FAMILIENBAD MIT SEEBRÜCKE
Das Ostseebad Sellin liegt landschaftlich sehr reizvoll, eingebettet zwischen Selliner Forst und dem großen Wald, der Granitz. Die Ortslage ist teilweise bergig, im Norden begrenzt durch Steilufer und Meer, im Süden durch den Selliner See mit den Ortsteilen Moritzdorf und Altensien. Hauptschlagader ist die 800 Meter lange Wilhelmstraße mit zahlreichen Hotels, Restaurants, Cafés und Geschäften. Dicht an dicht stehen hier die schönsten Villen im Bäderstil bis hin zur Seebrücke. Außerdem kann Sellin gleich zwei breite Sandstrände vorweisen: den Hauptstrand und den Südstrand Richtung Baabe.
Auch Sellin war früher nur ein kleines Fischer- und Bauerndorf. Dieses befand sich am Selliner See. Dort wo heute die Wilhelmstraße verläuft, führte einst der „Grüne Steg“ durch eine Waldschlucht. Kaum mehr als ein Waldweg, der aber, genau wie die Granitz, dem Fürsten zu Putbus gehörte. Sein Traum war ein Seebad am Meer und der wurde schon bald Wirklichkeit. Mit der Erweiterung der Eisenbahnstrecke nach Sellin kamen 1896 auch immer mehr Sommerfrischler. An der Wilhelmstraße, benannt nach Wilhelm Fürst zu Putbus, wurde zunächst eine Allee gepflanzt, und 1906 richtete man ein Gemeindewarmbad ein. Das Wasser wurde direkt aus dem Meer gepumpt. Heute ist dort die Kurverwaltung. Später gab es ein streng getrenntes Damen- und Herrenbad. Erst ab 1922 war das gemischte Freibaden erlaubt. Als erstes Haus an der Wilhelmstraße wurde 1895 das Hotel Wilhelm (Nr. 27) gebaut, das spätere Kurhaus. Heute eher ein schlechtes Beispiel für eine behutsame Stadterneuerung. Nachdem das historische Kurhaus, in der DDR Hotel „Frieden“, heruntergewirtschaftet war, wurde es 1994 abgerissen. Sechs Jahre später stand dort ein doppelt so großes Hotel. Doch kaum zwanzig Jahre danach kam auch für dieses Haus die Abrissbirne. Noch größer, noch höher wollte man bauen. Bei Kapitalanlegern bewarb man eine gigantische Appartementanlage mit Blick auf die Seebrücke.
Als die 1998 neu gebaut wurde, war die Freude wesentlich größer bei den Sellinern. Die Seebrücke Sellin ist ein richtiges Schmuckstück, für viele neben dem Königsstuhl das Wahrzeichen von Rügen. Die erste Brücke von 1906 war gut 500 Meter lang, allerdings durch Packeis relativ schnell wieder zerstört. Die aktuelle Seebrücke misst 394 Meter und orientiert sich an der Nachfolgerin aus dem Jahr 1925 mit verspielten Türmchen und Seitenpavillons. Auf der großen Plattform gibt es drei Restaurants, am Brückenkopf befindet sich die größte Tauchgondel Europas und gleich daneben legen die Dampfer an.
Um wieder zur Wilhelmstraße zu gelangen, steigt man die „Himmelsleiter“ 99 Stufen hinauf oder nimmt den Fahrstuhl. Die ersten Häuser von Sellin wurden auf einem bis zu 30 Meter hohen Steilufer erbaut. Links und rechts der Straße geht es noch einmal steil bergauf, so konnte man wenig in die Breite bauen. Direkt am Hochufer legte man terrassenförmige Parkanlagen mit Bänken an, ein sehr schöner Ort zum Verweilen. Weiter geht es dort zum neuen Kurpark auf den Friedensberg. Es soll ein germanischen Thing-Platz gewesen sein, dem magische Kräfte zugesprochen wurden. Jetzt ist dort ein Ort der Achtsamkeit, Entspannung und Meditation mit einigen Mitmachstationen.
Wer es quirliger mag, schlendert über die 800 Meter lange Wilhelmstraße mit den wunderschön sanierten Bädervillen, die meisten sind in der Zeit um 1900 entstanden. 1915 wohnte Albert Einstein im Haus Johanneshorst (Wilhelmstraße 7), gleich daneben steht das Haus Arkona (Nr. 8) mit schönen Jugendstil-Verzierungen. Das Haus Waldfrieden (Nr. 5) gehörte einmal einem Kapitän, der im Sturm ertrank. Kunstvolle Balkone haben auch das Haus Sonneneck (Nr. 10) oder die Villa Fernsicht (Nr. 41). Etwas ganz Besonderes ist die Villa Finja (Nr. 35) im Stil eines skandinavischen Blockhauses. Jedes Haus hat hier seine Geschichte, darum unbedingt eine historische Ortsführung buchen!
Über einen Hochuferweg durch den Selliner Forst kommt man zum schönen Südstrand. Ein echter Familienstrand mit einer riesigen Wasserrutsche, auch gibt es eine sehr gute, unaufgeregte Gastronomie mit direktem Meerblick. Am Steilufer steht die Kaysa (griech.: die Reine), eine 1,68 Meter große Bronzeskulptur des Künstlers Thomas Jastram. Die Promenade führt vom Südstrand 1,5 Kilometer barrierefrei bis Baabe. Im Süden liegen das Spaßbad Ahoi und der neu ausgebaute Hafen Sellin mit einem Schiffsanleger.
Lage: Sellin liegt nördlich der Halbinsel Mönchgut, etwa 20 Kilometer östlich von Bergen.
Aktivitäten:
•Selliner Tauchgondel: Sie ist die größte Tauchgondel Europas, vier Meter geht es unter die Wasseroberfläche, Tauchfahrten dauern jeweils 30 bis 40 Minuten; Wilhelmstraße 25, 18586 Sellin, Tel. 038303 92777, tauchgondel.de
•AHOI Bad: großes Erlebnisbad, innen und außen, mit Sauna, Rutschen, Park, Restaurant; Badstraße 1, 18586 Sellin, Tel. 038303 1230, ahoi-ruegen.com
•Schiffstouren: vom Schiffsanleger Seebrücke oder vom Bodden-Hafen: adler-schiffe.de, weisse-flotte.de
•Kurverwaltung Sellin: Warmbadstraße 4, 18586 Ostseebad Sellin, Tel. 038303 160, ostseebad-sellin.de
Einkehr:
•Seebrücke Sellin: Seebrücke 1, 18586 Ostseebad Sellin, Tel. 038303 929600, seebrueckesellin.de
•Kleine Melodie: direkt am Südstrand Restaurant mit Fisch, Fleisch, Pasta, Terrasse, Imbiss; Südstrandpromenade 3, 18586 Sellin, Tel. 038303 85616, kleinemelodie.net
Unterkunft:
•Hotel Waldfrieden: familiengeführtes Haus in zweiter Generation, wunderschöne, weiße Villa, 1907 im Bäderstil erbaut, Restaurant „Zur Kajüte“ mit umfangreicher Fischkarte; Wilhelmstraße 5, 18586 Sellin, Tel. 038303 8930, hotel-waldfrieden-ruegen.de