HOL ÖVER, FÄHRMANN!
Seit über 120 Jahren schippert die Ruderbootfähre vom Baaber Hafen über die Baaber Bek nach Moritzdorf. Es ist die kleinste Fähre der Welt und die kürzeste Fährverbindung in Norddeutschland.
Die Sonne hat immer noch viel Kraft an diesem Septembertag. Altweibersommer: ideales Radwetter, nicht zu warm und nicht zu kalt. Dementsprechend voll ist der Hafen von Baabe am Bollwerk. Während die einen an Bord der Sundevit gehen, um eine Bootstour über den Greifswalder Bodden zu machen, warten die anderen am Ufer. Sie wollen hinüber auf die andere Seite nach Moritzdorf. Doch das geht nur mit der Fähre und die ist normalerweise ein hölzernes Ruderboot, das von Hand gerudert wird.
Kay-Uwe Strandmann pflegt hier eine 120-jährige Tradition, die er von seinem Vater übernommen hat. Die erste Ruderfähre gab es schon 1891, und Pläne für eine Brücke wurden immer mal wieder besprochen. Doch seit das Bollwerk zum Biosphärenreservat Südost-Rügen gehört, hat sich das erledigt. Menschen und Güter werden seit jeher mit dem Kahn über die Baaber Bek gebracht, ein Kanal der die Having mit dem Selliner See verbindet. Letzteren umrundet man gern mit dem Rad und mit der Fähre spart man so ganze acht Kilometer.
Die Baaber Bek
Im Hafen liegen heute kleinere Segelboote, die Weiße Flotte startet nach Lauterbach und so mancher Angler macht es sich gemütlich. Umgeben von Wiesen ragt auf der anderen Seite die Moritzburg empor. Ein Berg mit Aussicht, an den sich kleine Fischerhäuser schmiegen. Der Panoramablick über die Halbinsel Mönchgut und den Greifswalder Bodden ist ein Traum. Spektakulär sind auch die Sonnenuntergänge, die man am besten auf der anderen Seite vom Restaurant Heimatliebe, auf einer Terrasse des Hotels Solthus, erleben kann.
Doch zunächst geht es darum ein Plätzchen in der beliebten Fähre zu ergattern. Nur 50 Meter ist die Bek hier breit, gut 24 Ruderschläge. Weil aber der Andrang so groß ist, hilft heute auch der Vater Uwe Strandmann aus. Es kommt sogar ein Motorboot zum Einsatz. Herr Strandmann Senior, nun schon 77 Jahre alt, lädt Fahrräder, Kinderwagen und Hunde ein und aus. Bis zu einhundert Mal täglich geht es über den Fluss. Es ist eine Fährverbindung nach Bedarf. Wer sehr spät kommt, kann auch eine Handynummer wählen, ansonsten läutet man die Glocke. Das ganze Jahr über ist die Fähre in Betrieb. Im Sommer schippern die Strandmanns von morgens um acht bis kurz vor Mitternacht. Inzwischen hat es sich herumgesprochen, viele Gäste kommen inzwischen auch nur wegen der Überfahrt, die nicht einmal fünf Minuten dauert. Aber sie ist eben ein einzigartiges Erlebnis.
Fährmann Uwe Standmann mit Schiffermütze
Lage: Anlegestelle am Baaber Hafen gegenüber der Bollwerkstraße 1. Das Fährhaus, eine schlichte Holzhütte, liegt auf der anderen Seite in Moritzdorf; Moritzdorf, 18586 Sellin, Tel. 0174 3208804.
Aktivitäten:
•Schiffstouren: die Boddenküste von Baabe nach Lauterbach, Robbenfahrten oder der kleine Pendelverkehr von Baabe bis Sellin, Fahrradmitnahme möglich; weisse-flotte.de
Einkehr:
•Fischkutter Lütt Matten: gemütlich sitzen am Hafen mit lecker Frischbrötchen und Backfisch, tolle Sonnenuntergänge, manchmal Musik; Bollwerkstraße 1B, 18586 Baabe, Tel. 0151 11977148, fischkutter-luett-matten.de
•Zum Fischer: ehrliche, frische Fischküche ohne Schnickschnack, einer von zwei Baaber Fischern; Bollwerkstraße 6, 18586 Baabe, Tel. 038303 86428, zumfischer.de
Unterkunft:
•Hotel Solthus am See: wunderbar idyllisch und ruhig gelegen, direkt an der Baaber Bek, Wellnessoase mit Pool, Restaurant „Heimatküche“ mit Terrasse und Blick auf den Greifswalder Bodden, auch ohne Übernachtung eine Empfehlung; Bollwerkstraße 1, 18586 Baabe, Tel. 038303 87160, solthus.de
