ZWISCHEN BODDEN, KÜNSTLERN UND KÜHEN
Diese Tour ist etwas für Entdecker, für Radler, die das Ländliche lieben und auch ein bisschen Ausdauer mitbringen. Nicht jeder Weg ist hier asphaltiert und gut ausgeschildert. Es gibt immer mehrere Wege zum Ziel, aber ankommen tut man immer. Los geht es in Bergen am Bahnhof, dann über die Gingster Chaussee heraus aus der Stadt, an der großen Ampelkreuzung geradeaus Richtung Gingst/Trent. Keine Angst, schon bald kann man rechts abbiegen Richtung Pachtitz und dann weiter nach Thesenvitz.
Titz und Vitz sind hier ganz häufige Nachsilben in den Ortsnamen. Entstanden sind sie in der Slawenzeit, wo es zahlreiche Einzelgehöfte gab. Man benannte den Ort nach dem Patron und hängte einen Suffix dran. Pachtitz war also der Ort, wo der Pach mit seinen Leuten wohnte.
Der nächste Ort ist Thesenvitz, wo die Malerin Kathrin Thesenvitz, eine waschechte Rüganerin, wohnt. Bei einem Besuch im „Kleinen Atelier“ kann man ihre wunderschönen Landschaftsbilder bewundern und natürlich auch erwerben. Weiter führt die Tour nach Patzig, über eine Treppe geht es hoch zur St.-Margarethen-Kirche aus dem 15. Jahrhundert. Innen steht das älteste Taufbecken von Rügen aus dem Jahr 1250. Etwa einen Kilometer westlich von Patzig liegen die Woorker Berge. Hier erstreckt sich eines der größten Hügelgräberfelder Norddeutschlands. Die 13 bis zu sechs Meter hohen Hügelgräber stammen aus der Bronzezeit, sind bis zu 1000 Jahre alt. Sie gehören zu den beeindruckendsten der insgesamt 560 denkmalgeschützten Hügelgräber auf Rügen. Die Slawen bestatteten ihre Toten oft in ausgehöhlten Eichen, legten diese auf Steinplatten und schaufelten dann Erde darüber; inzwischen sind die Hügel bewaldet. An den Bergen vorbei geht es rechts weiter nach Tribbevitz, dort rechts vor dem Gutshaus abbiegen und nach links bis Neuenkirchen fahren. An einem Hofladen für Wild und Rind geht es geradeaus weiter ins Dorf, wo beeindruckend alte Bauernkaten mit Schilfdächern zu sehen sind. Die Dorfstraße macht schließlich einen Bogen nach links, dort gibt es einen Wegweiser zum Johann-Jacob-Grümke-Aussichtsturm. Dieser Abstecher lohnt! Der zwölf Meter hohe Stahlturm auf dem Hoch Hilgor wurde 2020 neu errichtet. Oben steht man dann 50 Meter über dem Meeresspiegel. Benannt wurde der Turm nach dem 1771 in Bergen geborenen „Vater der Rügener Heimatforschung“. Seine ersten Reiseberichte schrieb er nicht nur für Touristen, sondern auch für Einheimische. Seine zahlreichen Aquarelle sind heute noch Grundlage der Geschichtsforschung.
Nun fährt man nach Neuenkirchen zurück, diesmal den Berg hoch zur Maria-Magdalena-Kirche, einer gotischen Backsteinkirche auf einem Feldsteinsockel, welche in der jetzigen Form zwischen 1380 und 1450 entstand. Vorbei geht es bis nach Laase, einem kleinen verwunschen Gehöft, wo schon das Naturschutzgebiet Tetzitzer See mit Halbinsel Liddow und Banzelvitzer Berge beginnt. Es ist rund 1088 Hektar groß mit Misch- und Hutewald, Brackwasserröhricht und Salzwiesen. Ein Rastplatz vieler Zugvögel – besonders Gänse, Enten und Kraniche fühlen sich hier wohl. Auf den Wiesen sieht man die gemütlichen Kühe, die einen nun vollends überzeugen, dass hier niemand mehr stört.
In Laase macht die Straße einen Schlenker, erst nach rechts, dann biegt man links am Wegweiser Rappin ab. Eine breite Holzbrücke führt über den Liddower Strom zur Halbinsel Liddow. Einige Segelboote sind hier vertäut und auch Angler gibt es. Südlich liegt der Tetzitzer See, nördlicher der Liddower Bodden, der in den Großen Jasmunder Bodden übergeht. Nach der Brücke geht es rechts vorbei am Rittergut Liddow, einst Drehort der Fernsehserie „Hallo Robbie“. Leider gibt es hier kein Restaurant oder Café. Also Proviant nicht vergessen! Nach einem Schotterweg kommt nun ein Feldweg, der manchmal auch zum kleinen Wiesenpfad wird, doch die Ausblicke vom Hochufer entschädigen. Nach gut vier Kilometern erreicht man die bewaldeten Anhöhen der Banzelvitzer Berge, mit schöner Aussicht auf den Großen Jasmunder Bodden. Etwas weiter in Groß Banzelvitz gibt es einen Campingplatz und einen Surferstrand. Vorher geht es rechts Richtung Rappin, dort ist dann auch eine gemütliche Gastlichkeit: Im „Andernorts“ bekommt man leckeres Essen zu moderaten Preisen. Von hier radelt man über Kartzitz und Gnies nach Bergen zurück. Wer noch Lust hat, fährt weiter nach Ralswiek.
Lage: Der Tetzitzer See liegt in Rügens Norden, im Naturschutzgebiet Tetzitzer See mit Halbinsel Liddow und Banzelvitzer Berge.
Aktivitäten:
•Radtour: 48 Kilometer, mittelschwere Radtour, zum Teil auf Wiesen- und Feldwegen, kleinere Berge. An Proviant, Wasser und Sonnenschutz denken!
•Mein kleines Atelier Kathrin Thesenvitz: Malkurse, Atelierbesuch. Im Sommer auch auf dem Rügenmarkt in Thiessow (ruegen-markt.de); Alte Feldstraße 22, 18528 Bergen-Thesenvitz, Tel. 0160 98722419, atelier-kathrin-thesenvitz.de
Unterkünfte:
•Hotel Garni Gut Tribbevitz: sehr schön saniertes Gutshaus in ruhiger Lage mit Trakehner Gestüt, Pensionspferde, Schleppjagd, Reitunterricht auf Wunsch oder einfach relaxen; Gut Tribbevitz, 18569 Neuenkirchen, Tel. 038309 7080, gut-tribbevitz.de
•Wirtshaus Neuenkirchen: direkt im Dorf, kleine Pension mit regionaler Abendkarte; Dorfstraße 12, 18569 Neuenkirchen, Tel. 038309 70360, wirtshausneuenkirchen.com
•Andernorts auf Rügen: Hostel plus Restaurant mit moderner, frischer Küche; Dorfstraße 8, 18528 Rappin, Tel. 0383 84035600, andernorts-auf-ruegen.de