SCHÄTZE AM BODDEN
Den Start kann man flexibel wählen. Empfehlenswert ist ein Anfang im Dorf Klein Zicker, auf der gleichnamigen Halbinsel, die zum Ostseebad Thiessow im Biosphärenreservat Südost-Rügen gehört. Beim Imbiss am Bodden geht es an den Strand. Bei sonnigem und warmen Wetter ist es besonders schön und auch angeraten. Wie automatisch läuft man unterhalb der kleinen Steilküste entlang. Eine Menge Steine liegen hier, es ist kein Strand zum Baden, aber eine atemberaubend schöne Landschaft. An den hohen Lehmwänden brüten Uferschwalben. Die Weite des Greifswalder Boddens ist zauberhaft. Viele Menschen sind hier nicht unterwegs und schnell wird klar warum: Hier gibt es Abbrüche! Lehm- und Gesteinsbrocken türmen sich zu kleinen Hindernissen auf. In den Wänden stecken riesige Steine, die vor Jahrtausenden durch das Gletschereis mitgeschleift wurden. Wenn die herunterkommen, ist es kein Spaß. Gerade in den kälteren und feuchten Monaten sollte man nie unterhalb der Steilküste wandern.
Doch diesmal ist alles im grünen Bereich, schon nach 800 Metern ist eine kleine Treppe erreicht. Oben angekommen steht man am Ende des Fischerdorfes Klein Zicker mit reetgedeckten Fischerhäusern und einladenden Lokalen. Im 18. Jahrhundert gab es auf der Halbinsel eine Schwedenschanze, später wollten die Schweden hier die Hafenstadt Gustavia erbauen, ließen die Pläne aber fallen. Zur DDR-Zeit gehörte das Areal dem sowjetischen Militär. 45.000 Kubikmeter Schutt mussten nach der Wende abgefahren werden. Es wurde Trockenrasen ausgesät, heute ein artenreicher Magerrasen, der von Schafen kurzgehalten wird. Auf dem kleinen Rundwanderweg über die Halbinsel gibt es dazu Informationstafeln, nördlich sieht man die Halbinsel Groß Zicker.
Weiter geht es über den schmale Damm in Richtung Thiessow. Auf der einen Seite liegt der Bodden, auf der anderen liegen die Salzwiesen, Lebensraum vieler Wiesenbrüter. Der lange Flachwasserstrand ist ganzjährig ein beliebtes Stehrevier für Surfer, Kiter und Seekajakfahrer. Hier weht ein ordentlicher Westwind.
Der Weg führt durch den kleinen Kurpark zum Endhaken, dem südlichsten Zipfel der Insel Rügen. Auch Kap Hörnchen genannt, wegen seiner Untiefen, der Stürme und Strömungen. Ein Geheimtipp ist der schöne Naturstrand, besonders geeignet für Kinder, sehr flach, nie zu voll.
Thiessow war einst Sitz des Königlich-Preußischen Lotsenkommandeurs. 36 Meter geht es hinauf auf den Lotsenberg und dann elf Meter hoch auf den Lotsenturm. Allein für diesen Blick hat sich jede Reise gelohnt. Gleich gegenüber liegt die Insel Usedom. Weiter links sieht man die Greifswalder Oie, die östlichste deutsche Insel. Hier wurden 1937 bis 1945 die Raketenversuche mit der A3, A4 und A5 durchgeführt. Danach waren dort die „DDR-Grenzbrigade Küste“ sowie der VEB Bienenwirtschaft mit der staatlichen Königinnenzucht stationiert. Heute dient die Insel dem Vogelschutz. Nur 50 Besucher dürfen täglich auf die Oie, Baden oder privater Bootsverkehr sind nicht erlaubt.
Hinunter geht es wieder zum Ostseebad Thiessow mit seinen kleinen Fischer- und Lotsenhäusern. Von drei Seiten ist der Ort vom Wasser umgeben. Der wunderbar feine Sandstrand, der sich bis zum Nordperd von Göhren hinzieht, ist fast zehn Kilometer lang. Doch in Thiessow geht alles ohne große Aufregung, es gibt kein Schaulaufen, nur ein paar bunte Strandkörbe, ein nettes Strandcafé und eine kleine Promenade mit Imbissbuden. Ein Geheimtipp für alle, die nur Baden wollen. Wussten Sie eigentlich, dass Strandhafer bis zu fünf Meter tief wurzeln kann? Wir sind noch immer auf einem Naturlehrpfad und auf Schautafeln gibt es Hinweise, warum man dieses eher unscheinbare Gras überall an der Küste findet.
Letztes Ziel ist der Hafen von Thiessow am Bodden, dort findet in den Sommermonaten zweimal in der Woche der beliebte Rügen-Markt statt, mit regionalen Spezialitäten, traditionellem Handwerk und vielen Künstlern.
Info
Lage: Klein Zicker und Thiessow liegen am südlichen Ende der Halbinsel Mönchgut im Südosten Rügens.
Aktivitäten:
•Wanderung: leicht, sieben Kilometer, mit Einkehr drei Stunden, Badesachen, Sonnencreme nicht vergessen, Gastronomie vorhanden.
•Rügen-Markt: Rügens schönster Markt mit bis zu 100 Ständen mit Kunsthandwerk, regionalen Produkten, Souvenirs, Mode; Dampferweg 1, 18586 Thiessow, ruegen-markt.de
•Kurverwaltung: Hauptstraße 36, Thiessow, 18586 Ostseebad Mönchgut, Tel. 038308 66010, ostseebad-moenchgut.de, thiessow.net
Einkehren und Unterkünfte:
•Zum trauten Fischerheim: Historische Gastwirtschaft (seit 1904) mit Pension, tolle regionale Fischgerichte, Hering satt und schöne Terrasse mit Strandkörben; Dörpstrat 15, 18586 Mönchgut OT Klein Zicker, Tel. 038308 30152, kleinzicker.com
•Mönchguter Fischerklause: frisch vom Fischer, einfach, rustikal, hausgemacht, Restaurant, Feinfischräucherei und Matjesmanufaktur; Hauptstraße 48, 18586 Ostseebad Thiessow, Tel. 038308 30397, moenchguter-fischerklause.de
•Strandcafé Thiessow: direkt am Strand mit großer Terrasse. Waffeln, Pommes, Backkartoffeln und üppige Eisbecher; Strandpromenade 1, 18586 Thiessow, Tel. 038308 8345