Hades teleportierte in die Unterwelt und suchte zuerst Hekates Hütte auf. Er fand die Göttin dabei vor, wie sie sich auf den Abend vorbereitete. Sie sah aus wie der Mond, gehüllt in Silber, während ihre Lampades Sterne in ihr dunkles Haar woben.
»Hades«, grüßte Hekate. »Wie war der Rat?«
Er machte sich nicht oft Luft, aber diesmal musste er seinen Aufenthalt auf dem Olymp wiedergeben.
»Zeus wird teuer für seine Bemerkungen über Frauen bezahlen«, sagte Hekate, als er fertig war.
Daran hatte Hades keinen Zweifel. Hekate hatte keine Angst, Götter zu strafen. Sie hatte es schon viele Male und auf viele Arten getan, angefangen damit, dass sie Fallen stellte, über Flüche bis dazu, dass sie den Sieg eines kostbaren Helden widerrief. Ihr Zorn war echt und tödlich, wenn sie provoziert wurde.
»Ich mache mir Sorgen, dass seine Aufmerksamkeit sich auf Persephone richten wird«, meinte Hades.
Hekates Augen glühten wie Kohlen.
»Wenn das passiert, wird sie in der Lage sein, sich zu verteidigen.«
Hades sah die Göttin an. »Wie?«
»Hat sie es dir nicht erzählt? In der Nacht, als ihr – ähm …« Hekate zögerte, und Hades sah sie finster an. Er wusste, was sie sagen wollte. Die Nacht, nachdem sie Sex gehabt hatten . »Am Tag nach der Olympischen Gala hat sie zum ersten Mal Leben wahrgenommen. Sie konnte ihre Magie fühlen.«
Hades ließ Hekates Worte auf sich wirken. Persephone fühlte ihre Magie. Er wusste, dass es möglich war, dass ihre Kräfte langsam erwachen würden, aber er hatte nicht damit gerechnet, dass es so schnell geschehen würde. Es bedeutete, dass Persephone seine Huldigung akzeptiert hatte und dass sie sich machtvoll und würdig gefühlt hatte, als sie sich geliebt hatten.
Es bedeutete, dass sie ihm vertraute.
Die Erkenntnis ließ ihm das Herz anschwellen – und es bewirkte, dass Demeters Worte sich noch bedrohlicher anfühlten. Aber als Hades Hekate davon erzählte, lächelte die Göttin nur.
»Habe Vertrauen in deine Göttin, Hades. Hat sie dich denn nicht bereits erwählt?«
Hades blieb nicht lange bei Hekate. Er war begierig darauf, Persephone zu sehen. Es klang seltsam, aber er war neugierig darauf, ob er eine Veränderung in ihr erkennen würde. Würde ihre Fähigkeit, Leben wahrzunehmen, auch verändern, wie sie über sich selbst und ihr Göttliches Blut dachte? Er dachte an ihre erste Begegnung. Es war gewesen, als hasse sie, wer sie war, als fühle sie sich weniger als Göttin, weil sie ihre Macht nicht heraufbeschwören konnte. Macht, die nicht in ihr gewachsen war, weil sie ihr ganzes Leben versteckt gehalten worden war.
Bei dem Gedanken ballte Hades die Fäuste. Demeter hatte sie glauben lassen, sie sei machtlos. Sie hatte zugesehen, wie Persephone sich darin hineingesteigert und auf Distanz zu ihrer Göttlichkeit gegangen war, bis sie sich selbst nicht mehr als Göttin sah.
Und dabei war sie doch die Göttlichste von allen.
Das Erste, was er registrierte, als er sich in der Königinnensuite manifestierte – der Suite, die eines Tages ihr gehören würde –, war ihr Duft. Sie duftete nach süßer Vanille und erdigem Lavendel. Ihre Blicke begegneten sich im Spiegel, und als sie sich zu ihm umdrehen wollte, hielt er sie auf.
»Bleib so stehen. Lass mich dich ansehen.«
Sie erstarrte.
Es war eine Übung in Beherrschung, denn Hades wollte nichts mehr als neben ihr sein. Doch er blieb auf Distanz, ging langsam einmal im Kreis um sie herum und genoss jedes Detail. Sie war gehüllt in Gold, die Farbe der Macht. Der Stoff ihres Kleids war wie Wasser, das sich auf ihrer Haut sammelte und sie an allen Stellen berührte, an denen Hades sich seine Hände wünschte. Er registrierte, wie ihre Brustwarzen unter dem dünnen Stoff hart wurden. Dann blieb er hinter ihr stehen, legte einen Arm um ihre Taille, zog sie an sich und erwiderte ihren Blick im Spiegel.
»Lass deine Aura fallen.«
Ihre Augen weiteten sich etwas. »Warum?«
»Weil ich dich sehen möchte«, antwortete er. Er spürte, wie sie sich unter seinen Händen versteifte. Es war wie in der Nacht nach dem La Rose, als sie diese Laken vor ihren Oberkörper gedrückt hatte, als Schild, um sich vor seinem Blick zu schützen. Er streckte seine eigene Magie nach ihr aus, streichelte über ihre und fühlte, wie sie sich ihm öffnete. Dann senkte er den Mund an ihr Ohr, ohne dabei den Blick abzuwenden: »Lass mich dich sehen.«
Sie schloss die Augen, als sie den Griff um ihre Aura löste, und Hades sah zu, wie sie sich verwandelte. Sie war alles. Sie war alles in jeder Form, aber dabei zuzusehen, wie sie ihre Göttlichkeit akzeptierte, das war etwas Inspirierendes. Es war wundervoll. Und in diesem Augenblick fühlte es sich intim an.
»Öffne die Augen«, flüsterte er, und als sie es tat, sah sie nicht Hades an, sondern sich selbst. Sie war bezaubernd, und alles an ihr war intensiver geworden. Ihre Haut schimmerte, ihre Augen leuchteten, ihre Hörner wanden sich anmutig empor. Doch vielleicht wirkte sie auch wie eine helle Flamme, weil sie vor seiner Dunkelheit stand.
»Liebes, du bist eine Göttin.«
Er drückte die Lippen auf ihre Schulter und spürte, wie Persephone die Hand an seinen Nacken legte. Sie wandte sich ihm im Kuss zu, und ihre Lippen trafen begierig und heiß aufeinander. Sein Puls schoss in die Höhe, und Hitze überflutete ihn und füllte seinen Schwanz, bis er steinhart war. Er gab einen sinnlichen Laut von sich, der aus tiefster Kehle kam, und Persephone drehte sich in seinen Armen um. Hades löste sich von ihr und umfasste ihr Gesicht.
»Du hast mir gefehlt«, sagte er.
Sie lächelte verlegen und gestand: »Du hast mir auch gefehlt.«
Seine Lippen streiften über ihre, aber Persephone war begierig. Sie ging auf Zehenspitzen hoch, und ihre Lippen prallten aufeinander. Ihm gefielen ihr Hunger und ihre Kühnheit, ihre Hände, die über seine Brust glitten, über seinen Bauch und nach seinem Schwanz suchten, doch bevor sie ihn erreichte, hielt er sie auf und löste den Kuss.
»Ich bin genauso begierig darauf, mein Liebling«, sagte er. »Aber wenn wir jetzt nicht gehen, denke ich, werden wir deine Party verpassen. Wollen wir?«
Sie zögerte tatsächlich, und er stellte fest, dass er lächelte, aber dann nahm sie seine ausgestreckte Hand. Dabei ließ er seine Aura fallen und enthüllte seine Göttliche Gestalt. Offenes Haar, schwarze Gewänder und eine silberne Krone aus spitzen Zacken, die den Ansatz seiner Hörner schmückte. Er konnte Persephones Blick auf sich spüren, sündig und süß. Er berührte ihn überall und entfachte seine Begierde.
»Vorsichtig, Göttin«, warnte er. »Oder wir kommen nicht mehr aus diesem Gemach.«
Er fühlte die tiefe Wahrheit seiner Worte, noch während er sie aus der Suite führte in den Korridor zum Ballsaal. Hinter einem Paar vergoldeter Türen blieben sie stehen, und Hades war froh darüber, denn er wollte sich diesen Augenblick einprägen – das erste Mal, dass er sich seinem Hof mit Persephone an seiner Seite präsentierte.
Vielleicht war ihr die Bedeutung nicht einmal klar, aber von nun an würde man sie als sein Gegenstück ansehen, als Aushängeschild, als Königin.
Die Türen öffneten sich, und alles wurde still. Hades’ Griff um Persephones Hand wurde fester, und er strich in beruhigenden Kreisen über ihren Daumen. Aber die Beklommenheit, die er in ihr wahrgenommen hatte, schien zu schwinden, als sie die Menge sah und das Lächeln derer, die sie kannten. Als er einen Blick auf sie warf, sah er, dass sie das Lächeln erwiderte.
Seine Anhänger verneigten sich, und er führte sie die Treppe hinunter in die wartende Menge. Alle erhoben sich, als sie vorbeigingen, und Persephone lächelte, nannte alle beim Namen, bedachte sie mit Komplimenten oder fragte, wie ihr Tag gewesen sei. Hades hatte noch nie so lange gebraucht, um zu seinem Thron zu kommen, aber ihr zuzusehen, wie sie mit den Seelen interagierte, war eine Erfahrung, die ihn demütig machte.
Sein Blick wanderte zu den Gesichtern anderer in der Menge, und als er sah, wie sie ihn anstarrten, wandten sie schnell den Blick ab. Zum Teil war es Verlegenheit, zum Teil Furcht, und dieses seltsame Schuldgefühl kehrte in einer heftigen Woge zurück und umklammerte sein Herz. Da ließ Persephone seine Hand los und drängte sich durch die Menge, um Hekate zu umarmen. Kurz darauf war sie von Seelen umgeben. Wie Motten, die zum Licht strebten, kamen sie heran, sobald die Dunkelheit fort war.
Er ging weiter, und als die Menge sich mühelos vor ihm teilte, konnte er nicht umhin, die Distanz zu bemerken, die seine Seelen zu ihm hielten. Es war ein deutlicher Kontrast dazu, wie begierig sie darauf gewesen waren, Persephone zu berühren und zu umarmen. Er runzelte die Stirn, und die Schuldgefühle wurden noch schwerer, als er zu seinem Thron ging, wo Minthe stand. Sie war passend zum Anlass gekleidet, in einem maßgeschneiderten burgunderroten Kleid. Es ließ ihr Haar wie einen Sonnenaufgang und ihre Haut blutleer aussehen. An ihrer Miene erkannte er, dass sie ihm einige Dinge zu sagen hatte, und er hoffte, dass sie an seiner Miene erkannte, dass er nichts davon hören wollte.
Er sank auf seinen Thron und beobachtete das Fest, doch seine Schultern waren angespannt, und seine Finger umklammerten die Armlehnen seines Throns. Er war nervös und wartete darauf, dass Minthe etwas sagte, das die Dunkelheit in ihm nur noch vertiefen würde.
»Du hast das hier viel zu weit gehen lassen«, sagte sie schließlich. Ihre Stimme zitterte, ein Hinweis auf den Sturm der Emotionen, der hinter ihren Worten tobte. Hades sah sie nicht an, aber er konnte aus dem Augenwinkel ihr Profil sehen, sie sah ihn ebenfalls nicht an.
»Du vergisst dich, Minthe.«
»Ich?« Sie wirbelte zu ihm herum, und Hades blickte zu ihr. »Sie sollte sich in dich verlieben, nicht umgekehrt.«
»Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, du bist eifersüchtig.«
»Sie ist ein Spiel, ein Bauer! Und hier bist du und stellst sie zur Schau, als wäre sie deine Königin.«
»Sie ist meine Königin!«, fuhr Hades sie an und schoss beinahe von seinem Sitz hoch.
Minthe klappte den Mund zu, und ihre Augen weiteten sich ein wenig, als könne sie nicht glauben, dass Hades ihr gegenüber die Stimme erhoben hatte. Als sie wieder sprach, war ihr Tonfall so eisig wie die Atmosphäre zwischen ihnen.
»Sie wird dir niemals genügen. Sie ist der Frühling. Sie wird Licht brauchen, und du bist nichts als Dunkelheit.«
Damit drehte sie sich auf dem Absatz um und verließ den Ballsaal. Doch ihre Worte blieben, als hätten sie sich in seine Haut eingehakt. Sie brachten seine eigenen Gedanken an die Oberfläche, die er tief begraben hatte. Die Zweifel, dass Persephone, Göttin des Frühlings, jemals ihn, den König der Toten lieben könnte.
Sie könnten nicht verschiedener sein, und ihr Einzug in diesen Ballsaal hatte ihn das gelehrt.
»Wieso bläst du Trübsal?«, fragte Hekate.
Hades hatte das Gefühl, dass die Göttin versucht hatte, sich an ihn anzuschleichen, doch wie alle ihre Versuche war auch dieser fehlgeschlagen. Hades warf ihr einen finsteren Blick zu.
Sie machte spitze Lippen. »Ich kenne diesen Blick. Was hat Minthe diesmal angestellt?«
»Eine unpassende Bemerkung gemacht, was sonst?«, grollte er.
»Nun ja.« Hekates Tonlage veränderte sich, und Hades wusste, dass sie gleich etwas sagen würde, das seine Frustration nur noch steigern würde. »Sie muss wohl die Wahrheit ausgesprochen haben, sonst wärst du nicht so wütend.«
»Ich will nicht darüber reden, Hekate.«
Er starrte Persephone an, während sie mit den Kindern der Unterwelt tanzte. Sie hielten sich an den Händen und tanzten im Kreis. Hin und wieder lösten sie sich voneinander, um sich zu drehen, oder Persephone hob eines von ihnen in die Luft und lachte, während sie vor Entzücken kreischten.
»Sie liebt die Kinder«, meinte Hekate.
Noch ein Stich in seinem Herzen.
Kinder.
Etwas, das er Persephone nicht geben konnte. Eine Option, die er vor langer Zeit eingetauscht hatte. Konnte er sie wirklich bitten, darauf zu verzichten, Mutter zu werden, um ihre Ewigkeit mit ihm zu verbringen?
Nach einem Moment des Schweigens sagte er leise: »Ich sollte sie gehen lassen.«
Hekate seufzte. »Du bist ein Idiot.«
Hades sah sie finster an.
»Sie ist glücklich!«, argumentierte Hekate. »Wie kannst du sie ansehen und denken, du solltest sie gehen lassen?«
»Wir sind unsterblich, Hekate. Was, wenn sie meiner müde wird?«
»Ich werde deiner müde«, meinte sie. »Aber ich bin immer noch hier.«
»Ich wusste, dass ich nicht hätte versuchen sollen, mit dir darüber zu sprechen.«
Er starrte noch eindringlicher auf die Tanzfläche, als er sah, wie Persephone sich umdrehte und sich von Angesicht zu Angesicht mit Charon wiederfand. Er verneigte sich vor ihr, dieses verdammte Grinsen im Gesicht. Er bat sie um einen Tanz, und sie nahm seine Hand.
Hades’ Fingerknöchel wurden weiß, als er die Armlehnen seines Throns umklammerte.
»Du könntest sie gar nicht gehen lassen«, meinte Hekate. »Du könntest sie nie mit einem anderen Mann sehen.«
»Wenn es das wäre, was sie will …«
»Sie will es nicht«, schnitt ihm Hekate das Wort ab. »Du darfst nicht davon ausgehen, dass du ihre Gedanken kennst, nur weil du Ängste hast. Das sind deine Dämonen, Hades.«
Er warf ihr einen finsteren Blick zu, und einen Moment lang war Hekates Miene ebenso streng, bevor sie sanfter wurde und ihr Mundwinkel sich hob.
»Gestatte dir, glücklich zu sein, Hades. Du hast Persephone verdient.«
Damit ging sie und mischte sich in die Menge. Hades’ Blick richtete sich wieder auf Persephone. Sie zog aller Aufmerksamkeit auf sich wie eine Flamme. Ihre Schönheit, ihr Lachen, ihre reine Präsenz, die Wärme, Leidenschaft und Leben ausstrahlte. Und trotz der Tatsache, dass ihm nicht gefiel, wie sie zuvor auseinandergegangen waren, gefiel es ihm, ihr zuzusehen. Es lenkte ihn von der Tatsache ab, dass Minthe zurückkehrte und links von ihm stehenblieb, während Thanatos rechts von ihm erschien.
»Zurück, um dich zu entschuldigen?«, fragte er.
»Leck mich«, antwortete sie.
»Hat er schon«, kommentierte Hermes, der gerade an ihnen vorbeiging. Seine weißen Flügel schleiften über den Boden, und er sah albern aus, mit nacktem Oberkörper und nur einem goldenen Tuch um die Hüften. »Muss nicht sehr gut gewesen sein, denn ich glaube, er ist nie zurückgekommen.«
»Hermes«, knurrte Hades, aber der Gott drängte sich bereits durch die Menge, schnurstracks auf Persephone zu. Sie drehte sich um, als er sich ihr näherte, und er verneigte sich und bat sie um einen Tanz. Frustriert sah Hades zu, wie Hermes sie in die Arme nahm und sich mit ihr wiegte, mit übertriebenen Tanzbewegungen, die viel Platz einnahmen.
Es war nicht so, dass er dachte, Charon oder Hermes würden sich Freiheiten herausnehmen, oder dass er eifersüchtig war, weil sie mit ihnen tanzte. Er war eifersüchtig, weil er das Gefühl hatte, er könne sich ihr nicht nähern, so als würde sich die Atmosphäre im Saal verändern, wenn er es täte. Er sollte das nicht fürchten – dies war sein Reich. Aber diese Nacht hatte etwas ungemein Lebendiges an sich. Hier war ein Leben zu spüren, das vor Persephone nicht hier gewesen war.
Als er ihren Namen dachte, fiel ihr Blick auf ihn und verweilte dort, und er sah die Sehnsucht in ihren Augen, als würde die Entfernung zwischen ihnen sie bedrücken. Kurz darauf löste sie sich von Hermes und kam auf ihn zu. Ihre Augen brannten, und ihr Körper war in Gold gehüllt. Es war wie ein Fantasiebild, und er stellte sich unwillkürlich vor, wie sie vor ihm niederkniete, um seinen Schwanz in den Mund zu nehmen, der bereits gegen das Gefängnis seiner Gewänder drückte.
Sie verneigte sich tief, und sein Blickwinkel bot ihm einen Ausblick auf ihre üppigen Brüste. Dann richtete sie sich wieder auf und fragte: »Mein Lord, willst du tanzen?«
Er würde alles tun, um sie zu berühren, alles, um sie eng an sich zu drücken, um Reibung zu spüren, wo er sich am meisten danach sehnte. Er stand auf, nahm ihre Hand und wandte den Blick nicht von ihr, als er sie zur Tanzfläche geleitete. Er zog sie an sich, und jeder harte Muskel seines Körpers drückte sich an ihre Sanftmut und erinnerte ihn daran, wie sein Körper zu ihrem gepasst hatte, als er nach seiner Erlösung auf sie sank. Eine Erlösung, die er jetzt auf der Stelle wollte.
»Bist du verärgert?«, fragte sie.
Er brauchte einen Moment, um sich aus seinen Gedanken zu reißen und auf ihre Worte zu konzentrieren.
»Ob ich verärgert bin, dass du mit Charon und Hermes getanzt hast?«
Sie sah ihn an, den Mund ein klein wenig verzogen, und er beugte sich vor und drückte die Lippen an ihr Ohr.
»Ich bin verärgert darüber, dass ich nicht in dir bin«, flüsterte er und sog dann ihr Ohrläppchen zwischen die Zähne.
Sie schauderte in seinen Armen, und als sie antwortete, lag ein Lächeln in ihrer Stimme.
»Mein Lord, warum hast du das nicht gesagt?«, zog sie ihn auf.
Er wich etwas zurück, während seine Augen sich vor Verlangen verdunkelten, und führte sie in eine Drehung, bevor er sie wieder an sich zog. »Vorsichtig, Göttin, ich habe keine Bedenken, dich vor meinem ganzen Reich zu nehmen.«
»Das würdest du nicht tun.«
Doch , dachte er. Er würde diesen Ort in Dunkelheit hüllen und sie auf sich ziehen, bis sie genau auf seinen Schwanz passte. Er würde sie drängen, leise zu sein, und es ihr aber über alle Maßen schwer machen, wenn er sie bis zum Orgasmus verwöhnte.
Diese Gedanken waren zu viel, und er fand sich dabei wieder, dass er Persephone von der Tanzfläche und die Treppe hinauf führte. Hinter ihnen klatschte und pfiff die Menge, nichts ahnend – oder vielleicht auch nicht ganz so nichts ahnend – über seine Absichten.
»Wohin gehen wir?«, fragte Persephone und hatte Mühe, seinen langen Schritten zu folgen.
»Mein Missfallen lindern.«
Er führte sie auf einen Balkon, der einen Blick über den Hof des Palasts bot. Sie machte einige Schritte voran, angezogen vom Geländer, als stünde sie unter einem Zauber. Er konnte es ihr nicht verübeln, denn der Anblick war atemberaubend: Die ganze Unterwelt war pechschwarz, bis auf die Sterne, die in Gruppen verschiedener Größe und Farben erschienen. Hekate hatte immer gesagt, dass Hades’ beste Arbeit im Dunkeln stattfand.
Er hatte vor, das in Sachen Lust unter Beweis zu stellen, als er Persephone zurück zu sich zog.
Sie sah ihn an, und ihr Blick fand seinen.
»Warum hast du mich gebeten, meine Aura fallenzulassen?«
Hades strich ihr eine verirrte goldblonde Haarsträhne hinters Ohr, als er antwortete: »Ich sagte dir ja – hier wirst du dich nicht verstecken. Du musst begreifen, wie es ist, eine Göttin zu sein.«
»Ich bin nicht wie du.«
Dies hatte sie schon einmal gesagt, und dieses Mal lächelte Hades darüber. Denn sie war nicht wie er – sie war besser.
»Nein, wir haben nur zwei Dinge gemeinsam.«
»Und die wären?« Sie zog eine Augenbraue hoch, und er konnte nicht sagen, ob ihr seine Antwort gefallen würde, aber das spielte keine Rolle. Schon bald würde sie Lust von ihm empfangen, und nichts würde eine Rolle spielen, weder die Welt um sie herum noch ihre Göttlichkeit.
»Wir sind beide Göttliche«, antwortete er, und seine Hände wanderten über ihren Rücken und ihren Po, wo sie verweilten und sich dann unter ihre Oberschenkel schoben, als er sie in die Höhe hob, um sie an seinen Schwanz zu drücken. »Und den Raum, den wir teilen.«
Er drückte sie an die Wand, während seine Hände fast verzweifelt seine Gewänder öffneten und ihr Kleid hochschoben, so dass ihre empfindsamsten Körperteile der Nachtluft ausgesetzt waren, bis sie sich vereinten. Als er in ihr war, verharrte er reglos und legte seine Stirn an ihre. Er wollte in diesem Augenblick verweilen, das Gefühl, sie zu dehnen und auszufüllen, während sie ihn umschlossen hielt, und ihr zufriedenes Seufzen, als er in sie glitt.
»Ist es so, ein Gott zu sein?«, flüsterte sie.
Er hatte einen Arm um ihren Rücken gelegt, den anderen neben ihren Kopf an die Wand gedrückt, und auf ihre Worte hin lehnte Hades sich zurück, um ihr in die Augen zu sehen.
»So ist es, meine Gunst zu haben«, antwortete er, und als er sich in sie stieß, jagte ein Impuls wie Elektrizität durch seinen Leib, ein unaufhaltsamer Stromstoß, der umso intensiver wurde, je länger sie zusammen waren. Er musterte sie, sah, wie sie von Lust überwältigt wurde und ihr Kopf nach hinten sank und ihren hellen Hals seinen Küssen darbot.
»Du bist perfekt«, flüsterte er und umfasste ihren Hinterkopf, um die Auswirkungen seiner Stöße zu lindern. Und als er fühlte, dass er kurz davor war, zu kommen, wurde er langsamer und zog sich fast ganz aus ihr zurück, nur um mit einem tiefen Stoß erneut in sie zu dringen.
»Du bist wunderschön. Ich habe nie solches Verlangen gespürt wie bei dir.«
Er hatte nie wahrere Worte ausgesprochen, und als diese sich in sein Herz prägten, küsste er sie, bedeckte ihre Lippen mit seinen, und ihre Zähne prallten aufeinander, als seine Hüften immer weiter hart zustießen. Sein Herz hämmerte, seine Muskeln spannten sich an, und er konnte an nichts mehr denken, als an das Gefühl seines pochenden Schaftes und seiner fest werdenden Hoden. Er erbebte unter seinem Orgasmus, und als er sich in sie ergoss, fühlte es sich an wie heftige Wogen. Schwer atmend drückte er sich an sie, und seine Hörner wanden sich um ihre.
Er brauchte einen Moment, um sich wieder zu fassen, aber schließlich richtete er sich auf, zog sich zurück und half ihr auf den Boden. Als ihre Füße den Boden berührten, leuchtete der Himmel hinter ihnen auf, mit dem Licht der wiedergeborenen Seelen. Hades hielt Persephone an sich gedrückt, und sie traten an den Rand des Balkons.
»Sieh dir das an.«
In der Ferne leuchtete der Himmel auf, als die Seelen zu Licht wurden, zu Energie, und in den Himmel seines Reiches aufstiegen. Sie verließen es, um sich zu reinkarnieren, um in der Welt oben wiedergeboren zu werden und ein neues Leben zu leben. Hoffentlich eines, das erfüllender war als das letzte.
»Die Seelen kehren in die sterbliche Welt zurück«, erklärte er Persephone. »Dies ist ihre Wiedergeburt.«
»Es ist wunderschön«, flüsterte sie.
Darunter hatten sich die Bewohner der Unterwelt im Garten versammelt, und als die letzten Seelen eine Spur aus Funken am Himmel hinterließen, applaudierten sie. Die Musik begann, wieder zu spielen, und das Fest ging weiter. Doch Hades hatte den Blick nicht von ihrem Gesicht abgewandt.
»Was ist?«, fragte sie, als sie ihn ansah. Ihre Augen glitzerten, und ihr Lächeln weckte ein seltsames und wildes Gefühl in seiner Brust.
»Lass mich dir huldigen.«
Ihr Lächeln veränderte sich, wurde sinnlicher, und obwohl sie erst vor Momenten zusammen gekommen waren, wusste Hades, dass er sie wieder nehmen könnte, und wieder und wieder, wenn sie nur antworten würde.
»Ja.«
Er teleportierte mit ihr in die Badegemächer, in der Absicht, dort weiterzumachen, wo sie aufgehört hatten in jener ersten Nacht, als er ihren Körper und ihre Süße erforscht hatte. Doch kaum spürten sie die Marmorstufen unter ihren Füßen, schloss sich Hades’ Mund über ihren, und sie knieten auf dem Boden und liebten sich unter dem offenen Himmel.
Später in der Nacht saß Hades auf dem Bettrand, während Persephone schlief. Ihre leisen Atemzüge boten seinem elektrisierten Körper Trost. Er war ruhelos – was, nun da Persephone sein Bett teilte, nur noch selten vorkam. Etwas stimmte nicht in seinem Reich. Er konnte es irgendwo am Rand seines Verstandes fühlen, am Rand seiner Sinne, wie ein Phantomdorn in seiner Seite.
Er stand auf, beschwor Gewänder herauf und teleportierte in sein Büro im Tartaros, wo er Sisyphos zurückgelassen hatte – nur um festzustellen, dass er fort war.