Tatsächlich habe ich Anfang Dezember Fotos von mir machen lassen und an meinen Papa, an dich, meine liebe Julia, an Nicole und an Holger geschickt. Er antwortete umgehend begeistert: »Du siehst so toll aus, meine (!) liebe Andrea, guckst viel selbstbewusster in die Welt als damals in der U-Haft, als ich dich kennenlernte … Bitte, beantrage, dass ich dich bald besuchen kann, ich möchte wissen, ob du dich auch so gut fühlst wie du aussiehst!«
Das geht doch runter wie Öl. Oder anders gesagt, ehrlicher: Dass Holger so unbeirrt zu mir hält, gibt mir Kraft und tut mir ungemein gut. Aber keine Ahnung, wie das weitergehen soll. Er weiß, was ich getan habe, das hatte ich nach der Urteilsverkündung angedeutet. Hat er dazu etwas gesagt? Ich erinnere mich nicht. Offenbar scheint er wirklich auf mich zu warten. Ich muss sehr genau prüfen, wie ich mit ihm umgehe, denn ich möchte ihn keineswegs enttäuschen. Ob eine tragfähige Beziehung daraus wird? Ich glaube, das kann ich erst beurteilen, wenn ich draußen bin.
Den Besuchsantrag für ihn werde ich noch eine Weile rausschieben, deine Besuche sind mir wichtiger, damit das Band zwischen uns, das mir schon recht gelockert scheint, nicht reißt. Das muss er verstehen.