6 Altefähr-Garz-Putbus

AUF DER ALTEN BAHNTRASSE

Der Süden der Insel ist recht dünn besiedelt und eher flach, daher ist das Radeln von Altefähr nach Putbus, teils auf der alten Bahntrasse, ein Vergnügen – eine Tour für Abenteuerlustige, die etwas jenseits des Mainstreams erleben wollen.

1895 gründete sich die Rügensche Kleinbahn-Aktiengesellschaft, schon ein Jahr später wurde die Strecke Altefähr-Putbus eingeweiht. Obwohl die Landschaft flach war, verlief die 35,3 Kilometer lange Strecke nicht auf dem kürzesten Weg, sondern machte einige Schlenker. Ziel war es die großen Gutshöfe anzubinden. Im Vordergrund stand der Gütertransport, vor allem von Zuckerrüben, Getreide und Vieh. Zum Teil kann man die 1967 stillgelegte Strecke heute mit dem Rad abfahren. Einige der Orte würde man sonst, im Vorbeifahren, nie zu Gesicht bekommen. Der gesamte Südwesten ist zwar noch stark von der Landwirtschaft geprägt, doch die meisten Guts- und Bauerngehöfte sind inzwischen als Ferienhäuser ausgebaut.

Die Tour beginnt am Bahnhof von Altefähr gleich mit einer Abkürzung. Direkt hinter den Gleisen wird rechts in einen Feldweg zum Grahlhof abgebogen. Dort gerade durchfahren, weiter zu einem Asphaltweg, der nach links führt. Der Weg heißt ebenfalls Grahlhof. Man überquert die Landstraße L29, die jetzt links von einem Radweg begleitet wird. Der nächste Weg führt nach Jarkvitz. Ehe man jedoch den Ort erreicht, kommt eine größere Weggabelung, dort nach rechts abbiegen. An der nächsten Kreuzung liegt eine Stallanlage, geradeaus geht es zum BioGut Saalkow. Die Betreiber züchten Pommernschafe und haben auch einen Hofladen. Die Radstrecke verläuft aber nicht daran vorbei, sondern vorher rechts Richtung Gustow. Hier steht eine recht hübsche gotische Pfarrkirche, die Innenausstattung ist zum Teil aus dem 15. Jahrhundert. Auf der Dorfstraße geht es ungefähr 500 Meter zurück über die L29 und dann südlich zum Hotel Gutshaus Kajahn. Kurz vor der Anlage fährt man links und dann wieder rechts auf einem schmalen Weg an der kleinen Dorfstelle Sissow vorbei, geradeaus weiter bis Venzvitz, dort abbiegen Richtung Poseritz, vorbei am Glutzow Hof und am Gutshaus Luppath. Spätestens hier begreift man, dass über Jahrhunderte die Landwirtschaft bestimmend war. Schön anzusehen sind manche der alten, sehr gepflegten Güter. Doch gerade in dieser Gegend ist noch nicht alles gestriegelt und geleckt, das hat auch seinen Reiz.

Poseritz

In Poseritz gibt es auf jeden Fall eine Stärkung, empfehlenswert ist die Molkerei Rügener Inselfrische mit einem beliebten Café, sie liegt am nördlichen Dorfrand. Die St. Marien Kirche Poseritz wurde schon Anfang des 14. Jahrhunderts auf Findlingen erbaut, später mehrfach umgestaltet. Auf der L29 geht es wieder aus dem Dorf heraus. Wenn die Straße links abbiegt, führt der Radweg geradeaus nach Neparmitz und weiter zum beschaulichen Puddeminer Hafen mit einem hübschen Hafenrestaurant.

Leckeres im Café der Molkerei

Der Radweg überquert nun die L30 nach Groß Schoritz, zum Geburtshaus von Ernst Moritz Arndt (1769 bis 1860), dem bedeutenden, aber auch streitbaren Historiker und Dichter. In zahlreichen Schriften setzte er sich gegen die Leibeigenschaft ein, lange bevor der Schwedische König 1806 die Aufhebung in Vorpommern erließ. In der Praxis wurde das Gesetz aber erst um 1815 Wirklichkeit, gegen den großen Widerstand der Gutsherren. Leidenschaftlich trat Arndt auch gegen die napoleonische Fremdherrschaft auf. Damals galt er als Patriot, musste sogar nach Schweden fliehen. Heute werden einige seiner Äußerungen als frankophob und antisemitisch bewertet. Sogar die Universität Greifswald legte 2018 seinen Namen ab. Sein Geburtshaus in Groß Schoritz ist heute Sitz der Ernst-Moritz-Arndt-Gesellschaft, ein beschauliches Anwesen aus dem Spätbarock.

Geburtshaus von Ernst-Moritz Arndt

Von Groß Schoritz geht es rechts ab nach Kremers-kothen, dann links auf die L30. Ein Radweg begleitet die Straße bis Garz, einem der ältesten Orte auf der Insel. Gleich am Ortseingang kommt man links zu einem mächtigen slawischen Burgwall. Ob es sich dort um das sagenumwoben Charenza handelte, ist heute umstritten.

Die Radwege sind gut ausgeschildert.

Garz: Ernst-Moritz-Arndt-Museum

In der Nähe liegt das Ernst-Moritz-Arndt-Museum und östlich der L30 steht St. Petri, eine gotische Backsteinkirche von 1350, auf Findlingen erbaut. Der schnellste Weg nach Putbus führt jetzt über die L29, der schönste Weg allerdings geht an der Kirche vorbei auf der Wendorfer Straße zum Gut Rosengarten, ein ökologischer Gutsbetrieb mit Hofladen. Danach radelt man am Bodden entlang über Altkamp nach Neukamp, mit einem Abstecher zur Preußensäule, dann über Wreechen südlich am Schlosspark vorbei nach Putbus.

Kirche St. Petri in Garz

Info

Lage: Garz liegt im Süden der Insel, 23 Kilometer von Altefähr entfernt. Nordöstlich sind es nochmal 13 Kilometer bis Putbus.

Aktivitäten:

Radtour: Absolute Entdeckertour, leichte, überwiegend flache Strecke, mit Abstechern bis 45 Kilometer. Schöne Bademöglichkeit am Bodden bei Rosengarten (Surfhotspot) und Wreechen/Neukamp.

Geburtshaus Ernst-Moritz Arndt: Der Park ist frei, das Wohnhaus nur bei Veranstaltungen zu besichtigen; Zur Schoritzer Wiek 68, 18574 Groß Schoritz, ernst-moritz-arndt-gesellschaft.de

Ernst-Moritz-Arndt-Museum: wechselnde Ausstellungen zu Leben und Werk des streitbaren Schriftstellers und Publizisten; An den Anlagen 1, 18574 Garz, Tel. 038304 12212, stadt-garz-ruegen.de/ema-museum

Einkehr:

Rügener Molkerei Inselfrische: Hofladen und Café. Hier gibt es viele leckere Milch-Joghurt-Quark-Variationen, selbst gebackene Torten und Herzhaftes; Poseritzer Hof 15, 18574 Poseritz, Tel. 038307 40429, ruegener-inselfrische.de

Puddeminer Hafenrestaurant: das „Puddi“ direkt am Naturhafen. Regionale Speisekarte vom Fischbrötchen bis Balsamicohähnchen; Puddemin, 18574 Poseritz, Tel. 038307 418001, puddeminer-hafenrestaurant.de

Gut Rosengarten: Biolandbau, Hofladen, im Sommer „Café im Grünen“, leckere Kuchen, frische Säfte; Rosengarten 9, 18574 Garz, Tel. 038304 828184, gutrosengarten.de

Unterkunft:

Hotel-Pension Forsthaus Garz: idyllische Alleinlage am Waldsee, reichhaltiges Wald- und Wiesenfrühstück; Klein Stubben 1, 18574 Garz, Tel. 038307 40921,ruegen-forsthaus.de