Hades geleitete Persephone nach unten. Er wollte sichergehen, dass sie die angebotene Fahrgelegenheit nach Hause akzeptierte, und er wollte ihr Antoni vorstellen, seinen Chauffeur.
Der Zyklop, gekleidet in schwarzen Anzug und Krawatte, wartete geduldig. Als er Persephone sah, lächelte er, und sein Auge blickte freundlich.
»Lady Persephone«, sagte Hades. »Das ist Antoni. Er wird dafür sorgen, dass Ihr sicher nach Hause kommt.«
Er wusste, dass der Zyklop auf sie achten würde, doch er hatte das Bedürfnis, seinen Standpunkt noch deutlicher zu machen, indem er bei seinen Worten den Blick nicht von Antoni abwandte.
Sie ist wichtig.
»Bin ich denn in Gefahr, mein Lord?«
Ihre Frage lenkte seine Aufmerksamkeit auf sie, und er sah, dass sie ihn betrachtete. Trotz ihres sarkastischen Tonfalls nahm er ihr Unbehagen wahr.
Niemand wird dir etwas antun , wollte er sagen, doch diese Worte würden ihre Angst nur steigern. In Wahrheit war Hades nur übermäßig beschützend. Vielleicht hatte es etwas mit dem Sterblichen zu tun, den er gestern Nacht gefoltert hatte – der ihm mit Krieg von der Triade gedroht hatte.
»Nur eine Vorsichtsmaßnahme«, beteuerte er. »Ich möchte nicht, dass Eure Mutter mir die Tür einschlägt, ohne dass sie einen Grund dazu hat.«
Sie starrten sich für einen langen Moment an, bis Antoni sich räusperte und die hintere Wagentür öffnete. Daraufhin sahen sie beide zu dem Zyklopen, der zum Wagen wies.
»Meine Dame«, sagte er.
»Mein Lord«, sprach Persephone Hades’ Titel aus, mit dieser leisen, rauchigen Stimme, die ihn an andere Dinge denken ließ, zum Beispiel daran, wie sie wohl seinen Namen sagen würde, wenn sie unter ihm Erlösung fand.
Sie drehte sich um und glitt in den Wagen. Als Antoni die Tür hinter ihr schloss, warf er Hades einen Blick zu. Hades kannte diesen Blick. Es war ein Blick, der sagte, Ihr werdet mir später noch danken , doch da war sich Hades nicht so sicher. Hätte Antoni den Mund gehalten, hätte er die Göttin vielleicht geküsst, so wie er es in seinem Büro schon hatte tun wollen.
Aber vielleicht war es genau das, wovor der Zyklop ihn bewahrt hatte, denn Hades war sich nicht sicher, ob er Persephone dann hätte gehen lassen.
Er sah zu, wie sein schwarzer Lexus davonfuhr.
»Ich hoffe, du weißt, was du tust«, sagte Minthe, die hinter ihm am Türrahmen lehnte. Sie hatte im Foyer gelauscht, während er Persephone verabschiedete.
Hades hielt den Blick auf den Wagen gerichtet, der inzwischen auf eine Abbiegespur gefahren und fast außer Sichtweite war. »Was denkst du denn, was ich tue?«
»Sie ermutigen«, sagte Minthe. »Wenn du nicht vorsichtig bist, wird sie sich in dich verlieben.«
Hades war froh, dass er die Nymphe nicht ansah, denn um seine Lippen spielte ein Lächeln.
Schließlich war der Lexus außer Sichtweite, und Hades drehte sich zu Minthe um. Ihre Gesichtszüge waren verkniffen und schief, zum Teil wegen der hellen Sonne, zum Teil wegen ihrer brodelnden, vorwurfsvollen Wut.
»Hat Thanatos nach mir gesucht, oder hast du spioniert?«, fragte er und meinte damit ihr vorheriges Hineinplatzen in sein Büro.
»Wieso bin ich jedes Mal plötzlich eine Spionin, wenn ich dich dabei erwische, dass du etwas tust, was du nicht tun solltest?«
Hades gefiel ihre Wortwahl nicht. Denn die Nymphe tat so, als würde ihre Rolle als Assistentin auch bedeuten, dass sie seine Hüterin sei.
»Und was sollte ich nicht tun, Minthe?«
Sie verschränkte die Arme. »Sag mir, Hades: Hättest du sie geküsst, wenn ich nicht aufgetaucht wäre?«
»Ich habe sie geküsst«, antwortete er. Die Augen der Nymphe weiteten sich und wurden dann schmal, als er fortfuhr: »Falls du etwas gesehen hast, das dir missfiel, Minthe, schlage ich vor, dass du künftig anklopfst.«
»Thanatos wartet im Thronsaal auf dich«, sagte sie knapp, machte auf dem Absatz kehrt und schlug die Tür hinter sich zu.
Hades seufzte und teleportierte in die Unterwelt, wo er auf Thanatos traf. Der Gott des Todes war groß und schlank, hatte weißblondes Haar und zwei schwarze Gayalhörner. Hades mochte Thanatos und vertraute ihm ebenso sehr wie Hekate. Er war ein freundlicher Gott, und ihm lagen die Seelen am Herzen. Er war einer ihrer größten Fürsprecher gewesen und mehr ein König für sie, als Hades je gewesen war.
Er verneigte sich, als Hades erschien, wobei seine großen schwarzen Flügel hinter ihm schwangen wie ein Seidenumhang.
»Mein Lord«, grüßte er, und als er sich wieder aufrichtete, begegneten seine leuchtend blauen Augen Hades’ Blick. »Wir haben ein Problem.«
»Worum geht es?«
»Die Moiren sind in Aufruhr«, erklärte Thanatos. »Atropos’ Schere ist zerbrochen.«
Hades hob fragend eine Augenbraue. »Zerbrochen?«
Thanatos nickte. »Ihr solltet hingehen.«
Beklommenheit drang tief bis in Hades’ Eingeweide, aber er stimmte zu und folgte Thanatos zur Insel der Moiren. Er fand die drei Schwestern in ihrer Webkammer.
Mitten im Raum befand sich eine glänzend schwarze Kugel, in deren Oberfläche unzählige Fäden wie ein Wandteppich eingewoben waren. Jeder Faden repräsentierte eine Person – ein Schicksal – gewoben von den Moiren. Für gewöhnlich saßen die Schwestern in einem Halbkreis um die Kugel herum. Klotho begann den Lebensfaden, wob ihn in die Oberfläche der Karte, und wenn er lang genug war, begann Lachesis ihre Arbeit und wob ihn zu einem Schicksal, während Atropos Fäden ausrupfte und auftrennte, den Tod einer jeden Seele bestimmte und ihren Lebensfaden mit ihrer Schere durchschnitt.
Doch als Hades erschien, trösteten Klotho und Lachesis Atropos, die das Gesicht in den Händen barg und jammerte und schluchzte.
»Du musst das wieder beheben, Hades!«, verlangte Lachesis, als sie ihn bemerkte.
»Ja, das musst du!«, rief Klotho.
»Meine Schere! Meine wunderschöne Schere!«, weinte Atropos.
»Ich kann nichts tun, wenn ich nicht weiß, was geschehen ist«, sagte Hades, jetzt schon verärgert über die drei.
»Hast du es denn nicht gehört?«, spuckte Lachesis aus.
»Atropos’ Schere ist zerbrochen!«, schäumte Klotho.
»Wie ist das geschehen?«, fragte Hades durch zusammengebissene Zähne und ballte die Hände zu Fäusten. Er verlor langsam die Geduld, eine gefährliche Eigenschaft, wenn es um die Moiren ging. Hades wusste, dass er hier vorsichtig sein musste, oder er würde sich ihrer Gnade ausgeliefert sehen.
»Atropos?«, fragte Hades.
Es dauerte einen Moment, bis die Moira sich beruhigte. Dann sagte sie, die dunklen Augen rot vom Weinen: »Ich habe einen Faden von der Kugel aufgehoben, einen Tod gewählt und gewoben, doch als ich den Faden durchschneiden wollte, ließ er sich nicht durchtrennen. Ich habe es noch einmal versucht, und dann immer wieder, bis meine Schere zerbrach.«
Ihre Stimme bebte, und sie begann wieder zu heulen, eine schreckliche Totenklage, die Hades durch Mark und Bein ging und in ihm den Wunsch weckte, gewalttätig zu werden. Er holte tief Luft und hielt den Atem an, bis er sich etwas weniger mordlustig fühlte.
»Wessen Faden?«, fragte er als Nächstes.
Schwer atmend und schniefend sah Atropos Hades erneut an, und ihr Blick wurde grimmig und wild. Er erkannte diese Art von Blick – es war der Blick einer Göttin, die auf Rache aus war.
»Es ist ein Sterblicher, der den Tod betrügen will!«, schäumte sie. »Sisyphos de Ephyra.«
Hades machte ein finsteres Gesicht, als er den Namen hörte, und ein noch finsteres Gefühl erfasste sein Herz. Der Sterbliche von der Fischerei. Es war nicht gänzlich überraschend, dass der Mann irgendwie einen Weg gefunden hatte, den Moiren zu trotzen. Er hatte Verbindungen in die kriminelle Unterwelt von New Greece und zur Triade. Wahrscheinlich probierte er eine Reihe an Optionen aus – von Magie gewirkte magische Tränke und Zauber, Sterbliche, die dunkle Magie praktizierten, gewobene Zauber oder sogar Relikte – bis er etwas fand, das funktionieren würde.
»Behebe das, Hades!«, rief Klotho.
»Finde ihn!«, kreischte Lachesis.
»Behebe das und finde ihn, Hades«, rief Atropos. »Oder wir werden die Göttin des Frühlings aus deinem Leben weben!«
»Ja«, zischten alle drei einstimmig. »Oder wir werden die Göttin des Frühlings aus deinem Leben weben!«
Dann werdet ihr einen Krieg herausfordern.
Hades’ Augen blitzten auf, und beinahe hätte er diese Drohung – oder eher ein Versprechen – ausgesprochen, da begannen die Schwestern zu kreischen.
Es dauerte einen Moment, bis Hades entdeckte warum, aber schließlich sah er die Quelle ihrer Qual. Ein Faden war auf der Oberfläche der Kugel erschienen und hatte sich dann aufgelöst – und das nicht durch den Willen der Moiren.
Eine Seele für eine Seele, dachte Hades. Das Universum würde sein Gleichgewicht bekommen, selbst gegen den Willen der Götter.
»Thanatos«, sagte Hades und wandte sich an den Gott des Todes. Es war ein Befehl – bring uns zu dieser sterbenden Seele .
Der Gott gehorchte, und die beiden fanden sich in der Oberwelt wieder, vor einem heruntergekommenen Apartment im Mazedonia-Viertel.
Hades erkannte sofort den Geruch des Todes – scharf, faul und greifbar. Es war ein Geruch, an den er sich nie gewöhnen würde. Er packte seinen Verstand und schickte ihn zurück in seine frühen Tage in der Antike auf dem blutigen Schlachtfeld, wo er die verschiedenen Gerüche des Verfalls kennengelernt hatte.
Er wechselte einen Blick mit Thanatos. Sie waren zu spät gekommen.
Hades berührte die Tür, und sie ging auf. In dem Raum lag ein Mann ausgestreckt auf dem Boden, das Gesicht nach unten und die Arme ausgebreitet. Es sah aus, als sei er gerade nach Hause gekommen und dann leblos zusammengebrochen.
»Er sollte erst in einem Jahr sterben«, sagte Thanatos. Zwar war es nicht ungewöhnlich, dass Sterbliche unerwartet starben – doch solche Tode wurden immer noch von Atropos bestimmt.
Und jemand hatte ihr dieses Recht verweigert.
Hades starrte für einen langen Moment auf den leblosen Körper. Der Mann war jung, aber sein Gesicht war voller Narben und schorfiger Wunden, und in seiner Armbeuge befanden sich Wunden und blaue Flecken.
Evangeline , dachte Hades grimmig.
»Name?«, fragte er.
»Alexander Sotir«, sagte Thanatos. »Dreiunddreißig.«
Hades runzelte die Stirn. Der Stich in die Brust erwischte ihn unvorbereitet, aber er erkannte das Gefühl als das, was es war – Trauer. Er hätte diesem Mann gern dabei geholfen, seine Sucht zu überwinden.
»Hades«, sagte da Thanatos. »Schau.«
Sein Blick glitt von der Leiche zu Thanatos und weiter zu den schwarzen Kratzern am Boden. Sie waren nass und sahen aus wie Schleifspuren. Hades folgte ihnen – und was er in der Ecke des Raums fand, versetzte ihn in Wut.
Es war Alexanders Seele. Sie lag in Embryostellung zu Hades’ Füßen, gebrochen und geschlagen, sah mehr nach einem Skelett als nach einem Menschen aus. Ihre Haut wirkte wie eine dunkle Membran, geschwärzt und teerig. Der Zustand der Seele verriet Hades zwei Dinge darüber, wie der Sterbliche umgekommen war: Sein Tod war traumatisch und unnatürlich gewesen.
Hades hatte nur wenige Seelen in diesem Zustand gesehen, und ihm war klar, dass es keine Hoffnung gab. Diese Seele hatte keine Chance auf Heilung, keine Chance auf Wiedergeburt.
Dies war das Ende.
»Kontaktiere Ilias«, wies Hades Thanatos an. »Ich will wissen, welche Verbindung Sisyphos zu diesem Mann hatte.«
»Ja, mein Lord«, sagte Thanatos. »Soll ich …«
»Ich kümmere mich um ihn«, sagte Hades schnell.
»Sehr wohl.« Thanatos nickte und verschwand, und Hades blieb allein mit der Seele zurück.
Der Gott stand einen Moment lang da, unfähig sich zu rühren. Er hatte keinen Zweifel, dass dies wieder geschehen würde. Würde jeder Tod eine Seele zerbrechen? Würde jeder Tod einen weiteren Faden schwächen, der ihn mit seiner künftigen Königin verband?
Nur einer Sache war er sich sicher – er würde Sisyphos finden und seine Seele persönlich ernten.
Hades kniete nieder, hob die Seele in seine Arme und teleportierte auf die Elysischen Felder. Trotz der Schwere des Tages herrschte hier Frieden, in der Stille, in der Bewegung des goldenen Grases im Wind. Es war ein Bereich, der der Heilung vorbehalten war, und auch wenn Hades klar war, dass Alexanders Seele sich nie von ihrem entsetzlichen Ende erholen würde, würde er ihm hier das bestmögliche Ende schenken.
Unter dem hellen blauen Himmel legte Hades die Seele unter die Blätter eines Granatapfelbaumes, schwer von roten Früchten.
»Ruhe in Frieden«, sagte er, und in der nächsten Sekunde verwandelte sich die Seele in einen breiten Streifen roter Mohnblumen.
Hades tauschte den Frieden von Elysium gegen den Schrecken des Tartaros und teleportierte in jenen Teil seines Reiches, der liebevoll die Kaverne genannt wurde. Es war der älteste Teil seines Reiches und bot hoch aufragende Steingebilde, schimmernde Vorhänge und kristallene Becken mit eiskaltem Wasser. Die Schönheit der Natur wurde jedoch getrübt vom verzweifelten Flehen der Seelen, die hier gefoltert wurden. Ein Teil des Elends waren die von den hohen Decken widerhallenden Schreie.
Hades trat zu einer Steinplatte, auf der Duncan ausgestreckt lag, angekettet an Handgelenken und Knöcheln. Er war nackt bis auf ein Lendentuch. Sein Brustkorb hob und senkte sich schnell, ein Zeichen seiner Angst. Seine reliefartige Haut war schweißbedeckt. Er drehte den Kopf und begegnete Hades’ Blick mit verzweifelten Knopfaugen.
»Mein Lord, es tut mir leid. Bitte …«
»Du hast Hand an eine Frau gelegt«, fiel ihm Hades ins Wort. »An eine Frau, die dir keinen Schaden zugefügt hat, abgesehen von ein paar bissigen Worten.«
»Es wird nie wieder vorkommen!« Der Oger begann sich in seinen Fesseln zu winden und keuchte, als die Panik einsetzte.
Hades’ Lippen verzogen sich zu einem teuflischen Lächeln.
»Oh, da bin ich mir sicher«, antwortete er, und in seiner Hand manifestierte sich eine schwarze Klinge. Der König der Unterwelt beugte sich über den Oger und drückte die Klinge gegen seinen knolligen Bauch. »Weißt du, die Göttin, die du angerührt hast, die du erwürgen wolltest, an der du Spuren hinterlassen hast – sie wird meine Frau werden.«
Und noch während Duncan seine letzte Abwehr brüllte, stieß Hades das Messer in den Bauch des Ogers.
»Ich wusste es nicht!«, rief Duncan.
Hades zog das Messer nach unten, schnitt tief in der Absicht, die Leber der Kreatur freizulegen und dann Geier zu beschwören, sie zu fressen, doch je öfter Duncan sich wiederholte – ich wusste es nicht, ich wusste es nicht –, umso wütender wurde Hades. Je mehr er an Persephone dachte, schlaff und machtlos im Griff ebendieses Ogers, umso stärker wurde seine Wut. Er stieß die Klinge in den Bauch des Ogers, einmal, zweimal und dann immer wieder, bis er nichts mehr sagte, bis Blut aus seinem Mund lief. Bis er tot war.
Zuletzt schnitt Hades ihm die Hände ab, und als er fertig war, trat er einen Schritt zurück, schwer atmend und mit blutbespritztem Gesicht.
Das war keine Folter gewesen.
Es war ein Abschlachten.
Hades ließ das Messer fallen, als würde es brennen, und schob die Hände hinter den Kopf. Er schloss die Augen und atmete tief durch, bis er sich wieder beruhigt hatte. Er war irrsinnig, krank und gewalttätig. Wie konnte er nur denken, er könnte es eines Tages vielleicht wert sein, geliebt zu werden?
Der Gedanke war lächerlich, und seine Hoffnung war egoistisch.
Und da wusste er, dass der einzige Weg, wie er Persephone je halten konnte, darin bestand, dass sie diese Seite an ihm niemals entdeckte. Die Seite, die sich nach Brutalität und Blutvergießen sehnte.
Später am Abend fand Thanatos Hades in seinem Büro und reichte ihm ein in ein weißes Tuch gewickeltes Bündel.
»Atropos’ Schere«, erklärte er.
Hades würde sie zu Hephaistos bringen, damit der Gott des Feuers sie wiederherstellen konnte.
Dann schwiegen sie beide, jeder in seine eigenen Gedanken versunken.
Nach einem Moment fragte der Gott des Todes: »Welche Art von Macht kann die Magie der Moiren zerstören?«
»Nur ihre eigene«, antwortete Hades.
Was wohl bedeutete, dass Sisyphos de Ephyra ein Relikt gefunden hatte.
Nach dem Großen Krieg sammelten Plünderer Gegenstände vom Schlachtfeld ein – Stücke zerbrochener Schilde, Schwerter, Speere, Tuchfetzen. Es waren Gegenstände, die einen Rest von Magie enthielten und noch immer eine Gefahr darstellen konnten, wenn sie in die falschen Hände fielen. Hades hatte jahrelang daran gearbeitet, Relikte aus dem Schwarzmarkt, der entstanden war, zu entfernen. Doch es gab Tausende davon, und manchmal brauchte es erst eine Katastrophe, um herauszufinden, wer ein Relikt besaß.
Eine Katastrophe wie Sisyphos de Ephyra.
Hades wollte verdammt sein, wenn er zuließ, dass ein Sterblicher ihn um seine Liebe betrog.
Ilias hatte ihm vorhin eine Akte gebracht. Sie bestätigte, was Hades schon vermutet hatte: Alexander Sotir war süchtig nach Evangeline und hatte Schulden bei seinem Dealer gemacht – Sisyphos. Aber dass Hades die Verbindung entdeckt hatte, half ihm nicht weiter, solange er den Sterblichen nicht ausfindig machte.
»Was wirst du jetzt tun?«, fragte Thanatos.
»Den Olymp besuchen«, antwortete Hades und schauderte.