48 Schaprode und Udarser Wiek

RUF DER KRANICHE

Schaprode ist das Tor zur autofreien Insel Hiddensee. Hier legen die meisten Fähren ab, hier kommen aber auch die meisten Autos an. Das ehemalige Fischerdörfchen hat jedoch noch mehr zu bieten. Bei einer Wanderung nach Udars kann man Kraniche sehen, und es gibt sogar zwei Gutshäuser.

Wenn man im Sommer nach Schaprode kommt, denkt man fast, man ist in Wolfsburg. Das kleine Fischdörfchen mutiert zur Autostadt, die fast nur noch aus Parkplätzen besteht. Wer auf die autofreie Insel Hiddensee will, lässt hier sein Auto zurück, reist mit der Fähre oder einem Wassertaxi weiter. Hiddensee hat nicht einmal tausend Einwohner, aber im Sommer täglich bis zu 4000 Übernachtungsgäste, dazu kommen noch einmal rund 3000 Tagesausflügler.

Gute vier Monate steht Schaprode Kopf, aber die meiste Zeit führen die rund 400 Einwohner ein eher beschauliches Leben. Aber man braucht den Tourismus, und dass dieser auch etwas einbringt, sieht man im ganzen Ort: Schaprode hat sich hübsch herausgeputzt mit einer schönen Hafenanlage, mit Cafés, Restaurants und einem Jachthafen mit 220 Liegeplätzen. Nördlich erstreckt sich ein großer Badestrand, dahinter ein Campingplatz. Das sehr flache Ufer ist ideal für Kinder und auch ein beliebtes Stehrevier für Surfer. Südlich liegt die Insel Öhe, 75 Hektar groß und seit Generationen in Privatbesitz. Auf den Salzwiesen wird nachhaltige Tierzucht betrieben.

Etwas Besonderes sind die liebevoll sanierten reetgedeckten Kapitänshäuser und Fischerkaten aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Einige haben geschnitzte, farbige Holztüren, die früher auch den Wohlstand repräsentieren sollten. Die Türen sind aber nicht nur Schmuck, sondern haben oft auch einen symbolischen Charakter. Der Lebensbaum steht für den Wunsch nach fruchtbarem Leben oder die Sonne für Glück im Haus.

Erstmals urkundlich erwähnt wurde Schaprode schon im Jahr 1193, war durch den Hafen ein wichtiger Handelsplatz. Imposant ragt die St. Johanneskirche mit ihrem hölzernen Glockenturm über die kleinen Häuser. Mit dem Bau wurde bereits Anfang des 13. Jahrhunderts begonnen. St. Johannes ist somit die drittälteste Kirche auf Rügen. Auch im Innern gibt es so manches Kleinod zu entdecken wie die geschmückte Barockkanzel oder eine sehr schöne Patronatsloge für die früher hier ansässigen Adelsgeschlechter wie die von Südow, von Usedom, von Bohlen oder von Platen.

Schaprode

Rund um Schaprode befinden sich einige alte Gutshäuser- und Herrensitze, zum Teil auch noch mit schönen Parks. Am nördlichen Ortsausgang von Schaprode steht ein 2,40 Meter hoher Sühnestein, um den sich diverse Geschichten ranken. War es ein Bischof, der hier zu Tode kam? Die meisten Sagen beziehen sich auf die Familie von Platen. Am 15. Juli 1368 sollen hier der Ritter Reynwart von Platen und seine Söhne erschlagen worden sein. Auch nördlich von Schaprode ist die Gegend geschichtsträchtig, wurde doch auf dem Weg nach Poggenhof, am Hügelgrab „Ruge Barg“, der Silberschatz des Blauzahn gefunden.

Versiegt im Herbst der Urlauberstrom, reisen die Kraniche an. Teile des Schaproder Boddens und die Udarser Wiek gehören zum Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft. Die Udarser Wiek ist sehr flach, meist sogar unter 1,5 Meter. Hier rasten die Durchzügler: Gänse, Enten und Kraniche. Südlich des Hafens führt eine Straße östlich entlang, die bald zu einem schönen Wanderweg wird. Am Feldrand entlang geht es durch Wald und Wiesen auf einen von Eichen umsäumten Weg. Ungefähr zwei Kilometer sind es bis zum Vogelbeobachtungsturm. Ein Fernglas erweist sich als nützlich, am Ufer gibt es einen breiten Schilfgürtel. Auf der anderen Seite liegt die Insel Ummanz. Wo die Wasservögel sind ist auch der Seeadler nicht weit. Der Standvogel bleibt das ganze Jahr in seinem Revier. Besonders schön sind im Herbst die Rufe der Kraniche und wie sie in Formation zu ihren Rastplätzen einfliegen.

Fischerhaus in Schaprode

Die Wanderung geht weiter auf dem Deich, eine Rasthütte lädt zum Verweilen ein, kurz danach biegt der Weg links in einen Feldweg zum Gutshaus Udars ein. Anfang des 18. Jahrhunderts errichtet, wird es gerade liebevoll von dem norwegischen Architekten Lars Jacob Hvinden-Haug und dem Künstler Tilo Uischner saniert. Ein ungefähr 1,5 Kilometer langer Feldweg verbindet Udars mit dem Rittergut Streu, welches bereits saniert wurde. Das wunderschöne Privatanwesen kann bei der jährlichen Mittsommer-Remise im Juni sowie beim Tag des offenen Denkmals besichtigt werden. Nördlich des Gutshauses geht es über den Streuer Weg wieder zum Hafen zurück.

Info

Lage: Schaprode liegt im Nordwesten Rügens, etwa 23 Kilometer von Bergen entfernt.

Aktivitäten:

Leichte Wanderung: etwa sechs Kilometer flache Strecke, festes Schuhwerk für eventuelle Feuchtwiesen, zwei überdachte Rastplätze, Proviant, Wasser, Fernglas nicht vergessen.

Reederei Hiddensee: Fahrscheinverkauf im Hafen von Schaprode, täglich bis zu zwölf Abfahrten nach Hiddensee, reederei-hiddensee.de

Tourismusverein West-Rügen e. V.: Info-Stube Gingst, Karl-Marx-Straße 19, 18569 Gingst, Tel. 038305 53483, westruegen.net

Einkehr:

Gasthaus Fähreck: Ein Stopp lohnt! Prämierte Eisdiele plus Restaurant, schöne Gartenterrasse; Dorfstraße 25, 18569 Trent, Tel. 038309 1351

Schillings Gasthof: uriges Gasthaus am Hafen mit moderner, regionaler Küche, Bio-Rindfleisch von der Insel Öhe, Kutterfisch von Hiddensee, daneben Hofladen plus Bistro „Fischhaus“; Hafenweg 45, 18569 Schaprode, Tel. 038309 1216, schillings-gasthof.de