VON FÄHREN UND BRÜCKEN
Es ist ein Gefühl von Weite, ein Gefühl der Freiheit, schon wenn man den blauen Strelasund vor sich sieht. Die Insel fest im Blick, kommt mit der Überquerung, Schritt für Schritt, auch das Urlaubsgefühl. Die Vorfreude wird groß und größer! Dann erreicht man endlich die Insel.
Der Strelasund ist eine bis 16 Meter tiefe Meeresenge zwischen Stralsund und Altefähr, geformt von der letzten Eiszeit. Ein tiefes Tal, was sich später, ungefähr vor 7000 Jahren, mit Wasser füllte. Der Sund ist bis zu einem Kilometer breit und 25 Kilometer lang, erstreckt sich nördlich von der Prohner Wiek bis in den Süden zum Palmer Ort. Bei Seglern ist die Durchfahrt sehr beliebt. Zwischen dem Darß und der Insel Hiddensee geht es dann nördlich Richtung Dänemark, südlich kommt man über den Greifswalder Bodden nach Usedom oder ins Baltikum.
Die Überquerung zur Insel Rügen fand jahrhundertelang mit Booten statt. Vom Eiland kamen vor allem landwirtschaftliche Produkte wie Getreide, Rüben oder Fisch. Die umgekehrte Richtung nahmen dann ab Ende des 18. Jahrhunderts auch immer mehr Sommerfrischler. Zunächst ging es zum Bahnhof Stralsund, von dort mit der Droschke bis zum Hafen und dann mit der Fähre nach Altefähr. Die erste Eisenbahnfähre fuhr 1854, auf die ersten Trajekte passten nur drei Eisenbahnwaggons, später waren es bis zu acht. Mit der sogenannten „Königslinie“ wurde 1909 die Schnellzugstrecke Berlin-Stockholm geschlossen. Aber erst 1937 gab es mit dem Rügendamm eine feste Straßen- und Eisenbahnverbindung. Noch heute führen die Bahnstrecke Stralsund-Sassnitz, ein Fuß- und Radweg sowie die L296 über den alten Rügendamm. Er ist zweigeteilt in Ziegelgraben- und Rügendammbrücke. Die riesige blaue Ziegengrabenbrücke sticht schon von Weitem ins Auge, auf 133 Metern verbindet sie Stralsund mit dem Dänholm. Die Klappbrücke öffnet sechs Mal am Tag für 20 Minuten, im Sommer zur Segelsaison auch bei Bedarf. Die geschlossene Durchfahrtshöhe beträgt sechs Meter. Danach kommt die Rügendammbrücke, eine feststehende 540 Meter lange Stahlkonstruktion, die den Dänholm mit der Insel Rügen verbindet. Ihre Durchfahrtshöhe beträgt acht Meter.
Um den ständig wachsenden Urlauberverkehr zu entlasten, dachte man schon lange über ein parallelen Brückenneubau nach. Im Oktober 2007 war es dann soweit, nach einem Entwurf des Rostocker Architekten André Keipke und der Ingenieurgesellschaft Schüßler-Plan wurde die neue Rügenbrücke fertiggestellt. Aus ästhetischen Gründen hatte man sich für eine Schrägseilbrücke entschlossen, die einem Segelboot ähneln sollte. Von einem 127,75 Meter hohen Pylon führen schräg insgesamt 32 Stahlseile herab. Die Brücke wurde mit drei Fahrspuren, ausschließlich für den Kraftfahrzeugverkehr, ausgelegt, dieser erreicht inzwischen zu Spitzenzeiten bis zu 150.000 Fahrzeuge täglich, im Sommer geht es nur im Schneckentempo. Insgesamt ist die Querung 4100 Meter lang, der reine Brückenzug beträgt 2831 Meter.
Sehr viel entspannter schippert man über die Entlastungsstrecke mit der Autofähre von Stahlbrode nach Glewitz. Wer möchte, kann die Anfahrt mit einem Besuch von Greifswald, der Geburtsstadt Caspar David Friedrichs, verbinden. Am Museumshafen vorbei, fährt man auf die B105 und dann auf die L30 nach Stahlbrode. Ein Geheimtipp für unterwegs ist das Restaurant „De Fischer un sin Fru“ am Hafen von Gristow, hier kommt der Fisch direkt vom Kutter auf den Teller. Ist man nämlich erst mal auf der Insel, in Glewitz, quillt diese Gegend nicht gerade über vor gastronomischen Angeboten. Dafür ist die Fahrt durch den Süden sehr entspannt und idyllisch mit wunderschönen Alleen.
Info
Lage: Die Brücken verbinden Rügen mit Stralsund. Die Fähre geht von Stahlbrode nach Glewitz.
Aktivitäten:
•Autofähre Stahlbrode-Glewitz: weisse-flotte.de
•Sundschwimmen: Einmal im Jahr, Anfang Juli, findet das Sundschwimmen von Altefähr nach Stralsund statt. An dem ältesten Langstreckenschwimmen Deutschlands nehmen bis zu 1000 internationale Schwimmer teil, die Strecke ist 2,3 Kilometer lang; sundschwimmen.de
•Rügenbrückenmarathon: Ende Oktober finde der Marathon mit einer Länge von 42 Kilometern statt, die von Stralsund über Altefähr, Rambin und wieder zurück führt. Weitere Läufe: 21 Kilometer, zehn oder sechs Kilometer sowie Nordic-Walking-Strecke; ruegenmarathon.de
Unterkunft:
•De Fischer un sin Fru: frischer Fisch direkt vom Kutter; Riemser Weg 39a, 17498 Gristow, Tel. 038351 323, fischer-gristow.de