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»So, dann wollen wir mal auf dem Mond landen«, sagte Colin, nachdem er die Luke zur Gatewaystation geschlossen und verriegelt hatte, und klatschte in die Hände.
Freddy wandte sich kurz um, zuckte mit den Schultern und widmete seine Aufmerksamkeit wieder seiner Checkliste.
Colin überprüfte die Dichtigkeit der Luke und drückte dann auf die Sprechtaste am Kabel seines Headsets. »Wir sind klar zum Abdocken.«
»Verstanden«, plärrte Terence’ Stimme aus dem Kopfhörer. »Die Luke auf unserer Seite ist ebenfalls dicht. Viel Erfolg. Ich überwache eure Trennung von der Konsole aus.«
Colin winkte durch das kleine Fenster in der Luke, aber Terence war schon verschwunden. Der Commander der Mondfähre seufzte und stieß sich mit den Händen ab. Er schwebte zu seinem Sitz, der mehr Ähnlichkeit mit einem Barhocker als mit einem Pilotensitz hatte, und hakte seine Füße in den Riemen auf dem Boden ein. Dann schnallte er sich mit dem Bauchgurt am Hocker fest. Sie würden stehend auf dem Mond landen, wie die Apollo-Astronauten vor sechzig Jahren. Die geringe Schwerkraft des Mondes und der vergleichsweise schwache Schub des Fährentriebwerks stellten keine nennenswerte Belastung für den Körper dar. Außerdem hatte Colin bei der Landung so eine bessere Sicht auf die Mondoberfläche unter sich.
»Ich bin mit der Checkliste durch.« Freddy machte die Liste mit Klettband an der Wand der Fähre fest. »Wir sind bereit zum Abdocken.«
»Prima.« Colin aktivierte die Anzeigen vor sich auf der Konsole. Jetzt brauchten sie nur noch die Freigabe von Houston.
»Commander?«
Colin wandte den Kopf. Freddy hatte die Hand ausgestreckt.
»Alles gut?«, fragte Colin.
»Wenn alles glattgeht, stehen wir in einer Stunde auf der Mondoberfläche. Ganz gleich, ob es klappt oder nicht, ich möchte die Gelegenheit nutzen, um dir zu danken, dass du an mich glaubst.«
Colin musste schlucken, dann ergriff er die Hand seines Copiloten und schüttelte sie. Er hatte Freddy zwar nicht für die Mission ausgewählt, sondern Greg, der Leiter der bemannten Raumflugoperation in Houston, aber für gewöhnlich hatte der Commander ein Vetorecht. Wenn Colin der Meinung gewesen wäre, dass Freddy der Aufgabe nicht gewachsen war, dann hätte Greg jemand anders ausgewählt.
Aber darüber musste man doch nicht reden! »Ist mir eine Ehre«, sagte er. »Können wir loslegen?«
Freddy nickte und wandte sich wieder seinen Kontrollen zu.
Colin schaltete das Mikro auf Vox. Von nun an würde die Bodenkontrolle alles hören, was in der Kabine gesprochen wurde.
»Houston, hier Beagle. Wir sind bereit für das Abdockmanöver.«
»Verstanden«, hörte er die Stimme von Capcom Malcolm Dallas, dem Verbindungsmann der Bodenkontrolle zum Raumschiff.
»Irgendwelche Updates für den Bordcomputer?«, fragte Colin.
»Nein«, sagte Dallas. »Wir benutzen die heute Morgen übermittelte Navigationslösung. Keine Updates nötig.«
»Verstanden«, bestätigte Colin.
»Gehen wir kurz den Zeitplan durch«, forderte Dallas. »Abdocken in zehn Minuten, zwanzig Sekunden um 13 :24  UTC , Deorbit um 13 :55  UTC . Die Landung ist dann für 14 :41  UTC vorgesehen.«
Colin glich die Zeiten mit dem Display des Bordcomputers ab. Das waren auch ihre Werte. »Check.«
»Sie können jetzt mit der Abdockcheckliste fortfahren.« Malcolm klang emotionslos. Eigentlich verstand sich Colin mit dem Astronautenkollegen ausgezeichnet und bei vergangenen gemeinsamen Trainings hatten sie keine Gelegenheit ausgelassen, blöde Witze zu reißen und joviale Sprüche zu klopfen. Davon war jetzt über Funk nichts zu hören, denn der Funkverkehr war uncodiert, wurde ganz sicher von Hunderten Journalisten abgehört und von Dutzenden Fernsehsendern und Streaminganbietern in die ganze Welt übertragen. Die erste der neuen Mondlandungen war letztes Jahr von einer halben Milliarde Menschen am Bildschirm verfolgt worden. Bei der zweiten war die Zahl der Zuschauer schon auf einige Dutzend Millionen geschrumpft und heute würden es sicher noch weniger sein, aber es blieben garantiert noch immer Millionen Männer und – ganz wichtig – Frauen übrig. Also Grund genug, sich nicht lächerlich zu machen.
»Lösen der elektrischen Verbindungen zur Station«, las Freddy vom Bildschirm ab. »Bus A.«
Colin betätigte den Schalter auf der linken Überkopfkonsole. »Bus A getrennt.«
»Bus B«, sagte Freddy.
Colin betätigte auch diesen Schalter. »Getrennt.«
»Trenne Datenbus A, B und die PtP-Verbindungen.«
Colin drehte den Knopf nach links in die Aus-Stellung. »Getrennt.«
»Auto RCS auf inhibit.«
Colin drückte den Schalter. Die Steuerdüsen waren nun aktiviert, konnten aber nicht automatisch vom Bordcomputer ausgelöst werden, damit austretendes Gas nicht die Instrumente außen an der Orbitalstation kontaminierte. Wenn sie nach dem Abkoppeln in sicherer Distanz waren, würden sie das System endgültig aktivieren.
»Das war’s«, verkündete Freddy. »Checkliste abgeschlossen.«
»Houston«, sagte Colin in sein Mikro. »Bereit zum Lösen der Riegel.«
»Beagle, Standby«, erreichte sie nach langen Sekunden die Antwort.
Colins und Freddys Blicke trafen sich.
Was soll das denn?
Normalerweise war vorgesehen, unmittelbar den Befehl zum Lösen der Riegel zu geben. Wenn Houston jetzt damit zögerte, dann war irgendetwas nicht so, wie es sein sollte.
»Was soll die Scheiße?«, fragte Freddy.
Blitzschnell griff Colin an die Kommunikationskonsole und schaltete das offene Mikro aus.
Freddy biss sich auf die Lippen. Er hatte es wohl vergessen. Für den Kraftausdruck würde er sicher nach der Rückkehr zur Erde Prügel von der PR -Abteilung einstecken müssen.
»Houston, Beagle, verstanden«, sagte Colin.
Und dennoch …
Was soll die Scheiße?
Die Sekunden vergingen, ohne dass Houston sich meldete. Colin sah immer wieder auf den Timer. Die Prozeduren für Abkopplung und Einleitung des Abstiegsorbits waren eng getaktet. Sehr viel Spielraum für eine Wartezeit war nicht vorgesehen. Wenn sie nicht in spätestens zehn Minuten abgekoppelt hatten, dann war die Mondlandung für den heutigen Tag geplatzt. Er hatte sich darauf eingestellt, dass heute der große Tag sein würde. Er war innerlich bereit für die anstrengende und nervenaufreibende Landung. Er wollte keine Verschiebung. Nicht bei dieser Mission.
Verdammt, verdammt!
Sein Kamerad schaute ihn aus großen Augen an, die Wangen gerötet. Er schüttelte kaum sichtbar den Kopf.
Vor dem Fenster zog die Mondoberfläche unerbittlich mit hohem Tempo an ihnen vorbei, während sie sich dem Punkt näherten, an dem die Triebwerkszündung für den Abstiegsorbit erfolgen musste.
Quälende Augenblicke vergingen, die Colin wie eine Ewigkeit vorkamen.
Ich will jetzt endlich wissen, was los ist.
Er hieb auf die Sprechtaste seines Mikros. »Houston, Beagle. Bitte kommen.«
»Beagle, Houston. Standby.«
Colin überzeugte sich, dass die Mikros nicht mehr offen waren. »Verdammt.«
»Was kann denn nur geschehen sein?«, fragte Freddy.
»Wenn ich das nur wüsste.« Colin überflog die Bildschirme der Statusanzeigen. Alle Systeme waren grün. Wenn es ein Problem mit der Technik gab, dann war es von ihrer Position aus nicht zu sehen. Aber Houston hatte durch die Telemetrie nochmals deutlich mehr Daten zur Verfügung. Die Mondfähre mit ihren Hunderttausenden Bauteilen glich einem hochkomplexen Organismus, der Messwerte aus tausenden Sensoren nach Hause sendete. Gut möglich, dass einer davon einem Junioringenieur in einem Hinterzimmer des Kontrollzentrums nicht gefiel und darüber nun die Befehlskette hinauf diskutiert wurde.
»Beagle, hier Houston. Kommen«, tönte Dallas’ emotionslose Stimme aus dem Kopfhörer.
»Houston, wir hören.« Colin musste sich zwingen, nicht gereizt zu klingen.
»Die Mondlandung ist abgesagt. Fahrt mit der Checkliste für die Sicherung der Fähre fort.«
Colin ballte die Hand zur Faust, bis sich die Fingernägel ins Fleisch bohrten.
Abgesagt.
»Houston, roger. Dürften wir den Grund für diese Entscheidung erfahren?«
Freddy stöhnte. Kein Wunder! Für ihn war das Betreten des Mondes noch mehr ein romantischer Lebenstraum gewesen als für Colin.
In der Leitung herrschte wieder eine lange Zeit Stille. Als müsste sich Dallas für jedes Wort erst die Rückendeckung des Flugleiters einholen. Es war seltsam. Warum konnten sie ihnen nicht einfach sagen, worin das Problem bestand?
»Beagle, Houston, kommen.«
»Wir hören«, sagte Colin.
»Die Begründung für den Abbruch liegt in einer administrativen Entscheidung.«
Administrative Entscheidung?
Colin spürte Zorn in sich aufsteigen, den er mühsam wieder zurückdrängte. Das Mondprogramm war von den höchsten und allerhöchsten Stellen in Tausenden von bürokratischen Papieren gebilligt und abgesegnet worden. Einschließlich des Zeitplans. Jeder Politiker oder Manager, der jetzt noch mit bürokratischen Bedenken kam, riskierte seine Karriere. Eher gefror die Hölle, als dass all diese Papiere plötzlich ignoriert wurden. Eine technische Störung, die ihre sichere Landung gefährdete? Hätte Colin natürlich akzeptiert. Aber administrative Gründe? »Houston, ich bitte um Erläuterung.«
Wieder diese merkwürdig lange Stille im Anschluss.
»Beagle«, antwortete Dallas schließlich. »Wir können euch über diese Verbindung keine weiteren Details geben. Bitte führt die Sicherungsprozedur durch und kehrt in die Orbitalstation zurück. Judy Hoffman wurde über eine sichere Verbindung umfassend informiert. Sie wird euch mit weiteren Details versorgen. Ende.«
»Diese verdammten Bastarde. Sie sollen uns zumindest …«, begann Freddy und nestelte an den Schaltern des Kommunikationssystems.
Colin legte ihm mahnend die Hand auf die Schulter. Freddy sah ihn an. »Sie werden ihre Gründe haben.«
Freddy atmete tief durch. »Wir sollten jetzt auf dem Weg da runter sein!« Mit einer theatralischen Geste zeigte er aus dem Fenster.
»Gib mir bitte die Checkliste für die Sicherung der Landefähre«, bat Colin leise.
»Wie kannst du nur immer so gelassen bleiben?«, fragte Freddy.
Colin zuckte mit den Schultern. »Reine Einstellungssache.«
»Mich bringt das ziemlich auf die Palme.«
»Ich weiß«, antwortete Colin. »Vielleicht solltest du dir einmal die Frage stellen, warum ich der Kommandant dieser Mission bin und du der Pilot, obwohl wir in derselben Astronautenklasse von der NASA aufgenommen wurden.«
Seine Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. Freddy senkte den Blick und starrte mit versteinerter Miene das Klemmbrett in seiner Hand an.
Colin wartete, bis Freddy sich wieder gefangen hatte, dann gingen sie zusammen die Checkliste durch und sicherten die Landefähre. Schließlich verstauten sie die Raumanzüge und zogen sich die bequemeren Bordkombinationen an. Freddy öffnete die Luke zur Orbitalstation, während Colin die letzten Systeme herunterfuhr. Die Mondlandefähre wurde nun wieder von der Station mit Energie und Kühlmittel versorgt.
Colin stieß sich mit den Füßen ab und schwebte hinter Freddy in das Knotenmodul. Wie nicht anders zu erwarten, bog sein Kamerad gleich in das Teleskopmodul ab, um sich seine Antworten zu holen. »Judy?«, rief er.
Sie war nicht dort.
Colin drückte an der Wandkonsole auf die Sprechtaste des Interkoms. »Judy?«
»Ich bin mit Terence im Habitat. Kommt bitte herüber, wir haben euch etwas Dringendes mitzuteilen.« Judy sprach schnell und abgehackt.
Colin wischte sich mit der Handfläche die plötzlich entstandenen Schweißtropfen von der Stirn. Wenn Judy so nervös klang, dann musste etwas Gravierendes geschehen sein. War zu Hause ein Krieg ausgebrochen? Eine Katastrophe?
Stumm schwebten die Männer hintereinander durch die Orbitalstation, bis sie das Habitat erreicht hatten.
Judy und Terence diskutierten erregt, als Colin die Luke öffnete, verstummten aber sofort. Während Judys Gesicht stark gerötet war, war das des Bordingenieurs blass wie ein Bettlaken.
»Was ist passiert?«, fragte Colin und stoppte mit Hilfe des Handgriffs an der Decke, bis er direkt vor der Physikerin schwebte.
Sie blickte ihn einen Moment lang schweigend an, als müsse sie nach Worten suchen. Dann sagte sie heiser: »Der Komet, den ich entdeckt habe …«
»Was ist damit?«, fragte Colin. Ein Komet konnte wohl kaum dazu in der Lage sein, ihre Mondlandung zu verhindern. Oder war er etwa auf Kollisionskurs mit der Erde? Sein Herzschlag beschleunigte sich.
»Es ist kein Komet«, antwortete Judy.
»Sondern?«, hakte Colin nach.
»Ein Raumschiff«, flüsterte Judy.
Freddy lachte unterdrückt.
»Ein …« Colin verschluckte sich und musste husten. »Was?«
»Ein außerirdisches Raumschiff«, rief Terence. »Judy hat ein gottverdammtes außerirdisches Raumschiff entdeckt.«
»Das soll wohl ein Scherz sein«, meinte Freddy mit Unsicherheit in der Stimme.
Colin blickte in Judys angespanntes Gesicht und wusste, dass sie die Wahrheit sagte. Houston hätte die Mondlandung nicht abgesagt, wenn die Flugleitung nicht ebenfalls davon überzeugt gewesen wäre.
Ein außerirdisches Raumschiff.
Judys Gesicht verschwamm vor seinen Augen. Das war ein Albtraum! Gleich würde er aufwachen und mit Freddy zur Mondfähre gehen, um auf dem Fra-Mauro-Hochland zu landen.
Aber er wachte einfach nicht auf.
Es war kein Traum. Es war Realität. Und sie änderte alles!
Er atmete durch. »Also schön«, sagte er leise zu Judy. »Du bist dir absolut sicher?«
»Wir sind uns absolut sicher.«
»Und wie seid ihr darauf gekommen?«
»Durch das Spektrum. Das Teleskop am Keck hat eine genauere spektroskopische Analyse durchgeführt, als ich es von hier aus kann, und das Licht entspricht dem Emissionsspektrum des CNO -Zyklus.«
»Das sagt mir nichts«, erwiderte Colin kühl. Diese Physiker! Werfen mit Fremdwörtern und Akronymen herum, als wäre es Allgemeinwissen!
Judy holte tief Luft. »Der CNO -Zyklus bezeichnet eine Kette von Kernfusionsreaktionen, die bei hohen Temperaturen in Sternen stattfinden und durch die Verschmelzung von Wasserstoff zu Helium Energie produzieren. Dabei werden Kohlenstoff, Stickstoff und Sauerstoff als Katalysatoren benutzt. Darum CNO . So weit klar?«
Colin zuckte mit den Schultern. »Weiter.«
»Diese Fusionsreaktionen treten nur bei besonders massereichen Sternen auf. Niemals auf Kometen oder Asteroiden. Die einzige logische Erklärung ist, dass es sich um ein Raumschiff handelt, das mit einem Fusionstriebwerk unterwegs ist.«
»Ihr seid ganz sicher, dass es sich nicht um ein natürliches Phänomen handeln kann?«, fragte Freddy.
»Absolut sicher. Und es gibt noch einen weiteren Hinweis.«
»Nämlich?«, forschte Colin.
»Es verändert seine Flugbahn. Und zwar in Richtung des inneren Sonnensystems. Ein natürlicher Körper könnte niemals in dieser Form seine Flugbahn ändern.«
Colins Herz machte einen Sprung. »Du meinst, es ist hierher unterwegs?«
Judy nickte.
Colin biss die Zähne aufeinander, bis es knirschte. Die Menschheit hatte also gefunden, wonach sie so lange mit so großem Aufwand gesucht hatte. Die Gewissheit, dass sie nicht alleine im Universum war. Und es war nicht nur die Gewissheit. Es war nicht nur ein aufgefangener Funkspruch aus einer unendlich weit entfernten Ecke des Alls, sondern die Fremden waren tatsächlich mit einem Raumschiff hierher unterwegs. »Wann trifft es ein? Was habt ihr sonst noch herausgefunden?«
Judy hob abwehrend die Hände. »Die Daten sind vorläufig und müssen durch fortlaufende Beobachtungen präzisiert werden. Aber die Astronomen am Keck haben herausgefunden, dass es noch vier Lichttage von uns entfernt ist. Es nähert sich von oberhalb der Ekliptik und wird in vier Tagen irgendwo im inneren Sonnensystem die Umlaufbahnebene der Erde passieren.«
Colin hatte Schwierigkeiten, sich das Gesagte bildlich vorzustellen. Aber ein Wort irritierte ihn.
»Passieren? Was meinst du mit passieren ? Wann wird es auf der Erde eintreffen?«
»Gar nicht«, antwortete Judy trocken. »Es ist zu schnell. Es bewegt sich fast mit Lichtgeschwindigkeit. Ganz egal, welche Beschleunigung ihnen zur Verfügung steht, es wird niemals zum Stillstand kommen können, bis es das innere Sonnensystem erreicht.«
»Aber wieso?«, grübelte Colin. »Wenn sie was von uns wollen, müssen sie es doch irgendwie abbremsen.«
Judy schwieg.
»Hat man Funksignale empfangen?«, fragte Freddy.
Judy schüttelte den Kopf. »Bisher nicht, aber ich gehe davon aus, dass inzwischen jedes Radioteleskop und jedes optische Fernrohr auf den Besucher gerichtet ist.«
»Weiß man etwas über die Größe des Raumschiffes?« Colin erinnerte sich an einige Science-Fiction-Geschichten aus seiner Jugend. Es machte einen Unterschied, ob da eine kleine Sonde oder ein Mehrgenerationenraumschiff vom Umfang einer Stadt unterwegs war.
»Nein, bisher nicht. Dafür dürfte es auch noch viel zu weit entfernt sein.« Sie nestelte an den Ärmeln ihrer Bordkombi herum. »Ich habe euch alles gesagt, was ich weiß. Alles weitere ist nur Spekulation. Wir haben es ja auch gerade erst entdeckt.«
»Sicher«, entgegnete Colin mit aufgesetzter Ruhe. »Hat Houston gesagt, was wir jetzt machen sollen?«
Terence nickte. »Allerdings. Wir sollen unsere Zelte abbrechen, in die Orion umsteigen und so schnell wie möglich zur Erde zurückkehren. Noch heute, damit wir in zwei Tagen wieder zu Hause sind.«
»Zur Erde zurückkehren?«, fragte Freddy entgeistert. »Und unsere Mondlandung?«
»Die ist gestrichen«, antwortete Terence mit amüsiertem Unterton. »Was hast du denn gedacht?«
Colin presste die Lippen zusammen. Natürlich! Mit der kurz bevorstehenden Ankunft eines außerirdischen Raumschiffes hatte die NASA andere Sorgen als eine Mondlandung, die man im Zweifelsfall jederzeit wiederholen konnte. Houston wollte alle Ressourcen freihaben, um auf den Ankömmling reagieren zu können.
Und dennoch war es ärgerlich. Hätte dieses außerirdische Schiff nicht noch zwei Tage warten können?