrank.«

»Ach so. Ich war nicht dort.«

Schweigen. »Lara Jean, hast du schon die Anzahlung für das College überwiesen?«

»Das mache ich schon noch! Das Geld ist erst am ersten Mai fällig.«

»Hast du vor, vielleicht doch nicht hinzugehen?«

»Nein! Ich bin einfach nur noch nicht dazu gekommen. Hier ist gerade so viel los, mit den ganzen Hochzeitsvorbereitungen und so.«

»Klingt, als würde es eine Riesenfeier werden. Ich dachte, sie wollten es schlicht halten.«

»Wir überlegen ja nur, was möglich wäre. Es wird trotzdem sehr schlicht. Es soll einfach ein besonderer Tag werden, ein Tag, den wir nie vergessen.«

Nachdem wir aufgelegt haben, bringe ich die Eisschüssel in die Küche. Auf dem Weg zurück in mein Zimmer bleibe ich im Wohnzimmer stehen, wo das Hochzeitsfoto meiner Eltern über dem Kamin hängt. Mom trägt ein Spitzenkleid mit Flügelärmeln und einem weiten Rock. Sie hat die Haare zu einem Knoten hochgesteckt, aus dem sich ein paar Haarsträhnen gelöst haben, und sie trägt Diamant­ohrringe, was sie im Alltag nie getan hat. Sie hat fast nie Schmuck getragen oder sich groß geschminkt. Dad hat einen grauen Anzug an, aber noch keine grauen Haare, und seine Wangen sind glatt wie Babyhaut, ohne jegliche Bartstoppeln. Mom sieht aus, wie ich sie in Erinnerung habe, er wirkt viel jünger.

Mir fällt ein, dass wir das Bild noch abhängen sollten. Trina hat vielleicht keine Lust, es jeden Tag anschauen zu müssen. Momentan scheint es sie nicht zu stören, aber das dürfte sich ändern, wenn sie nach der Hochzeit hier wohnt. Ich könnte es in mein Zimmer hängen. Falls Margot es nicht will. Ich werde sie fragen, wenn sie wieder hier ist.

Ein paar Tage später kommt Trinas Freundin Kristen nach dem Abendessen bei uns vorbei, mit einer Flasche Rosé und einem Stapel Hochzeitszeitschriften bewaffnet. So wie Trina über Kristen gesprochen hat, hatte ich mir eine riesige, einschüchternde Frau vorgestellt, aber Kristen nicht größer als ich. Ihre braunen Haare sind zu einem kurzen Bob geschnitten, ihre Haut ist gebräunt. Ihre Zeitschriftensammlung umfasst mehrere Jahrgänge und ist wirklich beeindruckend. »Bitte die Ecken nicht knicken«, ermahnt sie mich, was mich ärgert. Als würde ich so etwas tun.

»Ich finde, wir sollten zuerst über die Brautparty sprechen«, verkündet Kristen und streichelt Jamie Fox-Pickle, der seinen Kopf in ihren Schoß gelegt hat. So schnell hat er sich noch nie mit einer fremden Person angefreundet – ein gutes Zeichen, finde ich.

»Ich fände eine Teeparty schön. Ich könnte Sandwiches machen mit abgeschnittener Rinde und kleine, mundgerechte Scones mit Schlagsahne …«, schlage ich vor.

»Ich dachte eher an eine Soul-Cycle-Party«, meint Kristen. »Mit passenden neonfarbenen Sportrikots, auf denen ›Team Trina‹ steht. Wir könnten den Kursraum mieten!«

Ich bemühe mich, nicht enttäuscht zu wirken, und nicke nur.

»Beide Ideen sind toll, aber ich möchte eigentlich keine Brautparty«, wirft Trina ein. Kristen guckt genauso entsetzt wie ich. Mit einem entschuldigenden Lächeln erklärt Trina: »Wir haben sowieso schon viele Sachen doppelt. Der Sinn einer Brautparty besteht ja darin, der Braut Dinge zu schenken, die sie für ihren Haushalt braucht, aber mir fällt wirklich nichts ein, was uns noch fehlt.«

»Wir haben keine Eismaschine«, wende ich ein. Ich spiele schon seit einer Weile mit dem Gedanken, ein paar Eisrezepte auszuprobieren, aber das Gerät, das mir vorschwebt, kostet über vierhundert Dollar. »Und Dad redet ständig von einer Nudelmaschine.«

»So was können wir uns selbst kaufen. Wir sind schließlich erwachsen.«

Kristen will widersprechen, aber Trina sagt: »Nein, Kris, ich habe mich entschieden. Keine Brautparty. Ich bin über vierzig, Herrgott noch mal. Ich habe den ganzen Zirkus schon mal mitgemacht.«

Kristen meint steif: »Ich weiß nicht, was das damit zu tun hat. Eine Brautparty ist dafür da, dass die Braut im Mittelpunkt steht und mit ihren Freundinnen feiert. Aber gut. Wenn du darauf keinen Wert legst, dann eben nicht.«

»Danke«, sagt Trina. Sie beugt sich vor und legt den Arm um Kristen, die einen strengen Blick aufsetzt.

»Aber einen Junggesellinnenabschied gibt es. Da wird nicht verhandelt. Das muss sein. Punkt.«

Lächelnd antwortet Trina: »Dagegen wehre ich mich auch nicht. Vielleicht können wir das mit deiner Soul-Cycle-Idee verbinden?«

»Unsinn. Das ziehen wir richtig groß auf. Vegas, oder? Du liebst doch Las Vegas. Ich schreibe den Mädels heute Abend gleich eine Mail, damit Sarahs Mann uns eine Suite im Bellagio …«

»Vegas kommt leider nicht infrage«, sagt Trina. »Der Junggesellinnenabschied muss hier in der Stadt stattfinden, und er muss jugendfrei sein, damit die Mädchen dabei sein können.«

»Welche Mädchen?«, fragt Kristen verwirrt.

Trina deutet auf mich. »Meine Mädchen.« Sie lächelt mich schüchtern an.

Ich lächele zurück, mit einem warmen Gefühl im Herzen.

»Wie wär’s mit einer Karaokeparty?«, schlage ich vor, und Trina klatscht begeistert in die Hände.

Kristen bleibt der Mund offen stehen. »Nimm’s mir nicht übel, Lara Jean – aber was zum Teufel soll das, Trina? Du kannst deine zukünftigen Stiefkinder doch nicht zu deinem Junggesellinnenabschied einladen. Das gehört sich einfach nicht. Sonst können wir ja gar nicht so feiern, wie es sich für einen solchen Anlass gehört. So wie früher – sturzbetrunken sein und dich an deinem letzten Abend als Single richtig austoben.«

Trina schaut mich kopfschüttelnd an. »Nur dass du es weißt, wir waren nie sturzbetrunken.« Zu Kristen sagt sie: »Kris, für mich sind die drei nicht meine zukünftigen Stiefkinder. Sie sind einfach … die Mädchen. Aber keine Angst, wir werden trotzdem Spaß haben. Margot ist schon im College und Lara Jean bald auch. Sie vertragen schon ein bisschen Sangria und Chardonnay.«

»Du stehst echt auf Weißwein, was?«, sage ich, und Trina knufft mich in die Seite.

Kristen atmet tief aus. »Und was ist mit der Kleinen?«

»Kitty ist sehr reif für ihr Alter.«

Kristen verschränkt die Arme. »Da muss ich ein Machtwort sprechen. Ein Kind hat bei einem Junggesellinnenabschied nichts zu suchen. Das gehört sich einfach nicht.«

»Kris!«

Nun melde ich mich zu Wort. »Ich muss Kristen recht geben. Kitty kann nicht in eine Karaokebar. Sie ist zu jung.«

»Aber sie wird furchtbar enttäuscht sein!«

»Sie wird’s überleben«, meine ich nur.

Kristen nippt an ihrem Rosé. »Enttäuschungen sind gut für Kinder. Das bereitet sie auf das wahre Leben vor. Da dreht sich auch nicht immer alles nur um sie.«

Trina rollt mit den Augen. »Nachdem du ein Machtwort wegen Kitty gesprochen hast, spreche ich ein Machtwort, was Penisse betrifft. Das ist mein Ernst, Kris. Keinen Penis-Kuchen, keine Penis-
Strohhalme, keine Penis-Nudeln. Keine Penisse. Punkt.«

Ich erröte. Gibt es wirklich Penis-Nudeln?

»Na gut.« Kristen zieht einen Schmollmund.

»Also gut. Können wir jetzt zur eigentlichen Hochzeit übergehen?«

Ich hole meinen Laptop und rufe mein Collage auf. In diesem Moment beschließt Kitty, uns mit ihrer Anwesenheit zu beehren. Sie hat die ganze Zeit im Wohnzimmer ferngesehen.

»Und, wie weit sind wir mit den Planungen?«, will sie sofort wissen.

Kristen mustert sie prüfend und sagt dann: »Was soll es denn zum Essen geben?«

»Wie wäre es mit einem Foodtruck?«, schlage ich vor. »Waffeln, zum Beispiel?«

Kristen schürzt die Lippen. »Ich hatte eher an ein Grillbuffet gedacht. Das liebt Trina doch so.«

»Hmmm«, sage ich. »Machen so was nicht mittlerweile alle? Ich finde, das ist irgendwie …«

»Abgefrühstückt?«, schlägt Kitty vor.

»Ich wollte ›einfallslos‹ sagen.« Aber sie hat recht.

»Aber Trina liebt es zu grillen.«

»Könnt ihr bitte mal aufhören, so zu tun, als sei ich nicht da?«, beschwert sich Trina. »Ich grille tatsächlich sehr gern. Und als Dekoration fände ich Einmachgläser mit Blumen schön.«

Ich erwarte, dass Kitty sich wieder abfällig über Einmachgläser äußert, aber sie sagt nichts in der Art. Sie meint nur: »Was haltet ihr von essbaren Blumen in den Getränken?« Die Idee hat sie bestimmt von mir geklaut.

Begeistert rutscht Trina auf ihrem Stuhl herum. »Ja! Das wäre super!«

Hastig füge ich hinzu: »Wir könnten eine leckere Bowle machen und ein paar Blumen darauf treiben lassen.«

Kristen schaut mich anerkennend an.

Dadurch bestärkt, sage ich feierlich: »Und was die Kuchen angeht: Wir brauchen natürlich eine Hochzeitstorte und einen Bräutigamkuchen.«

»Müssen es wirklich zwei Kuchen sein?« Trina kaut an ihrem Nagel. »So viele Leute sind wir doch gar nicht.«

»Wir sind hier in den Südstaaten, da muss es einen Bräutigamkuchen geben. Für dich hatte ich an einen Biskuit mit einer Vanille-Buttercreme gedacht.« Trina strahlt mich an. Sie liebt Kuchen ohne viel Schnickschnack. Nicht gerade aufregend zu backen, aber es ist nun mal ihr Lieblingskuchen. »Für Dad dachte ich an einen … Schokoladenkuchen mit Pfefferminzkeksen.« Ich kann den Kuchen schon förmlich vor mir sehen.

Diesmal nickt Kitty mir zustimmend zu.

Seit Wochen habe ich mich nicht mehr so in meinem Element gefühlt.