Bud's Dugout befindet sich immer noch am gleichen Platz wie vor siebzehn Jahren, ein wenig außerhalb auf der Virginia Avenue. Jenseits der Bahngleise. Im Südosten von Indianapolis.
Die Preise sind in der Zwischenzeit zwar gestiegen, aber Ma behält wenigstens immer schön die gleiche Speisekarte bei. Das einzige, was regelmäßig ausgewechselt wird, sind die Flipperautomaten. Sie hat vier, und alle drei bis vier Monate wird einer davon ersetzt. Sie nutzen sich ab, muß man wissen, vor allem, wenn sie reichlich traktiert werden. Sie können zwar noch für ein Weilchen wieder instand gesetzt werden, aber das verursacht immer höhere Reparaturkosten, und die Flipperautomaten büßen trotzdem ihre Spritzigkeit ein. Das ist traurig für eine gute Maschine. Aber die Menschen scheinen ihre Maschinen mit den gleichen eingebauten Traurigkeiten zu versehen, mit denen sie sich selbst herumschlagen müssen.
»Hallo, Junge«, sagte Ma, als sie aufblickte und mich an der Theke sitzen sah. Es waren nur wenige Gäste da, als ich hereinkam, so daß ich vorne blieb. Wenn es sehr voll ist, gehe ich ins Hinterzimmer. Genau wie ich hatte sie früher immer eine separate Wohnung, aber als Bud starb, zog sie ins Hinterzimmer des Dugout. Bud war mein Vater.
»Wie geht's der Kleinen? Hast du in letzter Zeit von ihr gehört?« Diese Frage galt ihrer Enkeltochter.
»Ich habe in den letzten zwei Wochen nichts von ihr gehört, aber ihr geschrieben.«
»Wann wirst du sie das nächste Mal sehen?« Sie schob mir eine Schüssel von ihrem Chili ton tarne hin. Und Tee, frisch aufgegossenen Tee.
»Ich weiß nicht, Ma. Vielleicht schon bald.« Ich kam alle paar Wochen vorbei, um nach ihr zu schauen, zu sehen, ob es ihr gutgeht. Wir sind nicht gerade unzertrennlich, aber wir leben auch nicht in verschiedenen Welten. Heute abend ging es ihr ganz gut, gut genug jedenfalls. Sie war abgearbeitet, aber ungebrochen. Der Laden gehört ihr, völlig schuldenfrei. Dazu habe ich ihr verholfen - das eine Mal, als es mir gutging.
Zwei Gäste kamen herein, ein junges Paar. Sie suchten sich einen Tisch aus und berieten dann einen Augenblick. Dann ging die Frau Hayride spielen, und der Mann kam an die Theke, um seine Bestellung aufzugeben. Er orderte Cheeseburgers und Pommes und leistete dann wieder der Frau Gesellschaft. Sie spielten an getrennten Flippern.
Ma beugte sich vor und flüsterte mir ins Ohr: »Sie lieben die Maschinen. Was, glaubst du, sind die von Beruf?« Ich sah sie mir an, aber ihre Kleidung verriet mir nichts. Während ich ihnen zusah, entging ihnen ein Wiederholungsspiel, und sie mißhandelten die Flipper. Ich zuckte die Achseln und schüttelte den Kopf.
»Lehrer!« sagte Ma verächtlich, und ich verstand, warum. Sie waren so jung! »Sie hat es mir gesagt«, fuhr Ma fort. »Sie unterrichten an der High School. Er gibt Mathe an der Tech und sie Französisch und Latein an einer Privatschule. Den Namen habe ich vergessen.«
Ich zuckte noch einmal die Achseln und schüttelte den Kopf.
Für einen einzigen Tag hatte ich heute Schule reichlich genossen. Aber die Sache erinnerte mich wieder an mein Geschäft. Ich nahm die tausend Dollar aus meiner Gesäßtasche und gab sie meiner Mutter. »Verwahrst du die für mich, bitte?«
Sie schaute in den Umschlag. »Wofür?«
»Vielleicht für eine Kaution. Ich hab sie erst bekommen, als die Bank schon geschlossen hatte, und es ist mir zu gefährlich, mit soviel Geld durch die Straßen zu laufen.« Sie wußte, daß ich meinte: zu gefährlich, falls ich verhaftet wurde.
»Rechnest du mit Schwierigkeiten?«
»Nein, aber man sollte immer auf alles gefaßt sein.« Das junge Paar gurrte und gluckste. Sie hatten ein Freispiel gewonnen.
»In Ordnung, Junge. Aber paß auf dich auf.«
»Ja, Ma.« Ich gehe nicht oft zu Ma, nur um zu essen, aber wenn es mal passiert, dann komme ich mir immer wie ein Polizist vor. Ich gehe, ohne zu zahlen.