Heute hatte ich nichts Besseres vor, wollte raus aus meiner Hütte, also ging ich mal wieder in die Kirche. Guter Entschluss, denn der Gottesdienst hat mich fröhlich gestimmt. Ich habe sogar lauthals die Lieder mitgesungen. Besonders berührt hat mich Der Herr ist mein Hirte … und darin die Zeilen: Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück, denn Du bist bei mir. Dieser Text hat doch was Tröstliches.
Gut gelaunt ging ich später auf den Hof und quatschte ein bisschen mit ein paar Frauen. Am Himmel kein Wölkchen, die Sonne wärmte noch, eigentlich schien tiefer Frieden, bis ich mitkriegte, wie Hanna mit zwei Frauen aneinandergeriet. Ich weiß, dass die reservierte Hanna, wenn sie ausrastet, kräftig austeilen kann. Die drei schrien sich an, ich verstand zwar kein Wort, aber als ich sah, wie Hanna den Arm hob, rannte ich los, fiel sie von hinten an und riss den Arm runter.
»Hört auf, Leute, lasst den Mist«, sagte ich und stellte mich zwischen die Frauen. Die guckten mich alle drei an, als sei ich eine arme Irre, dann brüllten sie mich an, was ich mir einbilde, mich da einzumischen.
»Ich bilde mir gar nix ein«, sagte ich mit Bestimmtheit. »Ich finde es nur blöde, wenn ihr euch den schönen Sonnentag verderbt und hier Mische macht.« Dann zog ich Hanna fort zum Teich. Die anderen beiden trollten sich.
»Ich will gar nicht wissen, was los war«, sagte ich zu Hanna. »Komm, wir setzen uns dorthin und lassen uns die Sonne ins Gesicht scheinen, damit wir noch ein bisschen Farbe kriegen.«
Wir reckten die Gesichter gen Himmel und schwiegen. Vielleicht grummelte Hanna noch in sich rein. Aber ich wunderte mich über mich: Früher bin ich jedem Streit aus dem Weg gegangen, ob ich daran beteiligt war oder nicht. Und was war das jetzt? Gut gemacht, Andrea Wagner! Innerlich klopfte ich mir auf die Schulter.