50 Leuchtturm von Hiddensee

WANDERUNG AUF DEM DORNBUSCH

Vor über hundert Jahren kamen die ersten Künstler nach Hiddensee, die Schwesterninsel von Rügen. „Dat söte Länneken“ ist heute noch sehr beliebt und immer noch autofrei. Besonders schön ist eine Wanderung zum Leuchtturm über den Dornbusch.

Wer nach Hiddensee reist, kommt mit der Fähre an, entweder von Stralsund oder Schaprode. Schon von Weitem sieht man ihn, den Leuchtturm hoch oben auf dem Dornbusch. König Hedin von Norwegen soll auf diesem Eiland einst um eine Frau gekämpft haben, darum nannte man sie später Hedins Insel, „Hedinsey“. Die Dänen sagten „Hedins Oe“. Der heutige Namen „Hiddensee“ kam erst Anfang des 20. Jahrhunderts auf. Die Insel ist 16,8 Kilometer lang und hat die Form eines Seepferdchens. Früh beliebt war Hiddensee bei Schauspielern, Malern, Dichtern und Musikern. So zog es die Balletttänzerin Gret Palucca, die Dichter Joachim Ringelnatz, Gerhart Hauptmann oder Thomas Mann hierher, auch die Punkband Feeling B mit Frontmann Aljoscha Rompe, der inzwischen auf dem Inselfriedhof begraben liegt. Die Insel gehört zum Nationalpark Vorpommersche-Boddenlandschaft. Eine beliebte Wanderung führt zum Leuchtturm, dem Wahrzeichen der Insel.

Start ist am Hafen von Kloster, dem kulturellen Hauptort im Norden. Vorbei geht es am altehrwürdigen Hotel Hithim über der Hafenweg, dann rechts über die Straße Am Reedsaal und weiter die Dorfstraße entlang Richtung Osten, rechts liegen das Hotel Enddorn und Grieben. Es gibt sehr schöne Ausblicke auf den Vitter Bodden. Am Enddorn ist ein Rastplatz mit einem Abstieg zum Steilufer. Vom Enddorn führen zwei Landzungen nach Süden, der Alte und der Neue Bessin. Wer möchte, macht rechts einen Abstecher zum Alten Bessin. Bis zur Spitze mit dem Aussichtsturm sind es gut drei Kilometer, hier sieht man das Windwatt in der Kernzone des Nationalparks. Der Neue Bessin ist ganz und gar gesperrt, hier brüten viele See- und Zugvögel. Er wächst jährlich um einige Meter. Das Windwatt dahinter besteht aus einigen Sandbänken, die bei Niedrigwasser gut zu sehen sind. Theoretisch könnte man vom Neuen Bessin nach Rügen wandern, nur gut 500 Meter trennen den Bug bei Dranske noch von Hiddensee. Doch die Fahrrinne wird immer wieder ausgebaggert.

Hafen von Kloster

Vom Rastplatz Enddorn beginnt ein Hochuferweg, der ist aber wegen der zahlreichen Abbrüche inzwischen gesperrt. Vom Rastplatz geht es daher gut 800 Meter zurück zum Plattenweg und dann rechts hoch auf die Hügel Richtung Plateau. Vom Svantiberg zum Fliegerberg führt der Weg auf und ab durch eine schöne Wiesenlandschaft. Schlehen- und Holunderbüsche sowie der berühmte Sanddorn von Hiddensee wachsen hier, den schon Nina Hagen besang. Im Frühling gibt es tausende von unermüdlichen, kleinen Sängern in den Zweigen, denen nur noch die atemraubenden Ausblicke die Schau stehlen.

Typisch Hiddensee: der Sanddorn

Dann steht man endlich vor ihm, dem Leuchtturm von Hiddensee. Er wurde 1888 erbaut, ist 28 Meter hoch und steht auf dem 70 Meter hohen Schluckswiekberg. Eine Aussichtsplattform erreicht man nach 102 Stufen, der Lichtstrahl reicht ungefähr 45 Kilometer weit. Erst seit 1994 können Besucher hinein. Lange diente der Leuchtturm nicht nur Schiffen als Landmarke, sondern sollte auch DDR-Flüchtlinge aufstöbern. Die Patrouillenboote der Volksmarine hatten keine so leistungsstarken Scheinwerfer. Nachts liefen Grenzer mit Maschinenpistolen am Strand entlang. Eine Flucht über Hiddensee zur 70 Kilometer entfernten dänischen Insel Mön war so gut wie aussichtslos. Zwei Surfer haben es 1986 dennoch geschafft, aber die meisten wurden vorher verhaftet oder kamen in den Wellen um. Bis heute weiß man nicht, wie viele Menschen das waren. Wer heute vom Leuchtturm aus die Kreidefelsen von Mön sieht, weiß auch, dass er dort hinfahren kann.

Leuchtturm Hiddensee

Gemütlich geht es nun zum „Klausner“. Schon fast ein Pflichtbesuch, spielt in der Traditionsgaststätte doch die Handlung in dem 2014 erschienenen und mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichneten Roman „Kruso“ von Lutz Seiler. Durch den Wald kommt man zum Aussichtspunkt Inselblick und dann geht es über die Leuchtturmstraße zurück nach Kloster.

Info

Lage: Die Insel Hiddensee liegt nordwestlich von Rügen.

Aktivitäten:

Leuchtturm Dornbusch: ab sechs Jahre, bei schlechtem Wetter gesperrt; Im Dornbuschwald 1, 18565 Kloster, Tel. 038300 50456, seebad-hiddensee.de/leuchttuerme

Fährverkehr von Schaprode und Stralsund: von Stralsund bis Kloster 2,5 Stunden, von Schaprode bis Kloster 30 Minuten. Die Fähren verkehren etwa 16-mal am Tag und halten in Neuendorf, Vitte und Kloster,
reederei-hiddensee.de

Insel Information Hiddensee: Achtern Diek 18 a,
18565 Vitte, Tel. 038300 608685, seebad-hiddensee.de

Einkehr:

Hotel Enddorn: idyllische, ruhige Lage mit Blick zum Bodden, Restaurant „Die Bilderkneipe“ mit regionaler Küche; Dorfstraße 6, 18565 Grieben, Tel. 038300 460, enddorn.de

Zum Klausner: Gaststätte und Pension, großer Biergarten auf dem Bakenberg; Im Dornbuschwald 1,
18565 Kloster, Tel. 038300 6610, klausner-hiddensee.de

Unterkunft:

Hotel Hitthim: großes historisches Fachwerkhotel direkt am Hafen von Kloster mit urigem Restaurant; Hafenweg 8, 18565 Kloster, Tel. 038300 6660,
hitthim.de