DAS ERSTE SEEBAD AUF RÜGEN
Lauterbach, idyllisch am Rügischen Bodden gelegen, ist ein Ortsteil von Putbus und hat kaum mehr als 500 Einwohner. Den Namen verdankt es der Frau des Fürsten Wilhelm Malte I. zu Putbus, welche eine geborene Lauterbach war. Der Fürst gründete hier 1816 das erste Seebad Rügens, zunächst mit Badekarren und Zelten. 1817/18 ließ er dann das Badehaus Goor errichten, ursprünglich als Friedrich-Wilhelm-Bad von Johann Gottfried Steinmeyer für die Residenzstadt Putbus entworfen. Das Badehaus Goor zählte zu den vornehmsten Einrichtungen Europas. Elizabeth von Arnim, Fürst Otto von Bismarck und Alexander von Humboldt stiegen hier ab, bis 1860 war Lauterbach das meistbesuchte Bad auf der Insel. Das Badehaus Goor wurde mehrfach umgebaut, aber die Vorderfront mit den 18 klassizistischen Säulen immer beibehalten. Nach längerem Leerstand erstrahlt es heute wieder schneeweiß als elegantes Hotel, sogar mit eigener Thermalquelle. Schöne Fotomotive bieten sich, wenn im Mai die Teilnehmer der Rügenclassics mit ihren Oldtimern hier vorfahren.
Zu einem Hafenort wurde Lauterbach erst ab 1834 mit dem Bau der ersten Landungsbrücke. Vorher mussten die Passagiere auf See von den großen Schiffen auf kleine Boot umsteigen. Nun legten Dampfschiffe aus Stettin oder große Oderkähne hier an. 1890 bekam Lauterbach einen eigenen Bahnanschluss und bald darauf war auch ein neuer Hafen fertig. Dort pulsiert noch heute das Leben. Täglich bringen die Fischer ihren frischen Fang an Land. Räucherkutter verkaufen Fish & Chips, es gibt kleine Cafés und Restaurants. Der Traditionssegler „Ernestine“, ein ursprünglicher Frachtensegler von 1899, lädt ein zu Kaffeefahrten auf dem Greifswalder Bodden. Gleich dahinter legt das Motorschiff „Julchen“ ab zur Insel Vilm.
Das Eiland steht streng unter Naturschutz und darf nur jeweils von 30 Personen mit einer Führung betreten werden. Nachdem die Insel in den Anfangsjahren der DDR vom Tourismus stark frequentiert wurde, war sie ab 1959 nur noch der Staatsführung vorbehalten. Margot und Erich Honecker waren mehrmals dort. 1990 wurde die Insel Vilm Teil des Biosphärenreservats Südost-Rügen, der Wald wird seitdem sich selbst überlassen. Verbleibende Gebäude gehören zu einer Außenstelle des Bundesamtes für Naturschutz. Jedes Jahr im August findet das Vilm-Schwimmen statt, dazu werden rund 400 Teilnehmer mit Booten auf die Naturschutzinsel an den Start gebracht, die Strecke beträgt 2,5 Kilometer. Ziel ist der Hafen von Lauterbach, wo es natürlich ein großes Fest gibt.
Seit jeher ist Lauterbach auch ein Standort der Bootsbauer, schon seit 1948 werden bei der Firma Bootsbau Rügen Boote repariert und Jachten gebaut, es gibt Werft-Führungen und eine Schauwerkstatt. Liegen an der Ostseite des Lauterbacher Hafens schon zahlreiche Segeljachten, sieht man an der Mole, wo auch der Rasende Roland abdampft, einen noch größeren Sportboothafen. In der Ferienwelt im-jaich kann man sogar auf Stelzenhäusern und in Hausbooten wohnen.
Folgt man dem Uferweg Richtung Badehaus Goor, erreicht man bald die seit 2014 errichtete 800 Meter lange Goor-Promenade. Sie wird teilweise landseitig von der Fürst-Malte-Allee begleitet, einer wunderschönen Eichenallee, die direkt zum Haus Goor führt. Auf der neuen Goorpromenade stehen zahlreiche Bänke, die zum Verweilen einladen, am Ende gibt es auch noch einen beliebten Sandspielplatz. Die Goor-Promenade mündet direkt auf den „Pfad der Muße & Erkenntnis“, ein 4,2 Kilometer langer Wanderweg durch das Naturschutzgebiet Goor. Es gehört zu 62 Prozent der Michael-Succow-Stiftung, benannt nach dem Mitinitiator des Nationalparkprogramms. Hier soll ein Naturwald entstehen, in den der Mensch nicht mehr eingreift, ganz zum Schutz einer seltenen Tier- und Pflanzenwelt. Auf 19 Stationen wird zur Muße, Achtsamkeit, Meditation und Entschleunigung eingeladen.
Die Goor leitet sich vom slawischen Wort Gora, dem Berg, ab. Von den Hügeln der Goor malte Caspar David Friedrich 1809 den „Blick zur Insel Vilm“ und 1810 die „Rügenlandschaft mit Regenbogen“. Insgesamt 1035 Tier- und Pflanzenarten wurden in der Goor nachgewiesen. An den Hochufern am Bodden, wo es auch immer wieder zu Abbrüchen kommt, leben zahlreiche Uferschwalben, ja sogar der kleine Eisvögel baut seine Nisthöhlen in diesen aktiven Kliffs. Empfohlen wird eine geführte Wanderung.
Lage: Lauterbach liegt drei Kilometer südöstlich von Putbus, etwa 30 Kilometer östlich von Altefähr.
Aktivitäten:
•Exkursion zur Insel Vilm: mit der MS „Julchen“, die Insel darf nur mit einer Führung betreten werden. Es folgt eine 2,5 Kilometer lange Wanderung. Bitte vorab anmelden; Infokiosk im Lauterbacher Hafen oder Jenny´s Hafencafé, Tel. 038301 61896, vilmexkursion.de
•Vilm-Schwimmen: vilmschwimmen.de
•Werftführung: vilm.de/unsere-werft-auf-ruegen/#fuehrung
•Goor-Wanderung: auf dem „Pfad der Muße & Erkenntnis“ mit Diplom Landschaftsökologin Steffi Deickert, leichte Wanderung, 4,3 Kilometer, 1,05 Stunden; natur-beruehrt.de
Einkehr:
•Fisch-und-Steakhaus: direkt am Hafen, große Auswahl für den kleinen und großen Hunger; Am Hafen, 18581 Lauterbach, Tel. 038301 88038, fisch-und-steakhaus-lauterbach.de
Unterkünfte:
•Hotel Badehaus Goor: stilvoll logieren im historischen Ambiente, Spa, Restaurant Zur Goor, Bar; Fürst-Malte-Allee 1, 18581 Putbus, Tel. 0383 01 88260, hotel-badehaus-goor.de
•im-jaich Marina Lauterbach und Wasserferienwelt Rügen: Wohnen auf dem Wasser, Pfahlhaus-Suiten und schwimmende Häuser, Frühstück im Restaurant Kormoran oder Brötchenservice, Am Yachthafen 1, 18581 Lauterbach, Tel. 038301 80 90, im-jaich.de/urlaub/wasserferienwelt-ruegen