Ein Teich voller Drachen

In Marys Teich tummelten sich junge Drachen, als Guinever zurückkam. Natürlich waren es nur ihre Spiegelbilder – leider. Doch das war immer noch besser, als sie überhaupt nicht zu sehen! Maja hatte sie alle drei mit hinunter zum See gebracht, Stachel, Schuppe und Mondtanz.

»Siehst du, wie groß sie schon sind?«, flüsterte Ben Guinever zu, als sie sich neben ihn kniete. »Vielleicht war es keine so gute Idee, Lung zum Kurier des Feuers zu machen. Es wird so viel Zeit kosten, die Kapsel nach Schottland zu bringen und dann zurück zum Himalaja zu fliegen.«

»Doch, es war eine gute Idee, Drachenreiter!«, rief Lung vom anderen Ufer des Teiches aus, wo er versuchte, sich in Ruhe mit Maja zu unterhalten, während sein Nachwuchs sie umflatterte – zwischen Marys Seerosen. »Unsere Kinder würden wollen, dass ihr Vater die Saat der Aurelia in Empfang nimmt. Denn vielleicht wird sie dafür sorgen, dass sie in einer besseren Welt aufwachsen.«

Der Zustand der Welt schien seinem Nachwuchs ziemlich egal zu sein. Sie konnten schon so schnell fliegen! Und sie waren so wild, schnappten nach den Flügeln und Pfoten der anderen, stießen sich die Schnauzen in die Bäuche … alle Bewohner von Marys Teich verfolgten erschrocken das Spektakel auf der Oberfläche.

Nein, ich habe nicht vor, die Kapseln zu stehlen. Der Zorn der Aurelia wäre schließlich auch mein Ende. Dasselbe würde für die jungen Drachen gelten. Guinevers Herz zersprang bei dem Gedanken in tausend Stücke, dass sie alle in wenigen Tagen verschwunden sein könnten, wenn es ihnen nicht gelang, die Aurelia zu beschützen. Ebenso wie Freddie und die Nymphen auf der Seerose und … nein! Ihr Vater hatte recht. Sie durften diese Gedanken nicht zulassen, weil die Angst sie sonst alle lähmen würde.

»Was ist?« Ben war erst seit wenigen Jahren ihr Bruder, doch er kannte sie schon so gut.

»Nichts«, murmelte sie.

»Nichts, wie in … ›Sie könnten bald alle fort sein‹?« Ben legte den Arm um sie. »Nichts wie: ›Cadoc Aalstrom will meinem Drachen das Herz aus der Brust schneiden‹? Nichts wie: ›Unser Vater spürt noch immer den Stein in seinen Adern, und wir wissen nicht, ob das jemals besser wird‹? Ziemlich viel ›nichts‹ gerade, oder?«

»Ja.« Guinever seufzte. »Aber … ich werde bald eine Selkie-Haut haben! Der Leprechaun besorgt sie uns.«

Bens Augen weiteten sich vor Erstaunen und Bewunderung. »Darauf freust du dich wirklich? Auf einen anderen Körper? Einen, der unter Wasser leben kann? Ich muss mich schon übergeben, wenn ich nur daran denke!«

Guinever lachte und beobachtete eine winzige Wassernymphe, die mit einem eleganten Schlag ihrer Schwanzflosse unter einer Seerose verschwand.

»Ich kann es kaum erwarten, Bruder«, sagte sie.