Sir Max ist noch gar nicht so lange bei mir. Er wird in diesem Jahr neun Jahre alt und kam erst Ende seines siebten Lebensjahres nach Aubenhausen. Zu dieser Zeit hatte er schon tolle Erfolge mit seiner bisherigen Reiterin gehabt, aber seine Vorgeschichte war nicht so erfreulich. Als junges Pferd hatte er als »verrückt« gegolten und immer wieder Prüfungen komplett geschmissen.
Ich begegnete ihm zum ersten Mal, als er sieben Jahre alt war. Das war beim Turnier in Donaueschingen, einem besonders schönen Sommerturnier. Dieses Turnier ist ein echter Höhepunkt des Reiterjahres, und Sir Max nahm mit seiner damaligen Reiterin an der Qualifikation zum Nürnberger Burgpokal teil. Es war Liebe auf den ersten Blick. Ich konnte gar nicht aufhören, ihn anzuschauen, einfach weil er sich so wunderbar bewegte. Max ist ein Rappe, sein Fell glänzte an diesem Sommertag im strahlenden Sonnenlicht, und er lief so elegant und geschmeidig wie ein schwarzer Panther. Ein Traum von einem Pferd.
Der beste Reiter ist nichts ohne ein gutes Pferd. (Übrigens ist es auch umgekehrt: Das beste Pferd nützt dir nichts, wenn du es nicht reiten kannst. Du kannst dir Sieger kaufen, aber keine Siege.)
Am nächsten Tag fragte ich seine Reiterin, was sie mit ihm plant. Sie hat sofort gemerkt, wie gut er mir gefällt, und erzählte mir, der Besitzer, Tim Koch, plane ihn zu verkaufen. Gut, dass ich gefragt hatte. Ich wurde ganz hibbelig bei dem Gedanken, dass dieses wunderbare Pferd vielleicht zu mir nach Aubenhausen kommen könnte.
Es dauerte nicht lange, dann waren der Besitzer und ich uns einig. Wenige Wochen später bezog Sir Max sein neues Zuhause in Aubenhausen. Er gehört uns seither gemeinsam.
Sir Max hat sich bei uns gut entwickelt, und wir sind ganz schnell Freunde geworden. Er ist vom Alter und seiner ganzen Entwicklung her das perfekte Nachwuchspferd, in das ich sehr große Hoffnungen setze. Ich baue ihn jetzt auf, um eines Tages, wenn die Turnierzeit mit Zaire und Dalera endet, wieder mit einem großartigen Pferd am Start sein zu dürfen.
Der beste Reiter ist nichts ohne ein gutes Pferd. (Übrigens ist es auch umgekehrt: Das beste Pferd nützt dir nichts, wenn du es nicht reiten kannst. Du kannst dir Sieger kaufen, aber keine Siege.).
Der beste Reiter ist nichts ohne ein gutes Pferd. (Übrigens ist es auch umgekehrt: Das beste Pferd nützt dir nichts, wenn du es nicht reiten kannst. Du kannst dir Sieger kaufen, aber keine Siege.)
Aber dann passierte im November 2019 etwas, das seine Entwicklung jäh stoppte. Max erschrak auf dem Weg zur Koppel so sehr, dass er panisch zurück in den Stall rannte und auf dem Weg dorthin stürzte. Bei diesem schweren Unfall verletzte er sich am Karpalgelenk, sodass das Gelenk operativ gespült werden musste. Er blieb noch eine ganze Weile in der Pferdeklinik, unter der Obhut unseres vertrauten Tierarztes Dr. Rüdiger Brems mit seinem Team, und wir mussten einige Wochen, sogar Monate, um seine Gesundheit bangen. Nicht nur um seine Gesundheit, auch um seine Zukunft! Denn es war alles andere als sicher, ob er je wieder so tanzen würde, wie er es schon gezeigt hatte. Heute, nach elf Kliniktagen und einer mehrmonatigen Genesungsphase bei uns zu Hause, geht es Sir Max zum Glück wieder viel besser, und wir kommen mit seinem Aufbau sehr gut voran.
Dieses schwere Erlebnis hat unsere Beziehung intensiviert. Nicht nur zu mir, sondern auch zu Anna und Vanessa, den beiden Pferdepflegerinnen, die sich gemeinsam mit mir täglich um ihn kümmern. Das finde ich sehr wichtig, denn ich glaube inzwischen, Max kam mit der Einstellung zu mir, er müsse immer Leistung bringen, um geliebt zu werden.
Natürlich spornen wir unsere Pferde an, das Bestmögliche aus sich herauszuholen. Aber wir versuchen ihnen auch immer wieder zu zeigen, dass sie geliebt werden, so wie sie sind.
Natürlich spornen wir unsere Pferde an, das Bestmögliche aus sich herauszuholen. Aber wir versuchen ihnen auch immer wieder zu zeigen, dass sie geliebt werden, so wie sie sind. Wir halten nichts für selbstverständlich, und wir schenken ihnen Anerkennung für das, was sie sind, nicht nur für das, was sie tun und leisten.
Der Extremfall, bei dem wir ihm das beweisen durften, war die Verletzung. Denn jetzt konnte Sir Max gar nichts mehr leisten. Trotzdem waren wir mit all unserer Liebe und Fürsorge ständig für ihn da. Wir haben ihn jeden Tag in der Pferdeklinik besucht, ich selbst an neun von elf Kliniktagen, seine Pflegerinnen Anna und Vanessa genauso, unsere Physiotherapeutin Pauline Nachbauer war bei ihm, und auch meine Mutter hat ihn besucht, wann immer sie konnte. Er musste nie das Gefühl haben, wir würden ihn allein lassen oder aufgeben, nur weil es fraglich war, ob er jemals wieder im Sport gehen konnte.
Meine Freundschaft mit Max ist dadurch noch reicher geworden. Wir alle bemühen uns mit vereinten Kräften darum, ihn wieder gesund zu bekommen. Er wird vier bis fünf Mal am Tag bewegt, bekommt seine physiotherapeutischen und osteopathischen Anwendungen, darf grasen gehen, geht aufs Paddock, sogar schon wieder auf seine Graskoppel.
Gerade fange ich an, ihn wieder mehr zu reiten. Hauptsächlich im Schritt und Trab, und langsam tasten wir uns an den Galopp heran. Ich glaube, er wird wieder ganz gesund und voll leistungsfähig. Was mich aber ganz besonders freut: Bereits jetzt bin ich sicher, dass die Zeit der Rekonvaleszenz für seine Seele unheimlich wichtig war und ist. Er hat neu gelernt, den Menschen zu vertrauen und Bindungen einzugehen. Er ist ein richtiger Schmuser geworden und hat, wie ich finde, noch mehr an Ausstrahlung gewonnen. Unsere Beziehung ist dadurch auf eine neue Ebene gehoben worden. Und ich freue mich riesig darauf, irgendwann mit ihm auf den Bühnen der Reiterwelt zu tanzen.