15 Das Mönchgut

EIN WAHRES PARADIES

Die Halbinsel Mönchgut ist 29,44 Quadratkilometer groß und gehört vollständig zum Biosphärenreservat Südost-Rügen. Eine liebliche Naturlandschaft zwischen Greifswalder Bodden und Ostsee, wo das traditionelle Rügen noch lebt.

Am Südöstlichsten Zipfel von Rügen liegt das Mönchgut mit den drei Ostseebädern Baabe, Göhren und Mönchgut, in dem die Orte Gager, Middelhagen und Thiessow vereint sind. Die gesamte Halbinsel ist Teil des Biosphärenreservats Südost-Rügen, große Gebiete zählen außerdem zum Naturschutzgebiet Mönchgut wie das Nordperd in Göhren. Schon 1805 beschrieb der Geograf Johann Grümbke die Halbinsel als „das wahre Paradies von Rügen.“

Die einmalig schöne Landschaft erstreckt sich mit mehreren Landzungen in den Greifswalder Bodden und die Having. Beeindruckend ist der Wechsel von Feldern, Wiesen und sanften Hügeln, von denen es immer wieder traumhafte Ausblicke gibt. Eine geführte Naturwanderung über die Zicker Berge zählt zu den schönsten Erlebnissen auf Rügen. Toll natürlich auch der kilometerlange, feine Ostseestrand, der sich von Thiessow bis zum Südstrand nach Göhren zieht. Traditionell liegen hier einige Campingplätze mit direktem Strandzugang.

Die Geschichte des Mönchguts reicht bis in die Steinzeit zurück, erste Funde sind über 10.000 Jahre alt. Der Name entstand aber erst im Mittelalter. Fürst Jaromar II. hatte das Land Alt-Reddevitz dem Kloster Eldena bei Greifswald übergeben, später kaufte der Abt Martin auch den südlichen Teil der Halbinsel dazu. Von da an sprach man von dem „Mönchegut“. Begrenzt wurde die Halbinsel durch den Mönchgraben. Er war 1,5 Kilometer lang und führte vom Selliner See bis an die Ostsee. Nördlich des Grabens verlief noch ein aufgeschütteter Wall. Man vermutet heute, dass der Graben den Ranenfürsten bereits vor den Mönchen als Verteidigungsanlage diente, vor allem gegen dänische und sächsische Kreuzzügler, die von Süden über Peenemünde kamen. In Baabe markiert seit 2002 ein riesiges Holztor die Grenze zum Mönchgut. Westlich davon sieht man noch Reste des alten Mönchgrabens. Nach der Reformation 1534 fiel das Mönchgut an die Pommerschen Herzöge, von 1648 bis 1815 war ganz Rügen schwedisch und danach gehörte die Insel zu Preußen.

Was die Mönchguter bis heute auszeichnet sind ihre eigene Kultur und ihr Charakter. Mit großer Hingabe sind sie Traditionsbewahrer, groß ist auch ihre Naturverbundenheit und ihr Engagement für die Heimat. Mönchguter sind keine Plaudertaschen und noch weniger reden sie jemandem zum Munde. Typische Bewohner waren zunächst Fischer, von denen es heute nur noch sehr wenige gibt. Die Leute nördlich des Mönchgrabens nannten sie „Poken“, weil sie die Heringe aus den engmaschigen Fischernetzen po(l)ken. Die wiederum nannten die Bauern nördlich des Grabens „Kollen“, abgeleitet vom Keulen des Dreschflegels. Später waren die Mönchguter Fischer und Bauern, Lotsen, dann zunehmend Vermieter, Hotel- und Pensionsbesitzer oder alles zugleich. Eine „Pokenstuw“ gibt es heute noch in Alt-Reddewitz, betrieben von Christian und Martina Pisch, beide sind Mitglieder der Mönchguter Trachtengruppe.

Das Heimatmuseum in Göhren

Noch bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts wurde die Mönchguter Tracht im Alltag getragen, heute sieht man sie nur noch bei besonderen Festen und im Heimatmuseum Göhren. Die Trachten waren sehr wertvolle Handarbeiten und wurden über Generation weitervererbt. Die Männer trugen dunkle Westen und Jacken sowie die weiten, rockähnlichen Leinenhosen, die man auch aus Schweden und Holland kannte. Der Vorteil war, dass diese Hosen wie Segel im Wind sehr schnell trockneten, später gab es auch den typischen Volkstanz der Fischer dazu: „Schüddel de Büx“.

In Göhren findet man vor dem Museum den Ruth-Bahls-Platz. Die Lehrerin gründete am 1. Mai 1963 das Heimatmuseum und machte sich ihr Leben lang um die Bewahrung der Traditionen verdient, was besonders in einer sozialistischen Diktatur nicht einfach war. Die Mönchguter Museen werden heute durch einen Förderverein betreut, dazu gehört auch das Rookhus (zu deutsch Rauchhaus), es wurde bereits um 1700 gebaut und ist eines der ältesten Gebäuden auf der Insel Rügen. Das reetgedeckte Haus hat eine typische Zuckerhut-Dachform. Ebenso alt sind die vier Häuser des Museumshofes (Strandstraße 4), sie stehen unter Denkmalschutz und sollen demnächst mit einem neuen Konzept wiedereröffnet werden.

Info

Lage: Die Halbinsel Mönchgut liegt im Südosten von Rügen.

Aktivitäten:

Heimatmuseum Göhren: wechselnde Ausstellungen zur geschichtlichen Entwicklung von Göhren und der Halbinsel Mönchgut, wertvolle Mönchguter Trachtenausstellung; Strandstraße 1a, 18586 Göhren, Tel. 038308 2175, ruegen-museen.de/museum/heimatmuseum-goehren

Rookhus Göhren: zeigt traditionelle Lebensweise der Mönchguter Fischerbauern; Thiessower Straße 7, 18586 Göhren, Tel. 038308 2175; ruegen-museen.de/museum/rookhus-goehren

Schulmuseum Middelhagen: ehemalige Dorfschule mit historischem Klassenraum, authentisch eingerichtete Lehrerwohnung, historische Schulstunden; Dorfstraße 23, 18586 Ostseebad Mönchgut, Middelhagen, Tel. 038308 2478, ruegen-museen.de/museum/schulmuseum-middelhagen

Seefahrerhaus Sellin: Sonderausstellung „Blauzahn – Der Silberschatz von Rügen“, maritime Exponate und geologische Ausstellung; Seestraße 17b, 18586 Ostseebad Sellin, Tel. 038303 371105, ruegen-museen.de/museum/seefahrerhaus-sellin