2 Der Stralsunder Hafen

TOR ZUR OSTSEE

Es gibt nichts Schöneres, als auf den Hafenterrassen zu sitzen und die Schiffe zu bestaunen. Doch der Stralsunder Hafen hat mit dem modernen OZEANEUM noch viel mehr zu bieten.

Bereits im Mittelalter war Stralsund eine bekannte Hafenstadt. Ideal war die Nähe zum Meer, das man sowohl nördlich als auch östlich durch den Strelasund erreichte. 1278 gab es die erste Stralsunder Hafenordnung. Damals führten noch lange, hölzerne Stege ins Wasser. Dort legten die riesigen Hansekoggen an, verluden Fässer, Kisten und Säcke. In der Schwedenzeit wurde das gesamte Hafenbecken ausgebaggert und die Stadt mit mehreren Bastionen aufgerüstet. Den Festungsgraben verbreiterte man später zu Kanälen, welche die Altstadt noch heute von zwei Hafeninseln trennen. Zur DDR-Zeit war der Hafen für das gemeine Volk gesperrt.

Umso schöner ist es heute entlang des Hansakais zu flanieren, frischen Fisch zu essen und einfach nur zu staunen. Toll saniert sind die mächtigen Backsteinspeicher und auch das Lotsenhaus. 1901 wurde es als Königliche Lotsenwache erbaut, heute ist es Sitz des Hafenamtes und der Seenotrettung. Schön sind die zahlreichen Restaurants und Cafés mit ihren Terrassen. Man sieht die Fähren, wie sie Richtung Hiddensee oder Altefähr schippern, oder die prachtvollen Segelboote, die von der Nordmole starten.

Der mächtigste Segler aber, die Gorch Fock I, liegt direkt vor der Nase. Sie wurde 1933 in der Hamburger Werft Voss + Blohm gebaut und als Segelschulschiff Gorch Fock in Stralsund stationiert. Am 30. April 1945 von einem Sprengkommando versenkt, ordnete zwei Jahre später die sowjetische Militäradministration die Hebung der Bark an. Man taufte das Schiff „Towarischtsch“ und konfiszierte den „Kameraden“ als Reparationsleistung. Der neue Heimathafen war Cherson in der Ukraine. Von hier aus bereiste die „Towarischtsch“ als Ausbildungsschiff die Weltmeere. Aber Ende der 1990er-Jahre saß das Schiff reparaturbedürftig in Wilhelmshaven fest. Schon lange war es der Wunsch der Stralsunder, diesen Segler heimzuholen, und so erwarb es schließlich der Verein Tall-Ship Friends Deutschland vom ukrainischen Bildungsministerium. Unter großer Anteilnahme erfolgte am 29. Oktober 2003 die Taufe auf den Namen „Gorch Fock I“, weil es ja inzwischen eine „Gorch Fock II“ gab. Die Bark sticht momentan nicht mehr in See, ist aber ein beliebtes Schiffsmuseum. Besucher können die Offiziersmesse und die Mannschaftsunterkünfte besichtigen oder eine „Knotenschule“ buchen. Im Kapitänssalon ist ein Standesamt.

Gorch Fock I.

Gleich schräg gegenüber liegt wie ein gigantisches UFO das OZEANEUM auf der Hafeninsel. Es ist ein Museum der Superlative. Insgesamt sind es vier Gebäudeteile aus weißem Schiffsstahl, in der Mitte durch ein gläsernes Foyer verbunden. Hier erfährt man alles über das Leben von Nord- und Ostsee sowie des nördlichen Atlantiks. Mehr als 50 Aquarien sind zu bewundern. Es beginnt mit der Unterwasserwelt des Hafenbeckens von Stralsund, geht weiter zu den Boddengewässern, vorbei an der Kreideküste bis zu den Schären Skandinaviens. Die größte heimische Fischart sind die Störe, die in einem riesigen Mündungsbecken gezeigt werden. Es folgen die Lebensräume der Nordsee, des Nordatlantiks und der Polarmeere. Der einzigen Felseninsel Deutschlands ist der sogenannten „Helgolandtunnel“ gewidmet, ein ganz besonderes Erlebnis. Das größte Aquarium heißt „Offener Atlantik“ und zeigt Schwarmfische, Ammenhaie und Rochen. Es fasst 2,6 Millionen Liter Wasser und hat ein 50 Quadratmeter großes Panoramafenster. Höhepunkt ist die große Wal-Ausstellung: „1:1 – Riesen der Meere“. Sie zeigt nachgebildete Meeressäuger in Originalgröße. Alles ist multimedial aufbereitet und man hört sogar die Walgesänge. Ein neuer Bereich beschäftigt sich mit der „Erforschung und Nutzung der Meere“, darunter sind Themen wie Überfischung oder Klimawandel. Lohnend ist auch ein Besuch der Publikumslieblinge auf der Dachterrasse: Hier leben niedliche Humboldt-Pinguine. Man kann sie auf und unter dem Wasser beobachten, außerdem gibt es noch einen schönen Blick auf die Altstadt dazu.

Das OZEANEUM

Hafen

Info

Lage: Der Hafen gehört zur Altstadt und liegt am östlichen Ende, direkt am Strelasund.

Aktivitäten:

Gorch Fock I: Segelschulschiff, An der Fährbrücke, 18439 Stralsund, gorchfock1.de

OZEANEUM: Hafenstraße 11, 18439 Stralsund, Tel. 03831 2650610, ozeaneum.de

Weiße Flotte: Personenfähren Stralsund-Altefähr, Stralsund-Hiddensee, Hafentouren Stralsund; Fährstraße 16, 18439 Stralsund, Tel. 03831 26810, weisse-flotte.de

Einkehr:

Fischermänns: Restaurant und Bar mit großer Sonnenterrasse am Wasser. Junge, moderne Küche,
trotzdem ordentlich was auf dem Teller; An der Fährbrücke 3, Hafeninsel, 18439 Stralsund, Tel. 03831 292322, fischermaenns-stralsund.de

Zur Fähre: seit 1332 winzige Hafenkneipe mit urigem Flair; Fährstraße 17, 18439 Stralsund, Tel. 03831 297196, zurfaehre-kneipe.de

Dolden Mädel Stralsund: angesagtes Braugasthaus mit 15 Bieren vom Fass, leckeren Speisen wie Burger und regionalen Gerichten mit hochwertigen Zutaten; Am Fischmarkt 13A, 18439 Stralsund, Tel. 03831 35 00, doldenmaedel.de

Unterkünfte:

Apart Hotel Hafenspeicher: logieren im ältesten Hafenspeicher, alle Zimmer mit Wasserblick, Restaurant Christas mit norddeutscher Küche; Am Querkanal 3a, 18439 Stralsund, Tel. 03831 703674, hafenspeicher.com

Pension am Ozeaneum: kleine, freundliche Pension direkt an der Hafeninsel; Am Fischmarkt 2, 18439 Stralsund, Tel. 03831 66 68 31, pension-ozeaneum.com