ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT I

Marty McFly reist ungeplant mit der Zeitmaschine seines Freundes Dr. Emmet "Doc" Brown in das Jahr 1955 zurück, in dem seine Eltern sich kennengelernt haben. Ohne eine Ladung Plutonium ist die Zeitmaschine nutzlos und Marty kann nicht in seine Gegenwart 1985 zurückkehren. Nur der dreißig Jahre jüngere Doc kann ihm helfen. Gemeinsam entwickeln die beiden einen Plan, um Marty mit Hilfe eines Blitzes zurück in die Zukunft zu schicken. Doch so einfach ist es nicht, denn Marty verhindert aus Versehen, dass seine Eltern sich kennenlernen. Stattdessen verknallt sich seine jugendliche Mutter Lorraine in ihn selbst, und Martys Existenz ist in Gefahr. Denn wenn er seinen unsicheren Vater nicht dazu bringt, seine Mutter zu erobern, wird er niemals geboren werden und löst sich noch vor seine Rückreise buchstäblich in Luft auf.

Originaltitel:

BACK TO THE FUTURE

Produktionsland:

USA

Produktionsjahr:

1985

Dauer:

111 Minuten

Verleih:

Universal Studios

Regisseur:

Robert Zemeckis

Drehbuch:

Bob Gale, Robert Zemeckis

Hauptdarsteller:

Michael J. Fox (Marty McFly), Christopher Lloyd (Dr. Emmet Brown), Lea Thompson (Lorraine McFly)

Produktion:

Bob Gale, Neil Canton, Kathleen Kennedy, Frank Marshall, Steven Spielberg

Indem Marty verhindert, dass seine Eltern sich kennenlernen und verlieben, beschwört er das klassische Großvater-Paradoxon herauf. Denn ohne die Heirat seiner Eltern wird Marty selbst nie geboren werden. Das Großvater-Paradoxon tritt jedoch nicht sofort in Kraft. Marty hat eine gewisse Zeit zur Verfügung, um seine Existenz doch noch zu retten, indem er seine Eltern verkuppelt, bevor er zurück in seine Gegenwart reist.

Das Foto von Marty und seinen Geschwistern in ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT.

Auf einem Foto, das Marty und seine Geschwister zeigt, ist das Ausmaß des Großvater-Paradoxon zu erkennen: Martys Bruder wird Stück für Stück aus dem Foto ausradiert. Als schließlich auch Marty auf dem Foto verblasst, geschieht dasselbe mit seinem Körper: Er löst sich tatsächlich in Luft auf. Doch zu Martys Glück erobert sein Vater seine Mutter gerade noch rechtzeitig und Marty materialisiert wieder. Das Großvater-Paradoxon wurde erfolgreich abgewendet und Marty kann in seine Gegenwart zurückkehren. Dort angekommen erlebt er eine äußerst positive Überraschung. Sein Vater, zuvor ein Schwächling, ist ein erfolgreicher Science-Fiction-Autor, seine Mutter ist keine Alkoholikerin und Martys Geschwister sind im Gegensatz zu vorher stilbewusst und erfolgreich. Sogar das Auto, vom dem Marty immer geträumt hat, steht in der Garage. Marty hat durch sein Eingreifen in der Vergangenheit ein Parallel-Universum erschaffen, in dem alles besser ist als zuvor.

Regisseur Robert Zemeckis und Drehbuchautor Bob Gale haben in ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT eine Kombination aus Großvater-Paradoxon und Parallel-Universum geschaffen. Wenn die Möglichkeit besteht, Parallel-Universen zu öffnen, hätte Marty sich nicht in Luft auflösen können. Er wäre in seine Gegenwart zurückgekehrt und wäre dort ein Identitätsloser gewesen (so wie George Bailey in IST DAS LEBEN NICHT SCHÖN?). Er hätte sein ursprüngliches Universum verlassen und hätte fortan in einem Parallel-Universum gelebt, in dem er nicht geboren wurde. Doch zweifellos wäre dies kein schönes Ende für einen Entertainment-Film gewesen. Die Spannung des Filmes wird gerade dadurch erzeugt, dass Martys Existenz auf Messers Schneide steht, bis er seine Eltern zusammengebracht hat. Und der Clou der Handlung ist, dass Martys Gegenwart um so vieles besser ist als vor seiner Zeitreise.

Da sich Robert Zemeckis in ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT nicht eindeutig für ein Zeitreisemodell entschieden hat, entstehen eher Logikfehler als bei Filmen mit einem eindeutigen Zeitreisemodell.

Ein Fehler findet sich in dem Foto von Marty und seinen Geschwistern. Marty überprüft mit Hilfe des Fotos, ob seine Zukunft gesichert ist. Das Bild zeigt die drei in ihrer ursprünglichen Gegenwart. Martys Bruder trägt ein Mickymaus-T-Shirt und seine Schwester ein stilloses Outfit. Martys Geschwister verschwinden auf dem Foto, da Marty verhindert, dass seine Eltern sich verlieben.

Als er auf der Bühne Gitarre spielt, damit seine Eltern tanzen und sich verlieben können, verschwindet er selbst auf dem Foto und in Wirklichkeit auch auf der Bühne.

Marty löst sich in Luft auf (ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT).

In letzter Sekunde erobert sein Vater seine Mutter, und Marty und seine Geschwister tauchen wieder auf dem Foto auf. Wenn Marty dann in seine veränderte Gegenwart zurückkehrt, trägt sein Bruder einen geschmackvollen Anzug, und seine Schwester ist stilbewusst gekleidet und hübsch geschminkt.

In dem Augenblick, da seine Eltern zueinandergefunden haben, hat sich das Paralleluniversum geöffnet, in dem Martys Vater erfolgreich ist und seine Geschwister auf ihr Äußeres achten. In diesem Paralleluniversum hätte ein Foto wie jenes von Marty und seinen Geschwistern nicht entstehen können. Um das unerwartete »Happy End« der Gegenwart nicht vorwegzunehmen, muss das Foto jedoch für den Zuschauer unverändert, also wiedererkennbar sein.

Das Paralleluniversum, welches am Ende des Films Martys ursprüngliche Gegenwart ablöst, ist ein unerwarteter Clou, der erst durch das nicht festgelegte Zeitreisemodell, das »offene Universum« möglich ist.

Abbildung Nr. 16 zeigt die Zeitreisestruktur in ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT. Marty startet seine Zeitreise von der Ausgangssituation im Jahr 1985. Im Jahr 1955 angekommen, ändert Marty den Lauf der Dinge und verursacht das Großvater-Paradoxon. Durch diese Veränderung öffnet sich ein Parallel-Universum, in welchem er bei seiner Rückreise in die Gegenwart ankommt. Marty landet in einem neuen Jahr 1985, in dem die Ausgangssituation der Zeitreise vollkommen verändert ist.

Abb. 16: Zeitreisestruktur in ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT.