RADRUNDE IM WINDLAND
Die Halbinsel Wittow liegt zwischen der Ostsee, dem Wieker und dem Jasmunder Bodden. Sie ist der nördlichste Teil von Rügen und 97 Quadratkilometer groß. Wittow bedeutet im Slawischen Windland, und so wird auch der Wind ein ständiger Begleiter bei dieser Radtour sein. Das Land ist flach und bis auf das Kap Arkona eher weniger touristisch frequentiert.
Start ist in Putgarten auf dem Großparkplatz, es geht westlich aus dem Ort heraus und dann rechts zum Parkplatz am Hochufer. Hier ist eine Treppe, um an den feinsandigen, wild romantischen Strand abzusteigen. Es ist der größte zusammenhängende Blockstrand an der deutschen Ostseeküste und wohl auch einer der schönsten. Das Gebiet zählt zum 144 Hektar großen Naturschutzgebiet Nordufer Wittow mit Hohen Dielen, das in zwei Abschnitte, vor und nach dem Kap Arkona, aufgeteilt wird. Die Hohen Dielen sind das sehr steil abfallende Kliff an der ehemaligen Jaromarsburg, das Nordufer Wittow liegt westlich hinter dem Kap. Es gibt einen lohnenden Wanderweg an der Kliffkante, den Radfahrer aber nicht befahren sollten. Das Naturschutzgebiet punktet mit einer natürlichen Salzrasenpopulation, mit Sanddorn und gemeinem Strandflieder, außerdem ist hier ein reiches Vorkommen von echtem Meerkohl.
Der Radweg führt jetzt vom Hochufer weg, links nach Varnkevitz. Linker Hand sieht man eine Radarstation der Bundeswehr, die einzige militärische Einrichtung auf Rügen. Hinter dem Dorf geht es über eine wunderschöne Allee nach Schwarbe, am Pferdestübchen vorbei und dann nach rechts zum Märchenwald „Die Schwarbe“ ist ein verwunschenes Waldgebiet mit vom Wind zerzausten uralten Rotbuchen, Bergulmen und Linden, ein richtiger Gespensterwald. Ein Abstecher lohnt, ansonsten führt der Weg südlich am Waldrand vorbei Richtung Westen und dann zum Regenbogencamp Nonnevitz. Der Campingplatz besteht schon seit den 1960er-Jahren und zieht sich fast drei Kilometer durch den Kiefernwald. Viele Dauercamper verteidigen ihr Areal in der ersten Reihe seit Jahrzehnten. Am nördlichsten Punkt, dem Möwenort, führt eine Treppe zum weißen Strand. Der nächste Weg geht rechts zum Bakenberg und an einer Eisdiele vorbei.
Nächstes Ziel ist Kreptitz und einen Kilometer weiter rechts geht es nach Lancken. Nördlich liegt das Naturschutzgebiet Nordwestufer Wittow und Kreptitzer Heide. Es ist 100 Hektar groß und das längste aktive Geschiebemergel-Kliff. Hier brüten bis zu 2000 Uferschwalben. Das Kliff ist ständig in Bewegung, verlor in den letzten Jahren rund 15 Meter. Darum unbedingt gesperrte Wege respektieren! Danach geht die Tour weiter nach Dranske.
Das Tausend-Seelen-Örtchen hat in den letzten Jahren eine kolossale Wandlung vollzogen und gilt heute als Geheimtipp mit seinen zwei Stränden, am Wieker Bodden und an der Ostsee. Den Schluss bildete die acht Kilometer lange Halbinsel Bug. Dort befand sich seit 1638 nur ein kleiner Posthafen. Nach dem Ersten Weltkrieg prägte das Militär das Bild: die kaiserlichen Seeflieger, die Wehrmacht und die NVA mit einer Schnellbootstaffel. Die Nazis rissen Ende der 1930er-Jahre alle zivilen Häuser ab. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahmen die Sowjets die Militäranlagen der Nazis mit, den Rest sprengten sie in die Luft. Dann kam die NVA, baute für ihre Berufssoldaten 1000 Wohnungen in Plattenbauweise. Nach der Wende wurden sie abgerissen, auch 156 Gebäude auf dem Bug. Der ist derzeit gesperrt und nur im Rahmen einer Führung zu betreten.
Dranske hat durch die Entmilitarisierung gut ein Drittel seiner Einwohner verloren, sich aber zu einem schönen Urlaubsort entwickelt mit netten Cafés und Restaurants. Seit 2009 gibt es eine 170 Meter lange Seebrücke, wo Dampfer nach Wiek und Hiddensee ablegen. Der Bodden ist ein tolles Stehrevier. Kiter kommen gern hierher. Auf der Meeresseite sieht man vom Strand aus die Insel Hiddensee mit dem Leuchtturm.
Doch was bringt die Zukunft? Am Bug soll ein Megaprojekt entstehen, das Baltic Island Eco Resort mit 2300 Betten, mit vier Hotels und Eisenbahnfähren. Die Halbinsel wurde bereits an eine Privatperson verkauft, die seit 25 Jahren auf geeignete Investoren wartet. Naturschützer laufen Sturm, denn der Südzipfel gehört zum Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft. Sind solche Riesenanlage noch zeitgemäß? Mit diesem Gedanken radelt man zurück über Kuhle, mit dem kleinen Hafen, leckeren Fischbrötchen und dem Zeltkino. Von Gramtitz geht es am Räuchereck rechts weg und dann immer geradeaus nach Mattchow über Fernlüttkevitz bis Putgarten.
Lage: Die Halbinsel Wittow liegt im Norden Rügens.
Aktivitäten:
•Radrunde: Start und Ziel Großparkplatz Putgarten, etwa 40 Kilometer, flache, einfache Strecke, diverse Einkehrmöglichkeiten, trotzdem Wasser, Sonnencreme und Kopfbedeckung nicht vergessen.
•Wassersportschule Rügenpiraten: Windsurfen, Kiten, Segeln, SUP; Am Ufer 14, 18556 Dranske, Tel. 038391 89898, ruegen-piraten.de
•Marinehistorisches- und Heimatmuseum Dranske/Bug: Geschichte des Militärstandortes Dranske/Bug, Ortsgeschichte; Schulstraße 19, 18556 Dranske,
Tel. 038391 687185, bug-wittow.de
•Fremdenverkehrsamt Dranske: am Schiffsanleger, Information, Zimmervermittlung, Tickets, Bug-Wanderungen; Schulstraße 19, 18556 Dranske, Tel. 038391 89007, gemeinde-dranske.de
Einkehr:
•Zum Anker: ehemaliger Fischladen, jetzt Fischgaststätte, schöne Ausstattung, Karl-Liebknecht-Straße 14, 18556 Dranske, Tel. 038391 430966,
fischgaststaette-dranske.de
•Schreiber´s Fisch: Fischimbiss am Hafen von Kuhle, 18556 Dranske OT Kuhle, Tel. 0170 4811465
•Schifferkrug in Starrvitz: Traditionsgasthaus seit 1455, mit frischen Fischgerichten; Starrvitz 2, 18556 Dranske, Tel. 038391 938845, schifferkrug-kuhle.de
Unterkunft:
•Strandhotel Dranske: 4-Sterne-Hotel direkt am Bodden mit Restaurant, Sauna; Hafenstraße 4, 18556 Dranske, Tel. 038391 43480, strandhotel-dranske.de