VILLEN UND ROSEN
Putbus liegt südlich von Bergen. Kommt man allerdings westlich von Garz, fährt man durch die schönsten Alleen von Rügen, zuerst durch die Krimlindenallee, dann unter dem schützenden Blätterdach uralter Kastanien hindurch. Putbus ist nicht groß, aber eine Fundgrube für Architekturliebhaber, die meisten Gebäude sind wunderschön saniert. Im Zentrum steht der Circus, ein runder Platz, um den 15 schneeweiße Villen im Stil des Klassizismus angeordnet sind. In der Mitte des Rondells ragt ein 19 Meter hoher Obelisk auf, von dem sternförmig acht kleine Wege abgehen.
Putbus ist eine Planstadt, die Fürst Wilhelm Malte I. (1783 bis 1854) ab dem Jahr 1815 bauen ließ. Vorher war er selbst weit gereist, wollte in seiner Heimatstadt seinen „italienischen Traum in Weiß“ verwirklichen. Die Häuser um den Circus wurden zwischen 1815 und 1860 erbaut. Maßgeblicher Architekt war Johann Gottfried Steinmeyer, er zeichnete verantwortlich für das Pädagogium am Cicus 16. Die Gestaltung des Platzes übernahm der Kunstgärtner Jochen Christoph Halliger. Vorher hatte Steinmeyer schon das Badehaus Goor entworfen, damit wurde Putbus-Lauterbach zum ersten Badeort auf Rügen. Der Marstall wurde 1824 fertig und 1827 konnte das Theater eingeweiht werden. Der imposante Bau ist heute das einzige Theater auf Rügen mit 240 Plätzen. 1827 ging Steinmeyer an die Umgestaltung des Schlosses. Hier war Wilhelm Malte I. aufgewachsen. Bereits um 1600 gab es hier ein Schloss im Stil der Renaissance, danach bevorzugten die Grafen Moritz Ulrich und Malte Friedrich zu Putbus eher barocke Pläne. Nun sollte eine Umgestaltung im Stil des Klassizismus erfolgen. Leider brannte der Bau aber schon nach 30 Jahren nieder. Das nächste und gleichzeitig letzte Schloss Putbus wurde 1867 bis 1872 von Fürst Wilhelm zu Putbus beim Architekten J. Pavelt in Auftrag gegeben.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zur Enteignung der adligen Familie und zu Plünderungen. Die Innenausstattung soll sehr kostbar gewesen sein. Gemälde, Porzellan und Gläser wurden von den Sowjets in Kisten verpackt und abtransportiert. 1957 plante man einen Rückbau in den klassizistischen Stil, dabei wurde das Haus stark beschädigt, danach gesprengt und schließlich abgetragen. Es blieb eine große Wunde in Putbus, die nun wieder geschlossen werden soll. Im Dezember 2019 stellte der Förderverein „Fürstliches Schloss zu Putbus“ seine Pläne für einen Wiederaufbau vor. 60 Millionen Euro soll er kosten, trotzdem zeigten die Bürger reges Interesse und seit 2020 gibt es ein Spendenkonto. Zu bestaunen ist immer noch der wundervolle 75 Hektar große Park mit seltenen und sehr alten Bäumen, welcher zum UNESCO-Biosphärenreservat Südost-Rügen gehört.
Nach der Wende wurde Putbus, auch durch die Anbindung an den Rasenden Roland, zur Kulturhauptstadt Rügens. Hier geht man ins Theater, besucht Kunstausstellungen in der Orangerie oder Konzerte im Marstall. Es gibt schöne Cafés und Restaurants und in der Alleestraße nette Geschäfte. Außerdem wird Putbus auch „Rosenresidenz“ genannt. Fast vor jedem Haus sieht man wunderhübsche Rosenbüsche. Es duftet betörend und man kann sich kaum sattsehen. Die rund 600 Rosen werden ehrenamtlich von der „Rosenbrigade“ gepflegt. Seit 2017 ist Ulli Hilden der neue Rosendoktor, welcher für die Gesundheit der blühenden Schönheiten zuständig ist.
Ein interessanter Abstecher sei nach Vilmnitz in die Maria-Magdalena-Kirche empfohlen. Hier ruht die Familie derer zu Putbus, in der Gruft stehen 28 Särge von der Zeit 1609 bis 1860. Seit Jahren werden sie von Bestattungsarchäolo-gen betreut. Als letzter Fürst wurde hier 1854 Malte I. beigesetzt, seine Gattin folgte sechs Jahre später. Die wertvollen Särge werden von Metallrestauratoren nach und nach aufgearbeitet. Im Sommer finden in der kleinen Kirche immer donnerstags Orgelkonzerte statt.
Lage: Putbus liegt im Südosten Rügens, etwa 25 Kilometer östlich von Altefähr.
Aktivitäten:
•Theater Putbus: Markt 13, 18581 Putbus, Tel. 038301 808330, theater-vorpommern.de/theater/theater-putbus
•Stadtinformation Putbus: Alleestraße 2, 18581 Putbus, Tel. 038301 431, putbus-info.de
Einkehr:
•Rosencafé Putbus: fürstliches Ambiente im Traditionscafé mit hauseigener Konditorei; Bahnhofstraße 1, 18581 Putbus, Tel. 038301 887290, raulff-hotels.de/rosencafe-putbus
•Café Central Putbus: Burger, Salate, Cocktails, Restaurant, Bar; Alleestraße 9, 18581 Putbus, Tel. 038301 88122, cafecentral-putbus.de
Unterkünfte:
•Hotel Badehaus Goor: historisches Ambiente, Spa, Restaurant Zur Goor, Bar; Fürst-Malte-Allee 1, 18581 Putbus, Tel. 0383 01 88260, hotel-badehaus-goor.de
•Hotel & Restaurant Nautilus: schöne Lage, direkt am Bodden, Sauna, große Liegewiese, Restaurant sehr fantasievoll gestaltet wie ein U-Boot, regionale Küche; Neukamp 17, 18581 Putbus, Tel. 08301 830, ruegen-nautilus.de
•Hotel & Restaurant Wreecher Hof: ruhig gelegenes 4-Sterne-Hotel mit Innenpool, Sauna, großer Garten, Restaurant mit internationaler Küche; Kastanien-allee 1, 18581 Putbus, Tel. 038301 850, wreecher-hof.de