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Kofi hatte in der Fürstenberger Straße bei Pizza Star angehalten und für sich und Stefan eine große Portion Tortellini in Schinken-Sahne-Soße besorgt. Jetzt saßen sie nebeneinander an Kofis Schreibtisch und löffelten Nudeln und Soße in sich hinein.

Während der Mahlzeit informierte Kofi ihn über sein Gespräch mit Irene Rugenstein.

Ollner hörte aufmerksam zu und sagte schließlich: „Sie benimmt sich zwar seltsam, aber für eine Mörderin halte ich sie nicht.“

Da Kofi als Erster aufgegessen hatte, setzte er eine neue Kanne Kaffee auf.

„Was ist dir über die Leber gelaufen?“, fragte Ollner.

„Dieser Paul!“

„Den haben wir doch überprüft. Mir erscheint er nicht verdächtig.“

„Der treibt sich ständig in der ganzen Stadt herum.“

„Willst du ihn als Zeugen vernehmen?“

„Keine schlechte Idee.“

„Kofi, überleg mal. Wir wissen, dass er keinen Führerschein hat und wahrscheinlich auch nicht fahren kann. Wie hat er Hilmar, den ersten Jungen, den wir gefunden haben, aus Schleswig-Holstein nach Holzminden gebracht? Mit dem Fahrrad?“

Kofi presste die Lippen aufeinander. „Er erscheint mir trotzdem suspekt. Egal. Lass uns noch einmal gucken, ob wir eine Gemeinsamkeit finden.“ Er rief die Datensätze auf, die sie über die verschwundenen Kinder angelegt hatten. „Hilmar, Kelvin und Emma.“

„Zwei aus Holzminden, einer aus Heide.“

„Zwei Jungs, ein Mädchen.“

Stefan hatte gerade einen Löffel Nudeln in den Mund gesteckt und begann plötzlich, wild zu gestikulieren und mit den Augen zu rollen.

„Hast du dich verbrannt?“

Ollner schüttelte den Kopf und schluckte hastig. „Ich hab‘s. Die sind alle begabt, du weißt schon, Judo, Schauspiel, und Hilmar wurde nach einem Fußballturnier entführt.“

„Wenn du recht hast, ist Paul wieder im Spiel.“

„Wieso?“

„Er kriegt die einfachsten Sachen nicht gebacken, und die Kids sind nicht nur intelligent und sehen gut aus, sondern sie haben noch dazu eine spezielle Begabung, mit der sie Aufmerksamkeit und Lob verdienen.“

„Ich weiß nicht. Klingt für mich nicht plausibel.“

„Du bist ja auch kein perverser Mörder.“

„Dann wären aber auch Hanske und Sander verdächtig. Beide mühen sich ab, eine gesicherte Existenz aufzubauen, was ihnen nicht gelingt, während den Kindern alles in den Schoß fällt.“

„Es ist mir egal, was du denkst, ich werde mal ein Vieraugengespräch mit Paul führen und anschließend Gregor Körner besuchen.“

Er erwähnte nicht, dass Paul möglicherweise noch bei Anna war und hinterher ebenfalls zum Varieté fahren würde.

Wenn es ihm gelang, Paul daran zu hindern, Anna zu begleiten, konnte er sich gleich nach dem Termin bei Körner mit ihr verabreden, ohne dass Paul dazwischenfunken konnte.