Als ich in den frühen Morgenstunden erwachte und die Augen öffnete, war alles um mich herum dunkel. Die Luc-Fackel musste erloschen sein, während ich geschlafen hatte, denn um mich herum sah ich nur dämmerige Schatten und kein Leuchten mehr.
Luc hatte einen Arm unter meinen Kopf geschoben und sein Bizeps war zu meinem Kissen geworden. Er hatte sich an mich geschmiegt und ich spürte seine Brust warm an meinem Rücken, aber lange nicht mehr so heiß wie noch wenige Stunden zuvor.
»Dein Arm ist bestimmt abgestorben«, murmelte ich.
Träge malte er kleine Formen auf meine Taille. »Meinem Arm ging es nie besser.«
Als ich seine Stimme hörte, entwich mir ein erleichtertes Seufzen. »Du klingst normal.«
»Du meinst, dass ich nur noch ein wenig unheimlich bin?«
»Das wirst du wohl nie vergessen, oder?«, sagte ich verlegen.
»Nö.« Ich spürte seinen Finger auf meiner Haut und glaubte, die Zahl 8 auszumachen.
Ich drehte den Kopf zur Seite und versuchte in der Dunkelheit sein Gesicht zu erkennen, sah aber lediglich seinen Hals. »Du weißt, dass ich keine Angst vor dir habe. Nicht einmal, wenn du aussiehst wie ein Lux auf Steroiden.«
»Das weiß ich.« Er reckte sich und küsste mich auf die Nasenspitze.
»Ein bisschen nervös war ich schon, das muss ich zugeben. Du hast mich irgendwie an einen Roboter erinnert. An einen ziemlich scharfen Roboter allerdings, zwei Wörter, die ich auch nie geglaubt hätte jemals zusammen zu verwenden, aber du warst einfach … anders«, faselte ich weiter. »Und ich würde mich wundern, wenn ich jetzt nicht an einigen sehr empfindlichen Stellen einen Sonnenbrand hätte.«
»Scharfer Roboter?« Luc lachte und unsere Lippen streiften sich. Er legte sich wieder hin und ich spürte abermals seinen Finger. »Ich glaube nicht, dass du dir um unangenehme Verbrennungen an empfindlichen Stellen Gedanken machen musst.«
»Das ist gut zu wissen.« Ich rieb meine Wange an seinem Arm. »Trotzdem bin ich froh, dass du nicht mehr glühst.«
Er antwortete nicht, stattdessen malte er etwas auf meine Hüfte, das die Form … eines Mundes hatte?
Ich tastete nach seiner zweiten Hand, schob meine Finger zwischen seine und drückte sie. »Ich weiß, dass ich mich schon bei dir bedankt habe, aber –«
»Du brauchtest mir schon beim ersten Mal nicht zu danken und sicher nicht noch einmal. Ich würde alles für deine Sicherheit tun, Peaches. Das ist einfach so.«
»Das bedeutet aber nicht, dass ich dir nicht zu Dank verpflichtet bin«, sagte ich zu ihm. »Wenn du das nicht getan hättest, wäre ich, na ja, du weißt, was passiert wäre. Ich bin einfach nicht runtergekommen, sosehr ich es auch versucht habe.« Ich blickte auf die Schatten auf dem Bett. »Allein hätte ich mich da niemals rausholen können.«
»Aber das hat doch sein Gutes.«
Erstaunt sah ich ihn an. »Wieso?«
»Weil wir jetzt wissen, dass die Quelle nicht nur reagiert, wenn du dich bedroht fühlst, sondern auch bei extremen Gefühlsregungen.«
»Aber wo ist das Gute daran?«
»Na ja, erstens muss ich dich nun doch nicht dazu bringen, dass du dich von mir bedroht fühlst«, antwortete er trocken.
»Ja, stimmt. Guter Punkt.«
»Und ich glaube …« Seufzend atmete er aus. »Dass sie auf Emotionen reagiert, macht es uns leichter, sie zu extrahieren und zu kontrollieren.«
Das mit der Kontrolle hatte ich ja wirklich super hinbekommen.
»Die Quelle scheint in dir wie ein Verteidigungsmechanismus zu funktionieren, der ausgelöst wird, wenn du dich bedroht fühlst oder unter extremem Druck stehst, und das ergibt Sinn. Wie gesagt, junge Lux oder Origins haben genauso damit zu kämpfen, sie zu kontrollieren, aber gut wäre, wenn du sie bewusst aufrufen könntest, wann immer du willst. Wie wir das schaffen, weiß ich immer noch nicht.«
Vielleicht war ich fehlerhaft.
»Du bist nicht fehlerhaft«, sagte er leise. »Und meckere jetzt nicht, weil ich deine Gedanken gelesen habe. Das hast du mir förmlich entgegengeschrien.«
Ich seufzte und brauchte eine Weile, ehe ich formulieren konnte, was derzeit meine größte Angst war. »Es war nur ein Albtraum, Luc. Und vielleicht kamen dabei einige unterdrückte Erinnerungen hoch.« Es waren eindeutig unterdrückte Erinnerungen, aber egal. »Könnte das immer wieder passieren, wenn ich schlafen gehe? Was ist, wenn ich es einfach nicht kontrollieren kann?«
»Wie, wenn du es nicht kannst? Bedeutet das, du unternimmst lieber nichts?«
Ich runzelte die Stirn. »Nein. Aber du kannst die Quelle nicht jedes Mal übernehmen, wenn es so weit kommt. Ich will nicht, dass du zu Roboter-Luc wirst –«
»Und wenn ich zum scharfen Roboter-Luc werde?«
»O Mann«, jammerte ich.
Er lachte leise in sich hinein, was ich nur allzu gern hörte, obwohl er sein Bestes gab, um mich verlegen zu machen. »Wir probieren es an einem sicheren Ort. Es gibt genug Felder und verlassene Grundstücke, wo es nicht schlimm ist, wenn du alles rauslässt.«
»Nicht schlimm? Du wärst in Gefahr.«
»Wäre ich nicht.«
Skeptisch sah ich ihn an. »Darf ich dich daran erinnern, was Roboter-Luc gesagt hat? Dass du dich getäuscht hast und doch nicht unbesiegbar bist.«
»Abgesehen von der Tatsache, dass ich mich darauf einstellen und Vorsichtsmaßnahmen ergreifen könnte, braucht es mehr als ein oder zwei einstürzende Gebäude, um mir Schaden zuzufügen.«
Ein oder zwei einstürzende Gebäude?
Mir fehlten die Worte.
Dafür fielen mir andere Worte ein. »Und wenn ich wieder zur gnadenlosen Superhexe würde? So wie du über meine Kräfte gesprochen hast«, ich wandte den Blick ab, »klang es so, als seist du dir sicher, dass ich dich erledigen könnte.«
»Evie? Ich weiß nicht, ob es dir bewusst ist oder nicht, aber von dem Moment, als im Wald alles den Bach runterging, war mir klar, dass du mich töten könntest, wenn du es wirklich wolltest. Es wäre sicher kein Kinderspiel für dich, aber du würdest den Kampf gewinnen.«
Das wusste ich bereits, aber es aus Lucs Mund bestätigt zu hören, war unheimlich. Natürlich wäre es super, die Quelle kontrollieren zu können, aber bis dahin? Es war schrecklich, ständig befürchten zu müssen, mich nicht mehr im Griff zu haben und womöglich jemanden zu töten, den ich mit jeder Faser liebte.
»Und das beunruhigt dich nicht? Gar nicht?«
»Ganz ehrlich?« Er rollte mich auf den Rücken und ich verschränkte – dem innigen Erlebnis von eben zum Trotz – die Arme vor der Brust. »Ich finde es ziemlich hot. Genauso, wie es mich ein bisschen angeturnt hat, als du mir die Haut von den Knochen gezogen hast.«
Ähm …
»Ja, so genau wolltest du’s vielleicht gar nicht wissen, aber es wäre schön, wenn es jemanden gäbe, der sich um die Bösen kümmert, wenn ich mal wieder an irgendeiner Serie hängen geblieben bin.«
Fassungslos starrte ich ihn an, aber sein Gesicht lag im Schatten. »Meinst du das ernst? Ich bin nämlich wirklich unsicher. Ich hoffe nicht, aber es klingt so idiotisch, dass du es wahrscheinlich doch genauso meinst.«
Er legte seine Hand auf meinen Bauch, direkt unterhalb des Nabels. »Na ja, die Hälfte davon stimmt. Oder 90 %. Ich finde ja, der Suchtfaktor von Serien wird stark unterschätzt.«
Jedes Mal, wenn es mir einmal mehr die Worte verschlug, glaubte ich ehrlich, noch einmal könnte es mir nicht passieren. Aber jedes Mal täuschte ich mich.
»Ich werde es jedoch nie so weit kommen lassen, dass mein Leben oder deins in Gefahr wäre«, fuhr er fort. »Dann werde ich es rechtzeitig stoppen.«
»Aber wie? Willst du dann wieder Energie aus mir raussaugen?«
Er strich mit dem Finger um meinen Bauchnabel und schwieg ziemlich lange. »Ich glaube nicht, dass das besonders schlau wäre.«
Verunsichert fragte ich: »Warum nicht?«
»Ich bin der einzige Origin, der dazu in der Lage ist – der einzig lebendige Origin zumindest. In gewisser Hinsicht bin ich wie ein Arum, der sich durch das Aussaugen der Lux stärkt und seine Fähigkeiten verbessert, aber ganz das Gleiche ist es nicht.« Er malte eine unsichtbare Schlangenlinie auf meine Haut. »Ich weiß jetzt, warum du die Kraft in dir als seltsam beschrieben hast«, sagte er. »Auch für mich fühlte sich die Quelle gerade wie ein Fremdkörper an.«
»Und normalerweise ist das nicht so?«
»Nein, sonst ist sie wie ein fester Bestandteil von mir. Aber was aus dir herauskam, war anders. Vielleicht liegt es daran, dass ich von Anfang an … Ich glaube, bei Hybriden ist es auch nicht so. Wahrscheinlich, weil die Mutation bei ihnen durch die Bindung zu einem Lux entstanden ist. Vielleicht fühlt sie sich auch so an, weil sie in dir ist, du aber nicht wirklich Teil davon bist, zumindest nicht bewusst? Jedes Mal, wenn du sie verwendet hast, ist sie dir aufgezwungen worden, entweder durch physische Bedrohung oder durch eine emotionale Notlage. Vielleicht wird es sich ändern, wenn du dich daran gewöhnst. Ich weiß es nicht. Ich habe so was jedenfalls noch nie erlebt.« Seine Stimme wurde leiser. »Aber ganz ehrlich, wie sich diese Kraft anfühlte, als sie in mir war? Danach könnte ich süchtig werden. Ich bin natürlich schlau genug, um das zu erkennen, aber es war mehr als das. Als würde sie … ich weiß nicht, versuchen, auf zellulärer Ebene mit mir zu verschmelzen.«
»Das klingt ziemlich übel.«
»Ja, und als wäre es gar nicht möglich. Ist es auch nicht, deshalb habe ich das, was ich gefühlt habe, vielleicht auch vollkommen falsch interpretiert«, sagte er. »Aber mein Instinkt sagt mir, wenn ich es öfter täte, würde es mich verändern, und mein Instinkt täuscht mich nie.«
Mir wurde eiskalt. »Du meinst, du würdest zu Roboter-Luc werden und … so bleiben.«
»Ich glaube, ich würde zu etwas noch viel Schlimmerem werden«, sagte er und unsere Blicke trafen sich in der Dunkelheit. »Ich würde zu etwas werden, was man wirklich fürchten müsste. Von daher sollte es nur die allerletzte Option sein.«
Es durfte nicht noch einmal geschehen. Wenn Luc Angst hatte, dass so etwas passierte, dann durfte es nicht so weit kommen. »Ich glaube nicht, dass du es tun solltest.«
Einen langen Moment schwieg Luc, ehe er sagte: »Es gibt andere Wege, wie ich dich ausschalten kann, wenns drauf ankommt, Evie.«
Mir war klar, dass es einen Grund gab, warum er einen dieser anderen Wege nicht von Anfang an gegangen war, und legte eine Hand auf seine. »Diese Wege wären schmerzhaft für mich, oder? Nur deshalb hast du mir stattdessen lieber die Energie entzogen.«
»Du kennst mich so gut.« Er zog seine Hand unter meiner hervor. »Ich bin zu Dingen in der Lage, die du noch nie bei mir erlebt hast.«
Nur mit Mühe konnte ich verhindern, dass man sah, wie ich angesichts dieser Worte fröstelte. Ich hatte Luc schon in vielen Situationen erlebt, die beeindruckend viel Kraft erforderten, was sollte es jetzt noch Neues für mich geben?
»Wenn ich wollte, könnte ich dir in den Kopf greifen und deinem Leben damit ein Ende bereiten. Das ginge allerdings nicht schmerzlos vonstatten. Ich stelle mir vor, es fühlt sich ähnlich an wie bei der Kassiopeia-Welle«, führte er weiter aus. Etwas Schmerzvolleres hatte ich tatsächlich noch nie erlebt. »Ich könnte dich Dinge denken und sehen lassen, die es gar nicht gibt, was auch die Origin-Gruppe konnte, der Micah angehörte. Und das ist noch nicht alles.«
Das Herz schlug mir bis zum Hals. »Was denn noch?«
Er lachte, aber es klang weder herzlich noch lustig. »Das Serum, mit dem ich erschaffen wurde, ist Bestandteil des Andromeda-Serums. Das weiß ich, weil du im Wald Dinge getan hast, zu denen bislang nur ich in der Lage war. Fähigkeiten, die Micah und die anderen erst langsam entwickeln mussten.«
Hier nachzuhaken fiel mir nicht leicht. »Was denn für Dinge?«
»Die Art, wie du einzig mit deinem Willen ihre Körper gebrochen hast? Ohne sie zu berühren! So was kann ich auch.« Er hob eine Hand und strich sich mit ernster Miene das Haar aus dem Gesicht. »Außerdem bin ich fast genauso schnell und stark wie du, aber wie du die Erde zur Waffe gemacht hast, das ist mir wirklich schleierhaft.«
Er meinte, wie ich sie zu tödlichen Schlangen hatte werden lassen. Ich hatte ehrlich keine Ahnung, wie ich es gemacht hatte, abgesehen davon, dass ich darüber nachgedacht hatte und es dann passiert war.
»Was ist mit Archer?« Und der kleinen Ashley und dem Kind, das Daemon und Kat erwarteten. »Und mit Zoe?«
»Weder Archer noch Zoe sind zu so etwas in der Lage. Ich war ein überraschender Glückstreffer, jedenfalls vor der letzten Origin-Charge«, erwiderte er und es klang kein bisschen arrogant. »Jeder Origin hat seine eigenen Qualitäten. Zumindest war es bislang immer so gewesen. Ashley hat die besondere Gabe, Dinge zu wissen.«
So wie sie gewusst hatte, dass ich Nadia war?
Auch das war irgendwie unheimlich.
Aber ich war inzwischen nicht weniger unheimlich.
»Im Wald, als es zunächst nicht so aussah, als würde ich dich erreichen?« Er rückte ein Stück von mir ab und drehte sich auf den Rücken. Sofort begann ich wieder zu frösteln. »Obwohl ich alles versucht habe.« Verdrossen atmete er aus. »Ich litt wie ein Hund, als ich daran dachte, dir Schmerzen zufügen zu müssen, selbst wenn ich zu dem Zeitpunkt bereits annahm, dass es bei dir keine bleibenden Schäden hinterlassen würde wie bei den Menschen. Ihr Gehirn hält dem nicht stand und wird buchstäblich zu Brei. Aber ich kam einfach nicht rein. Es war, als hätten sie bei dieser Fähigkeit noch mal Veränderungen vorgenommen, als das Serum weiter verfeinert wurde.«
War es möglich, dass sie bei Daedalus derart proaktiv handelten? Die Antwort lautete Ja. Sie hatten sich all die Erfolge und Misserfolge vorheriger Seren genau angeschaut und mit diesem Wissen – nicht dagegen – gearbeitet.
»Ich muss einfach aufpassen, dass ich dich rechtzeitig erwische, bevor es zu spät ist. Das ist der einzige Weg.«
Er krümmte den Arm unter meinem Kopf, als wollte er ihn wegziehen, und ich wusste, warum ihn das störte. Mich zu erwischen, bevor er mich erreichte, bedeutete, dass er buchstäblich die Kontrolle über meinen Geist übernehmen musste. Und das war nicht im übertragenen Sinn gemeint. Es würde sehr wehtun und das war das Letzte, was Luc wollte.
Ich drehte mich zu ihm um und rückte so nahe an ihn heran, dass ich Arme und Beine um ihn schlingen konnte.
»Also …?« Mehr sagte er nicht.
»Schon gut. Du hast meine Erlaubnis.«
Luc presste sich an mich. Ich hatte den Eindruck, er atmete nicht einmal.
»Wenn es langsam kritisch wird, darfst du mir eine mentale Ohrfeige geben. Ich weiß, dass es wehtun wird, aber dafür kannst du nichts. Du darfst dich deswegen nicht schuldig fühlen.«
»Ich glaube nicht, dass das wirklich eine Option ist, Peaches.«
»Es geht aber nicht anders, sonst sind wir geliefert. Niemand außer dir ist dazu in der Lage.« Ich versuchte so ruhig wie möglich zu bleiben, weil ich wusste, dass er weder bevormundend noch überfürsorglich war. Ich an seiner Stelle würde in Schuldgefühlen ertrinken und konnte das alles nachvollziehen, was aber nichts daran änderte, dass es keine andere Möglichkeit gab. »Oder willst du, dass wir geliefert sind?«
»Lieber liefere ich selbst.«
Ich verdrehte die Augen und wollte mich aufsetzen, doch Luc zog mich wieder hinab. »Nein. Du hast recht«, sagte er. »Es wird nicht leicht werden und wird mir nicht gefallen – und dir auch nicht, aber es ist besser als jede Alternative.«
Es gab keine Alternative.
Plötzlich fiel mir etwas Beunruhigendes auf. »Was ist, wenn ich sie gar nicht kontrollieren können soll ?«
Luc wurde sehr still. »Wie meinst du das?«
»Wir wissen, dass ich vor vier Jahren mutiert und anschließend trainiert wurde. Meine Erinnerungen wurden mir erst genommen, als ich als eine Art Schläferin zu meiner Mom kam. Bis zu dem Tag, an dem April mich mit der Kassiopeia-Welle konfrontiert hat, war mir gar nicht bewusst, dass ich mutiert bin, und auch seitdem hat es sich nur gezeigt, wenn ich bedroht wurde oder vor Schreck ausgetickt bin. Vielleicht war das Ganze wirklich nur als eine Art Verteidigungsmechanismus gedacht und nichts, womit mich Daedalus oder Dasher gezielt ausgestattet haben.«
»Ich kann dir nicht ganz folgen.«
Ich war mir selbst nicht sicher, da meine Erinnerungen an Dasher zu bruchstückhaft und zusammenhanglos waren, doch dann war da noch das, was Eaton gesagt hatte. »Die Trojaner sind doch darauf abgerichtet worden, einzig und allein auf Dasher zu reagieren. Vielleicht kann ich die Quelle nur unter seiner Kontrolle bewusst aufrufen oder beeinflussen, und deshalb fühlt sie sich wie ein Fremdkörper und nicht wie ein Teil von mir an, so wie sie ein Teil von dir oder eines Hybrids ist. Sie ist nur dann ein Teil von mir, wenn Daedalus es zulässt.«
Kaum hatte ich die Worte ausgesprochen, hätte ich sie am liebsten auch schon zurückgenommen, so abwegig wie sie klangen, aber vielleicht waren sie gerade deshalb zutreffend.
»Ich weigere mich, das zu akzeptieren«, erklärte Luc.
»Das kannst du –«
»Es ergibt auch gar keinen Sinn, Evie. Man kann nicht unendlich an der DNA herumbasteln, und es ist mir egal, wie viel sie mit diesem beschissenen Serum steuern können, du bist kein Computer, der nur ein Programm fahren kann«, argumentierte er. »Außerdem würde es nicht erklären, wie die Quelle durch Emotionen aktiviert wurde. Körperliche Schmerzen? Ja. Das ist nachvollziehbar, weil sie damit sicherstellen können, dass du in der Lage bist zu beschützen, was ihnen am wichtigsten ist. Aber Emotionen? Das ist keine existenzbedrohende Situation.«
Da hatte er recht.
»Das kann schlicht und einfach nicht sein«, sagte er, als wäre es an ihm, das zu entscheiden.
Ich wäre froh, wenn er recht hätte, denn wäre ich auf der richtigen Fährte, würde kein Training mit Luc und auch sonst nichts etwas nützen – in dem Fall hätte Jason Dasher den ultimativen Trumpf im Ärmel.
Ich war nicht mehr als eine wandelnde Rückversicherung oder möglicherweise eine Bombe, die im Herzen der einzigen Gemeinschaft tickte, in der sich überhaupt irgendeine Art von Widerstand gegen Daedalus formieren konnte.
Ganz wie ein echter Trojaner.