I ch war wieder bei einer Exekution dabei, und diesmal wollte ich es wirklich. Den anderen ging es vor allem um den Stoff und wohin er verschwunden war. Mir nicht. Ich wollte etwas viel Wichtigeres wissen, und das hat der Mann mir bereitwillig erzählt. Niemand hat ihm geglaubt, natürlich, und auch ich habe getan, als wäre mir klar, dass er lügt. Dass er nur seine Haut retten will, auf diese erbärmliche Weise. Ich habe meinen Gefühlen freien Lauf gelassen, das kann kein schöner Anblick gewesen sein. Aber insgeheim wusste ich, dass er die Wahrheit sagte, und es fühlte sich an wie eine Befreiung. Keine schlaflosen Nächte voller Verzweiflung mehr. Stattdessen an Gewissheit grenzende Hoffnung, auch wenn viele Fragen weiterhin offen blieben.
Sterben musste er dennoch. Ohne äußerliche Spuren, lautete die Devise, also arbeiteten sie mit Stromdosen, die keine Verbrennungen hinterließen, und mit Wasser, das sie extra dafür aus dem Fluss holten.
Der Mann brabbelte etwas von einer Nadja, die eine von uns sei. Der er das Leben geschenkt habe, aus Mitleid. Für die Lüge hielt Boris ihm den Kopf so lange unter Wasser, dass ich ihn bremsen musste. Zu früh. Es war noch nicht so weit.
Allerdings soll diese Nadja uns verraten haben. Ich habe ihn ihr Aussehen beschreiben lassen, aber das war nicht hilfreich. Eine Nutte eben. Eine wie viele andere. Aufgegriffen im falschen Revier.
Das Ende war dann beinahe friedlich. Ein sanftes Hinab- und Davongleiten. Ein Tod, der nicht unsere Handschrift trug.