Die Zuteilung und Ausblick

Bei der Zuteilung der Organe spielen viele verschiedene Faktoren eine Rolle – neben dem MELD-Score auch die Blutgruppe sowie die Größe und das Gewicht von SpenderInnen und EmpfängerInnen, welche zueinander passen müssen. Nachdem ein Organ einer Person auf der Liste zugeteilt wurde, wird diese angerufen, damit sie sich möglichst frühzeitig in die Klinik begibt. Die endgültige Entscheidung für eine Transplantation ist zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht gefallen. Das Organ wird noch einmal begutachtet und einer Prüfung unterzogen. Wenn etwas nicht passt, muss die Transplantation kurzfristig abgesagt werden. Dies kann für die PatientInnen und ihre Angehörigen sehr belastend sein, ist aber nicht vermeidbar, da man ansonsten zu viel Zeit verlieren würde – ein entscheidender Faktor für die Organqualität. Auch Herr Verst und seine Familie mussten mehrere Male diese Prozedur durchleben, vergeblich hoffen und bangen, bis letztendlich das „richtige“ Organ erfolgreich transplantiert werden konnte.

Nach erfolgter Transplantation müssen PatientInnen ein Leben lang Medikamente einneh­men, die ihr Immunsystem unterdrücken. Diese verhindern, dass das (fremde) Organ vom Körper abgestoßen wird. Insbesondere im ersten Jahr nach Transplantation ist das Risiko einer Abstoßung erhöht und die Medikamentenspiegel müssen engmaschig kontrolliert und angepasst werden. Die Medikamente wiederum erhöhen u. a. das Risiko für Krebs und schwerwiegende Infektionen, außerdem können sie die Nierenfunktion beeinträchtigen. Auch unabhängig von den Medikamenten können verschiede Komplikationen auftreten, wie z. B. Engstellen im Bereich der Gallenwege. Doch die Fortschritte der letzten Jahrzehnte in den Bereichen der medizinischen Technik, der Operationsverfahren sowie der Entwicklung von Medikamenten haben dazu geführt, dass die Prognose von PatientInnen nach Lebertransplantation stetig verbessert werden konnte. Aktuell geht man davon aus, dass nach zehn Jahren noch über 70 Prozent der transplantierten PatientInnen leben. Nichtsdestotrotz ist die Prognose sehr individuell und hängt u. a. von der ursächlichen Erkrankung, dem Gesamtzustand der PatientInnen zum Zeitpunkt der Transplantation und Begleit- sowie Folgeerkrankungen ab.

Wir sehen es als Aufgabe des Transplantationszentrums, Organempfangende über das Alltagsverhalten zu schulen und lebenslang zu begleiten. So werden Transplantierte zu ExpertInnen für ihren eigenen Körper und lernen, die Verantwortung für das Organ und ihre Gesundheit zu übernehmen. Die Nachsorge ist ein interdisziplinärer Auftrag, wobei die niedergelassenen FachärztInnen und ÄrztInnen eng mit dem Transplantationszentrum zusammenarbeiten und Kontrolluntersuchungen durchführen, um unsere PatientInnen möglichst umfassend zu versorgen und vor Komplikationen zu schützen.

PD Dr. med. Katharina Willuweit, Stellvertretende Direk-
torin und Leiterin der Nachsorge-Ambulanz Lebertransplantation

PD Dr. med. Jassin Rashidi Alavijeh, Geschäftsführender Oberarzt und Leiter der Wartelisten-Ambulanz Lebertransplantation

Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie & Transplantationsmedizin, Universitätsmedizin Essen