1 Hansestadt Stralsund

Altstadtspaziergang

Die Hansestadt Stralsund ist das Tor zur Insel Rügen und eine der schönsten Städte Norddeutschlands. Rund sechshundert Häuser wurden in den letzten Jahrzehnten mit großem Aufwand denkmalgerecht saniert. Seit 2002 steht die gesamte Altstadt als Flächendenkmal in der UNESCO-Welterbeliste.

Stralsund ist eine bezaubernde Stadt, an der man sich nicht sattsehen kann. Die farbenfrohe Altstadt zeigt noch heute die Macht und Pracht einer Handelsmetropole zur Blütezeit der Hanse. Zu bewundern sind herausragende Bauwerke der Backsteingotik wie die drei mächtigen Pfarrkirchen, die Klosteranlagen, das Rathaus und die gut erhaltene Stadtmauer. Der historische Stadtgrundriss ist originalgetreu erhalten mit kleinen Rundgassen und wunderschönen Giebelhäusern, die bis zu acht Geschosse hoch sind. Verziert sind sie mit Türmchen, Säulen, Erkern oder Kugeln. Auch die kleinen, individuellen Läden mit Handwerk, Kunst oder Kulinarik sind einen Bummel wert.

Schon im 10. Jahrhundert war am Strelasund das kleine Fähr- und Fischerdorf Strale bekannt. Legendär wurde von riesigen Heringsvorkommen in der Ostsee berichtet, aber auch schon früh von einem lohnenden Handelsplatz. Die Gründungsurkunde von Stralsund ist auf den 31. Oktober 1234 datiert, unterzeichnet von Wizlaw I., einem slawischen Rügenfürsten. Neben Lübeck war Stralsund die reichste Stadt im südlichen Ostseeraum, mehr als 300 prächtige Hansekoggen segelten unter ihrer Flagge. Man kann sich gut vorstellen, wie die Karren voll mit Pelzen, Getreide oder Bierfässern den Berg hinauf zum Alten Markt gezogen wurden.

Heute tummeln sich dort die Touristen. Der Alte Markt ist umrankt von farbenprächtigen Giebelhäusern. An der Südseite steht das Wahrzeichen der Stadt: die imposante Schaufassade des Rathauses mit sieben spitzen Türmchen und sechs Sternkreisen. Schon vor dem Hansebund begann man um 1300 mit dem Bau, damals aber als „Kobhus“, Kaufhaus. Es lohnt einmal um das ganze Gebäude herumzugehen. Der Vier-Flügel-Bau hat in der Mitte zwei Durchgänge, einmal die Nord-West-Passage, auch „Schwedenstraße“ genannt, und der Ost-West-Gang, der sogenannte „Buttergang“. Von dort kommt man direkt zum Barockportal der St. Nikolaikirche. 1276 erbaut, ist sie die älteste der drei Pfarrkirchen. Sie gilt heute als eine der schönsten mittelalterlichen Prachtbauten Nordeuropas, auch wegen der reichen Innenausstattung. Majestätisch überragt St. Nikolai die winzigen Altstadthäuschen.

Der Alte Markt mit beeindruckender Rathaus-Fassade

Im vorderen Querflügel des Rathauses befindet sich der Löwensche Saal, der noch heute Ratssaal ist. 1370 wurde dort der „Stralsunder Frieden“, ein Friedensvertrag mit Dänemark, geschlossen. Danach hatte Stralsund noch viele Herrscher, über 200 Jahre gehörte die Stadt zur Schwedischen Krone, weshalb sich einige Bewohner in Vorpommern heute noch als Südschweden bezeichnen. 1807 geriet die Stadt kurz unter französische Besatzung, und sieben Jahre später wurde Schwedisch-Vorpommern schließlich an das Königreich Preußen übergeben.

Der Ratskeller mit seinen gotischen Kreuzbögen ist der größte seiner Art im Baltikum, mit 1500 Quadratmetern verläuft er über die Gesamtfläche des Hauses und ist traditionell in der Adventszeit ein zauberhafter Kunsthandwerkermarkt.

Natürlich gibt es rund um den Markt auch schöne Cafés und Restaurants. Besonders ist das Wulflamhaus mit den Wulflamstuben, ein prächtiges gotisches Giebelhaus von 1358 mit vier Türmchen. Im Innern kann man ein typisches mittelalterliches Kaufmannshaus bestaunen. Bertram Wulflam war einer der reichsten Kaufleute und Bürgermeister von Stralsund auf dem Höhepunkt der Hanse.

Portal von St. Nikolai

Wendet man sich vom Markt nach Norden, kommt man über die Knieperstraße an das Kniepertor. Es ist 18 Meter hoch und eines von zwei noch erhaltenen Stadttoren. Vor diesem Tor lagen im Dreißigjährigen Krieg Wallensteins Truppen, die die Stadt aber nicht einnehmen konnten. Stralsund war eine sehr wehrhafte Festungsstadt. Noch heute sieht man mehrere Bastionen entlang des Knieper- und des Frankenteiches. Östlich des Kniepertors geht es über die Schillstraße zum St. Johanniskloster. 1254 von den Franziskanern gegründet, beherbergt es das Stadtarchiv, ein Museum und Wohnungen. Wertvolle Gewölbe- und Wandmalereien sowie farbenfrohe Fachwerkhäuser machen die Anlage sehenswert.

Knieper Tor

Am Knieperwall entlang kann man die gut erhaltene Stadtmauer mit Wehrtürmen sehen. Durch das Kütertor biegt man Richtung Altstadt ab und gelangt zum St. Katharinenkloster; Mitte des 13. Jahrhunderts von Dominikanern gegründet und heute eines der wenigen Klöster, deren gotische Substanz fast vollständig erhalten ist. Seit 1924 beherbergt es das Stralsundmuseum. Besonders wertvoll ist der Goldschmuck von Hiddensee, ein Wikingerschatz aus dem 10. Jahrhundert. Die Backsteinkirche des Klosters beherbergt das Deutsche Meeresmuseum.

In der Altstadt

Etwas weiter südlich liegt der Neue Markt mit der 1298 erbauten St. Marienkirche, die größte der drei Pfarrkirchen. Ihr Kirchturm misst 104 Meter, auf einer Höhe von 90 Metern gibt es eine Aussichtsplattform. Um den einzigartigen Ausblick zu genießen, muss man allerdings 366 Stufen hochsteigen, was etwas erleichtert wird durch zwei One-Way-Treppen. Es gibt also keinen Gegenverkehr. Der Lübecker Orgelbauer Friedrich Stellwagen schuf hier von 1653 bis 1659 sein letztes großes Meisterwerk: Die kostbare Barockorgel hat 51 Register.

Das Wulflamhaus

Wer gerne durch Geschäfte bummelt, der schwenkt nun von der Frankenstraße über die Judenstraße in die Ossenreyerstraße ein. 1903 eröffnete hier die jüdische Familie Wertheim ihr erstes Kaufhaus, ebenso die Familie Tietz. Im 18. Jahrhundert war Stralsund Zentrum jüdischen Lebens in Vorpommern. Die Nationalsozialisten haben dieses Leben komplett vernichtet. Eine Initiative hat nun begonnen, die Geschichte dieser Menschen zu erzählen. Seit 1992 wurden Stolpersteine der Erinnerung verlegt, über fünfzig sind es bereits.

Folgt man der Heilgeiststraße Richtung Osten, kommt man zum Hafen. Vorher steht aber auf der rechten Seite noch die dritte Kirche: St. Jacobi aus dem 14. Jahrhundert. Sie ist die am stärksten beschädigte Kirche. Durch Blitzeinschlag verlor sie die Turmspitze. Wallensteins Truppen trafen sie mit 30 Kanonenkugeln und die Franzosen nutzten das Gotteshaus als Pferdestall. Heute ist St. Jacobi ein Kultur- und Veranstaltungsort mit Konzerten, Ausstellungen und Theateraufführungen.

Info

Lage: Stralsund, das „Tor zur Insel Rügen“, liegt etwa 75 Kilometer östlich von Rostock und 35 Kilometer nordwestlich von Greifswald.

Aktivitäten:

Geführter Altstadtrundgang mit Stralsunder Originalen oder Nachtwächterrunde: buchbar bei der Tourismuszentrale Stralsund, Alter Markt 9, 18439 Stralsund, Tel. 03831 252340, stralsundtourismus.de

Audiotour „Jüdisches Leben und Wirken in Stralsund“ mit elf Stationen: dazu einfach die izi.Travel App herunterladen.

Einkehr:

Wulflamstuben: regionale Speisen und Snacks im ältesten noch erhaltenen Bürgerhaus der Stadt; Alter Markt 5, 18439 Stralsund, Tel. 03831 291533,wulflamstuben.de

Kaffeehaus Fröhlich: gemütliches Café mit Flair; Apollonienmarkt 10, 18439 Stralsund, Tel. 03831 291662, cafe-stralsund.de

Fischhandel und Räucherei Rasmus: Fischmanufaktur mit dem berühmten Stralsunder Bismarckhering, Promianlaufstelle, sehr gute Salate, Räucherfisch etc.; Heilgeiststraße 10, 18439 Stralsund, Tel. 03831 281538, fischhandel-rasmus.de

Einkehr:

Scheelehof: einzigartiges 4-Sterne-Superior-Hotel, Komfort in einem mittelalterlichen Denkmal, nachhaltig geführt, Restaurant mit regionaler Küche, Kellerkneipe, Bio-Kaffeerösterei. Fährstraße 23-25, 18439 Stralsund, Tel. 03831 283300, scheelehof.de

Pension Altstadtmönch: 300 Jahre altes Haus, von der Stralsunder Familie Herrmann selbst saniert und als Pension ausgebaut. Alles sehr süß und zentral! Mönchstraße 60, Tel. 03831 444671, pension-altstadtmoench.de

Website: hansestadt-stralsund.de