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Neue Horizonte

Als Father Bernard mir sagte, dass ich in Belfast als Kinderkrankenschwester arbeiten würde, musste ich erst mal Nachhilfe in Erdkunde nehmen. Ich hatte nämlich keine Ahnung, wo sich Belfast befand. Zwar hatte ich den Namen schon mal gehört, aber ich wusste nicht mal ansatzweise, wohin ich mich begeben sollte.

Father Bernard eilte mir mit seinem Atlas zu Hilfe. Er war ein weit gereister Mann, der sich immer wieder im Ausland aufhielt. Schon damals hatte er alle fünf Kontinente besucht.

Als es Zeit wurde, nach Belfast aufzubrechen, wusste ich genau, wo ich hinmusste. Mit Limerick verband ich nur schlechte Erinnerungen, außerdem hatte ich hier keine Familie. Daher freute ich mich darauf, das alles hier hinter mir zu lassen.

Der Tag meiner Abreise nach Belfast war gekommen, aber eine Fanfare hatte ich nirgends hören können. Meine gesamten Habseligkeiten passten in zwei Schuhkartons. Neben den Sachen, die ich am Leib trug, hatte ich genau so viel Kleidung, dass ich zweimal wechseln konnte. Ich trug ein Paar Schuhe, das andere Paar befand sich in meinem Gepäck. Alles, was ich besaß, packte ich so zusammen, dass es in einen der Kartons passte.

Father Bernard half mir, mein Geld zusammenzurechnen. Insgesamt beliefen sich meine Ersparnisse auf sechs Pfund und 14 Shilling. Father Bernard sagte mir, er werde meine Fahrkarte bis zur Kingsbridge Station in Dublin bezahlen, von dort müsse ich dann ein Taxi bezahlen, das mich von der Kingsbridge Station zur Amiens Street Station bringen sollte. Dort wiederum musste ich eine Fahrkarte nach Belfast kaufen. Das Taxi und die Fahrt nach Belfast musste ich von den sechs Pfund und 14 Shilling bestreiten, die mein ganzes Vermögen darstellten.

Durch diese Planung, was mich wie viel kosten würde, lernte ich etwas sehr Wichtiges: Mir wurde nämlich klar, dass ich finanziell unabhängig sein musste, wenn ich irgendetwas tun oder irgendwohin wollte – oder wenn ich aus eigener Kraft überleben wollte. Es war wie ein Schlag ins Gesicht, als ich begriff, dass ich ohne eigenes Geld Limerick gar nicht erst hätte verlassen können. Ich hätte für immer hierbleiben müssen. Aber Father Bernard erklärte mir auch, dass ich für das Taxi von der Grand Central Station in Belfast bis zur Malone Road anderes Geld brauchte, weil dort in einer anderen Währung bezahlt werden musste. Deshalb gab er mir vier Pfundnoten und zwei Zehn-Shilling-Noten, die er extra bei der Ulster Bank bestellt hatte.

Mit einem Gegenwert von elf Pfund und 14 Shilling in der Tasche machte ich mich an einem Sommermorgen um sieben Uhr auf den Weg nach Belfast. Zum Abschied umarmte ich Mrs Cooke, dann kam Father Bernard, um mich abzuholen. Er fuhr mich zum Bahnhof von Limerick, wo er mir die Fahrkarte nach Dublin kaufte. Ehe er mir zum Abschied winkte, sagte er noch: »Unsere Freundschaft hat gerade erst begonnen. Ich möchte, dass du mir oft schreibst, wie es dir gefällt.«

Ich setzte mich in den Wagen und ließ mich von einer Dampflok gemächlich nach Dublin fahren. Dass die nach Kohle riechenden weißen Dampfwolken jedes Mal durch die offenen Fenster ins Zuginnere drangen, sobald der Zug leicht bergab oder durch eine Kurve fuhr, störte mich nicht. Ich sagte mir einfach: »Ich bin endlich frei. Jetzt kann ich ein neues Leben beginnen.«

In Dublin stieg ich an der Kingsbridge Station aus und nahm ein Taxi zur Amiens Street, dort kaufte ich die Fahrkarte nach Belfast. Von der Grand Central Station in Belfast nahm ich wieder ein Taxi und ließ mich nach Herberton Park, Malone Road, bringen. Dort sollte ich als Kindermädchen der drei Kinder von Desmond Woods und seiner Ehefrau Anne arbeiten.

Der Wechsel von Limerick nach Belfast hatte sich völlig reibungslos vollzogen. Ich war bei meinen neuen Arbeitgebern Desmond und Anne Woods sehr glücklich. Sie waren wirklich sehr nett zu mir, wir hatten ein sehr gutes Verhältnis. Ich hatte meine Aufgaben zu erledigen und gab stets mein Bestes. Es gefiel mir, mich um die Kinder kümmern zu können. Dabei wurde mir etwas Wichtiges bewusst: Ich liebte Kinder. Und ich wollte eigene Kinder haben.

Die Zeit verging wie im Flug. Ich erlebte alle möglichen neuen Freiheiten, und ich lernte, was es bedeutete, ein Privatleben zu haben. Ich ging in chinesischen Restaurants essen, und ich konnte erstmals Freunde nach Hause einladen, um für sie zu kochen.

Ich hatte auch meine erste Geburtstagsfeier. Als ich meine allererste Geburtstagskarte erhielt, war ich gerade einundzwanzig geworden. Für andere mag das eine lange Wartezeit sein, um endlich einmal eine Karte zu bekommen, aber mir war so etwas nie zuvor widerfahren. Mir war schon früh klar gewesen, dass Geburtstagskarten von Leuten verschickt wurden, die anderen Glückwünsche übermitteln oder an den Tag erinnern wollten, an dem diese anderen zur Welt gekommen und Teil der Menschheit geworden waren. Von daher wunderte es mich gar nicht, dass ich nie zuvor eine Karte bekommen hatte.

Zu diesem Zeitpunkt war ich zwanzig Jahre alt und arbeitete immer noch in Belfast. Ich wohnte in Herberton Park nahe der Malone Road. An den Abenden, an denen ich nicht arbeiten musste, wurde ich für eine wohltätige Organisation namens Legion of Mary tätig. Bei meiner Ankunft in Belfast hatte ich dort keinen Menschen gekannt. Durch die Legion of Mary lernte ich andere Leute kennen, von denen noch heute viele zu meinen engen Freunden zählen.

Es war das Jahr 1968, das eine sorglose Zeit in meinem Leben darstellte. In diesem Sommer kam es mir so vor, als würden alle meine Freunde gleichzeitig Geburtstag feiern. Ich wurde zu drei oder vier Partys eingeladen, die alle aus Anlass eines einundzwanzigsten Geburtstags stattfanden, und jede davon hatte mir großen Spaß bereitet.

Als dieser sorgenfreie Sommer seinem Ende entgegenging, wurde mir bewusst, dass so bald keine weiteren Partys anstanden. Daher überlegte ich, dass es doch sicher eine tolle Sache wäre, wenn ich auch eine Party zu meinem Geburtstag veranstalten würde. Aber ich wollte nicht irgendeine Geburtstagsfeier, sondern eine zu meinem einundzwanzigsten Geburtstag. Mein Geburtstag stand an, also verbreitete ich überall, dass ich im November meinen Einundzwanzigsten mit einer Party feiern würde. Es gab nur ein Problem: In diesem November wurde ich erst zwanzig. Mehr als zwölf Monate auf meine Party zu warten, das erschien mir unzumutbar. Ich konnte nicht so lange warten. Also spielte ich auf Risiko und gab vor, dass ich im November 1968 einundzwanzig würde. Ich wollte ganz viele Geburtstagskarten bekommen, und ich wollte meine Party haben. Bis zu diesem Jahr war es immer so gewesen, als würde mein Ehrentag gar nicht existieren. Ich war bloß das Dienstmädchen bei den Partys der Kinder anderer Leute gewesen, bei denen ich kochen und in den meisten Fällen anschließend auch noch alles aufräumen musste. Bei den Partys von Mrs Cookes Kindern hatte ich von meinem mageren Lohn von zwei Pfund zehn Shilling pro Woche auch noch Geschenke für sie gekauft.

Meine Freundin Eileen hatte nahe dem Shaftesbury Square eine – wie sie es nannte – »tolle Bude«. Wenn man den größten Teil der Möbel ins Schlafzimmer schaffte, entstand eine großzügige Tanzfläche. Die Wohnung befand sich über einer Bäckerei namens »Whites«. Dort würde die Party stattfinden.

Damit war das erste Problem gelöst.

Meine Arbeitgeberin Anne Woods sagte, sie würde sämtliches Essen bezahlen, und dann bestellte sie Berge von Pastetchen und anderen feinen Süßwaren in der Bäckerei in der Ormeau Road, die zu der Zeit richtig berühmt war.

Musik brauchten wir auch noch, aber das war das geringste Problem, denn irgendwer brannte immer darauf, seinen tragbaren Dansette-Plattenspieler mitzubringen, und von den Mädchen wurde erwartet, dass sie einen angemessenen Teil ihrer Plattensammlung leihweise zur Verfügung stellten, um schnelle und langsame Tänze angemessen zu unterlegen.

Natürlich konnte ich keine Verwandten zur Party einladen, da ich ein Einzelkind war und meine Eltern seit langer Zeit tot waren. Seit zwei Jahren war das meine Standardausrede, und das würde auch noch auf Jahre hinaus so bleiben. Ich beharrte rigoros darauf, dass ich Vollwaise war.

Mir war aufgefallen, dass insbesondere die Partys zum einundzwanzigsten Geburtstag für die erwachsenen Familienmitglieder eine gewisse Bedeutung besaßen. Und ich hatte auch bemerkt, dass jemand, der die magische Einundzwanzig erreichte, mit einem Mal als Mitglied des erweiterten Familien- und Freundeskreises sehr gefragt war. Dann erhielt man jede Menge Glückwunschkarten und Geschenke, wobei mir die Karten viel wichtiger waren.

Am Morgen meines Ehrentages ging ich nach unten, um das Frühstück zusammenzustellen. Anne Woods und ihre Kinder saßen am Küchentisch und warteten schon auf mich. Sie begrüßten mich, indem sie mir eine sehr harmonische Version von »Happy birthday to you! Happy birthday to you! Happy birthday, dear Celiiiine! Happy Birthday to youuuuuuu!« vorsangen.

Dann überreichte mir Anne Woods einen Umschlag. Ich wusste, darin befand sich eine Glückwunschkarte. Als ich die Karte aufschlug, rutschte eine Pfundnote heraus und flatterte zu Boden. Aber es war der Text, der mich wirklich berührte. »Für Celine! Alle besten Wünsche zu deinem 21. Geburtstag von Desmond, Anne und den Kindern.«

Meine Gefühle gingen mit mir durch, ich konnte meine Tränen nicht zurückhalten, weil ich von einer unbeschreiblichen Freude erfasst wurde. Dieses Gefühl hatte ich noch nie zuvor erlebt.

Während ich dastand und weinte und schluchzte, saßen Anne Woods und ihre Kinder am Tisch und lächelten. Ich glaube, sie waren ein bisschen schockiert von meiner Reaktion, aber ich konnte einfach nicht anders. Es war das allererste Mal in meinem Leben, dass ich eine Geburtstagskarte oder ein Geburtstagsgeschenk erhalten hatte.

Den Rest des Tages verbrachte ich auf Wolke sieben. Meine Begeisterung steigerte sich, je weiter der Tag voranschritt. Um sechs Uhr am Abend hatte ich Feierabend. Zu dem Zeitpunkt trug ich bereits mein hellblaues Satinkleid und hatte mich schick gemacht. Darüber zog ich meinen schweren dunklen Mantel an, um das schmutzige, eisige Belfaster Wetter von mir fernzuhalten.

Als ich zu Eileens Wohnung unterwegs war, konnte ich das dumpfe Dröhnen der Nebelhörner hören, das vom Hafen herübergetragen wurde.

Eileen und ich wirbelten wie verrückt umher, um alles für die Party vorzubereiten. Monica traf ein und brachte nicht nur ihren Plattenspieler, sondern auch ihren achtzehn Jahre alten Bruder Eamonn mit, der die Platten auflegen und für die richtige Stimmung sorgen sollte. Als die ersten Töne von Sergeant Pepper’s Lonely Hearts Club Band ertönten – Eamonn hatte die von ihm heiß geliebte LP eingepackt –, da endeten jäh alle Aktivitäten in der Wohnung, und drei junge Frauen gingen auf ihn los und brüllten ihn an: »Nimm sofort diese Platte runter, du kleiner Spinner. Kein Mensch kann zu diesem Müll tanzen! Leg gefälligst anständigen Rock ›n‹ Roll auf!«

Alles war vorbereitet.

Die Uhr zeigte acht.

Kein Gast war anwesend.

Ich wurde nervös.

Mir wurde klar, welches Risiko ich eingegangen war. Was, wenn niemand zu meiner Party kommen wollte?

Um zwanzig nach acht trafen sie alle fast gleichzeitig ein.

Es gab zwar keinen Alkohol, aber es lief ununterbrochen Musik, es wurde getanzt, und alle unterhielten sich miteinander. Je später es wurde, desto lauter wurde auch die Musik. Es herrschte eine unglaublich ausgelassene Atmosphäre. Zum ersten Mal in meinem Leben stand ich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Ich war völlig begeistert.

Um kurz nach elf ging die Party dann zu Ende. Nachdem alle gegangen waren und nur noch Eileen und ich uns in der Wohnung befanden, redeten wir noch stundenlang über alles, was sich an diesem Abend ereignet hatte. Eileen hatte von allen, die zur Party gekommen waren, ein kleines Album signieren lassen, das ich heute noch besitze. Manche Gäste hatten noch den einen oder anderen Spruch ins Büchlein geschrieben, mal einfach einen witzigen Reim, mal auch etwas Tiefschürfenderes.

Ich besitze noch immer alle Karten, die ich an dem Tag bekommen hatte. Ich werde sie auch immer behalten, denn sie erinnern mich an diese ganz besonderen Freunde, die bei meiner allerersten Geburtstagsparty mit dabei waren. Dass sie alle glaubten, es wäre tatsächlich mein einundzwanzigster Geburtstag, stimmt mich zwar immer noch ein bisschen traurig, aber ich war der festen Überzeugung, dass sie mich nur so akzeptierten, wie sie mich kannten. Hätte ich ihnen die traurige Wahrheit über meine Vergangenheit erzählt, hätte ich damit nur noch mehr Barrieren errichtet, als ohnehin schon existierten.

Insgesamt blieb ich zwei Jahre in Belfast. Ich war dort so glücklich gewesen wie noch nie zuvor in meinem Leben. Aber mein Instinkt, der mich dazu antrieb, eine Karriere als Krankenschwester anzustreben, war stärker. Ich hatte mich bei verschiedenen Krankenhäusern in Belfast beworben, aber weiter als bis zum schriftlichen Einstellungstest kam ich nie. Ich erhielt immer eine Absage, weil ich schon beim schriftlichen Test durchgefallen war.

Zwar ließ mein schriftliches Englisch noch viel zu wünschen übrig, dennoch wollte ich mich dadurch nicht von meinem Ziel abbringen lassen. Mich frustrierten die schriftlichen Tests, und ich hatte davon gehört, dass sie nicht in jedem Krankenhaus Teil des Pflichtprogramms waren. Ich erwähnte das jedem gegenüber, mit dem ich in dieser Zeit zu tun hatte.

Eines Abends traf ich auf eine junge Frau, die mir sagte, dass ihre Schwester in einer Klinik in London als Krankenschwester arbeitete. Ich fragte sie, ob ihre Schwester mir wohl dabei behilflich sein könnte, dort zur Krankenschwester ausgebildet zu werden. Sie versprach mir, ein Treffen mit ihrer Schwester zu arrangieren, wenn sie das nächste Mal wieder in Belfast war.

Sie hielt Wort, und gut sechs Wochen später rief ihre Schwester an, die sich mit mir treffen wollte. Sie erwies sich als so nett, wie ich es mir erhofft hatte. Sie sagte mir, wo ich mich bewerben und welche Referenzen ich vorlegen müsse. Dann erwähnte sie noch Untersuchungen, die erforderlich seien, und mir blieb vor Schreck fast das Herz stehen.

»Untersuchungen?«, fragte ich.

»Ja, eine einfache medizinische Untersuchung«, antwortete sie beiläufig.

»Und keine schriftlichen Einstellungstests?«, hakte ich nach.

»Nein, erst einmal nicht«, antwortete sie.

Mehr wollte ich gar nicht hören.

Ich war auf jeden Fall interessiert. Interessiert war nicht mal das richtige Wort dafür. Ich war außer mir vor Freude. Ich bekam die Bewerbungsunterlagen zugeschickt und füllte sie aus.

Meine Arbeitgeberin Anne Woods und Father Bernard schrieben mir begeisterte Empfehlungen. Ich ging zu Anne Woods’ Arzt, der die notwendige Untersuchung vornehmen sollte. Die erwies sich als sehr allgemein gehalten. Mein zukünftiger Arbeitgeber verlangte keine gynäkologische Untersuchung, also fand auch keine statt. Ein gynäkologischer Bericht hätte einige Fragen aufgeworfen.

Ich schickte die Bewerbung an das Central Middlesex Hospital in North London. Zwei Wochen später bekam ich einen Brief vom Krankenhaus. Vorsichtig öffnete ich den Umschlag.

Das war für mich mit einem großen Risiko verbunden, denn sollte ich eine Absage erhalten, würde ich untröstlich sein.

Die Antwort lautete: »Ja.«

Was für ein Schock.

Ich konnte es nicht fassen, dass ich angenommen worden war, und das auch noch so gut wie ohne jede Bedingung. Sie hatten weder nach meinen Eltern noch nach irgendwelchen hässlichen Vorfällen in meiner Vergangenheit gefragt.

Ich schickte sofort meine Zusage an das Krankenhaus. Ich hatte es geschafft! Ich war auf dem Weg zu meinem großen Traum. Es war einfach unglaublich.

In diesem Moment schwor ich mir, die beste Krankenschwester zu werden, die das Central Middlesex Hospital je hervorgebracht hatte. Ich war ihnen so dankbar dafür, dass sie mich genommen hatten. Ich glaube, alle freuten sich für mich. Ich bekam eine Mitteilung vom Krankenhaus, dass ich mich zwei Wochen nach dem Absendedatum des Briefs im Schwesternheim gleich neben dem Krankenhaus einzufinden hatte.

Es gab keine große Verabschiedung für mich. Ich kündigte mit zwei Wochen Kündigungsfrist und arbeitete bis zum letzten Tag durch. Ich hatte etwas mehr Kleidung als zwei Jahre zuvor, als ich nach Belfast gekommen war, aber ich besaß kaum mehr Geld als damals. Meine Reise nach London plante ich mit Desmond Woods’ Hilfe, da ich keine Ahnung hatte, wie ich dort hinkommen sollte. Desmond sagte, er werde mir die Reise nach London in Form einer Bonuszahlung bezahlen, weil ich so hervorragende Arbeit geleistet hatte. Und er versprach mir auch, mich zur Fähre zu bringen.

Am 4. August 1969 ging ich in Larne ein Stück weit nördlich von Belfast an Bord der Fähre, die mich nach Stranraer in Schottland bringen sollte. Von dort ging es mit dem Zug nach Crewe in England, wo ich dann in den Zug nach London umsteigen musste.

Ein Abschnitt meines Lebens war zu Ende gegangen.

Ich konnte all die Menschen hinter mir zurücklassen, denen ich Lügen erzählt hatte.

Ich konnte völlig neu anfangen, und das behagte mir sehr. Seit jenem Tag im Jahr 1969 bin ich nie wieder nach Belfast zurückgekehrt, habe aber den Kontakt zu ein paar Freunden aus dieser Zeit über die Jahre hinweg aufrechterhalten.