Rügen ist eine Insel der Superlative. Sie ist nicht nur die größte Insel Deutschlands, sondern für viele auch die schönste: Nirgendwo gibt es mehr Abwechslung. Rügen ist 926,4 Quadratkilometer groß, hat rund 70.000 Einwohner und 574 Kilometer Küste, davon sind 56 Kilometer feinster Sandstrand und noch einmal 27 Kilometer Naturbadestrand. Die Insel bietet 22 Häfen, sieben Seebäder, vier Seebrücken, zwei Nationalparks, ein Biosphärenreservat und 28 Naturschutzgebiete. Rund 6,4 Millionen Übernachtungen verzeichnet Rügen jährlich. Es gibt 800 Kilometer Rad- und Wanderwege sowie unzählige Sport- und Freizeitmöglichkeiten, Feste, Kultur- und Musikveranstaltungen.
Auf Rügen ist man im wahrsten Sinne des Wortes auch steinreich. Die riesigen Findlinge, Dolmen, Hügel- und Hünengräber, Opfer- und Feuersteine sind ein Markenzeichen der Insel. Sie regten die Fantasie der Menschen zu allen Zeiten an, begründeten einen riesigen Märchen- und Sagenschatz. Die Steine kamen in der letzten Eiszeit mit gigantischen Eismassen aus Skandinavien. Als die Gletscher abschmolzen, hinterließen sie die Ostsee mit den Inseln. Das war vor ungefähr 70.000 Jahren. Die Kreide aber ist noch viel älter, entstand vor rund 69 Millionen Jahren in einem großen, warmen Schelfmeer.
Die ersten Menschen auf Rügen waren durchziehende Rentierzüchter. Die ersten Siedler kamen um 8000 v. Chr., als Ackerbauern und Viehzüchter. Zwischen 3500 v. Chr. bis in die ältere Bronzezeit um 1100 v. Chr. baute man für die Toten riesige Steinbetten. Bei Lancken-Granitz sieht man eine Reihe dieser Hünengräber. Bei Ausgrabungen fand man Bernsteinperlen, aber auch römisches Kunsthandwerk. Bereits die ostgermanischen Stämme betrieben hier einen ausgiebigen Handel. Die Römer gaben ihnen den Namen „Rugini“ oder „Rugen“, jene, die den Roggen anbauen.
Im 7. Jahrhundert vertrieben die slawischen Ranen die Germanen. Sie waren gefürchtete und kriegerische Seefahrer. Reste ihrer mächtigen Wehranlagen sieht man noch in Garz, auf dem Rugard oder bei der Herthaburg. Ihr Hauptheiligtum stand am Kap Arkona mit dem vierköpfigen Gott Svantevit, dem Gott des Friedens, der Fruchtbarkeit und des Überflusses. Unter dem Vorwand der Christianisierung kam es 1168 zur einer entscheidenden Schlacht mit den Dänen, dafür hatten sich König Waldemar I. von Dänemark und Heinrich der Löwe zusammengetan. Gemeinsam besiegten sie die Slawen und unterwarfen sie. Der Ranenfürst Jaromar I. konnte Rügen als Lehen behalten. Jedoch wurden alle Heiligtümer zerstört. Auf heidnischen Grabhügeln wurden Kirchen gebaut. Sehr anschaulich sieht man das in Altenkirchen. Der letzte Ranenfürst starb 1365.
Rügen ist steinreich.
Läuft man heute durch Stralsund, stößt man alle Nase lang auf die Spuren der Schweden. So wohnte König Karl XII. ein ganzes Jahr in der heutigen Schwedenstraße und die Büste Gustavs II. Adolf steht im Innenhof des Rathauses, auch einige Bastionen erinnern an ihre Wehrhaftigkeit. 1627 hatten die kaiserlichen Truppen unter Albrecht von Wallenstein bereits Mecklenburg erobert, jetzt wollten sie Pommern. Rügen war bereits besetzt, aber nicht Stralsund. Wallenstein errichtete ein Lager vor den Toren der Stadt. Der Stralsunder Bürgermeister rief dänische und schwedische Truppen zu Hilfe, gemeinsam siegten sie über die Kaiserlichen. Das feiert man heute, jedes Jahr im Juli, bei den Wallensteintagen in Stralsund. Mit dem Westfälischen Frieden von 1648 gehörte Schwedisch-Pommern samt Rügen ganz zu Schweden und blieb es bis 1815. Nach dem Beschluss des Wiener Kongresses über eine territoriale Neuordnung Europas kam Rügen ins Königreich Preußen.
In diese Zeit fallen auch die ersten größeren Erkundungsreisen von Dichtern, Malern und Musikern der Romantik. Mit ihren Erzählungen, Gedichten und Gemälden machten sie die Insel in ganz Europa berühmt, vor allen der Maler Caspar David Friedrich. Er ist bis heute der beste Marketingchef von Rügen. 1897 schrieb Elizabeth von Arnim über den Weg von Sassnitz zur Stubbenkammer: „Ich glaube, es gibt wenige Wege auf der Welt, die von Anfang bis Ende so vollkommen schön sind.“ Nun, das stimmt zwar, aber es gibt auf Rügen nicht nur einen sehr schönen Wanderweg.
Klar ist: Man muss Stralsund besuchen! Das Tor zur Insel zählt mit seiner Altstadt, mit den Backsteinbauten, den zahlreichen Giebelhäusern und dem Hafen zum UNESCO-Weltkulturerbe. Ganz außerordentlich ist das Deutsche Meeresmuseum mit dem OZEANEUM am Hafen und dem NAUTINEUM auf dem Dänholm.
Im Südwesten der Insel liegen Altefähr, Rambin, Poseritz, Garz und die Halbinsel Zudar. Eine stille Gegend, wo es noch viel zu entdecken gibt, wunderbar flach zum Radeln. Hier verstecken sich kleine Kostbarkeiten wie die Kapelle Bessin, das Kloster Rambin, die Poseritzer Inselfrische-Molkerei oder der südlichste Punkt der Insel Rügen, der Palmer Ort.
In Zentralrügen findet man die Inselhauptstadt Bergen mit einer schönen Klosteranlage und Putbus, die Planstadt des Fürsten Wilhelm Malte I., dessen Namen man auf der Insel noch öfter hören wird. Der Fürst war Anfang des 19. Jahrhunderts Wegbereiter einer neuen Generation, durch seine rege Bautätigkeit prägend. Sein Jagdschloss Granitz ist heute das meistbesuchte Schloss von ganz Mecklenburg-Vorpommern. Südlich von Putbus liegt Lauterbach mit einem großen Jachthafen, östlich die Goor, ein wunderschöner Wanderwald, gegenüber die Insel Vilm und westlich die verträumte Boddenlandschaft. Nördlich von Bergen bis hin nach Schaprode hat man wieder ein stilles Entdeckerland, wo am Tetzitzer See auch im Hochsommer noch völlige Ruhe herrscht. Südlich des Großen Jasmunder Bodden erfreut die größte Naturbühne Europas; die Störtebeker Festspiele sind ein Muss, wenn man die Insel besucht.
Die Halbinsel Mönchgut steht für Tradition auf Rügen mit vielen historischen Fischer- und Bauernhäusern, aber auch mit den Mönchguter Museen. In Göhren, Baabe und Thiessow hat man einen kilometerweiten feinen Sandstrand. Das Mönchgut ist Teil des Biosphärenreservats Südost-Rügen. Die Halbinseln Klein und Groß Zicker bieten Wandererlebnisse, die man nicht vergisst. Gager ist bekannt durch seinen Fischereihafen und Baabe hat die kleinste Fährverbindung Deutschlands.
Wege übers Land
Auf der Granitz findet man den großen Wald mit dem Jagdschloss, die Großsteingräber in Lancken-Granitz und das Ostseebad Sellin mit zauberhaften, historischen Villen und der schönsten Seebrücke an der Ostsee.
Die Binzer Bucht steht für das größte Seebad von Rügen: Binz mit der sehenswerten Bäderarchitektur, aber auch mit feinen Restaurants und Hotels, dahinter gleich Prora, die ehemalige Kraft-durch-Freude-Anlage mit dem nahen Baumwipfelpfad, dahinter dann die Feuersteinfelder.
Nördlich liegt die Halbinsel Jasmund mit der Hafenstadt Sassnitz und dem Nationalpark Jasmund, mittendrin das UNESCO-Welterbe Alte Buchenwälder. Hier sind die berühmten Kreidefelsen mit dem Königsstuhl und der neuen Aussichtsplattform. Der westliche und nördliche Teil Jasmunds punktet mit Idylle, schön sind Lohme, das Schloss Spyker und die leisen Boddenwege.
Ganz oben im Norden geht es rau zu. Die Halbinsel Wittow ist das Windland, mit einem stark besuchten Kap Arkona und dem lieblichen Westen mit Dranske, Nonnevitz und Wiek, wunderbar flach, mit wilden Naturstränden und den meisten Sonnenstunden.
Zum Schluss sind da noch die Inseln Ummanz und Hiddensee sowie Schaprode mit der Udarser Wiek. Der Leuchtturm von Hiddensee wurde schon oft besungen und noch öfter besucht. Ummanz dagegen bietet alles, was man für einen stillen Urlaub braucht, vor allem Ruhe und Wind für die Surfer. Hier ist eines der schönsten Stehreviere Deutschlands.
Der Küstenwald