In der düsteren Straße vor dem dunklen Haus erinnerte er sich an Lüthis Warnung, die wie ein böses Orakel geklungen hatte. Noch aufmerksamer und vorsichtiger als üblich nahm er den Weg durch die Stadt entschlossen und bis zur letzten Faser angespannt in Angriff. Im Quartier traf er noch auf letzte Überbleibsel des Vergangene-Nacht-Lebens. Zuhälter, die ihre Angestellten und deren Entgelt für ihre Liebesmühen einsammelten. Gäste aller Kontinente, die ihr Hotel suchten. Besucher aus der Agglomeration, die, falls nicht ihren Geldbeutel, so immerhin dessen Inhalt vermissten. In den Seitengassen sah er Männer, die ihre Blase an der ersten Hinterhausmauer zufrieden erleichterten, und Frauen, die Besoffene und anderweitig Trunkene an die Wand stellten, um sie wie auch immer zu erleichtern.
Je weiter der Ermittler ging, desto weniger traf er auf anderes menschliches Leben. Im zu Ladenöffnungszeiten so belebten Einkaufsviertel erblickte er in den, weshalb auch immer, grell erleuchteten Schaufenstern lediglich sein eigenes Spiegelbild. So verwaist und tot hatte er die Stadt nie erlebt – er hatte die Phase getroffen, in der es schon zu spät für Nachtschwärmer und zu früh für Frühaufsteher war. Die Menschenleere behagte ihm, er war sich seit Langem wieder einmal sicher, nicht verfolgt zu werden – andererseits wusste er, dass ihm im Fall eines Übergriffs keine Seele zu Hilfe eilen würde. Allerdings erkannte er da keinen Unterschied zu belebten Orten am helllichten Tag.
Von seinem frühmorgendlichen Spaziergang erfrischt und motiviert erreichte der Kommissar das Polizeipräsidium. Er stellte sich mental bereits auf dumme Bemerkungen des Portiers ein, den er schon öfter spätabends, aber noch nie frühmorgens angetroffen hatte. Er öffnete die Tür, fand den Empfangsbereich verlassen vor, was er zwar für fahrlässig hielt, ihm andererseits die Möglichkeit gab, nur von der Kamera bemerkt ins Gebäude vorzudringen. Der Minutenzeiger klickte auf den einundzwanzigsten Strich, während der Stundenzeiger auf der Fünf verharrte, als sich Tagliabue an der Glasbox vorbeischob.
Um keinen Lärm zu verursachen, entschied er sich gegen den Lift und für den Aufstieg zu Fuß.
Im bläulichen Schimmern des Bildschirms erkannte er das Gesicht des Assistenten. Der war im Bürostuhl, Kinn auf Brust, die Beine übereinandergeschlagen und in sich zusammengesackt, eingenickt. Das ruhige Ein- und Ausatmen übertönte den Computerventilator, aus den übergestülpten Kopfhörern war kein Laut zu vernehmen – der Vorrat an Heavy Metal oder Akku war im Lauf der vergangenen Nacht anscheinend ausgegangen. Lächelnd den Kopf schüttelnd schlich Tagliabue zu seinem Tisch.
Nach etwas mehr als drei Stunden intensiver Arbeit vor dem Bildschirm schmerzten seine Augen, sein Rücken und sein Hintern. Dafür fühlte er sich hervorragend auf die Gespräche mit Poth und mit Stierli vorbereitet. Lautlos erhob er sich, um einen faden Becherkaffee am Automaten zu holen. Beim Öffnen der Tür stellte er fest, dass sich das Präsidium mittlerweile gut gefüllt hatte. Trotz der sagenhaften Schlechtigkeit des Kaffees und der Menschen kehrte er nicht direkt ins Büro zurück, sondern nahm einen langen Umweg durch die Korridore auf sich.
Mit leerem Becher kam er zurück. Eine Hälfte getrunken, die andere verschüttet. Worüber er nicht wirklich unglücklich war. Die Qualität der Brühe unterbot ihren miesen Ruf bei Weitem.
«Für einmal nicht zu spät», wurde er von Deubelbeiss, der inzwischen aufgewacht war, begrüßt. «Leiden Sie unter seniler Bettflucht? Oder hat Sie heute jemand aus dem Nest gestoßen?»
«Ich habe immerhin ein Bett, was mir bei Ihnen nicht der Fall zu sein scheint. Haben Sie hier übernachtet? Stehen Sie auf und sehen Sie draußen nach, ob unsere zwei Gäste hier sind. Und, nur ganz nebenbei: Ab und zu eine Dusche, eine Rasur, eine frische Zahnbürste, ein Kamm und gewaschene Kleider könnten Ihnen guttun. Ich muss mich schämen, Sie so rauszuschicken.»
Der Assistent tat, als würde er aufstehen, sank aber in seinen Stuhl zurück und drückte ein paar Tasten. «Die hocken nebeneinander auf der Bank», kommentierte er das Bild der Überwachungskamera.
Der Vorgesetzte näherte sich und betrachtete die Liveübertragung der Männer. Diese hatten die Kamera bereits erblickt und verzichteten aus Respekt vor Mikrofonen darauf, sich zu unterhalten. «Wie haben Sie das gemacht?» Er deutete auf den Bildschirm, ohne sein Erstaunen zu verbergen.
«Ich habe die Kamera angewählt», meinte der Jüngere, als sei das die einfachste und alltäglichste Sache der Welt.
«Und welchen der beiden knöpfen wir uns jetzt vor?»
«Poth», antwortete Deubelbeiss ruhig und ohne den Blick vom Bildschirm abzuwenden. Mit der Maus zoomte er die auf der Bank aufgereihten Männer heran.
«Holen Sie Stierli. Unser Trueboy hat mich schließlich im Castro warten lassen.»
Ein kaum wahrnehmbares Grinsen huschte über das Gesicht des Assistenten, der sich langsam aufrichtete. «Nur zu meiner Information und aus purer Neugierde: Handelt es sich um Verdächtige oder haben wir die zum Vergnügen eingeladen?»
«Sie sind die einzige Hoffnung, die Erwartungen sowohl der Staatsanwaltschaft als auch des Polizeikommandanten und der rachedurstigen Öffentlichkeit zu erfüllen. Krämer darf ich nicht einladen, weil Huber ihn für unantastbar erklärt hat. Aber das ist alles halb so schlimm. Habe ich Ihnen das nicht dargelegt? Menschen wollen nicht Gerechtigkeit, sie wollen Schuldige, sie dürsten nach Vergeltung. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Damit sich die Welt wieder im Gleichgewicht befindet. Und jetzt gehen Sie schon! Bringen Sie mir Stierli in den Verhörraum. Und wagen Sie nicht einmal, sich auch nur zu überlegen, ob Sie mich bitten wollen, beim Verhör dabei zu sein.»
Bevor der Assistent den Satz in seine Teile zerlegt und verstanden hatte, setzte der Vorgesetzte noch eins obendrauf: «Sie stören. Sie sehen schlecht aus. Sie stinken. Und so wie ich Sie kenne, verfolgen Sie mein Gespräch sowieso, indem Sie sich in die Kamera einwählen – schließlich müssen Sie ja Ihren Onkel informieren.»
Den letzten Teil hörte Deubelbeiss nicht mehr. Er hatte das Büro bereits verlassen und die Tür hinter sich zugeschlagen.
Der Kommissar wartete ein paar Minuten, bevor er den Weg zum Verhörraum einschlug. Als er eintraf, saß Stierli weit zurückgelehnt auf einem der zwei Stühle, um es sich so bequem wie möglich zu machen. Das Gesicht dem Eingang zugedreht, um sich nicht überraschen zu lassen.
«Herzlichen Dank, dass Sie sich für diese Sitzgelegenheit entschieden haben, so behalten wir Sie besser im Bild.» Tagliabue winkte in die Kamera. «Aber Sie kennen diese Situation. Wie lange läuft Ihre Bewährung noch?»
«Das wissen Sie genau! Könnten Sie mich endlich darüber informieren, wieso Sie mich vorgeladen haben?»
«Hat man Ihnen das nicht gesagt? Da muss ich mit meinem Assistenten ein ernstes Wörtchen reden.»
Tagliabue setzte sich dem Vorgeladenen gegenüber und lehnte weit über den leeren Tisch: «Ich weiß, Sie haben Schläfli ermordet.»
Wie von der Tarantel gestochen, schnellte Stierli in kerzengerade Stellung: «Sind Sie eigentlich vollkommen bescheuert?»
«Das steht gerade nicht zur Diskussion. Sie haben mich auf das Anwesen von Schläfli verfolgt und wollten mich im Geheimtunnel verschwinden und verrecken lassen. Weil ich in der Universität aufgetaucht bin, haben Sie Angst gekriegt. Sie dachten wohl, ich sei Ihnen auf der Spur. Sie wollten mich eliminieren, um nicht ins Gefängnis zu müssen.»
«Ist das alles? Ich kenne diesen Schläfli nicht. Habe ihn nie getroffen.» Stierli entspannte sich etwas.
«Wir haben Ihre Fingerabdrücke in der Villa gefunden.»
«Das ist nicht möglich.»
«Es gibt eine weitere Verbindung zwischen Ihnen und dem Ermordeten. Sie haben Geld von ihm erhalten. Zweitausend Franken sind an Sie geflossen. Über ein Konto, das dazu diente, die Transaktion zu vertuschen.»
Der Verdächtige hörte regungslos zu. «Sie sind wirklich durchgeknallt», flüsterte er mehr zu sich selbst als zum Kommissar.
«Sie erinnern sich nicht an zweitausend Franken?» Der Kommissar ließ den Studenten nicht aus den Augen. «Dabei sind Sie doch immer knapp bei Kasse.»
«Wie sind Sie zu diesen Informationen gekommen? Das ist doch eine Verletzung des Bankkundengeheimnisses.»
«Sie pflegen Ihre, wir unsere kleinen Geheimnisse. So bleibt das Leben spannend, nicht wahr?»
«Ist das alles? Mehr haben Sie nicht?»
«Ich denke, das dürfte reichen. Wenn ich daran denke, was uns Ihr Freund erzählt hat, und wenn ich mir ihre Vorstrafen ansehe, stehen meine Chancen gut und Ihre schlecht.»
«Poth?», stieß Stierli verunsichert aus.
«Überlegen Sie gut: Wer von Ihnen beiden ist zuerst bei uns eingetroffen?»
«Er ist etwas später gekommen.»
«Sehen Sie. Ich hatte mich schon mit ihm unterhalten. Er hat Sie belastet. Schöne Freunde ... Unsere Beweise, die Indizien und Aussagen von Poth bringen Sie in ziemlichen Erklärungsnotstand. Und die Samen und Sporen, die wir im durchnässten Teppich gefunden haben, stammen nicht aus unserer Zeit. War anspruchsvoll, Experten zu finden, die sich darin auskennen und konkrete Angaben machen konnten. Aber wie konnten Pflanzenreste aus Urzeiten in die heutige Zeit gelangen? Sie sind im Eis gereist – klingt gut, nicht wahr? Vom Gletscher in die Villa in einem Nobelquartier hoch über dem See, über allen Normalsterblichen. Unsere Recherchen führten vom geschmolzenen Wasser zu Ihnen als Studenten der Glaziologie, passioniertem Gletschergänger und Tourenskifahrer. Und zu Ihren Vorstrafen, zu Tobias Poth. Den Rest hat Ihnen dann Ihr so genannter Freund besorgt.»
«So ein Schwein ...» Und Stierli begann zu erzählen.
Rund drei Stunden später, die Beamten hatten ihn noch länger sitzen lassen, saß Poth auf dem freien, wieder erkalteten Stuhl, auf dem sein Freund zuvor ausgepackt hatte.
«Danke, dass Sie sich die so wertvolle Zeit genommen haben», startete der Kommissar die Vernehmung. «Das Gespräch mit Ihrem Kollegen hat um einiges länger gedauert als geplant. Es war auch viel aufschlussreicher als gedacht. Sie haben also Herrn Schläfli nicht gekannt?»
«Wie ich Ihnen schon sagte: Nein.»
«Bitte, wie wir es in unserer Schulzeit gelernt haben», Tagliabue lehnte sich genüsslich zurück, «formulieren Sie einen ganzen Satz mit Subjekt, Verb und Objekt. Damit deutlich wird, worauf sich Ihr Nein bezieht.»
Poth ließ sich nicht anmerken, dass er nah davorstand zu explodieren: «Nein, ich habe Schläfli nicht gekannt.»
«Und der Kommentar in HEUTE unter Ihrem Pseudonym bezog sich auch nicht auf Schläfli im Speziellen, sondern auf Leute wie ihn im Allgemeinen? Trueboy69 meinte alle reichen Säcke, die auf Kosten der anderen leben. Das war eine Art Sozialkritik, die Sie einfach mal loswerden mussten. Und der Fall Schläfli bildete, Sie verzeihen mir diese Formulierung, nur den Aufhänger?»
«Ich finde die Wortwahl unpassend, aber das steht hier nicht zur Diskussion. Eventuell hat jemand anderes den Kommentar unter diesem Namen verfasst.»
«Haben Sie einen konkreten Verdacht?» Der Polizist sah ihn unverwandt an.
«Könnte jeder gewesen sein», nahm Poth das Blickduell an.
«Zum Beispiel ihr Freund Stierli?»
«Er ist nicht mein Freund. Wir haben uns nur ab und zu mal an der Uni oder zu einem Bier getroffen.»
«Das war nicht meine Frage.»
«Stierli? Weshalb nicht. Er kannte mein Pseudonym. Es könnte auch Zufall sein, dass ein anderer diesen Namen eingesetzt hat – jemand, der ihn im Internet gelesen hat. Wer publiziert einen Kommentar schon unter seinem richtigen Namen?»
Abrupt brach der Ermittler den Blickkontakt ab und zog sich zurück. «Und wenn ich Ihnen sage, dass wir Ihre Fingerabdrücke in Schläflis Villa gefunden haben?», eröffnete er die nächste Runde.
«Dann halte ich das für eine Lüge», ging Poth in Deckung.
«Drei Fingerabdrücke auf einem Heizungsregler im Keller von Schläflis Villa stimmen mit jenen überein, die Sie auf dem silbernen Visitenkartenetui hinterlassen haben. Sie erinnern sich doch an unser Meeting? Wie Sie sehen, hat das Treffen immerhin bei der Polizei, falls ich es so ausdrücken darf, einen ziemlich nachhaltigen Abdruck hinterlassen.»
Die Zweierkombination erzielte erste Wirkung. Tagliabue setzte nach: «Und Sie wollen mir immer noch weismachen, dass Sie Schläfli nicht gekannt haben?»
«Was heißt schon kennen», wich Poth ungelenk aus, «oder wollen Sie von sich behaupten, dass Sie jemanden kennen? Kennen Sie Ihren papà, Ihre mamma, Ihre Freundin?»
«Hören Sie mit dem philosophischen Mist auf!», schnellte der Polizist vor, um seine nächste Attacke zu lancieren: «Sie wurden öfters dabei gesehen, wie Sie zur Villa fuhren, ausstiegen und hineingingen. Es war meist ein rotes Auto von Mobility.»
«Die sind immer rot.»
«Die Daten zeigen die zurückgelegten Strecken und weisen diese zweifelsfrei Ihnen als Fahrer zu. Aber vielleicht hat ein anderer Ihre Identität benutzt.» Er zog sich aus dem Infight zurück, um etwas Luft zu holen. «Bleibt die Haushälterin, die Sie gesehen und sofort identifiziert hat», bluffte er.
«Die portugiesische Putzfrau, die immer rumgeschnüffelt hat?»
«María Pinto ist keine gewöhnliche Putzfrau», erwiderte der Kommissar. «Ich gehe nicht davon aus, dass Sie Schläfli zum Schachspielen getroffen haben ...»
Die Frage traf Poth unerwartet: «Wie kommen Sie auf die absurde Idee? Was haben Sie bloß mit Ihrem Schachspielen?»
«Nur so, ein kleiner Scherz meinerseits. Entschuldigen Sie. Wären sehr teure Schachpartien. Sie könnten davon leben, als Profi.»
«Wovon reden Sie überhaupt?»
«Wir haben uns überall umgesehen. Schläfli hat in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen zum Teil hohe Summen an Sie überwiesen. Ich gehe davon aus, Sie haben die nicht fürs königliche Spiel erhalten.»
«Woher wissen Sie, dass dieses Geld an mich floss? Haben Sie das Bankgeheimnis verletzt, Sie lausiger kleiner Schnüffler?»
Endlich hatte Tagliabue den Gegner aus der Reserve gelockt. Er konzentrierte sich und kümmerte sich nicht um den trash talk: «Selbstverständlich haben wir Hansens Okay im Vorfeld der Ermittlungen eingeholt.»
«Wer ist dieser Hans?»
«Dr. Steffen Hansen, der leitende Staatsanwalt im Fall Schläfli», erklärte der Polizist. «Wofür haben Sie das Geld erhalten?»
«Ich denke nicht, dass ich, und schon gar nicht Ihnen, eine Antwort liefern muss.»
Als ob er nachdenken würde, erhob sich Tagliabue, drehte dem Besucher den Rücken zu und schritt zügig zur Tür, um sich unvermittelt wieder umzudrehen. «Wie Sie wollen. Dann liefere ich Ihnen eine Hypothese: Sie haben Schläfli mit Ihren Diensten verwöhnt. Der arme Kerl war nach dem Tod der Gattin allein und suchte etwas Vergnügen bei Ihnen. Soll doch vorkommen, dass Typen mit Männern und mit Frauen rummachen. Für die These spricht, dass wir DNA-Spuren am Leichnam gefunden haben. Ein Teil davon lässt sich Ihnen zuordnen.»
Misstrauisch zog Poth sich in seine Ecke zurück, um sich eine neue Taktik zu überlegen. «Schläfli war ein Kunde», begann er zögernd. «Ich kannte ihn, lange bevor er seine zweite Frau traf und heiratete, um diesen schönen Schein der intakten, leider kinderlosen Ehe aufrechtzuerhalten. Die bessere Gesellschaft hätte einen wie ihn niemals in ihrer Mitte akzeptiert – für ihn als Emporkömmling gestaltete sich das von Beginn an kompliziert. Ohne Krämer hätte er es nicht geschafft. Der hat ihn in den höheren Kreisen eingeführt und uns miteinander bekannt gemacht – sie hatten beide die gleichen Neigungen.»
«Welche Neigungen?»
Poth musterte Tagliabue und rang mit einer Entscheidung. Er zögerte. Der Kommissar spürte, dass ein Insistieren kontraproduktiv sein würde.
«Ihre Partner mussten möglichst frisch sein. Je jünger, desto besser. Vor allem Krämer war eine perverse und sadistische Sau. Die zwei machten sich gemeinsam auf die Suche nach Frischfleisch, wie sie es nannten. Als ich älter wurde, wollte Krämer nichts mehr von mir wissen. Dafür verlangte Schläfli Exklusivität. Er hatte panische Angst vor Krankheiten. Bei der Arbeit musste ich weiße Handschuhe tragen. Nicht so reich, aber ebenso irre wie Howard Hughes. Das verhinderte Ansteckungen und klärte die Kräfteverhältnisse. Hier der Meister und dort der Diener. Wie bei einer Putzfrau.» Poth lehnte sich zurück und schien erleichtert. «Es ist also unmöglich, dass Sie meine Fingerabdrücke in seiner Villa gefunden haben. Die DNA-Spuren lassen sich mit meiner professionellen Arbeit für ihn erklären. Ich war im Haus, aber – um auf die mehrfach gestellte Frage zurückzukommen: Ich kannte Schläfli nicht wirklich. Und es wird schwierig für Sie sein, mir nachzuweisen, dass ich mich zur Tatzeit am Tatort aufhielt.»
«Da muss ich Ihnen recht geben.» Tagliabue erhob sich. Er erinnerte sich an Lüthi und ihre Unterhaltung über «float like a butterfly, sting like a bee». Er tigerte im Rücken von Poth umher, damit der gezwungen wurde, den Kopf nach links und rechts zu drehen, um den Gegner nicht aus den Augen zu verlieren und auf die nächste Attacke reagieren zu können. Das Katz-und-Maus-Spiel dauerte etwas an, bis der Kommissar zum nächsten Schlag ausholte.
«Stellt sich noch die Frage, wozu Sie das Eis brauchten, das Sie von Ihrem Freund Stierli erworben haben. Gut, um abzulenken, werden Sie jetzt erklären, dass er nicht Ihr Freund ist. Das ändert aber nichts an den Tatsachen. Er hat eben ausgesagt, Ihnen einen größeren Eisblock kurz vor der Tatzeit am Tor zum Anwesen persönlich übergeben zu haben. Er habe zwar nicht gewusst, wofür Sie das Eis brauchten, und auch nicht danach gefragt.»
«Wenn Sie einem Vorbestraften glauben wollen», meinte Poth süffisant, «woher soll er das Eis haben? Etwa aus dem Institut geklaut? Das wird ja immer abstruser, und Sie noch peinlicher, was ich für kaum möglich gehalten hätte.»
Der Ermittler kannte die Reaktion aus jahrzehntelanger Erfahrung. Er lächelte im Wissen, dass er den Fisch an der Angel hatte, und ließ ihn etwas zappeln, gab ihm noch etwas Leine. «Sie behaupten, Stierli nicht zu kennen. Wer kennt schon jemanden, nicht wahr? Als begeisterter Gletschergänger hat Ihr Kollege Ihnen den in Auftrag gegebenen Eisblock von einer Tour mitgebracht. Er hat ihn in der Gefriertruhe seiner Großmutter zwischengelagert, bevor er ihn Ihnen ausgehändigt hat. Dafür haben Sie ihm die zweitausend Franken überwiesen – ein ganz hübsches Sümmchen für ein bisschen gefrorenes Wasser.»
«Ist es verboten, für etwas einen überrissenen Preis zu bezahlen? Der Markt bestimmt ...»
«... den Preis. Ich weiß. Einer Ihrer Maximen. Ich wundere mich einfach, warum Sie nicht bei irgendeiner Tankstelle crushed ice oder ice cubes für Ihre Drinks geholt haben. Warum um alles in aller Welt brauchen Sie so ein großes Stück Eis?» Tagliabue bereitete sich auf die entscheidende Attacke vor.
«Ich habe also überteuertes Eis gekauft. Von Stierli, der es aus einem Gletscher geschnitten hat. Sie merken selbst, wie absurd das klingt. Doch nehmen wir einmal an, es wäre so gewesen. Was wollen Sie damit beweisen – und vor allem: Wie wollen Sie es beweisen?», versuchte sich der Verdächtige aus der Umklammerung zu lösen.
«Ein Stück Eis von diesem Format herzustellen», fuhr der Ermittler unbeirrt fort, «halte ich ja noch für möglich. Sicher verfügt man im Institut für Glaziologie auch über die entsprechende Infrastruktur. Aber in einem gut dokumentierten Wissenschaftsbetrieb würde dies auffallen und Fragen aufwerfen – viel einfacher war es, das Eis vor Ort zu holen. So jedenfalls hat es Ihr Freund, oder eben Nichtfreund, dargestellt.»
«Und wenn schon. Ihre Beweise sind längst dahingeschmolzen. Haben sich aufgelöst.»
«Nicht ganz. Für unsere Fachleute des wissenschaftlichen Dienstes war es einfach, die Spuren im Teppich unter der Leiche mit Ihrem – Sie haben schließlich dafür bezahlt – Eis in Verbindung zu bringen. Und dies erst noch dank der Klimaerwärmung: Denn die Gletscherschmelze bringt nicht nur eingefrorene jungsteinzeitliche Wanderer zum Vorschein, sondern auch Spuren von Pflanzen und Tieren, die in unseren Breitengraden längst ausgestorben sind. Unsere Experten haben zudem Beweise dafür gefunden, dass das Eis vom Tor bis unter Schläflis Füße gebracht worden ist. Und in Großmutters Tiefkühltruhe waren dieselben Elemente zu finden, was die Geschichte Ihres Freundes erhärtet.»
Dieser Schlag saß. Poth zeigte Wirkung. Er fiel in sich zusammen und starrte benommen und leer auf den Tisch.
Der Befrager holte zu seinem nächsten Schlag aus: «Und die überwiesene Summe stimmt auch überein. Sie hätten gierig sein und etwas abzweigen müssen. Weshalb lautet das Konto auf den Namen ‹Perzetta›?»
«Wegen meinem zweiten Vornamen.»
«Der lautet doch Xeno.»
«Mein Vater bestand auf Xeno. Meine Mutter hasste diesen Namen. Wie alles, was meinen Vater betraf. Nur um ihn zu ärgern, nannte sie mich Zeno mit Z.»
Tagliabue gönnte seinem Gegner eine Erholungspause und zählte für sich bis zehn.
«Nun?»
«Schläfli war ein Schwein», begann Poth zögernd. «Haben Sie sich nicht gewundert, weshalb das Bild des perfekten Traumpaares nicht mit ein paar netten, adretten Kindern komplettiert wurde? Er hat seine erste und zweite Frau nicht berührt. Vielleicht hat seine erste Gattin seine Vorliebe für möglichst junge Knaben entdeckt. Mit ihrem Ableben hat sich das Problem gelöst. Ihr Tod wurde nie geklärt. Wahrscheinlich hat ihn einer seiner Freunde bei der Polizei und/oder aus der Politik gedeckt.»
Zum ersten Mal empfand Tagliabue so etwas wie Sympathie für Poth, unterdrückte aber den Impuls, ihm zuzustimmen. Vielmehr forderte er das Gegenüber mit einer Geste auf, mit den Ausführungen fortzufahren.
«Nach dem Tod der Frau hat er die Finger von Kindern gelassen. Anscheinend hatte er Angst davor, entdeckt zu werden. Dafür wurden seine Fantasien – wie soll ich es ausdrücken – ausgefallener. Das begann mit den weißen Handschuhen und hörte mit seiner Eis-Idee auf.»
«Wollen Sie etwas Wasser?» Der Kommissar füllte das Glas des anderen, ohne dessen Antwort abzuwarten.
«Danke.» Poth starrte vor sich auf die Tischplatte, als ob die Fortsetzung der Geschichte dort zu finden wäre. «Schläfli vertrat die bizarre These, dass der Mensch die höchste sexuelle Befriedigung kurz vor dem Tod erfahren könne. Er hat sich obsessiv mit dem Gedanken beschäftigt und seinen eigenen Plan entwickelt. Vielleicht hat er diese Idee abgekupfert – das mit dem Kopfkissen reichte ihm irgendwann nicht mehr.»
Es folgte eine längere Pause.
«Ich sollte ihm diese speziell geknotete Schlinge – er hat mir präzise Instruktionen erteilt – um den Hals legen, das andere Ende des Seiles fixieren. Die Schlinge würde sich beim Schmelzen des Eises unter seinen Füßen langsam zusammenziehen. Meine Aufgabe bestand darin, den perfekten Moment abzuwarten, um ihn, sagen wir, gleich in zweifacher Hinsicht zu befreien, ohne das Experiment zu versauen.»
«Sie mussten das Eis organisieren. Dafür haben Sie Geld von Schläfli erhalten. Die zweitausend Franken haben Sie an Stierli überwiesen. Wahrscheinlich hat Ihnen Ihr, wie formulierten Sie so schön, Meister eine Erfolgsprämie in Aussicht gestellt, falls das Experiment gelingen würde. Aber Sie haben den Lohn nicht erhalten, weil Unerwartetes dazwischengekommen ist. Hat Schläfli den Halt verloren? Ist er ausgerutscht?»
«Das Eis hat sich zu langsam aufgelöst», erläuterte Poth leise, ohne auf den ausgeworfenen Köder zu reagieren.
«Ich weiß es zu schätzen, dass Sie nicht versuchen, mich zu belügen und auf Unfall zu machen. Wie ging es weiter?»
«Ich ging in den Keller, um die Bodenheizung auf volle Leistung zu stellen. Das Scheißding war total vermurkst. Mit meinen Baumwollhandschuhen habe ich die Sache nicht in den Griff bekommen, sondern bin abgerutscht. Ich habe sie mir ausgezogen, um den Drehregler endlich bewegen zu können.» Als suchte er nach einem Beleg für die Aussage, betrachtete Poth seine Handflächen. «Ich habe ihm noch gesagt, dass das nicht so schnell wirken würde. Das sei ein schwerfälliges System und seine Villa riesig. Aber er wollte nicht auf mich hören und hat mich nach unten geschickt, um zu machen, was er verlangte. Als ich dann zurückkam, hing er am Seil. Jemand muss ihn gestoßen haben. Ich weiß es nicht. Ich habe die Überreste des Eisblocks genommen, ins Waschbecken im Keller getragen, mit heißem Wasser zum Schmelzen gebracht und mich dann so schnell es ging aus dem Staub gemacht.»
«Jetzt enttäuschen Sie mich», schüttelte der Ermittler den Kopf. «Sie sagen, es war kein Unfall. Und Sie waren es nicht. Also muss noch jemand in der Villa gewesen sein. Und dann verlassen Sie das Haus nicht fluchtartig auf schnellstem Weg, sondern steigen in den Keller, um in aller Ruhe ein Beweisstück zu entsorgen. Für wie blöd halten Sie mich eigentlich, James?» Ohne auf die Antwort zu warten, legte er nach: «Und kommen Sie mir nicht mit Schock, Panik oder Verwirrung. An die Eisentsorgung haben Sie schließlich auch gedacht ...»
Poth stierte teilnahmslos ins Leere.
«Dann will ich Ihnen erzählen, wie die Sache abgelaufen ist.» Tagliabue studierte den Jüngeren und dessen Reaktionen genau. «Schläfli steht vor Ihnen auf dem Eisblock, die Schlinge um den Hals. Er beleidigt Sie, weil es nicht so abläuft, wie er sich das vorgestellt und er Sie gebrieft hat – wir kennen das Verhalten von Vorgesetzten. Sie regen sich auf, verlieren die Beherrschung, schubsen ihn vom Sockel. Die Schlinge zieht sich viel heftiger und viel enger zu als eigentlich geplant. Der Auftraggeber stirbt direkt vor ihren Augen. Sie geraten in Panik. Packen das Eis, legen es ins Becken und drehen die Heizung auf, um die letzten Spuren sich sozusagen in Luft auflösen respektive verdunsten zu lassen. Jeder Verteidiger wird natürlich darauf plädieren, dass Sie im Affekt handelten. Ich kann mit der Version leben. Bei Hansen wäre ich mir nicht so sicher. Sie kennen die Deutschen.»
Ungläubig schüttelte Poth den Kopf.
«Bei meiner zweiten Hypothese handelt es sich eher um Mord. Hier sind es niedere Beweggründe – aber das muss das Gericht entscheiden: Schläfli wartet angespannt auf den Höhepunkt des Herbsttags, und Sie beide haben keinen oder einen Ihrer Ansicht nach zu tiefen Preis vereinbart. Sie denken, jetzt wäre der ideale Moment für Nachverhandlungen gekommen.»
«Sie sind so pervers wie dieses Schwein!» Poth dämmerte, worauf der Kommissar hinauswollte.
Dieser ließ sich nicht beirren. «Als er Ihren Erpressungsversuch geradeaus ignorierte, haben Sie ihn an den Füßen gepackt und ins Verderben gezogen. Wenn Sie behaupten, Sie hätten das wegen der Kinder gemacht, die er jahrelang missbrauchte, dann wird man Ihnen das zugutehalten. Sofern Ihnen irgendjemand diese Geschichte abnimmt.»
«Die Kinder interessieren mich nicht. Warum auch, wenn sie von ihren eigenen Eltern verraten und verkauft werden? Für mich sind sie Konkurrenten oder, wie man heute beschönigend formuliert, Mitbewerber, Marktbegleiter. Das fällt aber nicht ins Gewicht, da ich Schläfli nicht umgebracht habe.»
«Das würde ich Ihnen gerne glauben. Und ich denke auch, dass Sie das glauben.» Der Polizist umrundete den Tisch. Es schien, als umkreiste er sein Opfer, um im richtigen Moment sofort und unmittelbar zuzuschlagen. «Indizien und Beweise sprechen jedoch eine ganz andere Sprache. Am Heizungsregler waren nicht nur Ihre Fingerabdrücke, am Seil war auch Ihre DNA zu finden. An der Augenbinde und an Schläflis Körper konnten die Experten des Labors Fasern weißer Handschuhe nachweisen. Jener Handschuhe, die Sie im Heizungskeller liegen ließen. An denen fanden wir Spuren Ihrer DNA, daraus resultiert im Endeffekt eine vollständige Indizienkette. Und», Tagliabue blickte direkt in die Videokamera in der Ecke, «Sie besaßen, wie vorhin erläutert, ein Motiv für Ihre Tat.»
«Wenn ich Ihnen erkläre, dass mich Krämer zum kleinen Unfall mit seinem alten Weggefährten Schläfli, sagen wir, finanziell motiviert hat?» Nun studierte Poth den Ermittler genau.
Dieser ließ sich nichts anmerken. «Und: Was wäre Krämers Motiv?», fragte er so beiläufig wie möglich zurück.
«Ich habe Ihnen doch von den gemeinsamen Eskapaden mit den meist sehr jungen Knaben erzählt. Es soll Fotos von den beiden Schweinen mit den Kindern geben.» Poth wartete auf eine Reaktion seines Gegenübers, die jedoch ausblieb. «Krämer distanzierte sich immer weiter von Schläfli. Dessen Geschäfte liefen nicht gut, Schläfli geriet in finanzielle Nöte. Schnell verlor er den Anschluss und wurde ignoriert. Nach außen sah es aus, als hätte er sich nach dem Verlust der Gattin zurückgezogen.»
Mit einem leichten Kopfnicken forderte der Kommissar ihn auf weiterzureden.
«Krämer ließ seinen ehemaligen Freund sitzen. Da fielen Schläfli die belastenden Fotos der gemeinsamen Ausflüge ein. Er begann, Krämer damit zu erpressen. Der wusste, dass das nie aufhören würde. Er wusste auch, dass sich sein ehemaliger Kamerad immer noch mit mir traf. Er rief mich an und bot mir viel Geld für den kleinen Gefallen – ich habe auch andere Jobs für ihn erledigt.»
«Sie heckten dieses Spielchen aus und hatten vor, es mit Schläflis Tod enden zu lassen.»
«Nein. Diese Idee kam von Krämer, und ich machte Schläfli diesen Vorschlag. Der war begeistert und freute sich auf diese, wie er es nannte, Grenzerfahrung. Ich musste bloß das Eis besorgen.»
«Weshalb sollte ich Ihnen die Geschichte glauben?»
Obwohl Poth lange nach einem Argument suchte, blieb er eine Antwort schuldig.
«Ich bin geneigt, Ihnen zu glauben. Aber da bin ich wohl der Einzige. Die Indizien sprechen für sich. Oder: Gegen Sie. Das habe ich Ihnen erläutert. Wer glaubt denn einem wie Ihnen, einem koksenden, schwulen Stricher? Der gegen ein angesehenes Mitglied unserer Gesellschaft, einen old boy aussagt? Hervorragend vernetzt, mit Einfluss in alle relevanten politischen, wirtschaftlichen sowie sozialen Kreise. Krämer, ob schuldig oder nicht, ist nahezu unantastbar. Ich erledige gleich drei Fliegen auf nur einen Schlag, wenn ich Sie überführe: Ich erfülle den Auftrag des Polizeikommandanten. Ich mache den Staatsanwalt und die Öffentlichkeit glücklich. Und ich stille den Hunger nach Rache an all denen, die mich in der Vergangenheit verletzt haben. Die mir einen Teil meiner Erinnerungen geraubt haben oder sie bis heute beherrschen.»
«Aber ich habe ihn nicht getötet. Als ich zurückgekehrt bin, hing er bereits tot am Strick. Ich habe mir zwar überlegt, Krämers Auftrag auszuführen. Aber der Gedanke ist nicht strafbar. Sonst wären Gerichte und Gefängnisse hoffnungslos überfüllt.»
«Sehen Sie», Tagliabue begab sich Richtung Tür, «es geht nicht um Wahrheit, um Gerechtigkeit oder um das Recht. Ich bin aber überzeugt, es geschieht Ihnen recht. Für die Gesellschaft geht die Rechnung auf. Der fiese Mord wurde endlich gesühnt. Das Gleichgewicht ist wieder hergestellt. Und das in doppelter Hinsicht.»
«Wie meinen Sie das?»
Der Kommissar machte kehrt, wisperte Poth ins Ohr, damit weder Aufnahmegerät noch Assistent mitlauschen konnten: «Ich habe Ihre Stimme wiedererkannt. Sie wussten nicht nur von dem Überfall auf mich, Sie waren daran beteiligt. Sie haben mir mit ihren Freunden in der dunklen Unterführung aufgelauert und hätten mich beinahe totgeprügelt. Darum wussten Sie von der hinterhältigen Attacke – dafür lasse ich Sie jetzt über die Klinge springen.»
«Krämer gab den Auftrag, es dem kleinen Tschinggen, wie er Sie nannte, so richtig zu zeigen. Wir waren erstaunt, dass Sie überlebt haben und so schnell, scheinbar ohne langfristige Beeinträchtigungen, zurückgekehrt sind. Sie sind zäh.» Poth grinste dem Polizisten frech ins Gesicht. «Wir hätten Sie umbringen müssen.»
«Großes Pech für Sie.» Tagliabue blitzte ihn mit eiskalten Augen an, um eine längere Pause folgen zu lassen. «Sie waren damals nicht mein Henker. Dafür bin ich jetzt Ihr Richter.»
Er ließ von seinem Opfer ab und klopfte an die Tür, die nach wenigen Momenten von außen geöffnet wurde. Mit dem uniformierten Beamten im Rücken wandte er sich ein letztes Mal zu Poth, der völlig in sich zusammengesunken war: «Sie sind allein. Alle Indizien sprechen gegen Sie. Sie werden schon sehen.»
Mit der Tür schloss er den Fall.