SPAZIERGANG BEI BERGEN
Der fünf Kilometer lange Wanderweg rund um den Nonnensee gehört zu den beliebtesten Ausflugszielen der Inselhauptstädter. Der See ist rund 75 Hektar groß mit einer Tiefe von eineinhalb Metern. In dieser Form existiert er erst rund 20 Jahre, ist aber schnell zu einem wertvollen Biotop geworden.
Wer einen Hund hat, Ornithologe ist oder sich schnell mal den Kopf frei pusten will, der läuft um den Nonnensee, nordwestlich von Bergen. Der See ist umgeben von Wald und Wiesen, gehört aber noch zum Stadtgebiet. Entstanden ist er in der letzten Eiszeit, vor rund 10.000 Jahren, als Schmelzwassersee.
Der Sage nach soll der Name von einem Nonnenkloster kommen, das einst auf dem Areal des Sees stand. Die Nonnen waren im Übermaß reich und verschwenderisch. Ihre Gerätschaften waren aus purem Gold, und im Sommer fuhren sie Schlitten auf riesigen Salzbergen. Diese Prunksucht besiegelte schließlich ihren Untergang. Das Kloster soll innerhalb einer Nacht versunken sein und keine der Nonnen wurde je wieder gesehen. Zu Pfingsten aber klagen sie noch vom Grund des Sees herauf.
Vogelparadies
Der ist freilich nicht mehr sehr tief, wohl etwas mehr als 1,50 Meter derzeit. Schon Anfang des 19. Jahrhunderts wollte man den See entwässern und ihn dann als Weidefläche nutzen. Das gelang zunächst nur bedingt, aber der See senkte sich auf 2,50 Meter ab. Dazu errichtete man 1859 eine Holländerwindmühle mit einem Schöpfwerk, welches das Wasser in die nahe gelegene Duwenbeek pumpte. Die Duwenbeek ist kaum mehr als ein Bach, aber das größte Fließgewässer von Rügen. Es führt von Bergen rund 20 Kilometer bis zum Koselower See und damit in die Ostsee. 1914 ersetzte man die Windmühle durch ein Windrad, 1967 wurde daraus ein elektrisches Schöpfwerk, welches dann tatsächlich große Flächen trockenlegte. Als dieses Schöpfwerk in einem harten Winter 1993/94 ausfiel, lief der See aber recht schnell wieder voll.
Man entschloss sich daraufhin zu einer aufwendigen Renaturierung. In einer beispielhaften Aktion wurde ein fünf Kilometer langer Naturlehrpfad als Rad- und Wanderweg rund um den See angelegt, 136 Bäume sowie Solitärbäume wurden gepflanzt, beschauliche Streuobstwiesen angelegt sowie sage und schreibe 11.671 blüten- und fruchttragende Sträucher gesetzt. Das Gebiet wurde in das Landschaftsschutzgebiet Nordrügensche Bodden und Nonnensee integriert. Nach sehr kurzer Zeit wurde der See ein bedeutender Brut- und Rastplatz für Wasservögel. Insgesamt konnten schon mehr als 80 wassergebundene Arten, davon 25 Brutvogelarten nachgewiesen werden. Kraniche, Nonnen- und Graugänse legen hier eine Rast ein. Am Nordufer entstand eine Kormorankolonie mit inzwischen rund 780 Paaren. Da ist es nur natürlich, dass auch ein Seeadler nicht lange auf sich warten ließ. Hier findet der majestätische Vogel einen reich gedeckten Tisch: vor allem Lachmöwen, Enten und Blesshühner.
Sowohl am Ost- als auch am Westufer gibt es Beobachtungstürme. Der NABU führt am Nonnensee regelmäßig Exkursionen durch. Es bietet sich auch eine schöne Radtour an, von Bergen am östlichen Rand des Nonnensees vorbei über Patzig und Jarnitz bis nach Ralswiek. Sehr ruhig und idyllisch geht es hier durch Wiesen und Felder. Hinter Ralswiek führt der Radweg weiter über die Schwarzen Berge nach Lietzow, dort befindet sich eines der größten Hügelgräberfelder von Rügen mit über 400 Grabanlagen aus der Slawenzeit, ein Gräberfeld von 400 mal 700 Metern. Einige archäologische Funde aus dem Gräberfeld belegen einen weitreichenden Handel mit Nordeuropa und dem Orient. Ralswiek war damals einer der größten Orte der Insel.
Info
Lage: Der Nonnensee liegt etwa drei Kilometer nördlich von Bergen.
Aktivitäten:
•Rundwanderweg: fünf Kilometer, auch mit dem Rad gut zu befahren, mit zwei Vogelbeobachtungstürmen. Es gibt auf der Strecke keine Einkehrmöglichkeiten, erst wieder in der Stadt Bergen oder kurz vor Ralswiek.
Unterkünfte:
•Hotel-Pension Klaus Störtebeker: ruhig gelegen, schöne Zimmer, Wellness- und Fitnessbereich mit Schwimmbad; Jarnitz 11, 18528 Ralswiek-Jarnitz, Tel. 03838 80970, pension-stoertebeker.de
•Pension zum Schlossgarten: nette, kleine Pension mit Restaurant und Bowlingbahn; Parkstraße 4, 18528 Ralswiek, Tel. 03838 4040020, zum-schlossgarten.de