BODDENGEFLÜSTER
Zwischen dem Wieker- und dem Breetzer Bodden liegt die Südspitze der Halbinsel Wittow: ein flacher Landstrich, vor allem von der Landwirtschaft geprägt, aber beliebt bei den Wassersportlern. Die Wittower Autofähre verbindet die Halbinsel mit Mittelrügen, dem Muttland. Aber man kann auch über die Schaabe und Breege nach Wiek fahren.
Das geschichtsträchtige Seefahrerörtchen war einmal ein sehr bedeutender Ort. Der Wohlstand wurde durch die Seefahrt, den Handel und die Herstellung von Honig erworben. Das Dorf „Vikr“ wurde 1165 das erste Mal urkundlich erwähnt. Drei Jahre später begann die Christianisierung. Um 1400 ließen Zisterzienser hier eine Dorfkirche erbauen, die noch heute bedeutend ist. Ein Jahrhundert später sollen auch die Vitalienbrüder um Klaus Störtbeker hier Handel getrieben haben. Von Wiek wird berichtet, dass es „wohlbewohnt und volkreich“ war, tatsächlich war es um 1820 das größte Dorf der Insel Rügen. Mit der Errichtung eines größeren Hafens begann man 1890, vor allem wegen des geplanten Kreideabbaus am nahen Kap Arkona. Deshalb wurde auch das Eisenbahnnetz erweitert. Aus dem Abbau wurde dann nichts, aber die Kreideverladebrücke aus dem Jahre 1914 ist noch da. Sie wurde 2014 als „schwebende Promenade“ saniert und ist heute eine beliebte Flaniermeile mit Restaurant. Von der Brücke kann man bis Hiddensee schauen, besonders schön sind die Sonnenuntergänge.
Der Hafen ist heute das Zentrum von Wiek, hier legen Ausflugsboote ab, es gibt nette Geschäfte und Cafés. Hinter der Brücke erstreckt sich der Jachthafen und dahinter der lange Surferstrand mit einem perfekten Stehrevier. Wiek selbst hat keinen größeren Badestrand, aber der Heimatverein hat 2019 gesammelt und neben dem Hafen einen Badesteg für die Allgemeinheit angelegt. Über eine Leiter kommt man so ins Wasser, es gab sogar drei Fahrradständer und eine Bank dazu. Die nächsten Sandstrände sind aber nur sechs bis sieben Kilometer entfernt in Nonnevitz oder an der Schaabe.
Schön ist die kleine Innenstadt mit recht hübschen Bürgerhäusern und der Kirche St. Georg. Die dreischiffige, gotische Backsteinkirche wurde ab 1400 gebaut. Davor steht ein hölzerner Glockenturm, der um 1600 den ausgebrannten Kirchturm ersetzte. Die Innenausstattung ist sehenswert, ein reich gestalteter Altar und ein hölzernes Standbild von „Ritter Georg zu Pferde“, 1,75 Meter groß. Gegenüber gibt es sehr leckeren Kuchen bei der Inselbäckerei Maltzahn. Weiter südlich liegt auf der linken Seite die unter Denkmalschutz stehende AOK-Klinik Wiek. 1920 kaufte die sächsische Regierung das vorher militärisch genutzt Areal. Schon 1922 war es die größte Kurklinik in Ostdeutschland. Bis zu 1250 Kinder machten hier Ferien. Ein Neubau erfolgte 1928/29 nach Plänen der Architekten und Bauhausschüler Oskar und Gustav Waldo Wenzel. Es waren 26 schneeweiße Holzhäuser mit Säulengängen, mehrere Wirtschaftsgebäude, eine Gärtnerei, ein Glockenturm und ein eigener Strand. Im Zweiten Weltkrieg wurde es Erziehungsanstalt, Wehrertüchtigungslager und Lazarett. Danach zogen Flüchtlinge ein und ab 1949 war es ein Kindergenesungsheim.
Fährt man die Straße weiter nach Süden, erreicht man die Wittower Fähre. Schiffsverkehr gab es hier schon seit dem frühen Mittelalter, einen geschlossenen Landweg aber erst ab 1869 mit dem Bau des Lietzower Damms. Die erste Eisenbahnfähre nahm 1896 ihren Betrieb auf. Die 37,9 Kilometer lange Strecke der Rügener Schmalspurbahn führte von Bergen über Trent bis nach Altefähr. Zwei Fähren transportierten regelmäßig drei Güterwaggons und manchmal auch eine Dampflok, Personen mussten umsteigen. 1968 wurde die Eisenbahnstrecke von der Wittower Fähre bis Altefähr abgebaut, 1970 folgte das südliche Stück bis Bergen. Seitdem betreibt die Weiße Flotte den Fährbetrieb. 1996 erneuerte man die Anleger, die alten stehen daneben unter Denkmalschutz. Die Fährstrecke ist 350 Meter lang, die Fahrzeit beträgt gut acht Minuten, alle 15 bis 20 Minuten legt ein Schiff ab. Es befördert Personen und Fahrzeuge bis 30 Tonnen. Sehr beliebt ist der Ort auch bei Anglern: Neben dem nördlichen Fähranleger liegt ein kleiner Steg. Durch die schmale Stelle zwischen Breetzer- und Wieker Bodden kommen durchziehende Fische in Wurfweite, der Hering im April und der Hornhecht im Mai.
Lage: Wiek liegt auf der Halbinsel
Wittow am Wieker Bodden.
Aktivitäten:
•Schiffsausflug nach Hiddensee: einstündige Fahrt durch den Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft nach Vitte, von Mai bis Oktober;
reederei-hiddensee.de
•TP-Rügenangeln: Angeltouren, Bootsverleih; Marina Wiek, Am Hafen 9, Tel. 0160 96666044,
tp-ruegenangeln.com
•Touristeninformation Wiek: Zimmervermittlung, Fischereischein, Tickets, Landkarten; Am Markt 5, 18556 Wiek, Tel. 038391 76870, wiek-ruegen.de
Einkehr:
•Blumencafé Rügen: schönes Gartencafé, Blumen- und Antikladen; Gerhart-Hauptmann-Straße 6, 18556 Wiek, Tel. 038391 769932, blumencafe-ruegen.de
Unterkünfte:
•Pension & Restaurant Zur Mole: am Hafen, Restaurant mit Kamin und schöne Gartenterrasse; Bahnhofstraße 5, 18556 Wiek, Tel. 038391 76562,
pension-zur-mole.de
•Hotel & Restaurant Alt Wittower Krug: gepflegtes Hotel im Landhausstil mit 8000 Quadratmeter Garten; Gerhard-Hauptmann-Straße 7, 18556 Wiek, Tel. 038391 7600, alt-wittowerkrug.de